Schlecht eingebremste Bremsbeläge ruinieren deren Performance – und das über die gesamte Lebensdauer. Um dieses Problem zu umgehen, hat Sinter mit der Smart Bedding Machine ein Tool entwickelt, das den Einbremsprozess deutlich vereinfachen soll, und das vor allem für große Shops oder Teams spannend ist. Wir haben bereits dutzende Testbikes drüber gejagt.

Sinter Smart Bedding Machine | 22,8 kg | 1.499 € | Hersteller-Website

Der erste Trail ist für die Katz. Zumindest nach einem Bremsbelagwechsel. Denn mit frisch gewechselten Bremsbelägen ist die Bremspower zunächst deutlich schwächer und der Fahrstil muss angepasst werden. Der Hintergrund: Belag und Scheibe müssen sich auf mikroskopischer Ebene erst aufeinander anpassen, um die Bremsleistung zu verbessern. Was aber noch viel fataler sein kann: Bremst man zu viel zu früh, können durch die hohe Temperaturentwicklung Gase und Harze austreten und eine glatte Oberfläche entwickeln, was als Verglasen bekannt ist. Die führt zu einer dauerhaft schlechten Performance und kann einen dazu nötigen, die Beläge weit abzuschleifen oder erneut zu tauschen. Wie groß dieses Problem ist, hängt immer von eurer Bremse, den Belägen und der Bremsscheibe ab. Manche Hersteller schreiben etwa 30 zeitaufwändige Vollbremsungen aus einer Geschwindigkeit von 30 km/h vor, um eure Bremsen korrekt einzubremsen, bevor es auf den Trail geht. Das ist für viele allerdings zu aufwendig und hat zur Folge, dass dieser Einbremsvorgang gar nicht erst oder ungenügend gemacht wird. Den Preis zahlt man dann auf der ersten Abfahrt …

Sinter, ein Unternehmen mit über 55 Jahren Erfahrung in der Herstellung von Reibmaterialien, produziert in ihrem Werk bei Ljubljana jährlich über 5 Millionen Bremsbeläge für verschiedene Einsatzbereiche – von Rennkarts über Hochleistungsmotorrädern bis hin zu Mountainbikes. Die Ingenieure von Sinter haben sich jetzt eine Lösung für das Problem einfallen lassen: Mit der Smart Bedding Machine für 1.499 € soll es eine schnelle und effiziente – wenn auch sehr kostspielige – Lösung geben, die den Einbremsprozess automatisiert und deutlich vereinfachen soll.

So funktioniert die Sinter Smart Bedding Einbremsmaschine

Das Prinzip der Sinter Smart Bedding-Einbremsmaschine ist recht simpel: Man stellt das jeweilige Rad auf die Maschine, die mit zwei Alu-Rollen ausgestattet ist. Die Rollen besitzen eine Verjüngung, in der der Reifen sitzt. Anschließend lässt man sich durch das Programm führen, um die Bremsen direkt am Bike einzubremsen. Die Maschine durchläuft dabei mehrere Zyklen aus Bremsen und Abkühlen. Es gibt verschiedene Programme, die sich je nach Bremsscheibengröße und der Art der Bremsen (Zwei- oder Vierkolben) anpassen lassen. Einbremszeit und nötige Bremskraft werden entsprechend optimiert. Einsatz soll die Maschine mit ihrer Größe und dem beachtlichen Preis vor allem bei Bike-Shops, Herstellern und Rennteams finden, beispielsweise für die Betreuung großer Testflotten. Sie ist für alle Bikes geeignet mit Reifen zwischen 20 und 29 Zoll und einer Reifenbreite zwischen 1,0 und 3,0 Zoll.

Durch die Verjüngung in der Mitte der Alu-Rollen sollen die Reifen immer an Ort und Stelle gehalten werden.
Das Bedienpanel ist übersichtlich gehalten und macht die Bedienung einfach.

Die Sinter Smart Bedding Einbremsmaschine im Praxistest

Stolze 22,8 kg beträgt das Eigengewicht der Sinter Smart Bedding Machine, in die man das Bike hineinstellt. Der Einbremseprozess ist einfach, da man weder die Reifen noch die Beläge oder die Bremsscheibe ausbauen muss. Man wählt lediglich das richtige Programm aus und ob man das Vorder- oder Hinterrad einbremsen möchte, und schon geht es los. Die Bremse wird ganz normal über das Ziehen des Bremshebels betätigt. Dabei ist allerdings Vorsicht geboten, besonders wenn bereits Pedale montiert sind. Wenn das Hinterrad auf der Maschine ist und man aus Versehen das Vorderrad auswählt, dreht sich das Rad in die falsche Richtung, wodurch sich die Kurbel mitdreht und das Pedal gegen das Schienbein schlagen kann. Die Richtung lässt sich jedoch einfach durch eine Lichtschranke auf der linken Seite ändern.

Die Maschine startet automatisch, sobald das Bike durch die Lichtschranke erkannt wird, und schaltet sich ebenso automatisch wieder aus, wenn man das Bike herausnimmt. Im laufenden Betrieb ist sie allerdings ziemlich laut, vor allem wenn Bikes mit grobstolligen Reifen drauf stehen. Der Einbremsprozess selbst ist sehr einfach gehalten und zwei LED-Balken zeigen alle wichtigen Informationen an: die Belastung auf die Rollen und die verbleibende Brems- bzw. Abkühlzeit. Die Belastung kann sowohl über den Druck auf das Hinterrad als auch über die Bremskraft erhöht werden, hier muss man die richtige Dosis finden. Denn wenn die Maschine eine starke Belastung anzeigt, bedeutet das nicht unbedingt, dass auch viel Bremskraft aufgebaut wird – z. B. wenn man sehr viel Druck auf dem Bike hat, ohne stark zu bremsen. Dies kann wiederum das Einbremsergebnis verschlechtern. Ideal eingefahrene Bremsen bekommt man also mit dem minimal möglichen Druck auf die Reifen, unter dem diese noch nicht blockieren.

Bereits nach wenigen Minuten sind Vorder- und Hinterbremse eingebremst – mit riesigem Performance-Unterschied!
Die farbigen LEDs zeigen an, ob man die richtige Bremspower aufbringt.

Der zweite LED-Balken zeigt die verbleibende Zeit für den Brems- bzw. Abkühlvorgang an. Damit die Bremse lange genug eingebremst wird, läuft die Zeit beim Bremsvorgang nur weiter, solange man im optimalen Belastungsbereich ist. In der Abkühlphase ist allerdings Vorsicht geboten: Während dieser Phase läuft die Zeit auch dann weiter, wenn man weiter bremst. Das birgt die Gefahr, dass man die Bremsen beim Einbremsprozess direkt verglast. Der gesamte Ablauf dauert insgesamt nur wenige Minuten für Vorder- und Hinterrad, und man spürt einen krassen Unterschied, wenn man das Bike von der Maschine nimmt: Die Bremse hat sofort mehr Biss und man kann mit einem sicheren Gefühl direkt auf den Trail starten. Um eine derartige Steigerung der Bremskraft zu bekommen, müsste man viele Runden auf dem Parkplatz drehen – und stoppen –, und selbst mit gewissenhaftem Vorgehen kommt man nicht ganz an das Maschinen-Ergebnis heran. Die Bremsleistung verbessert sich in den ersten paar Bremsungen nach dem Einbremsen zwar noch etwas weiter, aber das Wichtigste ist, dass die Bremse sofort bissig und zuverlässig ist und die Gefahr des Verglasens minimiert wird.

Das Fazit zur Sinter Smart Bedding Einbremsmaschine

Die Sinter Smart Bedding Machine ist eine einfache, aber effektive Lösung für ein weit verbreitetes Problem. Sie funktioniert gut und ist einfach zu bedienen, wenn man ein paar Dinge beachtet. Innerhalb weniger Minuten sind beide Bremsen fertig eingebremst, und die Bremspower ist danach spürbar verbessert – auch wenn sie sich nach ein paar Bremsungen auf dem Trail dann voll entfaltet. Sinnvoll ist die Maschine durch ihren sehr hohen Preis allerdings nur für Shops oder Teams mit großen Testflotten, die regelmäßig Bremsbeläge tauschen.

Tops

  • verbessert Bremspower schnell und deutlich
  • funktioniert einfach und effektiv

Flops

  • Preis macht sie nur für Firmen attraktiv
  • laut

Mehr Infos findet Ihr auf der Website von Sinter.


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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker