Obwohl wir die neuen SRAM Guide G2-Bremsen bereits im März vorgestellt haben, war es zu diesem Zeitpunkt noch zu früh, um ein finales Fazit zu ziehen. Nach sechs Monaten Dauertest haben wir nun eine klare Vorstellung, wie sich die Bremse im Vergleich zu ihrer Vorgängerin und zur CODE schlägt.
Die originale SRAM Guide ist seit fünf Jahren auf dem Markt und wird an mehr High-End-Bikes verbaut als jede andere Bremse. Während uns die Guide im Allround-Einsatz immer gut gefallen hat – besonders die RE-Version, die den gleichen Bremssattel hat wie die CODE – ist sie unserer Meinung nach im harten Einsatz überfordert. Seit SRAM die neue CODE präsentiert hat, wurde es bei ENDURO zur Tradition, die etwas schwereren, aber weitaus besseren CODE-Stopper an unsere Bikes zu schrauben. Deshalb freuen wir uns, mit der G2 die zweite Generation der beliebten amerikanischen Trail-Bremse SRAM Guide auf dem Markt willkommen zu heißen! Sie soll eine CODE-ähnliche Performance beim Trail-Einsatz bieten. Ob das die G2 aber wirklich zum CODE-Killer macht, haben wir für euch herausgefunden.
Was ist an der neuen SRAM G2 eigentlich neu?
Die SRAM G2 wurde von Grund auf überarbeitet und mit neuen Bremssätteln, Leitungen, Hebeln und sogar mit einer neuen Power-Pad-Belag-Mischung versehen. SRAM bietet die neue Bremse aktuell in zwei Versionen an, wobei die SRAM G2 RSC mit 190 € und die SRAM G2 Ultimate-Top-Version mit 295 € zu Buche schlägt. Die günstigere G2 RSC verfügt über eine Druckpunkt- und Griffweitenverstellung und kombiniert das Hebelgefühl der Guide mit der Bremspower der CODE. Die SRAM G2 Ultimate ist das Spitzenmodell; sie glänzt mit einem Carbon-Bremshebel, der auf einem Drehlager sitzt. Laut SRAM verfügt die neue G2 über 7 % mehr Power als die auslaufenden Guide-Bremsen. Erreicht wurde das durch die Herstellung eines steiferen Bremssattels mit einer gleichzeitig schmaleren Aussparung für die Beläge sowie einer größeren Kontaktfläche um die Schrauben des Bremskörpers.
Damit keine zusätzlichen Kühlmethoden notwendig werden, verbaut SRAM Phenol-Kolben. Dadurch wurde das Hitzeschild SRAM zufolge überflüssig und die Belag-Aussparungen konnten verkleinert werden. Das Hitze-Management der neuen G2 soll zudem genauso gut sein wie das der vorherigen Guide-Version.
SRAM zufolge wurde darüber hinaus die Bewegung der Beläge verbessert, wodurch der Spalt zwischen Belägen und Scheibe gleichmäßig bleibt, während sich die Bremsbeläge abnutzen – das wiederum soll dafür sorgen, dass das Ansprechverhalten und der Schleifpunkt beständig bleiben. Während die Form der Beläge gleich geblieben ist, hat sich die Zusammensetzung geändert: Die neuen G2-Beläge bestehen aus einer neuen Mischung, der sogenannten Power Organic Compound. Organische und metallische Standard-Beläge sind weiterhin verfüg- und einsetzbar, und man kann natürlich auch die originalen Guide-Beläge auf der neuen G2 nutzen – und umgekehrt.
Auf unserer Waage betrug das Gewicht der G2 RSC 258 g und das der G2 Ultimate 246 g, jeweils inkl. 85-mm-Leitung. Das Hebelverhältnis der SRAM G2 ist das gleiche wie bei der Guide und der CODE, allerdings hat die G2 ein neues Hebel-Design spendiert bekommen. Die SRAM G2 RSC verfügt über eine Druckpunktverstellung sowie ein Bushing als Lagerung, während das Topmodell, die G2 Ultimate, zusätzlich mit einem Carbon-Bremshebel aufwartet und auf ein vollwertiges Kugellager setzt.
Die SRAM G2 im Test
Egal, wen man in unseren drei internationalen Büros gefragt hätte – wir alle waren wirklich gespannt, wie sich die SRAM G2 schlägt: In sechs Monaten hartem Einsatz auf Flow-Trails, in alpinem Gelände und auf unendlichen Shuttle-Sessions sind wir auf drei Sets SRAM G2 gefahren. Dabei haben wir sowohl die neuen Power Organic Compound-Bremsbeläge als auch die gesinterten Beläge benutzt und die Bremsen mit 200- und mit 180-mm-Bremsscheiben kombiniert. Die neue Power-Mischung eignet sich hervorragend für den Allround-Einsatz, wobei wir für „heiße“ alpine Abfahrten nach wie vor immer gesinterte Beläge empfehlen würden. Wie bewährt sich also die neue SRAM G2 im direkten Vergleich mit der alten Guide und der stärkeren CODE DH-Bremse?
SRAM G2 vs. SRAM Guide: Welche ist besser?
In unserem „Back-to-Back-Test“ haben wir festgestellt, dass die SRAM G2 sowohl ein feinfühligeres Ansprechverhalten als auch ein erhöhtes Bremsmoment am Ende des Hubs bietet. Das erlaubt es, etwas härter und später zu bremsen. Allerdings konnten wir keine wesentliche Verbesserung bezüglich der Hitzebeständigkeit feststellen, auch wenn die neuen Phenol-Kolben laut SRAM kein Hitzeschild benötigen. Beide Bremsen haben sich nach langen, alpinen Abfahrten etwas schwammig angefühlt und litten unter nachlassender Bremspower. Das Hebelgefühl ist dank der größeren Abstützung definierter und präziser. Mit einem etwas größeren und bissigeren Bremsmoment und einer optimierten Ergonomie hat die G2 in diesem Duell klar die Nase vorn.
SRAM G2 vs. SRAM CODE: Welche ist besser?
Da wir die stärkeren SRAM CODE-Bremsen in den letzten Jahren immer wieder dem Guide-Modell vorgezogen haben, war dieser Vergleich für die neue G2 eine echte Herausforderung. Bereits beim Preis war der Kampf heiß: Die SRAM CODE R für 170 € verzichtet auf die ausgesprochen nützliche Druckpunktverstellung der 190 € teuren SRAM G2 RSC. Bei der SRAM CODE RSC für 270 € fehlt wiederum der Carbon-Hebel der SRAM G2 Ultimate, die gerade mal 25 € teurer ist. Nach einem ausführlichen Praxistest hat eine der beiden Bremsen die Nase allerdings klar vorn: Vergleicht man beide Bremsen mit 200-mm-Bremsscheiben und gesinterten Belägen, dann ist die CODE die leistungsstärkere Bremse mit definierterem Biss und geringerem Brems-Fading auf langen Abfahrten. Die G2-Bremsen schlagen sich wacker, aber wenn man ordentlich Druck macht, fühlen sie sich eher wie eine Trail-Bremse an. Außerdem erhitzen sie schneller und man braucht kräftige Finger, um die volle Bremskraft zu entfalten. Bei einem ermittelten Gewicht von 246 g unterbietet die SRAM G2 die SRAM CODE um nur 38 g. Allerdings sind Bremsen nicht gerade ein idealer Ansatzpunkt, um das Gewicht zu drücken, und 76 g pro Paar sind auch eine eher unerhebliche Gewichtseinsparung. Während die G2-Bremsen eine subtile Verbesserung gegenüber den Guide darstellen, können sie sich nicht gegen die günstigeren CODE durchsetzen. Durch den härteren Biss und die bessere Dosierbarkeit haben die SRAM CODE-Bremsen eindeutig die Nase vorne.
Fazit – SRAM G2 vs. CODE, welche ist besser?
Die neue SRAM G2-Bremse überzeugt durch gute Leistung, hervorragende Dosierbarkeit und etwas mehr Power als das auslaufende Guide-Modell. Sie verbindet gute Dosierbarkeit mit einer perfekten Ergonomie. Im direkten Vergleich mit der CODE ist sie jedoch teurer und kann nicht mit der super Dosierbarkeit, dem Hitzemanagement und der konstant guten Bremspower mithalten. Deshalb ist die SRAM CODE noch immer unsere Empfehlung für alle, die eine sorgenfreie, kraftvolle Bremse suchen.
Tops
- besser als die SRAM Guide
- leicht
Flops
- nicht so kraftvoll und hitzebeständig wie die SRAM CODE
- teurer als die SRAM CODE
Mehr Informationen unter: sram.com
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