Das Specialized Stumpjumper Evo 2021 wirkt auf den ersten Blick deutlich weniger radikal als sein Vorgänger. Auf dem Trail legt es aber nochmal eine ordentliche Schippe drauf und schreit nach Rock ‘n’ Roll! Wie schafft es das Bike, auf dem Trail so eine Party abzufeiern?
Das neue Stumpjumper EVO 2021 im Detail
Das Specialized Stumpjumper EVO hat in den letzten Jahren für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Die radikale Geometrie mit super flachem Lenkwinkel und sehr tiefem Tretlager sorgte für jede Menge Gesprächsstoff. Allerdings gab es das Rad nur in zwei Größen. Das neue Stumpjumper EVO 2021 ist deutlich weniger radikal, passt dafür aber besser ins bestehende bzw. zukünftige Line-up von Specialized. Es ist in sechs Größen von S1–S6 verfügbar, besitzt 160 mm Federweg an der Front und 150 mm am Heck. Die einzige Ausnahme ist das Rad in S1, hier kommen nur 150 mm an der Front und 145 mm am Heck zum Einsatz.
Alle Stumpjumper Evo-Modelle rollen serienmäßig auf 29”-Laufrädern, das Rad kann aber auch auf ein Mixed-Setup mit 27,5”-Hinterrad umgebaut werden. Möglich ist das durch einen optional erhältlichen Umlenkhebel. Bereits serienmäßig lässt sich die Geometrie des neuen Stumpy Evo umfangreich anpassen. So besitzt das Rad nicht nur einen Flip-Chip an der Kettenstrebe, mit dem sich die Tretlagerhöhe variieren lässt, sondern verfügt auch über einen Winkel-Steuersatz, mit dem der Lenkwinkel zwischen 63–65,5° verstellt werden kann.
Auch wenn das Rad optisch sehr dem bisherigen Stumpjumper ähnelt, hat Specialized neben der Geometrie auch den Hinterbau stark überarbeitet. Die Kennlinie des neuen Stumpy ist progressiver und die Raderhebungskurve weiter nach hinten gerichtet. Außerdem ist der Federweg auf 150 mm gestiegen. Specialized setzt weiterhin auf das bekannte Sidearm-Design, mit einer extra Strebe im Hauptrahmen um eine optimale Steifigkeit zu gewährleisten. Die ohnehin schon geniale SWAT-Box ist 15 % größer als beim bisherigen Stumpjumper. Außerdem bietet Specialized eine 650-ml-Trinkblase an, welche perfekt in die Box passt – genial! Wie von Specialized mittlerweile gewohnt, kommt auch beim Stumpy EVO ein dicker Kettenstrebenschutz zum Einsatz, der Geräusche effektiv dämpft. Die Züge laufen in extra Hüllen im Hauptrahmen, um nerviges Klappern zu verhindern.
Dein Style entscheidet, nicht deine Beinlänge
Schon seit einigen Jahren bezeichnet Specialized die Rahmengröße mit S1, S2, S3 usw. Dabei steht „S“ für Style-Specific Sizing. Sprich: Als Fahrer kann man je nach Vorliebe zwischen verschiedenen Rahmengrößen wählen. Im Idealfall stehen einem bis zu drei mögliche Rahmengrößen zur Auswahl. So kann man als Fahrer, der andere Bikes mit Rahmengröße M fährt, zum Bike in S3 greifen, um einen guten Allrounder zu erhalten. Wünscht man sich ein agileres Handling, kann man zum S2-Modell greifen, für mehr Laufruhe hingegen zum S4. Möglich machen das kurze Sitzrohre von lediglich 385–465 mm Länge, welche für viel Bewegungsfreiheit auf dem Rad sorgen. Besonders kleine oder große Fahrer haben natürlich etwas weniger Auswahl.
Voll anpassbar – Bis zu 12 verschiedene Geometrie-Optionen beim neuen Stumpjumper
Wie bereits erwähnt, besitzt das neue Stumpjumper EVO nicht nur einen Flip-Chip in der Kettenstrebe, mit dem sich die Tretlagerhöhe um 7 mm variieren lässt, man kann auch über verschiedene Steuersatzschalen den Lenkwinkel in drei Positionen von 63–65,5° verstellen. Das ergibt bereits sechs verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten. Obendrein kann man das Rad mithilfe eines extra Umlenkhebels auch mit einem 27,5”-Hinterrad fahren, was die Optionen nochmal verdoppelt. Um jetzt den Rahmen nicht komplett zu sprengen, präsentieren wir euch das Factory-Setting, mit dem das Bike serienmäßig ausgeliefert wird.
Das Rad ist in insgesamt sechs Größen verfügbar. Mit einer Körpergröße von 180 cm haben wir zum Bike in S4 gegriffen. Hier ist der Reach mit 475 mm gut gewählt. Der Sitzwinkel ist im Vergleich zum Vorgänger mit knapp 77° deutlich steiler. Die Kettenstreben sind in Größe S4 438 mm lang, wachsen bei S5 und S6 dann auf 448 mm. Das Tretlager ist mit einem Drop von 35 mm im High-Setting schon auffallend tief und flacht sich in Low-Setting nochmal um 7 mm ab. Alle Modelle besitzen eine Federgabel mit 44 mm Offset.
Hier die Geometriedaten auf einen Blick:
Größe | S1 | S2 | S3 | S4 | S5 | S6 |
---|---|---|---|---|---|---|
Oberrohr | 538 mm | 564 mm | 590 mm | 623 mm | 647 mm | 679 mm |
Sattelrohr | 385 mm | 385 mm | 405 mm | 425 mm | 445 mm | 465 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 95 mm | 105 mm | 115 mm | 125 mm | 135 mm |
Lenkwinkel | 64,5° | 64,5° | 64,5° | 64,5° | 64,5° | 64,5° |
Sitzwinkel | 78,0° | 77,6° | 77,2° | 76,9° | 77,0° | 77,0° |
BB Drop | 40 mm | 35 mm | 35 mm | 35 mm | 35 mm | 35 mm |
Kettenstreben | 438 mm | 438 mm | 438 mm | 438 mm | 448 mm | 448 mm |
Radstand | 1.167 mm | 1.191 mm | 1.216 mm | 1.247 mm | 1.285 mm | 1.319 mm |
Reach | 408 mm | 428 mm | 448 mm | 475 mm | 498 mm | 528 mm |
Stack | 613 mm | 617 mm | 626 mm | 635 mm | 644 mm | 654 mm |
Die fünf verschiedenen Ausstattungsvarianten des Stumpjumper EVO 2021 im Detail
Das neue Specialized Stumpjumper EVO ist in fünf Ausstattungsvarianten zu Preisen von 4.499 €–10.499 € erhältlich. Zugegeben: Das ist viel Geld. Der Grund dafür ist, dass es das Bike vorerst nur als Carbon-Version gibt. Die Modelle Comp, Expert, Pro und S-Works setzen alle auf ein Luftfahrwerk mit FOX 36-Federgabel und DPX2-Dämpfer. Je nach Modell natürlich in einer unterschiedlichen Güte-Klasse. Positiv: Alle Bikes kommen mit Vierkolbenbremsen und besitzen, bis auf das Comp-Modell, auch 200 mm große Bremsscheiben an Front und Heck. Außerdem kommen Sattelstützen mit viel Hub zum Einsatz sowie eine überarbeitete Reifen-Kombo aus Butcher und Eliminator. Hier sorgt jetzt eine weichere Gummimischung für mehr Grip.
Preislich am attraktivsten ist sicherlich das Expert-Modell für 5.499 €, das bereits mit einer GRIP2-Federgabel, einem SRAM X01-Antrieb und CODE RS-Bremsen ausgestattet ist. Außerdem gibt es eine LTD-Version des Stumpjumper EVO für 5.699 €, die über einen Stahlfederdämpfer und eine RockShox ZEB-Federgabel verfügt.
Hier die verschiedenen Modelle auf einen Blick:
Specialized S-Works Stumpjumper EVO | 10.499 €
Federgabel FOX FLOAT 36 Factory GRIP2 150/160 mm
Dämpfer FOX FLOAT DPX2 Factory 150 mm
Schaltung SRAM XX1 Eagle AXS 1×12
Bremsen SRAM Code RSC, 4-Kolben 200/200 mm
Sattelstütze RockShox Reverb AXS (S1: 100 mm, S2: 125 mm, S3: 150 mm, S4-S6: 170 mm)
Lenker Roval Traverse SL Carbon 800 mm
Vorbau Deity Copperhead
Felgen/Naben Roval Traverse SL 29/Roval Traverse SL
Reifen Butcher GRID TRAIL casing 29 x 2.3″/Eliminator, GRID TRAIL casing 29 x 2.3″
Specialized Stumpjumper EVO Pro | 7.999 €
Federgabel FOX FLOAT 36 Factory GRIP2 150/160 mm
Dämpfer FOX FLOAT DPX2 Factory 150 mm
Schaltung SRAM X01 Eagle 1×12
Bremsen SRAM Code RSC, 4-Kolben 200/200 mm
Sattelstütze Fox Transfer Factory (S1: 125 mm, S2/S3: 155 mm, S4-S6: 175 mm)
Lenker Roval Traverse SL Carbon 800 mm
Vorbau Deity Copperhead
Felgen/Naben Roval Traverse Carbon 29/DT Swiss 350
Reifen Butcher GRID TRAIL casing 29 x 2.3″/Eliminator, GRID TRAIL casing 29 x 2.3″
Specialized Stumpjumper EVO Expert | 5.499 €
Federgabel FOX FLOAT 36 Performance Elite GRIP2 150/160 mm
Dämpfer FOX FLOAT DPX2 Performance Elite 150 mm
Schaltung SRAM X01 Eagle 1×12
Bremsen SRAM Code RS, 4-Kolben 200/200 mm
Sattelstütze X-Fusion Manic (S1: 100 mm, S2: 125 mm, S3: 150 mm, S4/S5: 170 mm, S6: 190 mm)
Lenker Specialized Trail 7050 alloy 780 mm
Vorbau Alloy Trail Stem
Felgen/Naben Roval Traverse 29 Alloy/Roval
Reifen Butcher GRID TRAIL casing 29 x 2.3″/Eliminator, GRID TRAIL casing 29 x 2.3″
Specialized Stumpjumper EVO Comp | 4.499 €
Federgabel FOX FLOAT 36 Rhythm GRIP 150/160 mm
Dämpfer FOX FLOAT DPX2 Performance 150 mm
Schaltung Shimano SLX M7100 1×12
Bremsen Shimano SLX M7120, 4-Kolben 200/200 mm
Sattelstütze X-Fusion Manic (S1: 100 mm, S2: 125 mm, S3: 150 mm, S4/S5: 170 mm, S6: 190 mm)
Lenker Specialized 6061 alloy 780 mm
Vorbau Alloy Trail Stem
Felgen/Naben Roval 29/Shimano MT400
Reifen Butcher GRID TRAIL casing 29 x 2.3″/Eliminator, GRID TRAIL casing 29 x 2.3″
Specialized Stumpjumper EVO LTD | 5.699 €
Federgabel RockShox Zeb Select Plus DebonAir 150/160 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Select Plus Coil 150 mm
Schaltung SRAM X01 Eagle 1×12
Bremsen SRAM Code RS, 4-Kolben 200/200 mm
Sattelstütze OneUp, Dropper Post-V2 (S1: 120 mm,S2/S3: 150 mm, S4: 180 mm, S5/S6: 210mm)
Lenker Specialized Trail 7050 alloy 780 mm
Vorbau Deity Copperhead
Felgen/Naben Roval Traverse 29/Roval Traverse
Reifen Butcher GRID TRAIL casing 29 x 2.3″/Eliminator, GRID TRAIL casing 27.5 x 2.3″
Fahrspaß ab der ersten Kurbelumdrehung – Das Stumpjumper EVO 2021 auf dem Trail
Wir hatten die Möglichkeit, das brandneue Stumpjumper EVO einen Tag auf den verschiedenen Trails rund um Saalbach Hinterglemm zu testen. Aufgrund der kurzen Testdauer sind wir das Rad im Standard-Setting, also mit hohem Tretlager und der mittleren Lenkwinkel-Einstellung gefahren. Mit einer Körpergröße von 180 cm haben wir uns für das Bike in Größe S4 entschieden. Am Hinterbau sind wir das Rad mit rund 30% SAG gefahren, Begleitet wurden wir in Saalbach unter anderem von Fanie Kok, dem Kopf hinter dem Soil Searching Programm, mit dem Specialized Trail-Builder weltweit unterstützt. Wenn ihr mehr über Soil Searching und Fanie erfahren wollt, solltet ihr unbedingt unsere Geschichte über ihn lesen. Mit dabei hatte Fanie einen UAZ Buchanka, das passende Auto für einen Trail-Builder.
Da wir an unserem Test-Tag nahezu ausnahmslos mit dem Lift bergauf unterwegs waren, konnten wir die Uphill-Eigenschaften nur sehr kurz testen. Allerdings fiel dabei schon bei einem mittig montierten Sattel die zentrale Sitzposition auf. Die Zeiten, in denen man den Sattel nahezu zwangsläufig nach vorne schieben musste, um nicht zu weit über dem Hinterrad zu sitzen, sind vorbei. Das Rad sackt auch bei steilen Anstiegen nicht weg und wippt auch kaum. Anders als beim Vorgänger kann man sich den Griff zur Plattformdämpfung hier nahezu immer sparen. Er lohnt sich nur bei langen, monotonen Anstiegen, bei denen man durch den reduzierten SAG noch etwas zentraler sitzt. Insgesamt klettert das Stumpjumper EVO deutlich angenehmer und komfortabler als das bisherige Stumpjumper ohne den EVO Zusatz – top!
Aufsteigen und abgehen, lautet seit jeher die Devise, wenn man auf ein Stumpjumper steigt. Eine Eingewöhnungsphase war dank der ausgewogenen Geometrie in der Vergangenheit nicht nötig und ist es auch beim neuen EVO nicht. Als Fahrer fühlt man sich vom Start weg super sicher auf dem Rad und steht angenehm integriert zwischen den Laufrädern. Durch die weniger extreme Geometrie, verglichen zum bisherigen EVO, hat man sehr guten Grip auf beiden Laufrädern und das Rad fährt sich gutmütig und berechenbar. Richtungswechsel setzt das neue Stumpy EVO direkt und präzise um. In engen Sektionen ist das Rad angenehm agil. Schnelle Linienänderungen fallen einfach und so lässt sich super mit dem Trail spielen.
Den größte Unterschied zu allen bisherigen Stumpy-Modellen merkt man beim Fahrwerk. War das alte Stumpjumper vielen aktiven Fahrern zu linear, begeistert das neue Modell mit viel Gegenhalt und einer gut gewählten Progression. Gepaart mit einem noch feinfühligeren Ansprechverhalten filtert das Rad Schläge deutlich souveräner weg und liefert mehr Grip und Traktion. Der Hinterbau nutzt den Federweg sehr effizient und am Ende einer Abfahrt ist der SAG-Ring am Ende der Kolbenstange, doch einen Durchschlag bemerkt man während der Fahrt nicht – top! Außerdem kann man sich an Kanten noch besser abdrücken und das Rad lässt sich ohne großen Kraftaufwand in die Luft ziehen. Das sorgt für massig Fahrspaß!
Rock ‘n’ Roll all Night and Party every day! Mit dem Stumpjumper EVO ist Fahrspaß garantiert!
Dank der 170 mm langen Sattelstütze in Kombination mit dem tiefgezogenen Oberrohr hat man auch im steilen Gelände viel Bewegungsspielraum. Die neuen Specialized-Reifen überzeugen mit gutem Grip und einem berechenbaren Handling – top!
Specialized Enduro oder Stumpjumper EVO?
Diese Frage werden sich sicher viele Fahrer stellen, die auf der Suche nach einem neuen vielseitigen Enduro-Bike sind. Mit seinem Update ist das neue Stumpy Evo deutlich potenter geworden und kann es dank des variablen Rahmens und dem schluckfreudigen Fahrwerk auch mit den fiesesten Trails aufnehmen. Gleichzeitig fährt sich das Rad auch auf flachen Trails noch spaßig und klettert komfortabler. Das macht es für die meisten Fahrer zum insgesamt besseren Allrounder, verglichen mit dem Enduro. Das Specialized Enduro dagegen legt bergab nochmal eine Schippe drauf. Es ist bergab noch laufruhiger und souveräner und vor allem für all die Fahrer interessant, welche entweder richtig harte Trails hinter der Haustür haben oder jedes Wochenende im Bikepark verbringen.
Unser erstes Fazit zum neuen Specialized Stumpjumper EVO 2021
Dieses Bike rockt! Das neue Specialized Stumpjumper EVO brennt auf dem Trail ein echtes Feuerwerk ab und begeistert mit seinem top Fahrwerk und dem gelungen Mix aus hoher Laufruhe und super spaßigem Handling. Außerdem strotzt das Bike voller smarter Detaillösungen und innovativen Ideen, wie z. B. den sehr kurzen Sitzrohren, der SWAT-Box oder den Geometrie-Verstellmöglichkeiten. Wer auf der Suche nach einem echten Do-it-All Enduro-Bike ist, das auf ausgedehnten Touren bis hin zu Vollgas-Bikepark-Tagen eine gute Figur macht, sollte sich dieses Bike genauer ansehen.
Tops
- genialer Allrounder für jeden Trail
- variable Geometrie
- SWAT-Box noch immer der Hammer
- durchdachte, stimmige Ausstattung
Flops
- kein Alu-Modell
Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com
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Text: Fotos: Christoph Bayer, Valentin Rapp