Es gibt vermutlich kaum ein Mountainbike, das bekannter ist als das Specialized Stumpjumper. Das Bike ist seit knapp 40 Jahren auf dem Markt und zählt jeher zu den Benchmarks in seinem Segment. Anfang des Jahres hat Specialized die neueste Variante vorgestellt. Wir haben das Specialized Stumpjumper Expert 29 nun ausgiebig getestet.
Das Specialized Stumpjumper ist ein Bike für die breite Masse. Vom entspannten Tourenfahrer bis hin zum Enduro-Racer, der eine leichte, direkte Rennmaschine sucht, greifen die unterschiedlichsten Fahrertypen zum Stumpjumper. In unserem Test haben wir uns für das Expert 29er Modell mit 140 mm Federweg am Heck und 150 mm an der Front entschieden. Das 5.499 € teure Bike besitzt einen kompletten Carbonrahmen inklusive super praktischer und neuerdings noch größerer SWAT-Box, mit viel Stauraum im Unterrohr, die einen Rucksack auf vielen Touren überflüssig macht. Optisch ist der asymmetrisch platzierte Dämpfer die wohl größte Besonderheit. Ein zusätzlicher Steg neben dem Federbein soll für eine optimale Steifigkeits-Balance sorgen und verleiht dem Bike einen uniquen Look. Die eher dezente Lackierung unterstreicht das Design des Bikes. Auffällige Logos und Schriftzüge hat dieses Bike nicht nötig.
Das Specialized Stumpjumper Expert 29 im Detail
Federgabel RockShox Pike RC 150 mm
Dämpfer RockShox Deluxe RT 140 mm
Bremsen SRAM Guide R 200/200 mm
Antrieb SRAM GX Eagle
Sattelstütze Specialized Command Post IRCC
Vorbau Specialized Trail 45 mm
Lenker Specialized Trail 780 mm
Laufräder Roval Traverse Carbon
Reifen Specialized Butcher GRID/Purgatory GRID 2,6”
Bei der Ausstattung hat sich Specialized für einen cleveren Mix aus eher günstigen und sehr hochwertigen Teilen entschieden. Mit den SRAM Guide R-Bremsen lockt man keinen Biker hinter dem Ofen hervor. Mit den leichten Roval Traverse-Carbonlaufräder dagegen schon. Specialized hat ganz bewusst bei den Teilen, die das Handling spürbar beeinflussen, etwas mehr Geld investiert und an weniger relevanten Parts gespart. An der Front arbeitet eine feinfühlige RockShox PIKE-Federgabel, Gangwechsel erledigt eine SRAM GX-Eagle. Die restlichen Komponenten kommen überwiegend von Specialized direkt. Zusammen mit dem Rahmen haben die Amerikaner endlich auch ihre Sattelstütze überarbeitet. Die neue Command Post IRcc bietet endlich einen 160 mm Verstellbereich, schießt aber noch immer genauso schnell empor wie ihr Vorgänger – hier ist Vorsicht geboten, sonst wird’s schmerzhaft.
Die Geometrie des Specialized Stumpjumper Expert 29
Wie schon bei seinem Vorgänger ist die Geometrie auch beim neuen Specialized Stumpjumper Expert 29 alles andere als extrem. Da ist es nicht verwunderlich, dass sofort nach dem Aufsteigen Wohlfühlatmosphäre aufkommt. Auf dem Rad in Größe Large sitzt man als 180 cm großer Fahrer eher aufrecht, aber sehr komfortabel. Durch den eher flachen Sitzwinkel hat man in sehr steilen Sektionen zwar den Eindruck etwas weit hinten zu sitzen, wird dafür bei technischen Uphills mit viel Traktion belohnt. Wir haben uns dennoch entschieden, den Sattel weiter nach vorne zu schieben. Dank der leichten Laufräder beschleunigt das Stumpi willig und sprintet bei ambitionierten Antritten förmlich nach vorn. Wer gerne lange Touren unternimmt, wird dieses Bike lieben.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 380 mm | 410 mm | 455 mm | 505 mm |
Oberrohr | 572 mm | 595 mm | 628 mm | 662 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 95 mm | 125 mm | 140 mm |
Lenkwinkel | 66,5° | 66,5° | 66,5° | 66,5° |
Sitzwinkel | 74,8° | 74,5° | 74,1° | 73,7° |
Kettenstrebe | 437 mm | 437 mm | 437 mm | 437 mm |
Tretlagerabsenkung | 33 mm | 33 mm | 33 mm | 33 mm |
Radstand | 1.149 mm | 1.169 mm | 1.201 mm | 1.231 mm |
Reach | 405 mm | 425 mm | 445 mm | 470 mm |
Stack | 614 mm | 614 mm | 641 mm | 656 mm |
Auf dem Trail
So unauffällig wie der erste Eindruck bergauf, so unauffällig fährt sich das Stumpjumper auch bergab. Das Handling ist sehr ausgewogen und angenehm agil. Highspeed-Rekorde auf Downhillstrecken wird man mit dem Stumpjumper nicht brechen, doch bewältigen kann man alle Abfahrten garantiert. Richtungswechsel erledigt man spielerisch. Das Handling ist exzellent ausbalanciert und dank des tiefen Tretlagers steht man super integriert im Bike. Das AUTOSAG-Ventil, das bei früheren Versionen zum Einsatz kam, sucht man beim neuen Stumpjumper vergeblich. Dennoch gelingt das Setup einfach. Das Fahrwerk ist nicht übertrieben progressiv, sondern gibt bereitwillig sämtlichen Federweg frei. Dennoch sackt es nicht weg und vermittelt gutes Feedback. Gepaart mit den leichten Laufrädern, dem steifen Rahmen und gut rollenden Reifen kann man so auf Flowtrails und einfachen Singletrails jede Menge Tempo machen.
Werden die Wurzelteppiche aber größer und die Steinfelder länger, fehlt es dem Rad etwas an Laufruhe. Hier bemerkt man die geringe rotierende Masse der Laufräder. Allerdings fährt sich das Rad nie unsicher oder unberechenbar, es zeigt seinem Fahrer vielmehr, wann es an der Zeit ist etwas Tempo zu reduzieren. Apropos Tempo reduzieren: Auf langen Abfahrten fehlt es der SRAM Guide R-Bremse etwas an Power. Wer viel in den Bergen unterwegs ist, sollte lieber auf eine CODE wechseln. Das tief gezogene Oberrohr ermöglicht einen großen Bewegungsspielraum und vermittelt viel Sicherheit. Zusätzliches Highlight: Der speziell entwickelte Kettenstrebenschutz unterdrückt sämtliches Klappern effizient.
Fazit
Das neue Specialized Stumpjumper Expert 29 ist ein Rad für einen extrem breiten Einsatzbereich. Von der kurzen Feierabendrunde über mehrtägige Alpentouren oder einem Shuttle-Tag macht dieses Bike alles mit. Es ist in keinster Weise extrem und genau das ist seine große Stärke. Sucht man eine Definition für das perfekte Do-it-All-Mountainbike – hier hat man sie gefunden.
Stärken
– Fahrspaß auf jedem Trail
– sehr ausgewogenes Handling
– SWAT-Box
Schwächen
– kein Schnäppchen
– Bremsen fehlt es an Power
Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com
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