E-Mountainbike oder Enduro? Das Light-E-Mountainbike Specialized S-Works Turbo Kenevo SL sieht dem analogen S-Works Enduro zum Verwechseln ähnlich. Auch technisch und in der Ausstattung sind sie nahezu identisch. Grund genug für ein Duell: Welches Bike geht auf dem Trail am meisten ab und liefert mehr Fahrspaß?

Specialized S-Works Enduro (links)
170/170 mm (v/h) | 14,9 kg in Größe S4 | 11.999 €
Specialized S-Works Turbo Kenevo SL (rechts)
Specialized SL 1.1/320 Wh | 170/170 mm (v/h) | 18,7 kg in Größe S4 | 13.999 €
Hersteller-Website

Und welches ist jetzt das E-Mountainbike? Auf den ersten Blick lässt sich das 13.999 € teure Specialized S-Works Turbo Kenevo SL kaum von seinem 11.999 € teuren Pendant ohne Motor, dem S-Works Enduro, unterscheiden. Zufall? Nein! Das Kenevo SL ist die elektrifizierte Weiterentwicklung des Enduro und setzt nicht auf pure Muskelkraft, sondern auf die Unterstützung durch einen fest verbauten 320-Wh-Akku und den kompakten Specialized SL 1.1-Motor mit bis zu 35 Nm. Für gemütliche Uphills und längere Touren ist das mehr als ausreichend, jedoch nicht mit der Power von Motoren der Bosch-Liga oder dem Turbo Levo zu vergleichen. Vom Motor-System und dem Gewicht abgesehen sind die Eckdaten der beiden S-Works-Bikes nahezu identisch: 170 mm Federweg an Front und Heck, 29”-Laufräder und eine (fast) kompromisslose Ausstattung zum Ballern.

Ideale Voraussetzungen für ein Battle! Welches Specialized geht auf dem Trail mehr ab: das Light-E-Mountainbike oder das Enduro, das schon durch seinen Namen prädestiniert sein sollte? Um das herauszufinden, haben wir das 18,7 kg schwere S-Works Turbo Kenevo SL gegen das 14,9 kg schwere S-Works Enduro antreten lassen: im französischen EVO-Bikepark, auf waschechten EWS-Stages, im Renneinsatz in den Dolomiten und auf unseren flowigen Hometrails rund um Stuttgart. Fahrspaß? Gab’s mit beiden en masse! Doch obwohl sich die Kontrahenten optisch so ähnlich sind, gibt es doch einige entscheidende Unterschiede.

Steil, staubig, schnell
Im EVO-Bikepark haben sich die Specialized-Bikes auf steilen und technischen Singletrails genauso bewiesen wie auf fetten Jumplines.

Die Ausstattung der Test-Bikes

Bei ENDURO gab es noch nie ein Bike-Battle mit so krasser Vergleichbarkeit in der Ausstattung – mit Ausnahme winziger Details sind das Specialized S-Works Enduro und das Turbo Kenevo SL mit den gleichen Teilen bestückt. Highlight beider Bikes ist das 170 mm FOX Factory-Fahrwerk mit 38 GRIP2-Federgabel in Front sowie X2-Dämpfer am Heck. Am Kenevo SL ist der Einstellknopf für den Highspeed-Rebound jedoch nur sehr schwer und umständlich zu erreichen. Die SRAM CODE RSC mit 220-mm-Scheiben am Vorder- und 200-mm-Scheiben am Hinterrad wird den dicken Preisschildern der Bikes mit ordentlich Brems-Power sowie Kontrolle und Hitzestabilität gerecht. Top! SRAM verwaltet mit der kabellosen XX1 AXS-Schaltung die 12 Gänge beider Bikes, die sich nur an der Kurbel unterscheiden. Das Enduro setzt auf die passende X01-Carbonkurbel, während das Kenevo SL der Praxis Carbon M30 vertraut, die an der Welle des SL 1.1-Motors befestigt ist. Auch die 170 mm lange RockShox Reverb AXS ist kabellos und lässt sich vollständig im Sitzrohr des Specialized Enduro versenken. Beim Kenevo SL mit geringerer Einstecktiefe wäre eine Variostütze mit geringerer Bauhöhe die bessere Wahl gewesen. Dank der AXS-Komponenten ist das Cockpit rund um den 800 mm breiten Roval Traverse SL-Carbonlenker an beiden Bikes super clean: Selbst beim E-Mountainbike muss außer der Bremse nur eine Leitung zur Remote verlegt werden. Kritik müssen die beiden S-Works für ihre Laufrad- und Reifen-Kombination einstecken. Auf den hauseigenen Roval Traverse SL-Carbonlaufrädern mit 29” sind 2,3” breite Specialized Butcher-Reifen in der GRID TRAIL-Variante aufgezogen. Die dünnwandigen Reifen bieten für den Speed beider Bikes zu wenig Pannenschutz, wodurch Platten und Defekte vorprogrammiert sind. Hier solltet ihr zumindest zur GRID Gravity-Variante der Reifen greifen oder – um das volle Ballerpotenzial beider Bikes zu nutzen – zu noch robusteren Reifen.

Specialized S-Works Enduro

11.999 €

Specifications

Motor Nm
Battery Wh
Fork FOX 38 Factory GRIP2 170 mm
Rear Shock FOX X2 Factory 170 mm
Seatpost RockShox Reverb AXS 170 mm
Brakes SRAM CODE RSC 220/200 mm
Drivetrain SRAM XX1 Eagle AXS 1x12
Stem DEITY Copperhead mm
Handlebar Roval Traverse SL Carbon 800 mm
Wheelset Roval Traverse SL 29"
Tires Specialized Butcher GRID TRAIL 2,3"

Technical Data

Size S1 S2 S3 S4 S5
Weight 14,9 kg

Specific Features

SWAT-Box
SWAT-Tool im Steuerrohr


Specialized S-Works Turbo Kenevo SL

13.999 €

Specifications

Motor Specialized SL 1.1 35 Nm
Battery Specialized SL1 320 Wh
Display Specialized MasterMind
Fork FOX 38 Factory GRIP2 170 mm
Rear Shock FOX X2 Factory 170 mm
Seatpost RockShox Reverb AXS 170 mm
Brakes SRAM CODE RSC 220/200 mm
Drivetrain SRAM XX1 Eagle AXS 1x12
Stem DEITY Copperhead mm
Handlebar Roval Traverse SL Carbon 800 mm
Wheelset Roval Traverse SL 29"
Tires Specialized Butcher GRID TRAIL 2,3"

Technical Data

Size S1 S2 S3 S4 S5
Weight 18,7 kg

Specific Features

Modulares Akkukonzept mit Range-Extender
umfangreiche Geometrie-Optionen
SWAT-Tool im Steuerrohr

Mehr ist immer besser
… das gilt zumindest für Bremspower. Die SRAM CODE RSC kommt an beiden Specialized mit fetten 220-mm-Scheiben vorne, gepaart mit 200ern am Heck.
Überm Limit
Kenevo SL und Enduro sind beide mit den super leichten Roval Traverse SL-Carbonlaufrädern und Butcher-Reifen mit der GRID TRAIL-Karkasse ausgestattet. Letztere bietet viel zu wenig Pannenschutz, wodurch Platten und teure Defekte an der Carbonfelge vorprogrammiert sind.
Beide Bikes kommen mit einer 170 mm FOX 38 Factory GRIP2-Federgabel …
… und einem FOX X2 Factory-Dämpfer am Heck, der den Hinterbauten ebenfalls 170 mm Federweg entlockt.
Bling-Bling
Die kabellose SRAM XX1 Eagle AXS verwaltet die 12 Gänge an beiden Bikes super schnell, knackig und präzise.

Specialized S-Works Turbo Kenevo SL und S-Works Enduro im Detail

Mehr geht nicht! Der Beiname S-Works markiert bei Specialized das oberste Ende der Produktpalette und so wundert es auch nicht, dass nicht nur bei den Parts, sondern auch bei den Rahmen Carbon das Material der Wahl ist – sogar an einigen Teilen des Six-Bar-FSR-Hinterbaus mit 170 mm. Auf den ersten Blick ist der beim Kenevo SL und Enduro identisch. Doch bei genauerer Betrachtung wird klar, dass Specialized die Kinematik des Light-E-Mountainbikes anpassen musste, um Platz für den Motor zu schaffen.

Same same, but different: Die Six-Bar-FSR-Hinterbauten sehen sich super ähnlich, …
… unterscheiden sich aber dennoch in ihrer Kinematik. Könnt ihr die Unterscheide erkennen?

Saft oder Gummibärchen? Im Unterrohr des Kenevo SL steckt der Akku und versorgt den Motor mit Strom. Im Enduro hingegen steckt dort die SWAT-Box, die sich den Hohlraum zunutze macht und alle Trail-Essentials wie Ersatzschlauch, Pumpe und natürlich Gummibärchen aufnimmt. Sogar eine Regenjacke hat im Enduro Platz. Auf einen Rucksack oder ein Hip-Bag kann man an Bord des S-Works Enduro problemlos verzichten. Das schafft das Kenevo SL nicht. Bei richtig langen Tagestouren mit Range-Extender bleibt für Ersatzteile und Wasser kein Platz am Bike. Lediglich das geniale SWAT-Multitool ist – typisch Specialized – im Steuersatz immer griffbereit.

Enduro only! Den riesigen Stauraum im Unterrohr gibt es nur ohne Akku, …
… aber immerhin beherbergen Kenevo SL und Enduro beide das praktische SWAT-Multitool im Steuersatz.

Der Specialized SL 1.1-Motor des S-Works Kenevo SL

„2 times you“ ist der Slogan für den kompakten SL 1.1-Motor von Specialized mit 240 W Spitzenleistung. Zum Vergleich: Der Motor im Specialized Levo bringt es unter Maximallast auf ein Vielfaches der Leistung und zieht das Kenevo SL bergauf gnadenlos ab. Für ein Wettrennen gegen den Shuttle-Truck im EVO-Bikepark ist das Kenevo SL also nicht konzipiert. Stattdessen nimmt der SL 1.1-Motor den ganz steilen Rampen den Schrecken und ermöglicht euch, einfach noch ein paar Trails an eure Enduro-Runde dranzuhängen. Dafür reicht der 320-Wh-Akku im Inneren des Unterrohrs problemlos aus. Wer auch auf richtig langen Enduro-Runden mit Motorunterstützung unterwegs sein will, greift zum Range-Extender mit 160 Wh, der im Flaschenhalter Platz findet und über ein Kabel mit dem System verbunden ist. Davon abgesehen ist die Integration des gesamten Motorsystems auf absolutem Toplevel. Das MasterMind-Display sitzt integriert im Oberrohr und zeigt euch alle wichtigen Fahrdaten. Die Mission Control-App ermöglicht es, die drei Unterstützungsstufen und Darstellungsoptionen des MasterMind an eure Vorlieben anzupassen. Einzig die super kompakte Remote lässt daher am Cockpit erahnen, dass das Kenevo SL unter Strom steht.

Dicke Waden
So viel Bumms wie in den Specialized Levo-Modellen steckt nicht im kompakten SL 1.1-Motor des Kenevo SL. Seine Unterstützung fühlt sich eher so an, als wärt ihr gerade im Bootcamp von Specializeds CC-Worldcup-Team gewesen.
Mit dem optionalen Range-Extender wächst die Akkukapazität auf 480 Wh an.
Das MasterMind-Display im Oberrohr zeigt alle wichtigen Fahrdaten und lässt sich mit der Mission Control-App anpassen.

Sind mehr Optionen immer besser? Die Geometrie von Specialized Enduro und Kenevo SL

Kenevo SL und Enduro setzen auf das „Style Specific Sizing“-Konzept von Specialized. Dank super niedriger Sitzrohre lässt sich die Rahmengröße nach den persönlichen Vorlieben bzw. den Fahreigenschaften des Bikes und nicht anhand der Schrittlänge wählen. Besonders beim Enduro stehen euch so meistens zwei Rahmengrößen zur Auswahl. Wer viel bei Highspeed im Bikepark und auf Downhill-Tracks unterwegs ist, greift zum laufruhigeren größeren Rahmen, und wer auf ein verspieltes Handling und schnelle Richtungswechsel steht, nimmt die kleinere Version. Trotz identischer Sitzrohrlängen geht das Größenkonzept beim S-Works Kenevo SL jedoch nicht auf. Schuld daran ist die begrenzte Einstecktiefe der Sattelstütze, wodurch sich die 170-mm-Reverb AXS nicht komplett im S4-Rahmen versenken lässt. Für unseren 1,86 m großen Testchef Felix war der Sattel ausgefahren schlichtweg zu hoch. Wer will, kann hier mit einer kompakteren Variostütze wie der OneUp V2 Dropper für mehr Freiraum sorgen.

Die 170 mm lange Reverb AXS lässt sich vollständig im 440 mm kurzen Sitzrohr des Enduro versenken.
Beim Kenevo SL steht sie hingegen knappe 3 cm raus. Deshalb geht das S-Sizing trotz gleich kurzem Sitzrohr hier nicht auf.

Davon abgesehen ist die Geometrie beider Bikes über alle vier Größen vergleichbar und mit flachem Lenkwinkel auf steile Trails und hartes Geballer getrimmt. Die Geometrie des Enduro lässt sich über einen Flip-Chip in der Dämpferaufnahme minimal anpassen. Das Kenevo SL setzt mit einem Flip-Chip im FSR-Lager und einem anpassbaren Steuersatz noch einen drauf: Dadurch sind sechs verschiedene Geo-Einstellungen möglich. Für den Start empfehlen wir euch die mittlere Lagerschale am Steuersatz und die High-Position am Flip-Chip.

Die Geometrie des Specialized S-Works Enduro

Größe S2 S3 S4 S5
Sattelrohr 400 mm 420 mm 440 mm 465 mm
Oberrohr 591 mm 619 mm 644 mm 670 mm
Steuerrohr 95 mm 100 mm 110 mm 120 mm
Lenkwinkel 63,9° 63,9° 63,9° 63,9°
Sitzwinkel 76° 76° 76° 76°
Kettenstrebe 442 mm 442 mm 442 mm 442 mm
Tretlager Höhe 347 mm 347 mm 347 mm 347 mm
Radstand 1217 mm 1246 mm 1274 mm 1302 mm
Reach 437 mm 464 mm 487 mm 511 mm
Stack 616 mm 620 mm 629 mm 638 mm
Flexibel
Mit einem Flip-Chip lässt sich die Geometrie des Enduro um etwa 0,5° anpassen. Wir empfehlen fürs Ballern im Bikepark die Low-Einstellung. Auf technischen Trails macht aber auch die High-Einstellung Spaß.
Komplizierter wird es beim Kenevo SL. Dank spezieller Lagerschalen und dem Flip-Chip im FSR-Lager …
… liefert das Light-E-Mountainbike sechs Geometrie-Einstellungen.

Die Geometrie des Specialized Turbo Kenevo SL

Größe S2 S3 S4 S5
Sattelrohr 400 mm 420 mm 440 mm 465 mm
Steuerrohr 105 mm 115 mm 125 mm 135 mm
Lenkwinkel 63,5° 63,5° 63,5° 63,5°
Sitzwinkel 76° 76° 76° 76°
Kettenstrebe 447 mm 447,3 mm 447 mm 447 mm
Tretlager Höhe 350 mm 350 mm 350 mm 350 mm
Radstand 1228 mm 1258 mm 1287 mm 1316 mm
Reach 435 mm 460 mm 485 mm 510 mm
Stack 618 mm 626 mm 635 mm 644 mm

Turbo, kurbeln oder doch lieber shutteln? Kenevo SL vs. Enduro bergauf im Test

Zugegeben, bergauf ist das Duell zwischen Kenevo SL und Enduro schon am Start entschieden. Und das, obwohl beide Bikes eine fast identische Sitzposition bieten. Dank des relativ flachen Sitzwinkels und des langen Front-Centers geht es geräumig zu und man sitzt leicht gestreckt. Wer oft besonders steile Rampen erklimmt, sollte den Sattel für eine zentralere Sitzposition bei beiden Bikes ganz vorschieben. Richtig steile Stiche sind aber ohnehin nichts für das Enduro, das sich seinen Weg zum Trail-Einstieg lieber auf Forstwegen bahnt. Dabei wird es problemlos und unter leisem Surren vom Kenevo SL begleitet, das seine Motorpower in den beiden niedrigeren Unterstützungsstufen über einen langen Zeitraum sehr gefühlvoll und zurückhaltend bereitstellt. So lässt sich der Uphill auch gemeinsam erklimmen. Wird es steiler und technischer, verlangt das Kenevo SL nach einer sauberen Linienwahl, dem passenden Gang und voller Motorunterstützung, um über Stufen und Kanten zu klettern. Wird der kleine SL 1.1-Motor richtig gefordert, quittiert er das aber auch akustisch. Während das Enduro in Sachen Geräuschkulisse – vom schnaufenden Fahrer abgesehen – die Nase vorn hat, muss es sich dem Kenevo SL im Uphill dennoch geschlagen geben. Wer an einem Tag möglichst viele Downhill-Laps machen möchte, kommt am Shuttle oder Lift jedoch mit beiden Bikes nicht vorbei.

Wir treffen uns oben!
Das Kenevo SL mit dem 240 W starken Specialized SL 1.1-Motor zieht das Enduro bergauf problemlos ab. Dank fein anpassbarer Unterstützungsstufen kann man aber auch gemeinsam bergauf kurbeln.

Send it! Kenevo SL vs Enduro im Downhill

Sattel runter und ready to party? Sowohl das Kenevo SL als auch das Enduro vermitteln eine fette Portion Selbstvertrauen. Durch das niedrige Tretlager positionieren die Bikes ihren Fahrer tief und zentral zwischen den großen Laufrädern. Dabei ist die Front des Kenevo SL noch einen Tick höher und sorgt so für einen aufrechten Oberkörper und einen weit nach vorn gerichteten Blick. Mit allen Spacern unterm Vorbau schafft auch das Enduro diese Downhill-orientierte Grundposition.
Auf dem Trail ist beim Enduro der Name Programm: Auf einfachen, glatten Flowtrails langweilt sich das potente, auf Speed getrimmte Bike. Obwohl es im direkten Vergleich mit dem Kenevo SL richtig poppig und wendig ist und sich leichter im Manual aus dem Anlieger ziehen lässt, gieren beide Bikes eigentlich nach etwas anderem: nach Speed, dicken Sprüngen und happigen Steinfeldern. Erst auf technischen Singletrails und Enduro-Stages erwachen beide so richtig zum Leben. Die FOX 38 GRIP2 in Front und die Hinterbauten beider Bikes ebnen Wurzeln und kleinere Steine ein und verwandeln den Trail in einen Pumptrack. Obwohl das Fahrwerk so viel Traktion generiert, liefert es bei beiden Bikes ausreichend Gegenhalt, um über die ganz fetten Brocken zu gappen. Das Mehrgewicht des Kenevo SL fällt beim Abziehen ab einem gewissen Grundspeed kaum auf. Wer sich aber verschätzt und sein Hinterrad genau auf dem Hindernis parkt, bekommt vom Kenevo SL den Schlag an die Sprunggelenke weitergereicht. Denn bei richtig harten Schlägen in ruppigen Passagen hat die etwas andere Hinterbaukinematik des Enduro die Nase vorn und ebnet das Gelände noch besser ein.

Friss meinen Staub
In offenen Kurven zieht das Kenevo SL dem Enduro davon. Durch die zentrale Masse des Light-E-Mountainbikes lässt sich einfacher Grip generieren.

Offene Kurven mit losem Geröll und Absätzen? „Yes, please!“, schreit das Kenevo SL aus der zweiten Reihe und zieht auf der Inside-Line am Enduro vorbei. Trotz identischer Bereifung generiert das leichte E-Mountainbike noch etwas mehr Traktion und ist obendrein intuitiver zu kontrollieren. Möglich macht das nicht zuletzt der Akku im Unterrohr, der mit seinem Gewicht auch ohne perfekte, aktive Fahrtechnik für ausreichend Druck – sprich Traktion – am Vorderrad sorgt. Im Steilstück kann das Enduro auf der Bremse wieder aufholen. Klingt erst mal komisch, ist aber so! Obwohl die CODEs an beiden Bikes mit ihren fetten Scheiben richtig zupacken, muss das Kenevo SL einige Meter früher den Anker werfen. Nicht nur das geringe Zusatzgewicht, sondern auch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit durch den Sattel machen den Unterschied zum Enduro aus.

Wer später bremst, ist länger schnell
In Steilstücken und auf rutschigem Untergrund ist der Bremsweg am Kenevo SL länger.

Bewegungsfreiheit und Masse bedingen auch auf den fetten Jumplines im Bikepark den Unterschied im Handling zwischen Enduro und Kenevo SL. Beide Bikes liegen bei Speed so satt und sicher, dass sie problemlos mit der richtigen Geschwindigkeit auf die fetten Gaps zurollen. In großen Anliegern und beim Absprung sind sie stets berechenbar und liefern genügend Gegenhalt. Ist es einmal in der Luft, liegt das Kenevo SL dort wie ein Brett und lässt sich easy kontrollieren. Mit ihm sammeln auch unerfahrene Biker richtig viele Flugmeilen und können sich immer wieder an die nächstgrößeren Sprünge wagen. Fette Whips und stylishe Tabletops überlässt das Kenevo SL aber dem Enduro, das mehr Bewegungsfreiheit bietet und sich leichter durch die Luft werfen lässt. Dafür ist das Bike ohne Motor aber auch anfälliger für Fehler sowie Windböen und erfordert mehr Skills und Erfahrung von seinem Piloten.

Fliegst du quer, siehst du mehr!
Auf fetten Jumps ist das Kenevo SL das perfekte und sichere Trainingstool für unerfahrene Piloten, während das Enduro am liebsten quer durch die Luft segelt.

Fazit

Noch nie war ein Battle bei ENDURO so knapp wie der zwischen Specialized S-Works Turbo Kenevo SL und S-Works Enduro! Die zwei hochwertigen Ballermaschinen gehen bei Highspeed und im Bikepark so richtig ab. Mit dem intuitiveren Handling und dem Plus an Sicherheit hat das Kenevo SL bei Einsteigern die Nase vorn, in Regionen ohne Shuttle sowieso. Wer es bergab richtig krachen lassen will, kommt aber am noch potenteren, schnelleren, verspielteren Enduro nicht vorbei. Daher triumphiert im Baller-Bike-Duell das Enduro, ganz ohne Motor.

Hier findest du mehr Informationen zu den Bikes: specialized.com

Trail-Party
Tester Nils und Redakteur Peter hatten beim Testen der S-Works-Bikes sichtbar keinen Spaß …

Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text: Fotos: Diverse