In den letzten beiden Monaten hat unser Dauertester Christoph mit seinem Canyon Spectral AL über 500 Kilometer und beinahe 30.000 Tiefenmeter zurückgelegt. Zeit also für ein erstes Update, um zu sehen, wie sich das Canyon auf den alpinen Trails rund um Garmisch Partenkirchen schlägt.

Update Januar 2016: Wir hatten die aktuelle Version des Spectral AL im Test: Canyon Spectral AL 7.0 EX Testbericht.

Ein Spaßbike erster Güte - das Canyon Spectral AL 9.0 SL für 3.499 Euro
Ein Spaßbike erster Güte – das Canyon Spectral AL 9.0 SL für 3.499 Euro

Rennen haben in diesem Jahr kaum Priorität, daher war ich froh mit dem Canyon Spectral AL ein leichtes und spaßiges Trailbike zugeteilt bekommen zu haben“, sagt Christoph über sein Dauertestbike. Dank gerade einmal 12,6 kg Gewicht, treteffizienter Geometrie und 2-fach SRAM X0 Antrieb stellen auch lange Anstiege mit über 1000 Hm für das Canyon kein Problem dar. Bei der Abfahrt ist dank des guten Fahrwerks mit 140mm Federweg Fahrspaß garantiert.

Soweit die Theorie, wie sich das Rad tatsächlich in der Praxis schlägt erfahrt ihr hier:

Der Dauertest startete denkbar ungünstig. Bereits auf der ersten Tour rissen in einer Kompression drei Speichen des von Canyon verbauten DT Spline XM 1450 Hinterrades. Von DT Swiss wurden diese Laufräder deshalb direkt gegen Spline 1501 XM getauscht, welche seither tadellos funktionieren.

Christoph gibt dem Canyon Spectral die Sporen.
Christoph gibt dem Canyon Spectral die Sporen.

Weitere Umbauten & Setup

Bei einem Körpergewicht von 84 kg fahre ich das Rad mit einem Luftdruck von 155 psi in der Fox 32 Talas Factory Federgabel und ca. 200 psi im Fox Float CTD Dämpfer. Dieser wurde nach einigen Touren zusätzlich mit einem Volumenspacer versehen, um die Progression des Hinterbaus ein wenig zu erhöhen (wie dies funktioniert erfahrt ihr hier).
Das serienmäßig verbaute Race Face Turbine Cockpit (Lenker 740mm / Vorbau 70mm) wurde kurz nach Testbeginn gegen eine breitere und kürzere Lenker/Vorbau-Kombination getauscht. Ich entschied mich für einen 800 mm Race Face Sixc Carbon Lenker, den ich auf 770 Millimeter kürzte, und einen Race Face Atlas Vorbau in 50 mm Länge. Auch der Sattel stammt seitdem aus dem Hause Race Face (Modell Affect), da das verbaute Ergon Modell nicht so Recht zum Gesäß passen wollte.

800mm breite waren deutlich "too much" deshalb wurde der Lenker auf ein Maß von 770mm gekürzt.
800mm Breite waren deutlich “too much” deshalb wurde der Lenker auf ein Maß von 770mm gekürzt.
Der 50mm Race Face Atlas Vorbau sorgt für ein direkt Handling und reduziert im steilen Gelände das Überschlagsgefühl.
Der 50mm RaceFace Atlas Vorbau sorgt für ein direkt Handling und reduziert im steilen Gelände das Überschlagsgefühl.
Der Race Face Affect Sattel passt nicht nur von seiner Form perfekt zum Allerwertesten des Testers, dank seiner nach hinten sehr kurzen Bauweise ermöglicht er auch sehr viel Bewegungsfreiheit auf dem Rad.
Der Race Face Affect Sattel passt nicht nur von seiner Form perfekt zu meinem Allerwertesten, dank seiner nach hinten kurzen Bauweise ermöglicht er auch sehr viel Bewegungsfreiheit auf dem Rad.

Doch damit nicht genug, auch die serienmäßig verbauten Continental Mountain King Reifen wurden, im Rahmen eines Tubeless-Umbau, gegen ein Set bestehend aus einem MAXXIS Highroller II TR 2,3″ am Vorderrad und einem MAXXIS Ikon TR 2,3″ getauscht. Diese Kombination stellt für mich bei trockenen Bedingungen den perfekten Kompromiss aus guter Traktion und geringen Rollwiderstand dar. Wird es aber schlammig und der Boden tief bevorzuge ich am Hinterrad ebenfalls einen Reifen mit einem aggressiveren Profil.

Der Maxxis Highroller II begeistert am Vorderrad mit massig Bremstraktion und guter Kurvenführung.
Der MAXXIS Highroller II begeistert am Vorderrad mit massig Bremstraktion und guter Kurvenführung.
Um den Charakter des Rades zu erhalten, entschied sich Christoph am Hinterrad für einen leicht rollenden Maxxis Ikon.
Um den Charakter des Rades zu erhalten, entschied sich Christoph am Hinterrad für einen leicht rollenden Maxxis Ikon.
Nach mehrmaligen Kettenverlusten wurde die Bionicon C-Guide Eco Kettenführung montiert. Diese hält seither die Kette auf den Kettenblättern.
Nach mehrmaligen Kettenverlusten wurde die Bionicon C-Guide Eco Kettenführung montiert. Diese hält seither die Kette auf den Kettenblättern.
Ständiges schleifen und vibrieren der großen 200mm Bremsscheibe bewegten Christoph dazu diese gegen ein 180mm Modell zu tauschen. Auch so ist die Bremspower für seine Bedürfnisse mehr als ausreichend.
Ständiges Schleifen und Vibrieren der großen 200mm Bremsscheibe vorne bewegten mich dazu diese gegen ein 180mm Modell zu tauschen. Auch so ist die Bremspower für meine Bedürfnisse mehr als ausreichend.

Fahreigenschaften des Canyon Spectral AL

Mit dem Canyon Spectral AL erreicht man den Beginn des Trails zügig und entspannt. Dies liegt zum einen am niedrigen Gesamtgewicht von 12,6 kg und dem gut abgestimmten 2×10 Antrieb, zum anderen auch am vortriebtsstarken Fahrwerk, welches auch ohne zugeschaltete Plattform am Dämpfer nur wenig wippt. Bei langen Anstiegen und im Wiegetritt empfiehlt es sich aber dennoch, den Trail- oder Climbmodus des Dämpfers zu aktivieren, um den maximalen Vortrieb zu generieren. Der Maxxis Ikon Reifen begeistert mit guten Rolleigenschaften, sollte aber mit maximal 1,8 bar Luftdruck gefahren werden, da er sonst im Wiegetritt auf losen Untergrund an Traktion missen lässt.

Mit einem Reach von 440mm (GR. L) fällt die Sitzposition bei einer Körpergröße von 180 cm sehr komfortabel aus, zentral nimmt man auf dem Canyon Spectral Platz. Das tiefgezogene Oberrohr ermöglicht in der Abfahrt viel Bewegungsfreiheit auf dem Rad, und die Tretlagerabsenkung von 17mm gibt dem Fahrer das Gefühl mehr im, als auf dem Rad zu stehen.

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Mit dem 67° Lenkwinkel und den 140mm Federweg ist das Canyon Spectral AL auch bei hohen Geschwindigkeiten nicht sofort aus der Ruhe zu bringen. Dennoch fährt es sich, nicht zuletzt dank der 430mm kurzen Kettenstreben, angenehm wendig, spritzig und agil. In Kombination mit dem aktiven Fahrwerk hat man als Fahrer ständig das Bedürfnis kleinere Hindernisse einfach zu überspringen, oder durch pushen bei Bodenwellen noch mehr Speed aufzubauen – ein Spaßbike erster Güte!

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In der Abfahrt fahre ich die Fox 32 Talas Factory meist in der soften Einstellung des Trailmodus. So nimmt die Federgabel Unebenheiten sensibel auf, ohne dabei zu tief in den Federweg zu tauchen, oder beim Anbremsen wegzusacken. Den Dämpfer fahre ich nach der Volumenreduktion bergab immer im Descend Modus. So harmoniert das Fahrwerk sehr gut. Es nimmt Unebenheiten gut auf und vermittelt dennoch steht’s ausreichend viel Feedback vom Untergrund. Die Endprogression ist nach der Volumenreduktion deutlich gestiegen und so sind auch Durchschläge kein Thema mehr.

Fazit

Nach den Umbauten habe ich mit dem Canyon Spectral genau das Rad erhalten, welches ich mir für diese Saison gewünscht habe. Das spaßige Trailbike ist wie gemacht für meine Local Trails. Beim großen Racebike Vergleichstest in Issue #010 bewies es außerdem, dass es mit einigen Umbauten auch das Zeug zum pfeilschnellen Raceenduro besitzt. Speziell das lange Steuerrohr und der potente Hinterbau sind die Faktoren, welche dem Rad seine souveränen Fahreigenschaften verleihen.

Mehr Informationen zum Canyon Spectral AL gibt es auf der Canyon-Website.

Darfs ein bisschen mehr sein? Dann werft einen Blick auf den Canyon Spectral CF Custom Test

Text: Christoph Bayer Bilder: Klaus Kneist / Christoph Bayer


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