Ungeachtet der Diskussion um die 2-Meter-Regelung in Baden-Württemberg ist es Fakt, dass es eine große Masse an naturliebhabenden Mountainbikern gibt, die ihren Sport und ihre Leidenschaft lokal praktizieren. Auf natürlichen, wie auch teilweise eigens präparierten Strecken. Denn nicht jeder hat die Möglichkeit mit Bahn oder Auto unzählige Kilometer zu einem offiziellen Bikepark oder -strecke zu fahren oder möchte dies auch gar nicht! Dieses Wochenende wurde eine der attraktivsten Mountainbikestrecken in der Stuttgarter Umgebung dem Erdboden gleich gemacht.

Die Hintergründe, ausgerechnet jetzt die EsNos zu zerstören sind unklar. Marode und abgestorbene Bäume im Gebiet der EsNos, die umzufallen drohten stellten de facto jedoch eine Gefahr für die Biker dar. Immerhin: Zum Sperren der Strecke wurden auch abgestorbene Bäume verwendet.
Die Hintergründe, ausgerechnet jetzt die EsNos zu zerstören sind unklar. Marode und abgestorbene Bäume im Gebiet der EsNos, die umzufallen drohten stellten de facto jedoch eine Gefahr für die Biker dar. Immerhin: Zum Sperren der Strecke wurden auch abgestorbene Bäume verwendet.
Die EsNos zog viele begeisterte Mountainbiker an.
Die EsNos zog viele begeisterte Mountainbiker aus der gesamten Region an und hatte eine bessere Wirkung als jedes Jugendhaus.

Die Esslinger Nordschleife (auch als EsNos bekannt) entstand über mehrere Monate und war eine der attrakivsten Mountainbikestrecken in der Stuttgarter Gegend. Sie wurde von vielen Freiwilligen gepflegt und war deswegen in einem Zustand, von dem sich viele kommerzielle Bikeparks eine Scheibe abschneiden können.

Die Strecke wurde zwar zuerst ohne Absprache mit den Waldeigentümern errichtet, jedoch wurde von Seiten der Mountainbiker in den letzten Monaten alles dafür getan, um eine Legalisierung der Strecke zu ermöglichen. Diese haben sich zu einer Gruppe zusammengeschlossen, einen Ansprechpartner benannt und den Kontakt zu den Waldeigentümern und zuständigen Behörden gesucht. Die Gründung einer Vereinsabteilung war geplant um den Waldeigentümern die Haftung bei Unfällen abzunehmen.

Spuren der Verwüstung
Spuren der Verwüstung!

Doch leider ging das nicht schnell genug. Am Samstag (25.01) gegen 12 Uhr wurde in Facebook ein Foto veröffentlicht, welches sich wie ein Lauffeur ausbreitete. Im sekundentakt wurden neue Nachrichten gepostet und absolut niemand freut sich über das, was er dort sah. Die Esslinger Nordschleife ist nur noch mit Mühe zu erkennen. Quer in die Strecke gefällte Bäume und ein umgepflügter Boden machen deutlich, dass die Strecke hier absichtlich und zielgerichtet zerstört wurde.

Mit schwerem Gerät wurde nicht nur die Strecke beseitigt, sondern auch der Waldboden zerstört.
Mit schwerem Gerät wurde nicht nur die Strecke beseitigt, sondern auch der Waldboden zerstört.

Noch ist nicht bekannt, wer genau diesen Abriss verursacht hat. Es gab in den letzten Tagen immer wieder Meldungen von einem Waldbesitzer, welcher angekündigt hat die Strecke abreißen zu wollen. Inwiefern dieser den Kontakt zum benannten Ansprechpartner aufgenommen hat ist bisher noch unklar.

Mountainbiken gewinnt an enormer Popularität - es besteht Bedarf und Notwendigkeit offizieller Strecken, um Konflikte mit nicht mehr zeitgemäßen Regelungen zu vermeiden.
Mountainbiken gewinnt an enormer Popularität – es besteht Bedarf und Notwendigkeit offizieller Strecken, um Konflikte mit nicht mehr zeitgemäßen Regelungen zu vermeiden.

Eines ist jedoch deutlich, die Esslinger Nordschleife ist ein toller Beweis dafür, wieviel mit geringem finanziellen und dafür mit viel körperlichem Aufwand und dem Zusammenarbeiten von Freiwilligen erreicht werden kann. Es braucht nicht immer mehrere Tausend Euro oder groß angelegte und geplante Projekte um eine Mountainbikestrecke zu errichten. Die Anzahl der Abfahrenden macht deutlich, dass es im Stuttgarter Raum dringenden Bedarf an einer derartigen Strecke gibt.

Rund und sicher: Die EsNos wurde für alle Könnerstufen gebaut!
Rund und sicher: Die EsNos wurde für alle Könnerstufen gebaut!

Die Esslinger Nordschleife wurde bewusst gebaut um allen Könnerstufen gerecht zu werden. So waren die meisten Sprünge auch rollbar und konnten auch mit geringer Geschwindigkeit sicher befahren werden. Das erhöhte nicht nur die Einsteigerfreundlichkeit, sondern verringerte auch das Unfallrisiko ungemein. Auch wurden – erst vor kurzem – gefährliche Bauten, die nicht in Absprache mit dem Ansprechpartner entstanden, wieder abgerissen um den Waldbesitzern entgegen zu kommen.

Viele Mountainbiker kehren nach der Tour ein...
Viele Mountainbiker kehren nach der Tour ein…

Doch, obwohl hier versucht wurde mit möglichst viel Verstand vor- und auch auf die Waldbesitzer einzugehen, ist die Strecke nun vorerst Geschichte. Das ist schade für die Mountainbiker der Region. Schade für diejenigen, die viel Arbeit und Herzblut in die Strecke gesteckt haben. Und schade für Esslingen.

... um in froher Geselligkeit die gemeinsame Tour Revue passieren zu lassen und die lokalen Spezialitäten der Region zu genießen.
… um in froher Geselligkeit die gemeinsame Tour Revue passieren zu lassen und die lokalen Spezialitäten der Region zu genießen. Esslingen hat(te) einiges zu bieten.

Der Region geht eine Attraktivität verloren an der sich viele Mountainbike unterschiedlichster Altersklassen und unterschiedlichster Herkunft gerne versammelt haben, um gemeinsam Spaß zu haben. Die Esslinger Nordschleife hat es hier zustande gebracht, mit nur einer Strecke den Anforderungen der vielen verschiedenen Mountainbikedisziplinen – die es mittlerweile gibt – gerecht zu werden. Besser, als es jede aufwändig geplante und kostenintensiv gebaute Strecke hätte tun können.

Enduro Mountainbiken-2

Es ist schade, dass niemand entdeckt hat mit wie wenig Aufwand hier viel geschaffen wurde. Es ist schade, dass das Engagement der vielen Einzelpersonen nun wortwörtlich begraben ist und es ist leider mal wieder ein bitterer Beweis dafür, dass viel verloren gehen kann wenn die Uhren der Bürokratie zu langsam ticken.

Enduro Mountainbiken-6

Hoffentlich ist dieser traurige Samstag Grund genug für diejenigen, die sich diesem Thema annehmen können, sich dem Thema auch endlich anzunehmen.

Ansonsten ist durch diesen Samstag nur eins passiert: Esslingen und auch die gesamte Region verlor ein wenig an Attraktivität.

Text: Joni Beck Fotos: Jens Steinsberger / Laura Brethauer / Fabian Rapp.


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Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.