Das Epic ist die kompromisslose und leichtgewichtige XC-Rennmaschine von Specialized. Genau wie das Stumpjumper ist auch das Epic in einer progressiven EVO-Ausstattung erhältlich. Robuster, vielseitiger und mit einem Aufbau, der den Fokus aufs Trail-Biken legt, verspricht es ein Garant für Fahrspaß zu sein. Doch kann das Epic Expert EVO mit seinem schmächtigen Dämpfer und dem 70 mm langen Vorbau seine XC-DNA wirklich abschütteln?
Einen Überlick über das Testfeld findest du hier: Das beste Trail-Bike mit weniger Federweg – 6 Mountainbikes im Test
Die EVO-Modelle von Specialized zielen darauf ab, dem Ausgangsbike mit einigen Kniffen bei der Ausstattung und der Geometrie deutlich mehr Fahrspaß bergab zu entlocken. Der Rahmen des Epic EVO besitzt zwar wie auch das Nicht-EVO-Modell über 100 mm Federweg. Zusätzlich ist das EVO aber mit breiteren Specialized Ground Control-Vorderreifen in 2,3” ausgestattet und am Heck mit Specialized Fast Trak-Reifen mit der stabiler Grid-Karkasse, die normalerweise den Modellen fürs richtig grobe Gelände vorbehalten ist. Dazu gesellt sich eine FOX 34 Performance Step-Cast-Federgabel mit 120 statt 100 mm Federweg sowie eine X-Fusion-Teleskopsattelstütze. Der Rahmen verzichtet auf den sonst meist üblichen Drehpunkt an der Kettenstrebe und verlässt sich auf den Flex der Carbon-Streben von bis zu 3 mm beim vollen Einfedern. Für den meisten Gesprächsstoff sorgt beim Specialized Epic Expert EVO der RockShox-Dämpfer, der über das sogenannte Micro Brain-Massenträgheits-Ventil an der Hinterachse verfügt. Dieses reagiert darauf, wie schnell sich das Hinterrad auf und ab bewegt, um so die Druckstufe automatisch anzupassen und das Bike damit so effizient wie möglich zu machen. Der Wert, ab welchem das Massenträgheits-Ventil den Ölfluss freigibt, lässt sich dabei einstellen und verschafft euch somit entweder ein super straffes oder eher sensibles Fahrgefühl.
Das XC-Cockpit des Specialized Epic Expert EVO verursachte bei unseren Testern Verwunderung. Ein 70 mm langer Vorbau und der schmale Lenker limitieren das Potenzial dieses Bikes.
Das Specialized Epic Expert Evo im Detail
Federgabel FOX Step-Cast 34 Performance 120 mm
Dämpfer Custom RockShox Micro Brain 110 mm
Bremsen SRAM level TL 180/160 mm
Antrieb Drive SRAM GX Eagle
Sattelstütze X-fusion Manic 125 mm
Vorbau Specialized XC 80 mm
Lenker Specialized Alloy Minirise 750 mm
Laufradsatz Roval Control Carbon rims, Specialized hubs
Reifen Specialized Ground Control / Fast Trak 2.3″
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 400 mm | 434 mm | 470 mm | 520 mm |
Oberrohr | 571 mm | 599 mm | 626 mm | 650 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 105 mm | 120 mm | 140 mm |
Lenkwinkel | 68,5° | 68,5° | 68,5° | 68,5° |
Sitzwinkel | 73,8° | 73,8° | 73,8° | 73,8° |
Kettenstrebe | 438 mm | 438 mm | 438 mm | 438 mm |
BB Drop | 32 mm | 32 mm | 32 mm | 32 mm |
Radstand | 1103 mm | 1132 mm | 1159 mm | 1186 mm |
Reach | 398 mm | 423 mm | 446 mm | 465 mm |
Stack | 595 mm | 605 mm | 619 mm | 638 mm |
Das Specialized Epic Expert Evo auf dem Trail
Ein kurzer Blick reicht, um zu verstehen, wofür das Specialized Epic Expert EVO gemacht wurde: Der 750 mm schmale Lenker und der 70 mm lange Vorbau vermitteln direkt Racing-Feeling, was sich ebenso in der straffen und mit reichlich Support ausgestatteten Hinterbau-Kinematik widerspiegelt. Der flache Sitzwinkel von 73,8° bietet zwar Traktion, sollte den Fahrer aber weit über dem Hinterrad positionieren. Doch der lange Vorbau und die X-Fusion-Teleskopsattelstütze ohne Offset helfen wiederum, das Gewicht nach vorn zu verlagern, was letztlich in einem hohen Tempo bergauf resultiert. Auf dem Papier ist die Ausstattung des 5.599 € teuren Expert-Modell nicht super High End. Die Federgabel ist lediglich ein FOX Performance-Modell und der Antrieb wird von einer SRAM GX Eagle-Gruppe gebildet. Allerdings waren wir in unserem Test hocherfreut über die leichten und pfeilschnellen Roval Control-Carbon-Laufräder. Den SRAM Level TL-Bremsen mit 180/160 mm kleinen Scheiben an Front und Heck fehlte es jedoch an Biss und Power, gerade auf steileren Trails.
Sobald die Roval Control-Carbon-Laufräder sich zu drehen beginnen, spürt man, dass das Epic EVO wie gemacht ist für sanfte, schnelle Trails. Die Kraftübertragung findet ohne Verzögerung statt und das Bike sprintet willig voran. Der lange Vorbau und der schmale Lenker verfrachten das Gewicht gefühlt vor den Lenker, was in einem Gefühl resultiert, als würde man eher auf dem Bike stehen anstatt angenehm integriert – nicht alle unsere Tester finden daran Gefallen. Das Handling dafür ist sehr präzise und das Epic Expert EVO liebt es, schnelle Flow-Trails herunterzuheizen und von einer Kurve in die nächste geworfen zu werden. Wenn es allerdings in felsigeres Gelände geht, wird man von dem Old School-Cockpit gebremst, da es sich nervös anfühlt und eine starke Hand benötigt. Stellt man das „Brain Fade“-Drehrädchen innerhalb seiner fünf Positionen auf die härtere Einstellung, dann verwandelt sich das Bike in eine straffe Rennmaschine und das automatische Massenträgheits-Ventil gibt den Federweg nur frei, wenn es unbedingt erforderlich ist. Effizienz lautet hier das Motto, Komfort und Traktion sind zweitrangig. Sobald man jedoch auf ein Hindernis stößt oder in die Kompression einer Kurve knallt, lässt sich eine spürbare Verzögerung sowie ein Klicken wahrnehmen, wenn das Massenträgheits-Ventil den Federweg freigibt – was sich zunächst äußerst merkwürdig anfühlt. Wir entschieden uns auf unseren Testfahrten daher, das Brain am weicheren Ende der Einstellmöglichkeiten zu fahren, wodurch das Rad mehr Grip und Spaß bietet. In dieser Einstellung erweist sich das Epic Expert EVO als wieselflink und effizient auf welligen, sanften Flow-Trails. Die straffe Einstellung des Brain empfehlen wir nur XC-Racern.
Fazit
Das Specialized Epic Expert EVO ist ein leichtes und schnelles Gefährt. Es kann seine Herkunft nicht ganz verbergen und ist daher auch an der Startlinie eines XC-Rennens nicht deplatziert, überzeugt aber auch auf flowigen Trails. Der Micro Brain-Dämpfer funktioniert tatsächlich, doch die Verzögerung bei Schlägen war in unseren Tests bis zuletzt ungewohnt. Vielseitigkeit ist nicht die Stärke des Stumpjumper Epic Expert EVO, und wenn das Terrain ruppiger wird, machen einem das XC-Cockpit sowie das straffe Fahrwerk das Leben etwas schwer.
Tops
- super lebendig auf Flowtrails
- bergauf eine echte Rakete
Flops
- Verzögerung des Micro Brain-Ventils
- langes, schmales Cockpit schränkt Vielseitigkeit ein
Das Testfeld
Einen Überlick über das Testfeld findest du hier: Das beste Trail-Bike mit weniger Federweg – 6 Mountainbikes im Test
Alle Bikes im Test: Canyon Neuron CF 8.0 | Merida ONE TWENTY 8000 | Trek Top Fuel 9.9 | Whyte S-120C RS | Yeti SB100 C GX
Dieser Artikel ist aus ENDURO Ausgabe #040
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