Das Specialized Enduro ist eine echte Legende! Es hat nicht nur durch seinen Namen, sondern auch durch seine innovativen Konzepte die Entwicklung im Trail-Segment geprägt. Gut dreieinhalb Jahre nach der Präsentation des ersten Enduro 29 haben die Amerikaner nun die neueste Evolutionsstufe des Bikes vorgestellt. Ob auch dieses Modell wieder neue Maßstäbe setzt?

Auf den ersten Blick unterscheidet sich das neue Specialized Enduro 2017 nur geringfügig von seinem Vorgänger. Dennoch hat Specialized mit dem neuen Modell ein völlig neues Bike auf 29″- bzw. 27,5″- oder wahlweise auch 27.5+ Laufräder gestellt. Besonderes Augenmerk haben die Amerikaner dabei auf drei Punkte gelegt:

  • Handling
  • Utility, was sich auf die Integration der vom Stumpjumper bekannten SWAT-Box bezieht
  • hohe Langlebigkeit
Das neue Flaggschiff im Specialized Enduro-Line-up: das Specialized S-Works Enduro 29 für 8.699 €.
Das neue Flaggschiff im Specialized Enduro-Line-up: das Specialized S-Works Enduro 29 für 8.699 €.

Vielseitiger denn je – beim neuen Enduro hat der Fahrer die Wahl

Wie bereits das aktuelle Enduro wird auch das neue Specialized Enduro prinzipiell in zwei Laufradgrößen (27,5″ und 29″) erhältlich sein. Das Rad kann jedoch in der 29″-Variante mit bis zu 3,0″ breiten 27.5+ Reifen und in der 27,5″-Version mit bis zu 2,8″ breiten Plus-Reifen gefahren werden. Auf einen Flip-Chip zur Anpassung der Tretlagerhöhe wurde bewusst verzichtet, da dieser auch den Lenkwinkel beeinflussen würde – und der Lenkwinkel ist laut Specialized für das Handling der entscheidendere Faktor als die Höhe des Tretlagers. Das 29er-Modell verfügt in der kommenden Saison über 160 mm Federweg in Front und 165 mm am Heck, die 27,5″-Variante über satte 170 mm an beiden Federelementen.

 Egal ob 29″ oder 27.5+ – als Kunde hat man nach dem Kauf die Wahl und ist so bestens gerüstet.
Egal ob 29″ oder 27.5+ – als Kunde hat man nach dem Kauf die Wahl und ist so bestens gerüstet.

Alles an Bord – auch das Enduro bekommt die SWAT-Box

Das mit dem Design & Innovation Award 2015 ausgezeichnete Specialized SWAT-System steht für Storage, Water, Air und Tools und ermöglicht es, auf einen Rucksack zu verzichten. Dank einer Öffnung im Unterrohr kann im Rahmen problemlos ein Schlauch, Werkzeug, aber auch eine leichte Windjacke verstaut werden. In Kombination mit der Specialized SWAT Bib-Short hat man so für lange Touren genügend Stauraum für die wichtigsten Utensilien. Zusätzlich ist ins Steuerrohr ein Kettennieter inkl. Kettenschloss integriert.

Die SWAT-Box bietet Stauraum für Tools, einen Schlauch und eine leichte Windjacke.
Die SWAT-Box bietet Stauraum für Tools, einen Schlauch und eine leichte Windjacke.

Länger und flacher – die Geometrie des Specialized Enduro

Specialized ist bekannt für kurze Kettenstreben und verhältnismäßig lange Hauptrahmen. Im Vergleich zum Vorgänger ist das neue Enduro etwas länger und flacher geworden. In Größe Large beträgt der Reach nun 450 mm (vorher 445 mm), gleichzeitig sind die Kettenstreben ebenfalls um einige Millimeter gewachsen, sie sind mit 425 mm (27,5″) und 432 mm (29″) jedoch nach wie vor sehr kurz. Zur Freude aggressiver Fahrer wurde der Lenkwinkel beim 29er-Modell um 0,7° abgeflacht und beträgt nun 66°, das 27,5″-Modell verfügt über einen 65,5°-Lenkwinkel. Abhängig von der Wahl der Laufradgröße/-breite variiert die Tretlagerhöhe um bis zu 13 mm. Die genauen Angaben findet ihr in den Geometrietabellen.

Flach
Das Specialized Enduro ist länger und flacher geworden.

Geometrie des Specialized Enduro 29 / 6Fattie

Größe S M L XL
Sattelrohr 396 mm 430 mm 468 mm 523 mm
Oberrohr 555 mm 575 mm 600 mm 625 mm
Steuerrohr 95 mm 95 mm 110 mm 125 mm
Lenkwinkel 66 ° 66 ° 66 ° 66 °
Sitzwinkel 76,5 ° 76,5 ° 76,5 ° 76,5 °
Kettenstrebe 432 mm 432 mm 432 mm 432 mm
Tretlager Höhe (29×2.3″) 352 mm 352 mm 352 mm 352 mm
Tretlager Höhe (650×3.0″) 345 mm 345 mm 345 mm 345 mm
Tretlager Höhe (650×2.8″) 339 mm 339 mm 339 mm 339 mm
BB drop 19 mm 19 mm 19 mm 19 mm
Radstand 1159 mm 1179 mm 1205 mm 1231 mm
Reach 410 mm 430 mm 450 mm 470 mm
Stack 609 mm 609 mm 622 mm 636 mm

Geometrie des Specialized Enduro 650B

Größe S M L XL
Sattelrohr 396 mm 430 mm 467 mm 521 mm
Oberrohr 551 mm 576 mm 604 mm 632 mm
Steuerrohr 95 mm 100 mm 115 mm 125 mm
Lenkwinkel 65,5 ° 65,5 ° 65,5 ° 65,5 °
Sitzwinkel 76,5 ° 76,5 ° 76,5 ° 76,5 °
Kettenstrebe 425 mm 425 mm 425 mm 425 mm
Tretlager Höhe (650×2.3″) 345 mm 345 mm 345 mm 345 mm
Tretlager Höhe (650×2.6″) 350 mm 350 mm 350 mm 350 mm
BB drop 10.5 mm 10.5 mm 10.5 mm 10.5 mm
Radstand 1153 mm 1175 mm 1201 mm 1225 mm
Reach 410 mm 430 mm 450 mm 470 mm
Stack 585 mm 690 mm 604 mm 613 mm

Weniger Wartung – mehr Fahrspaß

So lautet ein weiteres Versprechen von Specialized. Erreicht werden soll das durch neue, größere und doppelt gefettete Lager. Um im Falle eines Falles den Service zu erleichtern, wurde an allen Drehpunkten außerdem die gleiche Lagergröße verbaut. Zusätzlich verfügt das Enduro nun über ein geschraubtes Tretlager und eine überarbeitete Kabelführung. Die Züge laufen in fixen Führungen im Rahmen, wodurch das lästige Fummeln am Ausgang entfällt, und führen dann oberhalb des Tretlagers in den Hinterbau.

Die Züge verlaufen vom Hauptrahmen durch eine in den Lagerpunkt geklickte Führung in den Hinterbau.
Die Züge verlaufen vom Hauptrahmen durch eine in den Lagerpunkt geklickte Führung in den Hinterbau.
Am gesamten FSR-Hinterbau kommt die gleiche Lagergröße zum Einsatz.
Am gesamten FSR-Hinterbau kommt die gleiche Lagergröße zum Einsatz.

Die Ausstattung des Specialized Enduro 2017

Das Specialized Enduro wird es in zwei Laufradgrößen mit jeweils vier Ausstattungsvarianten geben. Was alle Modelle gemeinsam haben, sind 780 mm breite Lenker, ein 1-fach-Antrieb, SRAM Guide-Bremsen und Roval-Laufräder. Ebenfalls im Portfolio hat Specialized den Butcher- und Slaughter-Reifen in jeweils 2,6″ und 2,8″ Breite mit neuer, verstärkter GRID-Karkasse und griffiger GripOn-Gummimischung. Je nach Modell verfügt das neue Enduro entweder über einen kompletten Carbonrahmen (S-Works und Pro), einen Carbonrahmen mit Aluminium-Hinterbau (Expert) oder einen kompletten Aluminium-Rahmen (Comp). Die S-Works- und Pro-Modelle verfügen außerdem über einen SRAM 12-fach Eagle-Antrieb, Export und Comp über eine SRAM 1×11-Schaltung.

Neue Plus-Reifen sollen für noch mehr Grip und Pannensicherheit sorgen.
Neue Plus-Reifen sollen für noch mehr Grip und Pannensicherheit sorgen.
Alle Modelle verfügen über SRAM Guide-Bremsen mit einer 200-mm-Bremsscheibe in Front und einer 180-mm-Disc am Heck.
Alle Modelle verfügen über SRAM Guide-Bremsen mit einer 200-mm-Bremsscheibe in Front und einer 180-mm-Disc am Heck.
Ein echtes Highlight beim 29er S-Works-Modell ist die Öhlins RXF 36-Federgabel.
Ein echtes Highlight beim 29er S-Works-Modell ist die Öhlins RXF 36-Federgabel.

S-Works Enduro 29

Specialized
S-Works Enduro 29 – 8.699 €

Rahmen: FACT 11m Carbon
Gabel: Öhlins RXF 36
Dämpfer: Custom Öhlins STX
Laufräder: Roval Traverse SL 29 Carbon
Reifen: Specialized Butcher 29×2.3″ GRID / Specialized Slaughter 29×2.3″ GRID (v/h)
Schaltung: SRAM XX 1 Eagle
Kettenblatt: 34T
Bremsen: SRAM Guide RS Carbon 200mm/180mm (v/h)
Sattelstütze: Specialized Command Post IRcc
Sattel: Specialized Body Geometry Henge Expert
Lenker: Specialized DH, FACT Carbon, 780mm, 27mm Rise, 8° Backsweep
Vorbau: Syntace Megaforce 2

Specialized Enduro Pro 29

2016 Specialized Enduro Launch
Specialized Enduro Pro 29 – 6.299 €

Rahmen: FACT 11m Carbon
Gabel: RockShox Lyrik RC Solo Air
Dämpfer: Custom Öhlins STX
Laufräder: Roval Traverse SL 29 alloy
Reifen: Specialized Butcher 29×2.3″ GRID / Specialized Slaughter 29×2.3″ GRID (v/h)
Schaltung: SRAM X01 Eagle mit SRAM XX1 Eagle Kurbel
Kettenblatt: 34T
Bremsen: SRAM Guide RS 200mm/180mm (v/h)
Sattelstütze: Specialized Command Post IRcc
Sattel: Specialized Body Geometry Henge Expert
Lenker: Specialized DH, 7050 alloy, 780mm, 27mm Rise, 8° Backsweep
Vorbau: Specialized Trail

Specialized Enduro Expert 29

2016 Specialized Enduro Launch
Specialized Enduro Expert 29 – 4.699 €

Rahmen: FACT 11m Carbon mit M5 Aluminium-Schwinge
Gabel: RockShox Lyrik RC Solo Air
Dämpfer: RockShox Monarch Plus
Laufräder: Roval Traverse 29 alloy
Reifen: Specialized Butcher 29×2.3″ GRID / Specialized Slaughter 29×2.3″ GRID (v/h)
Schaltung: SRAM GX mit RaceFace Aeffect Kurbel
Kettenblatt: 28T
Bremsen: SRAM Guide R 200mm/180mm (v/h)
Sattelstütze: Specialized Command Post IRcc
Sattel: Specialized Body Geometry Henge Comp
Lenker: Specialized DH, 7050 alloy, 780mm, 27mm Rise, 8° Backsweep
Vorbau: Specialized Trail

Specialized Enduro Comp 29

Specialized Enduro Comp 29 – 3.299 €
Specialized Enduro Comp 29 – 3.299 €

Rahmen: M5 Aluminium
Gabel: RockShox Yari Solo Air
Dämpfer: RockShox Monarch Plus
Laufräder: Roval Traverse 29 alloy
Reifen: Specialized Butcher 29×2.3″ GRID / Specialized Slaughter 29×2.3″ GRID (v/h)
Schaltung: SRAM GX mit RaceFace Aeffect Kurbel
Kettenblatt: 28T
Bremsen: SRAM Guide R 200mm/180mm (v/h)
Sattelstütze: Specialized Command Post IRcc
Sattel: Specialized Body Geometry Henge Comp
Lenker: Specialized DH, 6061 alloy, 780mm, 27mm Rise, 8° Backsweep
Vorbau: Specialized Trail

Preise und Verfügbarkeit

Die Preise des neuen Specialized Enduro reichen von 3.299 € für das Comp-Modell bis zu 8.699 € für die S-Works-Variante. Das Expert-Modell geht für 4.699 € und das Pro-Modell für 6.299 € über den Ladentisch. Erhältlich sind die Räder spätestens ab Herbst dieses Jahres.

Jared Graves and Curtis Keene an Bord des neuen Enduro

Unser erster Fahreindruck des Specialized Enduro

Im Rahmen der Präsentation hatten wir die Möglichkeit, das neue Specialized Enduro für drei Tage an der Sunshine Coast in Kanada zu testen. Am ersten Tag ging es in den legendären Coast Gravity Park, an den nächsten Tagen folgten lange Trail Rides in den atemberaubenden Wäldern Kanadas. Steile, technische Uphills verlangten dem Bike ebenso einiges ab wie abwechslungsreiche Abfahrten. Wir haben sowohl die 29″- als auch die 27,5″-Variante mit 2,6″ breiten Reifen getestet. Auf beiden Bikes fühlt man sich direkt nach dem Aufsteigen wohl. Dank der nicht zu extremen Geometrie wirkt alles vertraut. Die Sitzposition ist durch den steileren Sitzwinkel sehr zentral und trotz massig Federweg beschleunigt das Rad auch ohne zusätzliche Plattformdämpfung zügig und bietet guten Vortrieb.

2016 Specialized Enduro Launch

In der Abfahrt zeigt sich das Enduro in beiden Laufradgrößen sehr ausgewogen. Richtungswechsel erledigt es schnell, souverän und ohne großen Körpereinsatz. Im Vergleich zum Vorgänger-Modell ist der Hinterbau spürbar progressiver und nimmt selbst feinste Unebenheiten bereitwillig auf, ohne bei Kompressionen oder in Anliegern wegzusacken. Dank Auto-SAG-Ventil gelingt das Setup sehr schnell. Eine reduzierte Anzahl an Klicks auf den für das Rad passenden Einstellbereich sorgt außerdem dafür, dass man das optimale Setup schnell und einfach findet. Das steife Chassis ermöglicht sehr präzise Fahrmanöver. Ist die Linie einmal anvisiert, trifft man sie mit dem Enduro.

2016 Specialized Enduro Launch

29″ oder 27,5″ – die Qual der Wahl

Es ist eine Frage, die sich wohl viele zukünftige Enduro-Käufer stellen werden: 29″ oder doch lieber 27,5″? Wir würden nach den drei Testtagen wohl zur 29″-Variante greifen. Die größeren Laufräder vermitteln ein nochmals höheres Maß an Sicherheit, ohne an Agilität oder Steifigkeit missen zu lassen. Außerdem lässt sich das Rad problemlos auch auf Plus-Reifen umrüsten und ist dank des besseren Überrollverhaltens auf langen Touren die bessere Wahl. Doch die Entscheidung ist nicht leicht, denn auch das 27,5″-Modell ist absolut ausgewogen und begeistert obendrein mit einem agileren Handling. Kombiniert man es mit 2,6″ breiten Reifen, erhält man außerdem ebenfalls ein spürbares Plus an Komfort, Grip und Kontrolle.

2016 Specialized Enduro Launch

Unser erstes Fazit zum neuen Specialized Enduro

Das neue Enduro tritt in große Fußstapfen, denn bereits sein Vorgänger konnte überzeugen. Dennoch gelang es Specialized, das Rad in sämtlichen Belangen zu verbessern: Eine ausgewogenere Geometrie, ein besseres Fahrwerk, die geniale SWAT-Box und neue Optionen bei der Laufradwahl – am Ende ist es die Summe an Upgrades, die das Specialized Enduro 2017 zu einem sehr guten Do-it-All-Bike machen. Ob das reicht, um die neue Benchmark zu markieren, kann allerdings nur ein ausführlicherer Test zeigen.

Mehr Infos zum neuen Enduro auf der Specialized Website.


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Text: Fotos: Harookz / Specialized