Das Specialized Stumpjumper ist bereits länger auf dem Markt, als unser durchschnittlicher Leser alt ist (33 Jahre). In den rund 35 Jahren, die es diesen kalifornischen Klassiker gibt, hat sich das Bike extremst entwickelt. Aktuell hat Specialized neben einer Hardtail-Modellreihe vollgefederte Stumpys in allen drei Laufradgrößen im Sortiment. Wir haben das Specialized Stumpjumper FSR Expert 650b gegen das 6Fattie antreten lassen, um herauszufinden, welches für wen geeignet ist.
Specialized war von Anfang an ein bekennender Verfechter großer Laufräder und entwickelte als eine der ersten Marken ein komplettes Produktportfolio mit 29″-Bikes. Und so ist es nun auch mit den Plus-Bikes: Beim Sea Otter Festival 2015 stellten die Kalifornier ihre ersten Modelle vor, im Laufe der Saison kamen neue Modelle hinzu – wie das Stumpjumper FSR Expert 6Fattie. Da der US-Gigant auch eigene Reifen und Laufräder fertigt, war klar, dass auch hier hauseigene Komponenten zum Einsatz kommen würden. So sind am Stumpjumper FSR Expert 6Fattie 3,0″ breite Reifen und passende Laufräder mit 29 mm Felgeninnenbreite verbaut.
Der erste Eindruck vom Specialized Stumpjumper FSR Expert
Gleicher Name, gleicher Preis, nahezu gleiche Ausstattung, aber eine sich stark unterscheidende Geometrie – das sind die Eckdaten unseres Modellvergleichs. Klar, die dicken Reifen brauchen Platz und so ist es nicht verwunderlich, dass die Hinterbaulänge beim Specialized Stumpjumper FSR Expert 6Fattie um einige Millimeter länger ausfällt. 17 mm länger sind die Hinterbauten des 6Fatties und des 29ers im Vergleich zum 27,5″-Modell. Doch nur den Hinterbau zu verlängern, würde aus dem Rad ein behäbiges Gripmonster machen, mit dem der Fahrspaß sicher auf der Strecke bliebe. Also verpasste Specialized den beiden Bikes mit größeren Laufrädern einen kompakteren Hauptrahmen.
Auf dem 6Fattie nimmt man äußert komfortabel und aufrecht Platz, sportlicher geht es da auf dem 650b-Modell zu – bei ihm sitzt man wegen des längeren Hauptrahmens in Kombination mit einem 80 mm langen Vorbau deutlich gestreckter, aber noch immer komfortabel. Kritik gab es bei beiden Rädern lediglich für die Specialized Command Post-Teleskopsattelstütze – ihr Versatz nach hinten kam bei keinem der Tester gut an und limitiert die Klettereigenschaften bei wirklich steilen Anstiegen. Schade, denn vor allem der superergonomische Bedienhebel der Stütze ist top! Nichtsdestotrotz, bergauf lassen beide Bikes abgesehen davon nichts anbrennen und überzeugen mit einer soliden Performance.
Fahreigenschaften
Während der größte Vorteil des 27,5″-Modell in seiner hervorragenden Beschleunigung liegt, begeistert das 6Fattie mit enormer Traktion – und das trotz des flachen Stollendesigns der Reifen. Specialized montiert die 3″ breiten Reifen auf einer Felge mit 29 mm Innendurchmesser, was eine sehr runde Entfaltung der Pneus zur Folge hat. Die Seitenstollen sitzen im unbelasteten Zustand ziemlich tief, wandern dann aber durch das Fahrergewicht nach oben. So ergibt sich ein ausgesprochen angenehmes, dem 27,5″-Modell ähnliches Fahrgefühl. Dennoch ist auch hier das Plus-typische Walgen in Anliegern und Kompressionen deutlich zu spüren. In Sachen Handling ähneln sich bei diesem Testfeld das Plus- und das 27,5″-Bike bei keinem Hersteller mehr.
Das Specialized Stumpjumper FSR Expert 6Fattie fährt sich agil und fast schon verspielt, ohne dabei nervös zu wirken und das 650b-Modell begeistert mit viel Laufruhe, ohne dabei behäbig zu sein. Durch den langen Hauptrahmen erfordert das 27,5″-Bike einen aktiveren Fahrstil, um bei offenen Kurven nicht den Druck auf dem Vorderrad zu verlieren und empfiehlt sich daher für erfahrene Fahrer mit geschulter Fahrtechnik, die in der Lage sind, ihre Position auf dem Rad dem aktuell vorherrschenden Terrain anzupassen. Weniger aktive und eher unerfahrene Fahrer profitieren hingegen von der etwas kompakteren Geometrie des 6Fattie, mit der sich Richtungswechsel einfach einleiten lassen und mit der die Balance auf dem Rad leichter gegeben ist. Das unterstreicht auch der insgesamt sehr lineare Hinterbau, der Federweg schnell freigibt, allerdings auch leicht wegsackt. Dafür bietet er aber auch ein großes Maß an Komfort.
Die Bikes im Detail
Welches Bike ist für wen?
Specialized Stumpjumper FSR Expert 6Fattie
Aktive Trailbiker, die gerne spät bremsen und überwiegend auf Naturtrails unterwegs sind, werden das Specialized Stumpjumper FSR Expert 6Fattie ebenso lieben wie Neulinge, die sich mehr Fahrsicherheit wünschen.
Specialized Stumpjumper FSR Expert 650b
Ein Bike für maximalen Spaß auf den Hometrails ebenso wie auf alpinen Pfaden, das auch einmal in den Bikepark entführt werde kann – das Specialized Stumpjumper FSR Expert 650b kann alles.
Fazit
Specialized hat verstanden, dass es mehr braucht als eine unterschiedliche Laufradgröße, um für den Kunden ein stimmiges Gesamtpaket zu schnüren. Die auf den jeweiligen Fahrertyp zugeschnittenen Konzepte überzeugen in ihrer Gesamtheit. Erfahrene Biker greifen am besten zum 27,5″- und weniger aktive Piloten mit dem Wunsch nach mehr Fahrsicherheit zum Plus-Modell.
Weitere Informationen findet ihr auf der Specialized Website
[/emaillocker]Dieser Artikel ist Teil unseres Vergleichstests: Duell der Laufradgrößen: 27.5+ gegen 27.5″ und 29er Bikes
Verpasst nicht die anderen Bikes im Test:
SCOTT Genius 900 Tuned vs. Genius 700 Tuned Plus im Vergleichstest
STEVENS Whaka ES 27,5″ vs. 29″ vs. 27.5+ im Vergleichstest
Update Mai 2016: Wir hatten das Specialized Stumpjumper FSR Expert 650B auch in unserm Trailbike Vergleichstest.
Text und Fotos: Christoph Bayer
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