„12-fach für alle“, lautete das Motto der SRAM NX Eagle-Schaltgruppe bei seiner Einführung. Obwohl es mittlerweile eine noch günstigere Eagle Schaltgruppe gibt, ist die NX-Eagle unser Favorit, wenn es um die optimale Performance für wenig Geld geht.

1×12-Antriebe sind mittlerweile genauso etabliert, wie absenkbare Sattelstützen. Welchen entscheidenden Vorteil bieten 12-fach Antriebe im Vergleich zu allen anderen? Die Antwort ist einfach: eine Übersetzung, die in jedem Gelände einen passenden Gang zur Verfügung stellt und das ohne Umwerfer. Darüber hinaus haben uns die SRAM Eagle-Antriebe in den letzten Jahren durch ihr geräuscharmes und sehr präzises Schalten überzeugt. Nachteile sind für viele noch immer die Kosten und die zeitaufwendige Einstellung.

SRAM NX Eagle im Test
SRAM NX Eagle | 1.945 g | 410 €

Zumindest das Kostenthema könnte sich ab heute erledigt haben. Zwei Jahre nach der Entwicklung ihres ersten 1×12-Antriebs NX präsentiert SRAM einen erschwinglichen 1-fach-Einstieg mit 12-fach-Kassette. Um die NX Kassette auch im unteren Preissegment anbieten zu können, verzichtet SRAM auf die Kompatibilität mit hauseigenen XD-Freiläufen. Die NX Eagle ist also nur mit herkömmlichen Freiläufen kompatibel – was gleichzeitig die größte Schwäche der SRAM NX Eagle ist.

Die SRAM NX Eagle im Detail

Das Herzstück einer jeden Schaltung, insbesondere bei den Eagle-Systemen, ist die Kassette. Die herkömmlichen XX1-, X01- und GX Eagle-Kassetten verfügen über eine Bandbreite von 10 bis 50 Zähnen. Aufgrund der Kompatibilität mit non-XD-Freiläufen verzichtet die NX Eagle auf das kleine 10er Ritzel und begnügt sich stattdessen mit 11 Zähnen. So kommt die NX Eagle auf eine Bandbreite von ca. 454 %, wohingegen die anderen Eagle-Kassetten auf 500 % kommen.

So kommt die NX Eagle auf eine Bandbreite von ca. 454 %
Gestanzt und genietet: Der Grundaufbau der NX Eagle Kassette gleicht dem der GX
Die NX Eagle Kurbel kommen in neuem Design, im Innern gleichen sie jedoch der GX Eagle bis auf’s Haar
Das Kettenblatt an der NX Eagle besteht aus Stahl, verfügt aber dennoch über alle wichtigen Technologien

Die NX Eagle gleicht in vielen Punkten allen anderen Eagle-Gruppen, entscheidende Unterschiede sind leicht veränderten Decals und vor allem die Wahl der Materialien: Statt Carbon und Aluminium kommt bei der günstigsten Eagle viel Stahl und Kunststoff zum Einsatz. Während der GX-Schalthebel aus geschmiedetem Aluminium gefertigt ist, begnügt sich der NX-Trigger mit Kunststoff. Bei der NX Eagle-Kette verzichtet SRAM auf das aufwendige Nickel und Chrom-Finish der teureren Gruppen. Die Kassette hingegen ist wie bei der GX Eagle aus gestanzten Stahlritzel, die zu einem Ganzen zusammengenietet werden. Auch die Kurbeln bestehen verglichen mit GX aus dem gleichen 7000er Aluminium, lediglich das Kettenblatt ist bei der NX Eagle aus Stahl. Beim Schaltwerk setzt SRAM ebenfalls auf eine Mischung aus Stahl und Aluminium, während die Schaltwerke der GX- und X01 Eagle komplett aus Aluminium bestehen.

Neben dem Kettenblatt präsentiert sich auch die NX Eagle Kette aus unlegiertem Stahl. Mit 29 € aber kein Spartipp, da die GX Eagle Kette genau so viel kostet
Der Grundaufbau der NX Eagle Kassette gleicht dem der GX
Günstiger aber genauso smart: Trotz einer Kostenreduktion um 120 € verfügt das NX Eagle-Schaltwerk über die gleichen Technologien wie das der X01 Eagle

Auf Technologien aus den High-end-Antrieben wird aber nicht verzichtet, sodass auch die SRAM NX Eagle von sämtlichen Raffinessen profitiert, wie X-SYNC 2 für die sichere Verbindung von Kette und Ritzel, CAGE LOCK für einfache Wartung und X-HORIZON für die präzisen und effizienten Schaltvorgänge. Damit die Suche nach der passenden Kurbel und dem Tretlager nicht zum Albtraum wird, ist die NX Eagle-Kurbel ebenfalls mit dem DUB-System erhältlich. So ist gewährleistet, dass alle Teile der NX Eagle mit jeder anderen Eagle-Schaltung – ohne Kompromisse – kompatibel sind.

Die harten Fakten: Gewichte und Preise

Im Vergleich zur SRAM GX Eagle ist die NX insgesamt 185 g schwerer, wobei die Kette und das Schaltwerk den größten Gewichtsunterschied beschreiben. Gegenüber einer X01 Eagle hat die NX Eagle ganze 438 g zugelegt, was bei einem Preisunterschied von 900 € aber durchaus nachvollziehbar ist. Die SRAM NX und NX Eagle trennen insgesamt 110 g, die auf das Konto der 1×11-NX gehen.

Gewicht/Preis X01 Eagle GX Eagle NX Eagle NX 1×11
Kurbel 495 g/458 € 628 g/145 € 635 g/116 € 780 g/120 €
Schalthebel 126 g/145 € 122 g/35 € 109 g/38 € 142 g/28 €
Schaltwerk 276 g/240 € 290 g/110 € 341 g/119 € 322 g/76 €
Kasette 360 g/392 € 450 g/200 € 610 g/110 € 538 g/89 €
Kette 250 g/66 € 270 g/29 € 250 g/29 € 273 g/14 €
Gesamt 1.507 g/1.301 € 1.760 g/519 € 1.945 g/410 € 2.055 g/327 €

SRAM NX Eagle-Eindruck in der Praxis

Typisch SRAM ist die Verarbeitung und die Qualität, trotz der günstigeren Materialien, tadellos. Sobald die Schaltung einmal richtig eingestellt ist, gehen die Schaltvorgänge leise und präzise vonstatten. Tipp der Redaktion: Verwendet beim Einstellen der Schaltung auf jeden Fall die rote Schablone für die B-Tension-Screw bzw. das Chain Gap. Ist diese von Anfang an nicht richtig eingestellt, sind alle weiteren Bemühungen zwecklos.

Unterschiede zu den teureren Eagle-Gruppen in der Performance sind kaum spürbar. Einzig die günstigeren Materialien am Trigger machen sich bemerkbar und hinterlassen so ein weniger wertiges Gefühl beim Schalten, als beispielsweise beim X01-Trigger. Sobald es auf dem Trail richtig ungemütlich wird, macht sich der Hirnschmalz bemerkbar, der in das Design der Kette und der Zähne geflossen ist. So bleibt die Kette auf Wurzelteppichen und Steinfeldern regungslos an Ort und Stelle und macht Kettenführungen beinahe überflüssig.

Die NX Eagle 12-fach-Schaltung im Dauertest

Wenn wir ganz ehrlich sind, hatte das NX-Schaltwerk in den letzten zwei Jahren kein einfaches Leben. Die Dellen und Kratzer von zahllosen Steinkontakten und einigen härteren Einschlägen auf die rechte Bike-Seite zeugen von den Strapazen, die das Schaltwerk bis jetzt aushalten musste. Zuletzt ließ – auch wegen einiger Crashs – die Schaltpräzision nach, sodass es immer wieder zu Ghost-Shifts kam.

König der Kompatibilität
Die NX-Kassette benötigt nicht den SRAM-typischen XD-Freilauf, sondern passt auf den Standard HG-Freilauf und lässt sich so auch an älteren Bikes nachrüsten. Wer schon einen XD-Freilauf hat, greift beim Upgrade zur etwas teureren GX-Kassette.

Schuld daran ist das Schaltwerk, das rund um die Befestigungsschraube ausgeschlagen ist und dort mit der Zeit zu viel Spiel entwickelt. Mit einem Ersatzbolzen (knapp 6 €) lässt sich das Spiel aber minimieren, sodass es nicht mehr zu ungewollten Schaltvorgängen kommt. Das knackige Schaltverhalten wie zum Beginn des Test konnte Sarah mit der Reparatur nicht mehr erreichen, denn nach wie vor ist noch immer ein leichtes Spiel wahrnehmbar. Auch die Roller Bearing Clutch schafft es nach zwei Jahren nicht mehr, die Kette so stark zu spannen wie zu Beginn. Ein Nachjustieren ist hier leider nicht möglich. Erfreulich hingegen ist der Zustand der Kassette, die zwar jede Menge Dreck angesammelt hat, dank der Stahlritzel aber noch immer nicht verschlissen ist. Sie liefert zwar weniger Bandbreite als die anderen Eagle-Kassetten, die mit 10 bis 52 Zähnen ganze 520 % Bandbreite bieten, ist dafür aber mit den herkömmlichen Freilaufkörpern kompatibel und eignet sich deshalb gut zum Nachrüsten.

Nach zwei Jahren schickt Sarah ihr NX Eagle-Schaltwerk in den Ruhestand und muss es gegen ein neues Schaltwerk ersetzen. Klar klingt das jetzt erst einmal nach relativ schnellem Verschleiß, doch in Anbetracht der zahlreichen Einschläge, die das Schaltwerk bis jetzt mitgemacht hat, und mit einem fairen Preis von 119 € für den Ersatz ist das absolut in Ordnung. Genau da liegt die Stärke der NX Eagle-Schaltgruppe, denn auch wenn Schaltwerke im Normalbetrieb keinem signifikanten Verschleiß unterliegen, machen sie doch alle aufgrund der Strapazen im alpinen Terrain früher oder später schlapp. Hier ist passender Ersatz schnell und vor allem preiswert besorgt.

Unser Tipp: Kombiniert eure SRAM NX Eagle mit einer GX-Kassette, um die vollen 500 % nutzen zu können und dennoch Geld zu sparen. Wer (noch) auf einem 1×11 Antrieb unterwegs ist, kann die Kurbel behalten und nur das Eagle-Kettenblatt nachrüsten, sofern die Kurbel mit Direct Mount kompatibel ist.

Fazit zur SRAM NX Eagle

Wenn es um viel Performance zum kleinen Preis geht, ist die SRAM NX Eagle unschlagbar. Nein, sie liefert nicht das knackigste Schaltverhalten oder beste Hebelgefühl aller SRAM Schaltungen. Dafür kostet sie aber auch nur ein Bruchteil. Wenn hier mal etwas kaputt geht oder verschleißt, muss nicht sofort der Dispokredit aufgestockt werden. Obendrein ist sie aufgrund der Kompatibilität klasse zum Nachrüsten an älteren Bikes geeignet.

Tops

  • top Preis-Leistung
  • gute Nachrüstbarkeit (Freilaufkörper)
  • lange Haltbarkeit dank Stahl-Ritzel/-Kettenblätter

Flops

  • hohes Gewicht der Kassette
  • geringere Bandbreite als GX und Co.
  • Clutch nicht einstellbar

Mehr Informationen findet ihr unter sram.com


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Text: Sarah Fischer, Valentin Rühl Fotos: Valentin Rühl, Felix Stix