Das Specialized Stumpjumper ist ein Dauerbrenner und punktet vor allem mit einfachem Handling und seinen Allround-Fähigkeiten. Mit der Pemberton LTD Edition bekommt der Klassiker einen potenten Abfahrts-Spec inkl. Coil-Dämpfer verpasst. Mutiert das Stumpy so zur Downhill-Maschine?
150/140 mm (v/h) | 14 kg | 7.999 € | Hersteller-Website
Laut Specialized ist das Stumpjumper Pemberton LTD Edition ein Liebesbrief an Pemberton, BC, einen „der besten Mountainbike-Spots der Welt“. Die Trails dort sind meist richtig steil, felsig und ziemlich anspruchsvoll für Fahrer und Material. Grip und Kontrolle sind essenziell. Kein Wunder, dass die Pemberton LTD Edition des Stumpjumper also vor robusten Performance-Teilen nur so strotzt. Kräftige Bremsen, eine potente Gabel, eine Dropper mit viel Hub, die verstärkte BLCK DMND-Karkasse am Hinterreifen und ein Coil-Dämpfer, wie es ihn sonst nur im Stumpjumper EVO zu kaufen gibt – all das soll das Bike potenter machen. Ob diese Ausstattung jedoch etwas am sonst eher zahmen Charakter des Stumpjumper ändern kann?
Die Ausstattung des Stumpjumper Pemberton LTD Edition
Der Rahmen und die Grunddaten der Pemberton LTD Edition sind identisch mit denen der regulären Stumpjumper-Modelle (also alle außer ST oder EVO). Gleiche Geometrie, gleich viel Federweg, nur die Ausstattung ist deutlich stärker auf Abfahrt getrimmt. So kümmern sich eine FOX 36 GRIP2-Gabel und ein FOX DHX2 Coil-Dämpfer – beide aus der Performance Elite-Reihe – um die Bodenunebenheiten. Die einstellbare Highspeed-Druck-/Zugstufe der Gabel hätten wir allerdings auch gern am Dämpfer gesehen, die Möglichkeit gibt’s jedoch nur beim Factory-Modell. Doch dazu später mehr. Gebremst wird mit bissigen MAGURA MT7, der Specialized Eliminator-Reifen am Hinterrad verfügt über die robustere BLCK DMND Karkasse. Die Schaltung ist ein vollkommen funktionaler – aber angesichts des Preises etwas knauseriger – Mix aus SRAM X01 Eagle und GX Eagle mit einer 170 mm langen TRUVATIV DESCENDANT-Carbon-Kurbel. Ebenfalls aus Carbon sind der 780 mm breite Lenker mit seinen 27 mm Rise sowie die Roval Traverse-Felgen, die sich um solide DT Swiss 350-Naben drehen. Außerdem kommt die Pemberton LTD Edition in Größe L mit einer 175 mm langen RockShox Reverb.
Die Ausstattung der Pemberton LTD Edition ist die sinnvollste, die es je an einem Stumpjumper gab
An der Front arbeitet eine FOX 36 FLOAT Performance Elite-Gabel – eine top Wahl, denn bis auf die fehlende Kashima-Beschichtung ist sie identisch mit dem Factory-Modell und bietet alle High-/Lowspeed-Einstellmöglichkeiten.
Die MAGURA MT7 passt sehr gut zum Rest der Ausstattung und überzeugt mit viel Power und guter Dosierbarkeit.
Die SWAT-Box kann man einfach nicht oft genug zeigen, so sinnvoll ist sie. Das Minitool ist hier jedoch direkt am Flaschenhalter befestigt und nicht wie bei den S-Works im Steuerrohr.
Der Antrieb ist ein Mix aus SRAM X01 Eagle-Schaltwerk und -Trigger sowie einer SRAM GX Eagle-Kassette und -Kette mit einer TRUVATIV DESCENDANT-Carbon-Kurbel. Das ist ein einwandfreier Spec, angesichts des Gesamtpreises hätte es aber auch eine komplette X01 Eagle-Gruppe sein dürfen.
Der FOX FLOAT DHX2 Performance Elite Coil-Dämpfer ist super feinfühlig und generiert sehr viel Traktion am Hinterrad. Die fehlende Endprogression und der eher lineare Hinterbau lassen das Stumpjumper gern mal durchschlagen. Highspeed-Einsteller sucht man am Performance-Elite-Modell leider vergeblich.
Für maximale Pannensicherheit kommt der Specialized Eliminator-Reifen am Hinterrad mit robusten BLCK DMND-Seitenwänden.
Specialized Stumpjumper Pemberton LTD Edition 29
7.999 €
Specifications
Fork FOX FLOAT 36 GRIP2 Performance Elite 150 mm
Rear Shock FOX DHX2 Performance Elite 140 mm
Seatpost RockShox Reverb Stealth 175 mm
Brakes MAGURA MT7 200/180 mm
Drivetrain SRAM X01/GX Eagle 30/10-50
Stem Deity Copperhead 50 mm
Handlebar Specialized Trail FACT Carbon 800 mm
Wheelset Roval Traverse Carbon, DT Swiss 350 29"
Technical Data
Size S, M, L, XL
Weight 14.0 kg
Mit einem Preis von 7.999 € und glatten 14 kg Gewicht reiht sich die Pemberton LTD Edition zwischen dem Expert Carbon-Modell (5.899 €) und dem S-Works Stumpjumper (9.499 €) ein und füllt die bisher dort bestehende Lücke. Während der Preis zwar Specialized-typisch hoch ist, bekommt man hier einen sehr durchdachten Spec ohne Kompromisse und tut gleichzeitig noch etwas Gutes. Ein Teil des Gewinns der Pemberton LTD Edition kommt nämlich der Pemberton Valley Trails Association zugute, die sich um den Bau und die Pflege der Trails in der Region kümmert.
Das Stumpjumper PE auf dem Trail
Die Sitzposition auf dem Stumpjumper PE ist gewohnt komfortabel, aufrecht und perfekt ins Bike integriert. Schiebt man den Sattel nach vorn – was man aufgrund des nicht allzu steilen Sitzwinkels definitiv tun sollte –, lässt es sich stundenlang angenehm pedalieren. Der Hinterbau ist mit dem Coil-Dämpfer noch feinfühliger als mit einem Luftdämpfer und schluckt Unebenheiten wie ein rollendes Sofa. Leider neigt der Hinterbau dadurch auch noch mehr zum Wippen und der Griff zum Plattformhebel ist daher absolut empfehlenswert.
Auf steilen, technischen Trails fühlt sich das Stumpjumper PE pudelwohl – bei Highspeed eher weniger.
Auch bergab bleiben die Grundeigenschaften des Stumpjumper in der Pemberton LTD Edition die gleichen. Es ist sehr einfach zu fahren, super komfortabel und ein top Allrounder. Der Wechsel auf einen Coil-Dämpfer verleiht dem Stumpy auch bis zu einem gewissen Punkt Flügel – ein Baller-Bike wird es dadurch jedoch nicht. So bietet es im mittleren Federwegsbereich spürbar mehr Feingefühl, Grip und auch Support. Das Stumpjumper liegt bei moderaten Geschwindigkeiten satter auf dem Trail und bietet dennoch guten Pop. Somit profitieren Fahrer, die es entspannter angehen lassen und eher auf flowigeren Trails unterwegs sind, sehr vom Coil-Dämpfer. Richtig punkten kann das Stumpjumper mit dem Coil-Dämpfer aber auf steilen, technischen Trails, wo viel Grip benötigt wird, denn dort kann es mit der hervorragenden Feinfühligkeit des Hinterbaus glänzen. Die FOX 36 GRIP2 an der Front bleibt hier zudem schön hoch im Federweg. Hinzu kommt die hohe Front des Stumpjumpers, ein Lenker mit fast 30 mm Rise und die kraftvollen, gut dosierbaren MAGURA MT7-Bremsen. Zusammen mit dem von Haus aus präzisen, agilen Handling des Stumpjumper ergeben sich so ein sehr angenehmes Sicherheitsgefühl und viel Vertrauen ins Bike.
Lässt man die Bremsen jedoch offen und dem Stumpjumper freien Lauf, kommt es bald an seine Grenzen. So fehlt es ihm aufgrund seiner kompakten Geometrie an Laufruhe, wird mit zunehmender Geschwindigkeit nervös und braucht dann eine feste Hand. Hinzu kommt, dass das Stumpjumper generell schon über nicht allzu viel Progression im Hinterbau verfügt. Der Coil-Dämpfer verstärkt das durch seine lineare Kennlinie noch zusätzlich. Bietet er im mittleren Federweg noch guten Support und Pop, schlägt er bei großen, harten (Ein-)Schlägen gern mal durch. Leider verbaut Specialized beim Pemberton LTD Edition auch nur den einfacheren DHX2 Performance Elite-Dämpfer ohne Highspeed-Einstellmöglichkeiten, mit denen man das Durchschlagverhalten etwas mindern könnte. Hält man sich aber an das imaginäre Speed-Limit des Stumpjumper, hat man mit ihm sehr viel Spaß, ohne viel Kraft investieren zu müssen, und kann tatsächlich auf besagte Highspeed-Einstellmöglichkeiten verzichten.
Fazit
Das Specialized Stumpjumper in der Pemberton LTD Edition bietet mit dem Coil-Dämpfer und den kraftvollen Bremsen gerade im steilen, technischen Gelände viel Grip und Sicherheit, ohne auf Flowtrails seinen Pop zu verlieren. Bei Highspeed kommt das Stumpy aufgrund der geringen Endprogression und dem zunehmend nervösen Handling jedoch nach wie vor schnell an seine Grenzen und auch beim Uphill ist der Griff zum Lockout-Hebel Pflicht. Insgesamt ist das Stumpjumper in der Pemberton LTD Edition somit zwar ein gelungenes Bike mit nahezu perfektem Spec, top Komfort, gewohnt gutem, intuitivem Handling – und dem zusätzlichen Plus an Grip und Sicherheit. Es bleibt jedoch nur ein sehr guter Allrounder für gemäßigte Fahrer und wird trotz Spec-Upgrade nicht zum Baller-Bike.
Tops
- guter Support und Pop im mittleren Federweg
- feinfühliger bei kleinen Schlägen
- viel Grip und Sicherheit
- sehr durchdachter Spec
Flops
- Climb-Switch im Uphill nötig
- wenig Endprogression
- bei Highspeed etwas nervös
- keine Highspeed-Einstellmöglichkeit am Dämpfer
Mehr Infos unter: specialized.com
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Text: Fotos: Finlay Anderson
