Die neueste Generation des Specialized S-Works Stumpjumper glänzt mit einem geilen Look und coolen Features, wie der SWAT-Box. Doch kann das mit nur 12,48 kg super leichte Specialized S-Works Stumpjumper mit seiner modernen Geometrie auch auf dem Trail überzeugen?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Mountainbike 2021 – 22 Modelle im Test

Specialized S-Works Stumpjumper | 140/130 mm (v/h)
12,48 kg in Größe S4 | 9.999 € | Hersteller-Website

Viele Marken setzen heutzutage auf einen großen Wiedererkennungswert und auch die frisch überarbeitete Stumpjumper Generation ist schon von Weitem anhand seiner Silhouette als Specialized zu erkennen. Der verdammt schicke, schwarze S-Works Carbon-Rahmen ist im Gegensatz zu den anderen Carbon-Rahmen aus dem Hause Specialized einen Tick leichter, das erreicht der US-amerikanische Hersteller durch einen Carbon-Yoke. Statt auf das klassische FSR-Lager am Hinterbau setzt Specialized auf einen Flex-Pivot-Hinterbau. Durch die Nachgiebigkeit der Sitzstrebe kann der Hinterbau auch ohne zusätzliche Gelenke einfedern. Zudem konnte Specialized dank fehlendem FSR-Gelenk die Hinterradbremse schick zwischen der Sitz- und Kettenstrebe befestigen. Eine 200-mm-Bremsscheibe findet bei dieser Konstruktion nach wie vor Platz. So bringt es das S-Works Stumpjumper auf gerade einmal 12,48 kg und liefert dennoch 130 mm Federweg am Heck und gehört so zu den leichtesten Bikes in unserem großen Mountainbike-Vergleichstest 2021. Das Stumpy besitzt die Specialized-typische SWAT-Box im Unterrohr mit integriertem Flaschenhalter, welches ausreichend Platz für Snacks, CO2-Kartusche und Ersatzschlauch bietet. Ebenfalls ist im Gabelschaft ein SWAT-Tool versteckt. So hat man immer ein Minitool dabei – top! Die im Rahmen verlegte Bremsleitung sorgt in Kombination mit der kabellosen AXS-Schaltgruppe und -Sattelstütze für einen aufgeräumten Look. Lediglich die separate Klemmschelle der Schaltung stört im sonst so aufgeräumten Cockpit und wir fragen uns, warum hier kein Matchmaker zum Einsatz kommt? Zusätzlich besitzt der Rahmen einen Unterrohrschutz sowie einen ausreichend groß dimensionierten Kettenstrebenschutz, der das Bike absolut ruhig hält.

Ein geringes Gewicht bringt Vorteile bergauf und bei der Beschleunigung. Wenn die Diät aber durch leichte, pannenanfällige Reifen mit wenig Profil erreicht wird, nutzt das Mountainbikern wenig. Denn am nächsten Stein macht es Peng und der gewonnene Schwung verpufft in einer weißen Wolke von Tubeless-Milch.

Die oberste Schublade im Teilelager – Die edle Ausstattung des Specialized S-Works Stumpjumper

Bei ihren S-Works-Modellen setzt Specialized auf die feinste Ausstattung und lässt sich das auch bezahlen. So besitzt unser 9.999 € teures Test-Bike als einziges unserer getesteten Bikes die FOX 34 Factory mit GRIP2-Kartusche und 140-mm-Federweg. Cool! Am Heck arbeitet ein gut erreichbarer FOX DPS-Factory-Dämpfer, der die 130 mm Federweg freigibt. Für einen aufgeräumten Look sorgt die hochwertige SRAM XX1-AXS-Schaltgruppe mit einer 10–52-Kassette im sexy Oilslick-Look. Selbst eine kleine Kettenführung findet Platz und sorgt auch auf ruppigen Trails dafür, dass die Kette an Ort und Stelle bleibt. Abgerundet wird das Wireless-Paket mit der RockShox AXS-Reverb-Sattelstütze mit 170 mm Hub bei Rahmengröße L. Montiert sind alle Hebel an einem Specialized Trail FACT-Carbon-Lenker mit 780 mm Breite und 27 mm Rise. Als Bremse dient die SRAM G2-Ultimate-Vierkolbenbremse mit 200-mm-Scheibe an der Front und 180-mm-Bremsscheibe am Heck. Sie bietet eine werkzeuglose Brems- und Hebelverstellung, benötigt allerdings hohe Bedienkräfte und überhitzt durch ihre kleine Scheibe am Heck bei schwereren Fahrern schnell. Den Bodenkontakt sollen die Specialized-Reifen auf einem hauseigenen Cross-Country Roval Control 240 Carbon-Laufradsatz sicherstellen. Der auf Leichtbau getrimmte Laufradsatz ist nicht so stabil wie z. B. die Traverse SL-Version des Stumpjumper EVO und Turbo Levo SL. Leider setzten die Amerikaner beim 2021 S-Works Stumpjumper noch auf ihre alte Reifen-Generation ohne die überarbeitete Gummimischung. Sowohl der Butcher an der Front als auch der Purgatory am Heck besitzen die pannenanfällige GRID-Karkasse, die in Kombination mit dem Carbon-Laufradsatz zu teuren Ausfällen führen kann. Hier würden wir uns zusätzlich zu einem besseren Profil am Hinterreifen auch eine robustere Karkasse wünschen, wie sie zum Beispiel der Eliminator GRID Trail bietet. Denn die beste Beschleunigung nutzt nichts, wenn sie am nächsten Stein mit einem großen „Peng“ wieder verpufft.

SWAT aka „Store Waffles And Tools“
Hier findet so einiges Platz. Wir bevorzugen Süßigkeiten und Werkzeug.
Leichtbau
Die montierten Specialized Purgatory-Reifen kommen in der pannenanfälligen GRID-Karkasse und der alten GRIPTON-Gummimischung. Zum Schutz der Carbon-Felge und für bessere Traktion hätten wir uns hier eine robustere Karkasse und ein griffigeres Profil gewünscht.
Achtung heiß!
Die kleinen 180-mm-Bremsscheiben neigen schnell zum Überhitzen. Die Position des Bremssattels ist trotzdem geil!

Specialized S-Works Stumpjumper

9.999 €

Specifications

Fork FOX 34 Factory GRIP2 140 mm
Rear Shock FOX DPS Factory 130 mm
Seatpost RockShox Reverb AXS 170 mm
Brakes SRAM G2 Ultimate 200/180 mm
Drivetrain SRAM XX1 Eagle AXS 1x12
Stem Deity Copperhead 35 mm
Handlebar Specialized Trail FACT Carbon 780 mm
Wheelset Roval Control 240 Carbon 29"
Tires Specialized Butcher/Purgatory GRID GRIPTON 2,3

Technical Data

Size S1 S2 S3 S4 S5 S6
Weight 12,48 kg

Specific Features

SWAT-Box
SWAT-Multitool


Wie Sie hören, hören Sie nichts.
Hier herrscht Ruhe. Der Kettenstrebenschutz ist super positioniert und ausreichend gedämpft, um Kettenschlagen komplett zu eliminieren. Wir stehen auf ruhige Bikes!
Weird flex mate!
Lager sucht man hier vergebens! Sitz- und Kettenstrebe sind fest miteinander verbunden und ermöglicht ein extra an Federweg durch die Flexibilität der Streben.
Schatzsuche
Am Ende des Regenbogens findest du? Eine schicke Oilslick XX1-Kassette.
So mögen wir das
Die hochwertige GRIP2-Kartusche in der verbauten FOX 34 Factory Gabel, kitzelt das Maximale an Performance aus der 140-mm-Federgabel raus.

Die Geometrie des Specialized S-Works Stumpjumper

Specialized bietet das Stumpjumper mit ihrem neuen Größensystem an, was ermöglichen soll, das Rad nach persönlichen Handling-Präferenzen zu kaufen: Für mehr Laufruhe kann man zum größeren Rahmen und für ein verspielteres Handling zum kleineren Rahmen greifen. Das wird durch ein niedriges Sitzrohr von lediglich 425 mm (Größe S4) realisiert. Dennoch kann die Sattelstütze komplett versenkt werden und sorgt in Kombination mit einem Reach von 475 mm (Größe S4) und einem hohen Stack von 632 mm für ausreichend Bewegungsfreiheit. Damit können die meisten Fahrer aus bis zu drei verschiedenen Rahmengrößen von S1 bis S6 auswählen – top! Zusätzlich ermöglicht ein an der Dämpferaufnahme integrierter Flip-Chip eine individuelle Anpassung der Geometrie. Wir sind die meiste Zeit im abfahrtsorientierten Low-Setting gefahren. Der Lenkwinkel ist mit 65° recht flach und die Kettenstrebe mit 432 mm sehr kurz. Das niedrige Tretlager mit einer Absenkung von 42 mm lässt einen bergab tief und gut integriert zwischen den Laufrädern im Bike stehen, erfordert allerdings im Uphill ein durchdachtes Pedal-Timing, um nicht an Kanten aufzusetzen.

Größe S1 S2 S3 S4 S5 S6
Sattelrohr 385 mm 385 mm 405 mm 425 mm 445 mm 465 mm
Oberrohr 563 mm 583 mm 605 mm 632 mm 660 mm 692 mm
Steuerrohr 95 mm 100 mm 110 mm 120 mm 130 mm 140 mm
Lenkwinkel 65,0° 65,0° 65,0° 65,0° 65,0° 65,0°
Sitzwinkel 76,0° 76,0° 76,0° 76,0° 76,0° 76,0°
Kettenstrebe 432 mm 432 mm 432 mm 432 mm 442 mm 442 mm
BB Drop 47 mm 42 mm 42 mm 42 mm 42 mm 42 mm
Radstand 1.152 mm 1.175 mm 1.200 mm 1.228 mm 1.268 mm 1.302 mm
Reach 410 mm 430 mm 450 mm 475 mm 500 mm 530 mm
Stack 614 mm 613 mm 622 mm 632 mm 641 mm 650 mm
Helm Fox Speedframe | Brille 100% Hypercraft | Shirt Carhartt T-Shirt | Shorts Fox Ranger Short
Schuhe Ride Concepts Men’s Transition Clipless | Socken Stance

Endlich geht’s bergab! Das Specialized S-Works Stumpjumper auf dem Trail

Dennoch glänzt das Specialized Stumpjumper bergauf durch eine komfortable Sitzposition, die auch lange Touren ermöglicht. Es findet einen guten Kompromiss zwischen einer bequemen hecklastigen Position und einer dennoch ausreichend zentralen Gewichtsverteilung, um an steilen Rampen nicht im Federweg zu versacken. Das Fahrwerk ist auch bei offenem Dämpfer stets straff und gibt den Federweg nur bei Schlägen und Kanten wirklich frei, generiert auf losem Geröll jedoch ausreichend Grip. Vor allem das niedrige Gewicht der Carbon-Laufräder in Kombination mit den leichten Specialized-Reifen verleihen dem S-Works Stumpjumper eine grandiose Beschleunigung. Dennoch gehört es nicht zu den besten im Testfeld und wird sogar knapp von seinem ebenso komfortablen Konkurrenten, dem Trek Fuel EX, abgezogen, obwohl das Trek rund ein Kilo schwerer ist!

Der Spagat zwischen Tour, Uphill und Trail-Performance ist nicht einfach. Das Specialized S-Works Stumpjumper schafft es dennoch. Für den Einsatz bei hohen Geschwindigkeiten oder auf harten Trails raten wir dennoch zum großen Bruder, dem Stumpjumper EVO.

Tuning-Tipps: robustere Reifen mit griffigem Profil | größere Bremsscheibe am Heck

Bergab kann mit dem Specialized Stumpjumper jeder Spaß haben! Die kurzen Kettenstreben in Kombination mit der hohen Front sorgen für verspieltes Handling und lassen das Stumpy auch dank seines niedrigen Gewichts einfach in die Luft gehen. Es vermittelt durch sein tiefes Tretlager zusätzlich Sicherheit und auch im steilen Gelände kommen erst spät Überschlagsgefühle auf. Wo Anfänger durch das intuitive Handling profitieren, können erfahrene Piloten die Wendigkeit des Bikes nutzen und auf Singletrails mit Leichtigkeit dem Trek Fuel EX folgen. Das Fahrwerk des Stumpy generiert zwar mühelos Traktion in Kurven, die schlechte Reifenwahl limitiert diese jedoch! Bei Highspeed und auf sehr ruppigen Strecken kommt es dann an sein Limit und man muss, wie bei dem Yeti SB115, etwas Speed herausnehmen, um nicht hart durchzuschlagen oder die Kontrolle zu verlieren. Wer eine sehr aktive Fahrweise besitzt, wünscht sich für ein Plus an Komfort und Sicherheit mehr Gegenhalt vom Fahrwerk, das beim Pushen nicht ausreichend Support bietet.

Riding Characteristics

12

Uphill

1
  1. sluggish
  2. efficient

Agility

2
  1. cumbersome
  2. playful

Stability

3
  1. nervous
  2. confident

Handling

4
  1. demanding
  2. balanced

Suspension

5
  1. harsh
  2. plush

Fun Factor

6
  1. planted
  2. poppy

Value for money

7
  1. terrible
  2. very good

Intended Use

XC

8

Trail

9

Enduro

10

Downhill

11

Fazit

Die edle Ausstattung und der schicke Look ziehen so einige Blicke auf das Specialized S-Works Stumpjumper. Zusätzlich schafft es einen gelungenen Spagat zwischen Tour, Uphill und Trail-Performance. Durch sein intuitives Handling lässt sich das Stumpy von jedem Fahrertyp gut beherrschen und liefert erfahrenen Piloten ein sehr agiles Bike. Will man es richtig krachen lassen, bietet das Fahrwerk nicht ausreichend Gegenhalt und die Reifen zu wenig Grip. Hier sollte man zum großen Bruder, dem Stumpjumper EVO greifen, welches mehr Sicherheit vermittelt und große Hindernisse leichter wegbügelt.

Tops

  • intuitives und gutmütiges Handling
  • SWAT-Features und tolle Verarbeitungsqualität
  • gelungene Balance zwischen Tour, Uphill und Singletrail

Flops

  • pannenanfällige Reifen, gepaart mit Cross Country-Carbon-Laufradsatz
  • Bremse benötigt hohe Bedienkräfte und überhitzt schnell

Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Mountainbike 2021 – 22 Modelle im Test

Alle Bikes im Test: Canyon Neuron CF SLX 9 (Zum Test) | Canyon Spectral 29 LTD (Zum Test) | Canyon Stoic 4 (Zum Test) | FOCUS THRON 6.9 (Zum Test) | Ibis Ripmo V2 (Zum Test) | MERIDA eONE-SIXTY 10K (Zum Test) | MERIDA NINETY-SIX 8000 (Zum Test) | Nukeproof Reactor 290C (Zum Test) | Orbea Rise M-Team (Zum Test) | Propain Hugene (Zum Test) | RAAW Jibb XTR Build (Zum Test) | Rocky Mountain Instinct C70 (Zum Test) | Santa Cruz 5010 X01 (Zum Test) | Santa Cruz Tallboy CC X01 (Zum Test) | SCOTT Ransom 900 Tuned AXS (Zum Test) | Specialized S-Works Stumpjumper | Specialized S-Works Stumpjumper EVO (Zum Test) | Specialized S-Works Turbo Levo SL (Zum Test) | Trek Fuel EX 9.8 GX (Zum Test) | Trek Top Fuel 9.9 X01 (Zum Test) | Yeti SB115 TURQ3 (Zum Test) | YT IZZO BLAZE 29 (Zum Test)


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Text: Peter Walker Fotos: Diverse

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!