Testbericht | Das MDE Damper 650B Enduro Bike
MDE Bikes werden in einem kleinen Betrieb unter der Leitung von Federico Biorai in der Nähe von Turin (Italien) handgefertigt. Das Damper stellt dabei das aggressivste Endurobike der kleinen Bikeschmiede dar. Gemacht für das Härteste, was Enduro zu bieten hat, angefangen von gelegentlichen Bikeparkeinsätzen, bis hin zu den Rennen der EWS. Der Rahmenpreis des Damper 650b liegt inklusive Fox CTD Dämpfer bei umgerechnet 2530,- €. Das Bike ist vielseitig anpassbar. So kann es mit einem Federweg von 160mm oder 170mm gefahren werden, je nach Hub des verwendeten Dämpfers. Mit einem flachen Lenkwinkel von 65,5° ist es prädestiniert für Fahrer mit einem aggressiven Fahrstil.
Beschäftigt man sich mit den Maßen eines Rahmens in Gr. M, so trifft man auf ein 579mm langes Oberrohr, das in Verbindung mit dem 35mm Vorbau ein etwas beengtes Gefühl (ich bin 1,70m groß) vermittelt. Da die Rahmen jedoch handgefertigt werden, ist es gegen einen geringen Aufpreis möglich, die Oberrohrlänge, den Lenkwinkel und die Farbe wunschgemäß anpassen zu lassen. Somit sollten sich auch anspruchsvollste Kunden zufriedenstellen lassen. Die Fertigungsqualität der MDE Rahmen ist über jeden Zweifel erhaben. Die polierte Oberfläche sieht nicht nur edel aus, sie ist auch ausgesprochen leicht zu reinigen. Jede einzelne Schweißnaht ist perfekt ausgeführt. Die rot anodisierten Drehpunkte, Lagerabdeckungen und Umlenkhebel sehen ebenfalls sehr gelungen aus und machen aus dem Rahmen fast schon ein kleines Kunstwerk.
Die Ausstattung des uns zur Verfügung gestellten Damper 650b war durchwegs luxuriös, angefangen von SRAMS X11 Gruppe bis hin zu Mavics neuem Laufradsatz, dem Crossmax XL WTS, der sich äußerst steif und leicht präsentierte. Die Federelemente kamen komplett aus dem Hause BOS, und da diesen ein äußerst guter Ruf vorauseilt, war ich schon gespannt, was mich hier erwartete.
Mit seiner aggressiven Geometrie, den großzügig dimensionierten Rohren und den üppigen Federwegen erscheint das Damper sehr abfahrtsorientiert. Jedoch lässt es sich überraschenderweise auch relativ gut bergauf bewegen. Der steile Sitzwinkel vermittelt hierbei eine neutrale Sitzposition während der leichtgängige Hinterbau kaum Pedalwippen aufkommen lässt. Der BOS Kirk verfügt zusätzlich über einen Plattformhebel. In der ersten Hälfte des Federweges spürt man von diesem so gut wie nichts, um dann schlagartig zu blockieren; effektive Wippunterdrückung geht anders. Wie dem auch sei, in Verbindung mit dem steilen Sitzwinkel baut das Damper jede Menge Grip auf, und meistert auch technisch schwierigste Anstiege mit einer gewissen Leichtigkeit.
Glücklicherweise konnte ich das Damper über mehrere Wochen ausgiebig testen. So verbrachte ich in dieser Zeit ein Wochenende in Schottland, wo ich einige Strecken der EWS rund um Innerleithen unter die Stollen nehmen konnte. Diese Trails sind steil, eng, verwurzelt und mitunter verblockt. Hier war das Bike in seinem Element. Und als ich durch die engstehenden Bäume zirkelte war ich froh um das kurze Oberrohr und die daraus resultierende Wendigkeit. Die Konstruktion des Hinterbaus basiert auf dem VPP (Virtual Pivot Point) Prinzip. Er arbeitet sehr schön linear mit einer deutlichen Progression am Ende des Federwegs. Das Ansprechverhalten kann über den gesamten Bereich als sehr feinfühlig bezeichnet werden, ohne dabei durch den Federweg zu rauschen, was den durchaus gelungenen Dämpfungseigenschaften des KIRK zuzuschreiben ist. Dieser reagiert bereits auf kleinste Unebenheiten, was auf rutschigen Trails sehr viel Grip vermittelt. Bei groben Schlägen gibt der Hinterbau bereitwillig Federweg frei. und somit ist die Federwegsausnutzung deutlich besser als bei manch anderen Bikes dieser Klasse.
Weiter ging es auf einen schnellen und steinigen, mir bestens bekannten Hometrail. Hier stellte sich das Damper als eines der besten Bikes heraus, welches ich bis dato gefahren bin. Es macht Spaß mit ihm über felsige Abschnitte zu fliegen, es ist aber auch dynamisch genug um Landungen in eben solchen abzukönnen. Die 445mm langen Kettenstreben machen das Bike schön agil. Es wirkt sehr ausgereift und macht in jeder Situation einen vertrauenserweckenden Eindruck. Jedoch schreit es förmlich danach, durch grobes Geläuf geprügelt zu werden, wo es auch schwerste Fehler verzeiht.
Der flache Lenkwinkel verlangte in engen Kehren nach etwas Arbeit und in langsamen, technischen Abschnitten machte sich der hohe Schwerpunkt leicht bemerkbar. Leider setzt sich die BOS Deville schnell mit Schlamm zu und die Abstimmung beider Federelemente gestaltete sich aufgrund der zahlreichen Einstellmöglichkeiten aufwändiger als gedacht. Hier könnte man sich im Hause BOS von den “set and forget” Eigenschaften einer Pike/Monarch Plus Combo noch eine dicke Scheibe abschneiden.
Das Komplettrad wog mit ca. 14,8kg etwas mehr als mein eigenes Bike. Richtig zu spüren war dies jedoch nicht, da mit dem leichten und steifen Laufradsatz und der X11-Gruppe die rotierende Masse relativ gering gehalten wird. Lange Touren gestalteten sich weniger anstrengend als erwartet und aufgrund der neutralen, komfortablen Sitzposition blieb ich von Rückenbeschwerden verschont.
Fazit
Das Damper ist eine Macht! Sein Haupteinsatzgebiet sind steinige Vollgasstrecken, auf welchen es auch ordentlich rangenommen werden will. Auf langsamen, kniffligeren Abschnitten fuhr es sich teilweise etwas anstrengend, blieb dabei aber jederzeit kontrollierbar und es ist für ein Bike dieser Federwegskategorie äußerst vielseitig. Es vermittelt enormen Fahrspaß auf downhilllastigen Strecken und ist aber dennoch in der Lage, auch längere Touren zu absolvieren. Durch die herausragende Verarbeitungsqualität, der ansprechenden Optik und nicht zuletzt durch die Vielzahl an Individualisierungsoptionen darf man sich beim Ritt auf den Trails einiger Aufmerksamkeit sicher sein.
Text: Andrew Cooper Fotos: Robin Schmitt
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