Spot Check: Alpirsbacher Schwarzwaldtrail in Sasbachwalden

Trailspaß, wohin das Auge reicht: In Sasbachwalden wurde nach vier Jahren harter Arbeit der Alpirsbacher Klosterbräu-Schwarzwaldtrail eröffnet. Natürlich mussten wir die Strecke in der Schaeffler Mountainbike-Arena gleich genauer unter die Lupe nehmen und haben Alpencross-Profi Frank Ellenberger in den Schwarzwald geschickt!

Biketrail zur Schwarzwälder Kirschtorte

Eigentlich ist es ein ganz normaler Sonntagmorgen, der Wetterdienst hat 30 °C angesagt und klar muss so ein Tag auf dem Bike verbracht werden. Aber heute geht es nicht auf irgendwelche Trails, heute sind wir auf dem Weg in den Schwarzwald, genauer: an den westlichen Rand des Nordschwarzwalds in den Kurort Sasbachwalden. Unsere Strecke führt uns an beliebten Ausflugszielen wie Baiersbronn, Ruhestein, Mummelsee und Hornisgrinde vorbei in Richtung Sasbachwalden. Ein unscheinbarer kleiner Parkplatz ist unser Ziel, von wo wir den im April offiziell eröffneten Alpirsbacher Biketrail in der Schaeffler Bikearena erkunden und auf Herz und Nieren testen wollen.

Die Anfahrt zieht sich auf einem Waldweg leicht bergan, bevor sich der Trail dann in sanften Anliegerkurven in Richtung Tal schlängelt. Langeweile? Fehlanzeige! Immer wieder sind kleine Wellen und Felsen integriert und sorgen für Abwechslung. Die Hindernisse sind jedoch alle auch für nichtgeübte Fahrer umfahrbar. Hier werden immer wieder Wanderwege gekreuzt und die Biker ziehen staunende Blicke und stets ein freundliches „Grüß Gott“ der Wanderer auf sich, man achtet und respektiert sich gegenseitig.

Kurz vor dem Startplatz für Gleitschirmflieger teilt sich die Strecke nun, für weniger Geübte geht es auf dem Forstweg bergab, die Könner treten kurz zur Hütte hinauf und können dort auf toll gebauten Sprüngen und Anliegern in Richtung Tal fahren.

So zieht sich der Trail über abwechslungsreiches Gelände inkl. Rockgarden bis hinunter zum Spinnerhof, wo zwei Shuttles zur Verfügung stehen, mit denen man wieder zum Startpunkt fahren kann.
Der Alpirsbacher Schwarzwaldtrail ist aktuell ca. 4 km lang und vernichtet 300 Höhenmeter.

Wie plant man eigentlich Fahrspaß?

Am Ende des Trails hatte ich mich mit dem Leiter der Touristinfo Sasbachwalden, Alexander Trauthwein, sowie dem Projektleiter für den Streckenbau, Martin Schumacher, verabredet. Und ich wollte eine ganze Menge Fragen loswerden: Wie kam es zum Schwarzwaldtrail? Wer war zuständig, wie wurde gebaut, was sind die weiteren Pläne?

Einfach war das Projekt natürlich nicht. Insgesamt vier Jahre hat es gebraucht, alle Genehmigungen einzuholen, das Geld aufzutreiben und den Trail zu bauen. Am Beginn stand 2012 die Erstellung des Leitbilds 2020 in Sasbachwalden – damit wurde beschlossen, den Mountainbike-Tourismus zu fördern und dadurch konnte überhaupt erst der Gedanke an diesen Trail entstehen. Volker Hirsch leitet eine Mountainbike AG an einer örtlichen Schule und war eines der Gründungsmitglieder des Vereins Bikesport Sasbachwalden. Warum das wichtig ist? Weil ein Verein als Geldgeber und Wortführer in politischen Diskussion einfach mehr Gewicht hat als einzelne Personen. Und der Erfolg gibt ihnen Recht: Der Verein hatte damals sofort 45 Mitglieder, inzwischen sind es stolze 170. So konnte auch endlich die Strecke geplant werden. Eine der zentralen Figuren hierbei war der Gastronom und Hotelbesitzer Rudolf Spinner – Mit seiner Hilfe konnte die Strecke durch Gemeinde und Privatwälder gebaut werden. Mühe, Schweiß und das Strapazieren der Geduldsmuskeln haben sich definitiv ausgezahlt: Die inoffizielle Eröffnung der Strecke fand im September 2015 statt, der Probetrieb wurde gestartet. Zur offiziellen Eröffnung im April 2016 wurde dann noch der von Nico Vink konzipierte und gebaute Pumptrack mitten im Ort freigegeben werden, der finanziell von Reverse Components aus Freudenstadt unterstützt wird.

Jetzt hat man ja den Trail, jetzt kann man sich erst mal zurücklehnen, richtig? Falsch! Für die Zukunft sind eine Streckenverlängerung des Trails bis zum Pumptrack sowie eine Erweiterung nach oben zur B500 und dann evtl. sogar bis zur Hornisgrinde angedacht. Die Firma Solid Bikes möchte ein Testcenter eröffnen und auch die Nachbargemeinden Kappelrodeck, Baiersbronn und Bühlertal haben bereits Interesse an eigenen Biketrails bekundet. Bei diesem Thema leuchten die Augen von Streckenbauer Martin Schumacher: „Mein Traum ist es, hier in 10 Jahren ein zweites Finale Ligure im Schwarzwald gebaut zu haben“ – und wir hoffen, dass er recht behält. Der Schwarzwald hat das geologische Potenzial dazu und wenn wie hier Kommunen, Vereine und Visionäre so eng und vorbildlich zusammenarbeiten, dann ist vieles, was wir im Land der Zwei-Meter-Regelung für unmöglich halten, plötzlich Bikerrealität!
Zum Abschluss treffe ich dann noch Rudolf Spinner, eigentlich ein normaler Hotelbesitzer und Restaurantbetreiber, doch auch ein Mann mit Visionen. Er hat nicht nur seinen Privatwald für den Trail zur Verfügung gestellt, sondern auch noch zwei Shuttle-Anhänger gekauft, damit die Biker bequem zum Startpunkt transportiert werden können. Aktuell baut er noch am Kiosk für den Startpunkt des Shuttles, um dort die Biker mit Getränken und Snacks versorgen zu können. Keinesfalls sollte man sich im Biergarten des Hotel-Restaurants Spinnerhof die sagenumwobene Schwarzwälder Kirschtorte entgehen lassen!

Noch liegen keine Zahlen über eine Steigerung der Tourismusaktivitäten vor, doch Rudolf Spinner ist schon jetzt total begeistert: Die ersten Biker übernachten in seinem Hotel und auch im Biergarten sieht man immer wieder Biker sitzen.

Die Shuttlefahrkarten können im Spinnerhof gekauft werden, eine Einzelfahrt kostet 4,50 €, eine Zehnerkarte 40 €. Wer den Alpirsbacher Biketrail nun selbst erkunden möchte, findet die Informationen man auf der Website von Bikesport Sasbachwalden.

Ab der Saison 2017 wird ridehappy auf dem Trail und im dem umliegenden Gelände Enduro-Workshops und Fahrtechniktraining anbieten. Infos dazu gibt es auf der Ride Happy Website.

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Text & Fotos: Frank Ellenberger