Test: Specialized Stumpjumper FSR Carbon Expert EVO 650B
Das neue Specialized Stumpjumper FSR Carbon Expert EVO 650B ist die neuste Kreation der kalifornischen Bikeschmiede aus Morgan Hill. Anfang April wurden wir nach Santa Cruz eingeladen, um auf den dortigen Trails das Bike einer ersten Testfahrt zu unterziehen – mit der Möglichkeit, es back-to-back mit dem 29er-Modell zu vergleichen. Was uns besser gefallen hat und warum, das lest ihr hier!
Obwohl Specialized als einer der größten Vertreter von 29“-Bikes gilt und mit dem Specialized Enduro 29 ein erstklassiges Bike mit einer sagenhaften Geometrie geschaffen hat, scheint es für die Amis an der Zeit, die 26“-Bikes durch 27.5“-Bikes zu ersetzen. Mit einem downgesizten 29“-Rahmen (gleicher Carbon-Hauptrahmen, neuer Alu-Hinterbau), 150-Millimeter Federweg an Front und Heck und den Specialized-typischen Features (siehe Detailbilder), macht das Bike auf den ersten Blick einen sehr ordentlichen und potenten Eindruck.
Das Evo Expert Modell kommt mit einer sehr durchdachten Ausstattung, die zeigt, dass man bei Specialized nicht nur einseitig auf Komponenten von einem der Big-Player Shimano oder SRAM setzt. So vertraut Specialized auf Shimano XT (180/160mm Discs) bei den Bremsen und SRAM X01 beim Antrieb, verwendet dabei allerdings eine Custom Carbon-Kurbel aus dem Hause SRAM statt der standardmäßigen Aluminium-Version.
An der Front federt eine 150-Millimeter RockShox Pike RC mit Rebound und Druckstufeneinstellung, am Heck ein Custom Fox Float CTD Factory Dämpfer mit Kashima-Coating und AuoSAG. Letzteres macht das Setup eines Dämpfers zum Kinderspiel: Dämpfer auf circa 250 PSI aufpumpen, Luft durch das separate AutoSAG-Ventil ablassen und schon hat man eine sehr gute Grundeinstellung für den Negativfederweg. Je nach Fahrstil und persönlicher Vorliebe muss man unter Umständen noch etwas nachjustieren.
Wir testeten das Stumpjumper Evo 650B in Rahmengröße M bei einer Körpergröße von 179 Zentimetern. Specialized-typisch fiel die Sitzposition recht aufrecht aus. Beim 650B-Modell gar noch ein wenig kompakter als beim 29er-Modell, nicht zuletzt aufgrund der gefühlt recht hohen Front des 27.5″ Stumpys (was uns gefiel!).
Die sehr ausgewogene Fahrerposition im Bike ermöglicht ein äußerst agiles Fahrverhalten, spielend lässt sich das Specialized um Kurven zirkeln, über Wellen surfen oder an natürlichen wie gebauten Hindernissen abziehen. Wer einen aktiven Fahrstil besitzt und das natürliche Terrain als Spielwiese begreift, wird das Stumpjumper Evo 650B lieben. Der geringe Overstand (729mm) und die große Bewegungsfreiheit auf dem Bike erleichtern zudem aktive Körpereinsätze. Insgesamt ist es ein unglaublich spaßiges Bike und selbst unerfahrene Biker bekommen mit dem Specialized gut Luft unter die Reifen.
Im direkten Vergleich fühlt sich das Evo 29 etwas träger und behäbiger in engen Sektionen an, bietet im Steilen und bei Highspeed jedoch mehr Sicherheit und eine erhöhte Laufruhe, hier spielen die großen Räder ihre Vorteile aus. Mehr Traktion, geringere Überschlagstendenzen, ein längerer Radstand (1155 Millimeter im Verlgeich zu 1137 Millimeter) und längere Kettenstreben (455 Millimeter im Vergleich zu 435 Millimeter) sprechen hier eine deutliche Sprache.
Während sich das Fahrwerk des Evo 29 mit seinen 135 Millimetern Federweg am Heck bergauf effizienter gab, fühlten sich – wen wundert’s – die 150 Millimeter Federweg des 650Bs deutlich aktiver und schluckfreudiger bergab an als die 140/135 Millimeter am 29″-Bike. Der Hinterbau des 650Bs mit Fox Float CTD Dämpfer fühlte sich recht stabil im mittleren Federweg an und gab gute Unterstützung, was ein definiertes Feeling bei Absprüngen und Anliegern vermittelte. Die sehr gut abgestimmte Federkennlinie des Dämpfers sorgte für eine gute Progression am Ende des Federwegs und verhindert Durchschläge effektiv – beim 29er kann es bei aggressiver Fahrweise hingegen öfters mal zum Durchschlag kommen.
Das Stumpjumper FSR EVO 650B kommt in zwei Austattungsvarianten, dem Carbon Expert EVO für 5499 Euro und dem Aluminium Comp EVO für 2899 Euro.
Fazit: Beide Radkonzepte sind in sich sehr stimmig und bieten eine ausgewogene Performance. Das 650B erlaubt dank seines verspielten Handlings einen aktiveren und aggressiveren Fahrstil und bietet mit seinem schluckfreudigen 150-Millimeter-Fahrwerk auch genügend Reserven für gröberes Geläuf. Das 29“ ist hingegen ein wenig behäbiger auf sehr verwinkelten Trails, blüht auf schnellen, offenen Kursen sowie im steilen Gelände wirklich auf. Traktion und Vortrieb sind exzellent!
Text: Robin Schmitt / Daniel Dunn Foto: Daniel Dunn
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