Das Specialized S-Works Enduro war im Vorfeld dieses Tests einer unserer geheimen Favoriten. Kaum ein Rad hat in diesem Jahr für mehr Aufsehen gesorgt als diese Maschine. Auf unserer Renn-Stage fiel es aber deutlich zurück – und das lag vor allem an zwei Dingen.

In unserer Testübersicht des schnellste Enduro-Race-Bike findet ihr nicht nur spannende Erkenntnisse und das Fazit des Tests, sondern auch einen Überblick über das komplette Testfeld.

Specialized S-Works Enduro Team Edition | 170/170 mm | 15,8 kg in Größe S4

Das Specialized S-Works Enduro ist eines der begehrenswertesten Enduro-Bikes des Jahres. Aufsehen erregt es aber nicht nur mit seinem mit 11.999 € extrem hohen Preis in der Serienausstattung. Es ist eines der innovativsten Bikes mit genialen Features, wie z. B. der SWAT-Box im Unterrohr, welche auch bei einem Race-Bike absolut Sinn macht. Anders als in Serie besitzt unser Team Replica Race-Bike ein Öhlins Coil-Fahrwerk, bestehend aus einer RXF 36-Federgabel mit 170 mm Federweg und einem TTX2-Dämpfer, beide mit Stahlfeder.

Leider konnten uns weder Specialized noch Öhlins unterschiedliche Federn für den Test liefern, weshalb wir das Rad auch mit einem FOX X2-Luftdämpfer gefahren sind. In Front war der SAG aber bei allen Fahrern im Rahmen. Geschalten wird mit einer SRAM X01 Eagle AXS, verzögert mit MAGURA MT7-Bremsen mit 200 mm großen Scheiben und dem voll anpassbaren HC3-Bremshebel. Besonders sind auch die Laufräder: Hier kommen Roval Alu-Felgen zum Einsatz, auf denen ein Satz Specialized Butcher Reifen mit BLCK DMND-Karkasse montiert ist. Für extra Pannenschutz sorgen CushCore-Reifeninserts vorne und hinten. Ebenfalls dem Team-Spec entspricht das Renthal-Cockpit mit einem 50 mm langen Vorbau und einem 760 mm schmalen Renthal FatBar-Alu-Lenker.

Leise
Specialized setzt schon sehr lange viel daran, ein möglichst leises Bike zu entwickeln. Der massive Kettenstrebenschutz ist dafür ein Baustein.
Perfekt
MAGURA-Bremsen besitzen häufig einen schwammigen und eher undefinierten Druckpunkt. Beim Specialized fällt der aber knallhart aus. Hier hat jemand die Bremse in Perfektion entlüftet. Auch die Hebel-Ergonomie und Power der Bremse überzeugen – top!
Schluckfreudig
Der Hinterbau des Specialized ist genial. Er liefert sehr viel Traktion und schluckt Schläge einfach und unaufgeregt weg. Gleichzeitig bietet er sehr guten Gegenhalt.

Specialized S-Works Enduro Team Edition

10.999 €

Specifications

Fork Öhlins RXF 36 Coil 170 mm
Rear Shock FOX FLOAT X2/Öhlins TTX 22 M 170 mm
Seatpost RockShox Reverb AXS mm170
Brakes Magura MT7 203/203 mm
Drivetrain SRAM X01 Eagle AXS 32 (10-50)
Stem Renthal Apex 50 mm
Handlebar Renthal Fatbar 760 mm
Wheelset Roval Alu
Tires Specialized Butcher 2,3"

Technical Data

Size S2 S3 S4 S5
Weight 15,8 kg
Wheelsize 29"


Der limitierende Faktor
Wer schnell sein will braucht maximalen Grip. Leider kann die Öhlins-Federgabel dem Untergrund nicht so gut folgen wie die besten Federgabeln im Test. Das kostet Zeit.
Ganz schön schmal
Ist das ein S3? Erst waren wir uns nicht sicher, welche Größe unser Enduro eigentlich hat. Der Grund ist der schmale Lenker, welcher das Rad deutlich kompakter wirken lässt. Nach kurzer Eingewöhnung waren wir von den schmalen Modellen begeistert – weniger ist hier oft mehr.

Lang und flach – Die Geometrie des Specialized S-Works Enduro im Detail

Specialized ist eine der ersten Marken, die die Größen ihrer Bikes nicht anhand der Sitzrohrlänge, sondern aufgrund des Reach definiert hat. Mit einer Körpergröße von 180 cm haben wir in diesem Test das Rad in der Größe S4 erhalten, was mit einem Reach von 487 mm ziemlich lang ist. Kombiniert mit den 442 mm langen Kettenstreben und dem 63,9° flachen Lenkwinkel ergibt sich ein Radstand von satten 1.274 mm.

Größe S2 S3 S4 S5
Sattelrohr 400 mm 420 mm 440 mm 465 mm
Oberrohr 591 mm 619 mm 644 mm 670 mm
Steuerrohr 95 mm 100 mm 110 mm 120 mm
Lenkwinkel 63,9° 63,9° 63,9° 63,9°
Sitzwinkel 76,0° 76,0° 76,0° 76,0°
Kettenstrebe 442 mm 442 mm 442 mm 442 mm
Tretlagerabsenkung 21 mm 21 mm 21 mm 21 mm
Radstand 1.217 mm 1.246 mm 1.274 mm 1.302 mm
Reach 437 mm 464 mm 487 mm 511 mm
Stack 616 mm 620 mm 629 mm 638 mm
Helm FOX Rampage Pro Carbon | Brille FOX Main Stray | Jersey FOX Flexair
Hose FOX Defend X Kevlar | Schuhe Specialized 2FO Cliplite | Knie Protektor

Ein Ferrari mit angezogener Handbremse – Das Specialized wird deutlich von der Öhlins-Federgabel limitiert!

Wo verliert das Bike die Sekunden? Das Specialized Enduro auf dem Trail

Wow, auf den ersten Metern fühlt sich das Specialized Enduro trotz seines enormen Reach und langen Radstands erstaunlich kompakt an. Der Grund dafür ist der mit 760 mm relativ schmale Lenker, welcher die Arme weniger aufspreizt und so mehr Bewegungsspielraum auf dem Bike ermöglicht – ein echter Tipp für alle, denen ihr Bike zu lang vorkommt. Das Specialized kommt sehr schnell auf Geschwindigkeit und der Hinterbau saugt Unebenheiten einfach weg. Bei der Entwicklung wurde ein großer Fokus darauf gelegt, dass das Hinterrad an Hindernissen nicht hängen bleibt, und das klappt auch: Das Enduro reagiert sensibel auf Unebenheiten und gibt seinen Federweg bei Schlägen großzügig frei. Dennoch bietet es viel Gegenhalt. Wie ein gutes Downhill-Bike liefert es so viel Traktion und man kann dennoch durch Pushen an Kanten abziehen.

Das Specialized giert nach Geschwindigkeit! Je schneller, desto besser!

Leider können weder die Federgabel noch die Reifen mit dem Potenzial des Bikes mithalten – und auch nicht mit der Konkurrenz. Trotz Stahlfeder arbeitet die Öhlins-RXF verglichen zu einer FOX 38 zu unsensibel bzw. zu straff und kann dem Untergrund nicht so gut folgen. Die Butcher-Reifen mit ihrer harten Gummimischung schmieren deutlich mehr und bieten bei Weitem nicht den Grip und die Dämpfung wie die besten Modelle im Test. Auf den schnellen Abschnitten unseres Race-Tracks jedoch fährt sich das Specialized mit seiner großen Länge sehr laufruhig. Allerdings fehlt es dem Rad in engen Sektionen etwas an Agilität. So setzt es Lenkimpulse weniger direkt um und man kann nicht so viel Geschwindigkeit mitnehmen wie bei den besten Bikes im Test. Es ist ein Bike, das vor allem auf richtig schnellen Abschnitten seine Stärken voll ausspielt, und davon sind auf unserem Race-Track nur wenige zu finden.

Wie fährt sich das Specialized Enduro im Vergleich zur Konkurrenz?

In unserem letzten Vergleichstest hat sich das Enduro den Testsieg und das RAAW den Kauftipp gesichert. In diesem Test wird das Specialized durch seine Ausstattung limitiert. Dennoch ist es insgesamt das leichtfüßigere Bike mit größerem Einsatzgebiet. Bei Highspeed ist es eines der besten Räder im Test, in engen Sektionen kann es mit den wendigen Rädern wie dem Lapierre oder Yeti jedoch nicht mithalten und lässt kostbare Sekunden in den Kurven liegen.

Unterschiede zum Serien-Bike

  • Öhlins Coil-Fahrwerk
  • Blck Dmnd-Reifen und CushCore-Reifeninserts
  • Renthal-Cockpit
  • MAGURA-Bremse

Fazit

Das Specialized S-Works Enduro ist noch immer eines der besten, wenn nicht das beste Enduro-Bike am Markt, ist aber nicht grundlegend auf die Sekundenjagd nach EWS-Stages getrimmt. Es ist vor allem bei Highspeed-Sektionen eine absolute Macht, fährt sich aber dennoch angenehm leichtfüßig. In diesem Test wird das Bike stark durch seine Reifen und die Federgabel limitiert und kann so sein Potenzial nicht entfalten – schade.

Tops

  • super schluckfreudiges Fahrwerk
  • Geometrie ermöglicht Up- oder Downsizing
  • schnell und leichtfüßig
  • SWAT-Fach noch immer grandios

Flops

  • Reifen bieten nur wenig Grip
  • Öhlins-Federgabel der Konkurrenz unterlegen
  • fordert in engen Sektionen mehr Nachdruck

Mehr Informationen findet ihr auf specialized.com

Das Testfeld

Noch mehr Testbikes, wichtige Erkenntnisse und Trends für die kommende Saison gefällig? Dann schau auf jeden Fall noch mal in unsere Übersicht zum ultimativen Test des schnellsten Enduro-Race-Bike.

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