Mit dem Epic World Cup S-Works verspricht Specialized das, wovon alle Cross-Country-Biker träumen: Die Effizienz eines Hardtails kombiniert mit der Kontrolle und Laufruhe eines Full-Suspension-Bikes. Wir haben das Race-Bike auf den (meist) staubigen Trails um Girona getestet, um herauszufinden, ob dieses Versprechen aufgeht.

Specialized Epic World Cup 2023 | 110/75 mm (v/h) | 9,5 kg in Größe M | 12.500 € | Hersteller-Website

Specialized ist bekannt dafür, neue Wege zu gehen. Das gilt besonders in Bezug auf Dämpfung, wie sich auch im letzten Jahr bei der Vorstellung ihres Gravel-Bikes Diverge gezeigt hat, das mit innovativer Dämpfer-Technologie ausgestattet ist. Zum zwanzigjährigen Jubiläum des Epics setzen die Kalifornier auch beim neuesten Modell, dem Epic World Cup, auf ein bisher ungesehenes Dämpfer-Konzept. Das ist aber völlig anders als das des Diverge – und trotz gewisser optischer Parallelen auch anders als das des Trek Supercaliber. Specialized hat sich dazu mit dem Fahrwerks-Riesen RockShox zusammengetan und eine neue Dämpfer-Technologie entwickelt, die dem Cross-Country-Bike 75 mm Federweg am Heck entlockt. Das Besondere dabei: Man fährt den Dämpfer nur mit minimalem SAG zwischen 0 und 10 % und er ist nicht mit einem Lockout ausgestattet – selbst bei den World-Cup-Racern ist das der Fall. Kombiniert ist das Fahrwerk mit einer Federgabel, die 110 mm Federweg liefert und das Bike auf ein Gesamtgewicht von 9,5 kg in Größe M bringt. Specialized ist überzeugt davon, dass das neue Epic World Cup das Hardtail obsolet macht, und ersetzen mit ihm die Top-Modelle des Epic Hardtails. Das Epic Fully wird es aber weiterhin geben. Zwei Varianten des Epic World Cup sind erhältlich: S-Works und Pro. Sie unterscheiden sich neben der Ausstattung auch im Carbon-Lay-up. Bei gleichen Steifigkeits-Werten spart das Top-Modell durch hochwertigere Carbon-Fasern dabei rund 50 g ein. Mit Preisen von 9.000 € für das Pro-Modell bzw. 12.500 € für das S-Works sind beide allerdings keine Schnäppchen.

Das Specialized Epic World Cup 2023 im Detail

Das Specialized Epic World Cup S-Works ist aus einem Carbon-Lay-up hergestellt, das auf dem superleichten Aethos-Rennrad basiert. Er wurde in vielen Simulationen, in denen man tausende virtuelle Rahmen erstellt hat, sowohl auf Form als auch auf Lay-up getestet. Dabei ging es aber nicht nur um Gewicht, sondern vor allem darum, ein Bike zu entwickeln, das hohe Stabilität und möglichst geringen lateralen Flex hat. Das soll ein vorhersehbares und präzises Fahrverhalten gewährleisten.

Der Look wurde dabei komplett überarbeitet und das Epic World Cup hat von Sitzstrebe über Oberrohr bis hin zu Sattelrohr viele gerade Linien und einen Dämpfer, der elegant halb in das Oberrohr eingelassen ist. Das Hinterbau-Layout hat sich in Grundzügen allerdings nicht verändert und das Cross-Country-Bike setzt immer noch auf einen abgestützten Eingelenker mit flexibler Sitzstrebe. Allerdings wurde die Umlenkung gedreht und die kleine Wippe versteckt sich jetzt unter dem Oberrohr statt am Sattelrohr. Die Bremsleitung der hinteren Bremse läuft durch den Steuersatz in den Rahmen. Dadurch, dass sie seitlich am Steuerrohr hineingeführt wird, sind Montagearbeiten am Lenker weiterhin einfach durchführbar. Zudem können die Kabel sehr kurz gehalten werden, da sich die Öffnung sehr nah an der Lenkachse befindet und beim Einlenken mitdreht. Im Rahmendreieck finden in allen Rahmengrößen zwei Flaschen Platz, eine am Sattelrohr und eine auf dem Unterrohr. Auf das SWAT-Fach im Unterrohr verzichtet Specialized hier allerdings, um das Gewicht des Race-Bikes minimal zu halten. Auch ein Toolmount sucht man vergebens. Am Kettenstrebenschutz wurde aber zum Glück nicht Gewicht gespart und er verhindert mit seiner welligen Form effektiv nerviges Geklapper.

Die Fahrwerkstechnologie des Specialized Epic World Cup 2023

Kleine Warnung: Jetzt wird es ziemlich technisch. Denn auf den ersten Blick sieht das Fahrwerk des Specialized Epic World Cup zwar nach Standard-Teilen aus, bei genauerer Betrachtung fallen jedoch deutliche Unterschiede auf. Fangen wir mit dem RockShox SID WCID-Dämpfer an. Die Abkürzung steht dabei für World Cup Integrated Design und deutet schon an, dass der Dämpfer speziell für das Epic World Cup entwickelt wurde.

Das Innenleben des RockShox SIDLuxe WCID …
… wird von Redakteur Simon genau unter die Lupe genommen.

Das Besondere ist, dass sich der Druck in der Positiv- und der Negativ-Luftkammer des Dämpfers unabhängig voneinander anpassen lässt. Die Positivkammer wird wie bei jedem Dämpfer mit einer Pumpe befüllt, während der Druck in der Negativkammer über ein seitliches Ventil geregelt wird. An dieses kann man jedoch keine Dämpferpumpe anschließen. Stattdessen ändert man das Luftvolumen in der Negativkammer, indem man das Ventil in verschiedenen Dämpfer-Stellungen öffnet. Die Negativkammer wird dann mit Umgebungsluft gefüllt. Dazu muss man lediglich mit einem kleinen Gegenstand, wie einem Inbus, auf das Ventil drücken und je nachdem, ob der Dämpfer voll komprimiert, ausgefahren oder irgendwo dazwischen ist, füllt sich die Negativkammer mit unterschiedlichen Luftvolumen. Das bedeutet zwar immer einen zusätzlichen Schritt beim Setup des Dämpfers, geht aber easy von der Hand. Trotzdem ändert man das nicht schnell zwischen der Auf- und Abfahrt, da man je nach Einstellung auch die Luft aus dem Dämpfer lassen muss, um ihn komprimieren zu können. Specialized gibt drei Modi vor: Firm, Medium und Active. Man kann aber sein Setup stufenlos zwischen diesen drei Vorgaben einstellen. Der Druck in der Positivkammer lässt sich also wie gewohnt auf das Fahrergewicht abstimmen, während man mit dem Druck in der Negativkammer das Fahrgefühl stark ändern kann. Beim Wechsel zwischen den Modi muss man allerdings beachten, dass man den Druck in der Positiv-Kammer jeweils an die unterschiedlichen Dämpfer-Charakteristiken anpassen muss.

Das Ventil der Negativkammer befindet sich am unteren Teil des Dämpfers. Es wird keine Pumpe angeschlossen, sondern die Kammer beim Öffnen mit Umgebungsluft gefüllt.

Die verschiedenen Settings des RockShox SID WCID-Dämpfers

Im Firm-Setting befindet sich keine Luft in der Negativkammer des Dämpfers. Die Positivkammer des Dämpfers wird dazu im ersten Schritt mit dem empfohlenen Druck aufgepumpt, im Anschluss wird das Ausgleichsventil geöffnet. Dadurch strömt überschüssige Luft aus der Negativkammer aus und man erhält die straffeste Einstellung und ein Setup mit quasi keinem SAG. Es ist die Einstellung, bei der die größte Kraft benötigt wird, um den Dämpfer initial zu bewegen. Der Übergang ist dann aber ziemlich plötzlich und wenn die Schwelle überwunden ist, wird der Federweg großzügig freigegeben.
Am anderen Ende des Spektrums ist das Active-Setting. Dabei wird die Luft aus der Positivkammer rausgelassen und der Dämpfer ganz zusammengedrückt. Nun betätigt man das Ausgleichsventil und die Negativkammer füllt sich mit dem maximalen Luftvolumen. Das ist das weichste Setting, bei dem man dennoch mit nur ca. 10 % SAG unterwegs ist. In dieser Einstellung wird am wenigsten Losbrechkraft benötigt und man hat den linearsten Verlauf aller Einstellungen. Somit kommt der Dämpfer am ehesten an einem herkömmlichen Dämpfer ran.
Zwischen diesen beiden extremen Einstellungen kann man aber stufenlos die Dämpfer-Charakteristik anpassen, indem man das Ventil der Negativkammer in verschiedenen Positionen des Dämpfers öffnet. Um in das Medium-Setting zu kommen, komprimiert man beispielsweise den Dämpfer zur Hälfte. Der halbe Hub ist zur Hilfestellung mit einem kleinen Strich auf dem Kolben markiert.

Das Fahrwerk des Specialized Epic World Cup – straff auch ohne Lockout

Egal, welches Setting ihr wählt, der Dämpfer wird immer deutlich weniger linear sein als ein herkömmlicher Dämpfer. Durch die kleine Negativkammer – egal in welchem Setting – hat die Kennlinie des Dämpfers zu Beginn immer eine hohe Kraft, die benötigt wird, um ihn überhaupt zu bewegen. Doch statt zu versuchen, den Verlauf möglichst linear zu machen, wie es aktuell vor allem bei Luftdämpfern in abfahrtslastigen Bikes der Trend ist, macht sich Specialized beim Epic World Cup diesen Effekt zunutze, um dem Bike eine stabile Pedalierplattform zu geben. Der „Lockout“ wird hier also über das Design der Luftfeder erreicht, statt über den Ölfluss im Dämpfer, wie es sonst üblich ist. Dadurch spart sich der Dämpfer einen hydraulischen Lockout über die Druckstufendämpfung. Folglich sind im RockShox SID WCID weniger Teile in der Dämpfung nötig und der dadurch höhere Ölfluss ermöglicht eine bessere Anpassung der Dämpfung. Außerdem hat der Dämpfer einen relativ langen Hub, wodurch die Schaftgeschwindigkeit erhöht wird. Das vereinfacht das Feintuning der Dämpfung zusätzlich, da auch der Ölfluss erhöht wird. Durch die feiner einstellbare Dämpfung lassen sich der Gegenhalt im mittleren Federwegsbereich sowie der Top-out besser kontrollieren. Alles Aspekte, die sonst bei Dämpfern mit kleinen Negativkammern oft Probleme bereiten. Damit man auch bei großen Hits nicht hart durchschlägt, ist zudem ein Gummidämpfer zum Bottom-out-Schutz angebracht.

Das kleine Brain-Emblem zeigt, dass es sich hier nicht um die Standard-SID-Gabel handelt.
Mit dem Brain Fade lässt sich die Sensibilität des Trägheitsventil-„Lockouts“ einstellen.

Die Gabel setzt – wie im bisherigen Epic auch – auf die Brain-Technologie, bei der der Lockout über ein Trägheitsventil kontrolliert wird. Dieses Ventil bleibt bei Kraft von oben – wie durch das Gewicht des Fahrers auf dem Lenker – geschlossen. Kommt jedoch ein Schlag von unten, öffnet das Ventil und gibt die 110 mm Federweg der Gabel frei. Die Kraft, die benötigt wird, um das Ventil zu öffnen, kann oben über den Brain Fade-Drehknopf eingestellt werden. Die Druckstufendämpfung im Federweg lässt sich hingegen nicht einstellen, sie ist im Vergleich zur alten Version der Gabel zudem noch ein bisschen weicher gemacht worden.

Die Ausstattung des Specialized Epic World Cup S-Works 2023

Das Fahrwerk am Specialized Epic World Cup S-Works stammt von RockShox, ist aber an keinem anderen Bike zu finden: An der Front bringt die SID SL Ultimate Brain-Gabel 110 mm Federweg, am Heck verwaltet der SID WCID 75 mm. Bremsen und Schaltung stammen von SRAM und sind – wie man es bei einem S-Works-Modell erwarten kann – absolute Top-Specs: Die Level Ultimate Stealth-Zweikolbenbremse ist mit 180-mm-Bremsscheiben vorne und 160er hinten kombiniert. Schwere Fahrer oder alle, die mehr Standfestigkeit auf sehr langen Abfahrten haben möchten, sollten hier über ein Upgrade auf größere Scheiben nachdenken. Der Stealth-Zusatz zeigt dabei, dass es sich um das neue Modell handelt, bei dem die Gebereinheit sehr nahe am Lenker sitzt und somit eine sehr dezente Kabelführung in den Steuersatz hinein ermöglicht. Die Eagle Transmission XX SL-Schaltung bietet kabelloses Schalten durch 12 Gänge und einen integrierten Powermesser. Die Besonderheit ist allerdings, dass sie direkt am Rahmen – also ohne Schaltauge – montiert wird und man mit ihr auch ohne Kraftabbruch unter Last schalten kann. Wer mehr über die revolutionäre Schaltung wissen möchte, findet hier unseren Artikel dazu.

Die SRAM Eagle Transmission XX SL-Schaltung lässt auch Schalten unter Last zu.
Die Bedienung der Schaltung erfolgt über die neuen SRAM Pods.

Viele andere verbaute Teile stammen aus der Control SL-Serie der Eigenmarke Roval. Das brandneue Onepiece-Cockpit ist am Epic World Cup verbaut und soll durch ein hohes Maß an Backsweep eine komfortable Hand-Positionierung für lange Tage auf dem Bike bieten. Es ist 760 mm breit und hat einen 70-mm-Vorbau – in Größe S allerdings nur 60 mm. Auf einen Dropper wird verzichtet, stattdessen wird eine Roval Control SL-Carbon-Sattelstütze verbaut. Allerdings kommen dadurch bei der Abfahrt schnell Überschlagsgefühle auf und wir würden hier dringend zu einem Upgrade raten. Auch im Cross-Country-Bereich sind Dropper inzwischen Standard und die meisten Racer – inklusive der Specialized-Teamfahrer – nehmen inzwischen das Mehrgewicht in Kauf, um deutlich mehr Sicherheit auf der Abfahrt zu bekommen. Wir haben das Bike mit und ohne Dropper getestet und können euch sagen: Die Vario-Sattelstütze verbessert den Fahrspaß und die Kontrolle massiv.

Clean wie Meister Proper: Das Roval Control SL-Cockpit

Auf die 29” Control SL Carbon-Laufräder sind 2,3 Zoll breite Specialized-Reifen gezogen: Hinten ein Renegade in Control-Karkasse in harter T5-Gummimischung, vorne ein Fast Trak in leichter S-Works-Karkasse in etwas weicherer T5/T7-Gummimischung. Das ist eine Rennfahrer-Reifenkombi, die sicherlich leicht ist und wenig Rollwiderstand bietet. Wer allerdings keinen Mechaniker zur Hand hat, kann hier über ein Upgrade zu robusteren Karkassen nachdenken.

Der Specialized Fast Trak-Vorderreifen kommt mit superleichter S-Works Karkasse und etwas weicherer T5/T7-Gummimischung.
Am Heck ist der Specialized Renegade mit etwas robusterer Control-Karkasse in harter T5-Gummimischung verbaut.

Specialized Epic World Cup 2023

12.500 €

Specifications

Fork RockShox SID SL Ultimate Brain 110 mm
Rear Shock RockShox SID WCID 75 mm
Seatpost Roval Control SL - mm
Brakes SRAM Level Ultimate Stealth 180/160 mm
Drivetrain SRAM Eagle Transmission XX SL 1x12
Stem Roval Control SL 70 mm
Handlebar Roval control SL 780 mm
Wheelset Roval Control SL 29"
Tires Specialized Fast Trak S-Works T5/T7/Specialized Renegade Control T5 2,3"/2,3"

Technical Data

Size XS S M L XL
Weight 9,5 kg

Die Geometrie des Specialized Epic World Cup 2023

Das Specialized Epic World Cup ist in 5 Größen von XS bis XL erhältlich, wobei es Größe XS nur als Rahmenset gibt. Auf dem Papier scheinen Sitz- und Lenkwinkel mit 74,5° bzw. 66,5° eher flach, da man das Bike quasi ohne SAG fährt, ändern sich die Winkel beim Draufsetzen kaum. Das Sattelrohr mit 450 mm bei einem Reach von 465 mm in Größe L ist für ein Bike dieser Kategorie okay, da man dabei ohnehin keinen langen Dropper fährt. Die Kettenstreben sind in allen Rahmengrößen mit einer Länge von 430 mm gleich.

Größe XS S M L XL
Oberrohr 541 mm 581 mm 612 mm 641 mm 670 mm
Sattelrohr 392 mm 395 mm 410 mm 450 mm 500 mm
Steuerrohr 93 mm 93 mm 95 mm 110 mm 125 mm
Lenkwinkel 66,5° 66,5° 66,5° 66,5° 66,5°
Sitzwinkel 74,5° 74,5° 74,5° 74,5° 74,5°
BB Drop 61 mm 58 mm 57 mm 57 mm 57 mm
Kettenstrebe 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm
Radstand 1089 mm 1124 mm 1150 mm 1181 mm 1212 mm
Reach 380 mm 415 mm 440 mm 465 mm 490 mm
Stack 603 mm 600 mm 600 mm 614 mm 628 mm
Helm Specialized S-Works Prevail | Brille Oakley Sutro | Jacke Specialized/Fjällräven Adventure Vest | Shirt Velocio Trail Jersey | Shorts Velocio Trail Shorts | Schuhe Specialized S-Works Recon | Socken Velocio Trail Socks

Das Specialized Epic World Cup S-Works 2023 auf dem Trail

Steigt man auf das Specialized Epic World Cup S-Works, sitzt man überraschend komfortabel für so eine scharfe XC-Feile. Natürlich ist die Position sportlich, aber dennoch nicht unbequem. Fährt man im Firm-Modus, ist der Name Programm: Das Fahrwerk ist straff und bewegt sich keinen Millimeter. Auch bei kleinen Sprint-Einlagen bleibt das Heck straff, erst wenn man ordentlich in die Pedale stiefelt, spürt man Bewegung unter sich. Das Bike vermittelt so tatsächlich fast Hardtail-Feeling.

Harte Climbs sind die Paradedisziplin des Epic World Cup.

Wenn man Schotterstraßen verlässt und der Untergrund etwas rauer wird, öffnet das Fahrwerk dann aber verzögerungsfrei und die Schläge werden geschluckt – die Schläge müssen dabei aber groß genug sein, um die erste Schwelle des Dämpfers zu überwinden. Wechselt man in das Active-Setting, wird die Fahrt deutlich komfortabler, denn auch kleine Vibrationen werden schon spürbar besser vom Fahrwerk gedämpft. Auf der Kehrseite davon wippt das Fahrwerk allerdings auch minimal mit und mindert damit die Effizienz.

Wendet sich der Trail gen Tal, lässt sich das Epic World Cup einfach und intuitiv steuern, durch sein geringes Gewicht und den wenigen Hub vermittelt es aber ein direktes Fahrgefühl. Trotz des geringen Federwegs vermittelt das Epic viel Sicherheit und besitzt eine gute Laufruhe – solange man den gedachten Einsatzbereich nicht zu sehr verlässt. Der Firm-Modus vermittelt zunächst das straffste Fahrgefühl. Kleine Schläge und Vibrationen werden kaum gefiltert und machen das Specialized in dieser Einstellung anstrengend zu fahren. Wird der Trail rougher, öffnet das Fahrwerk und gibt dann Federweg großzügig frei, durch den mittleren Federwegsbereich rauscht man jedoch ziemlich schnell durch. Da man so nie weiß, ob der Dämpfer Hardtail- oder Sofa-Feeling vermittelt, ist es in dieser Einstellung schwer einzuschätzen, was das Fahrwerk macht.

Fährt man im Active-Modus, spricht das Fahrwerk sensibler an und die Schwelle zwischen straff und weich ist deutlich schwächer ausgeprägt. In diesem Setting bietet das Fahrwerk bei kleinen Schlägen mehr Traktion und Kontrolle und macht es deutlich vorhersehbarer. Der Gegenhalt im mittleren Federwegsbereich ist in dieser Einstellung auch besser, aber dennoch recht wenig. Auch die Gabel fühlt sich in der Abfahrt eher weich an und bietet wenig Mid-Stroke-Support. Denn auch wenn das Bike sich auf den ersten Metern wie eine Flowtrail-Rakete anfühlt, bietet es doch in Kompressionen oder Anliegerkurven zu wenig Gegenhalt, und so sinkt man sowohl an der Front als auch am Heck tief in den Federweg ein. Durch den physikalischen Bottom-out-Dämpfer spürt man jedoch keine harten Durchschläge. Für eine gute Balance aus Effizienz und Vorhersehbarkeit war für uns eine Einstellung zwischen Medium und Firm optimal.

Das Epic World Cup ist für eine Vielzahl von Trails gerüstet …
… und es macht dabei verdammt Bock!

Für wen ist das Specialized Epic World Cup 2023?

Das Specialized Epic World Cup ist klar als Cross-Country-Race-Maschine deklariert. Und sein geringes Gewicht, der straffe Hinterbau in Kombination mit der relativ hohen Sicherheit in der Abfahrt eignen das Bike gut für dieses Einsatzgebiet. Aber das Potenzial des Epic World Cup endet hier nicht! Leichte XC-Fullys haben bereits bewiesen, dass sie als Adventure-Bikes mit modernen Gravel-Bikes mithalten können, wie unser Schwestermagazin GRAN FONDO herausgefunden hat. Und auch das Epic World Cup hat durch seine komfortable Sitzposition und das effiziente Fahrwerk das Zeug zum Begleiter auf langen Tagen im Sattel mit viel Strecke. Durch das anpassbare Fahrwerk kann man das Bike zudem vom effizienten Langstreckenläufer zum komfortablen Mini-Trail-Bike umwandeln. So könnt ihr ganz nach euren Wünschen das Setting wählen und wir regen euch dazu an, auch gelegentlich das Setting zu wechseln. An einem Tag im Firm-Setting die Roadies jagen und am nächsten Tag im Active-Setting über eure Hometrails schanzen – check.

Unser Fazit zum Specialized Epic World Cup 2023

Das Specialized Epic World Cup S-Works ist ein High-Performance XC-Bike, das durch seine spannende Dämpfer-Technologie einen großen Einsatzbereich und viel Möglichkeiten zur Anpassung bietet. Man spürt, dass das Specialized auf Effizienz statt Trail-Performance ausgelegt ist, dank dem intuitiven Handling und der guten Laufruhe macht es aber auch auf Trails eine gute Figur. Darüber hinaus eignet es sich durch das effiziente Fahrwerk und die komfortable Sitzposition auch für All-Day-Adventures.

Tops

  • spannendes Fahrwerks-Konzept
  • straffes, effizientes Pedalieren ohne Lockout
  • solide Trail-Performance
  • großes Einsatzgebiet

Flops

  • kein Dropper serienmäßig verbaut
  • Fahrwerk mit wenig Gegenhalt im mittleren Federwegsbereich

Alle weiteren Informationen findet ihr auf der Website von Specialized.


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Text: Simon Kohler Fotos: Specialized

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“