Mit dem “Rock and Roll” Rollentrainer will Kinetic zum einem das Indoor-Training etwas abwechslungsreicher gestalten, zum anderen jedoch auch ein realitätsnahes Fahrgefühl bieten. Der Clou: Das eingespannte Rad lässt sich nach links und rechts kippen, sodass Treten im Wiegetritt möglich ist. Wir sind den knallgrünen Kinetic Trainer Probe gefahren.

Bei Sprints im Wiegetritt kann der Kinetic Rollentrainer seine Stärken ausspielen
Bei Sprints im Wiegetritt kann der Kinetic Rollentrainer seine Stärken ausspielen

Damit sich Fahrer und Bike dynamisch bewegen können, ist der obere Teil des Trainers, an dem sich auch die Widerstandseinheit befindet, nicht starr mit dem Standfuß verbunden. Stattdessen kommt hier ein Gummigelenk zum Einsatz. Wie leicht und wie weit sich das eingespannte Bike bewegen kann, lässt sich über eine Schraube einstellen.

Neben dem eigentlichen Trainer für 499 Euro bietet Kinetic eine umfangreiche Auswahl an verschiedenem Zubehör an. Für den Test orderten wir den Trainer mit dem Pro-Flywheel (90 Euro), das dank der größeren Schwungmasse für ein realistischeren Widerstand sorgen soll sowie der Turntable Riser Ring (45 Euro), einer drehbar gelagerten Auflage fürs Vorderrad. Zudem probierten wir auch das Kinetic inRide System aus: Das Set (199 Euro) besteht aus Pulsgurt und Wattmesser, die sich per Bluetooth mit iOS Geräten verbinden lassen sowie einer App, die dann die dazugehörigen Leistungsdaten anzeigt. Der Gesamtpreis des Test-Setups beläuft sich damit auf 835 Euro – ein stolzer Preis.

Eine massive Bauweise und die breit gefächerten Stützen sorgen für einen sicheren Stand.
Eine massive Bauweise und die breit gefächerten Stützen sorgen für sicheren Stand.

Aufbau und Montage

Der schwergewichtige Rollentrainer wird teilzerlegt geliefert, ist jedoch in wenigen Minuten montiert – zumindest wenn man einen 5er-Imbus zur Hand hat, denn das mitgelieferte Werkzeug war von unbrauchbarer Qualität. Ganz anders zum Glück der Rock and Roll Rollentrainer selbst – hier stimmt die Verarbeitung, der Trainer wirkt unzerstörbar, steht sicher und macht auch optisch eine gute Figur. Kehrseite der üppig dimensionierten Ausleger ist der Platzverbrauch: der Kinetic Rock and Roll ist sperriger als die meisten seiner Artverwandten.

Wer das inRide System zur Leistungsmessung mit dem iPhone nutzen will, sollte noch per Klebestreien den Bluetooth-Abnehmer befestigen sowie den kleinen Magneten in die Rolle pressen, auch das ist innerhalb weniger Minuten erledigt.

Gummierte Drehschrauben ermöglichen ein schnelles und komfortables Einspannen des Hinterrads
Gummierte Drehschrauben ermöglichen ein schnelles und komfortables Einspannen des Hinterrads

Über das gut funktionierende Schraubsystem geht das Einspannen des Hinterrads schnell von der Hand und ist – etwas Geschick vorausgesetzt – auch alleine gut machbar. Der Trainer ist kompatibel mit Laufrädern von 22 Zoll (über Adapter) bis 29 Zoll und sollte auf die meisten Achssysteme passen. Ist das Rad montiert, lässt sich über ein gummiertes Stellrad der Druck der Widerstandseinheit auf das Hinterrad regulieren – der Widerstand selbst ist nicht einstellbar.

Da das Hinterrad durch den Platzbedarf des Kippmechanismus doch deutlich erhöht wird, empfiehlt sich eine Unterlage für das Vorderrad. Für das Fahren im Wiegetritt ist hier der drehbar gelagerte Turntable Riser Ring empfehlenswert, über den sich zudem die Erhöhung des Vorderrads in drei Schritten einstellen lässt.

Kinetic Rock and Roll Rollentrainer Rolle Training Enduro MTB Mountainbike Magazine-7

Fahrgefühl

Kinetic bewirbt den Rock and Roll Trainer als das Gerät mit dem realistischten Fahrgefühl am Markt – und tatsächlich: Trainieren auf der grünen Wackelmaschine macht durchaus Spaß. Die Möglichkeit, das Bike seitlich zu bewegen ist zunächst etwas ungewohnt, doch schon nach kurzer Zeit weiß man die Vorteile zu schätzen. Speziell im Wiegetritt kann die Konstruktion ihre Stärken voll ausspielen – lediglich wenn man das Bike sehr weit anwinkelt, macht sich der Endanschlag bemerkbar und man wird erinnert, dass man nur auf einem Rollentrainer sitzt.

Am Anfang erfordert der Trainer etwas Eingewöhnung, dann gehen auch solche elementaren Manöver.
Am Anfang erfordert der Trainer etwas Eingewöhnung, dann gehen auch solche elementaren Manöver.

Hervorzuheben ist auch der absolut sichere Stand des Kinetic Trainers: Ganz gleich wie sehr wir uns in die imaginären Kurven legten, zu keinem Zeitpunkt drohte Umkippen. Nicht nur die Nachbarn werden sich zudem darüber freuen, dass der Trainer angenehm leise ist.

Dank großer Schwungmasse und progressiv zur Geschwindigkeit ansteigendem Widerstand zeigt sich auch das Beschleunigungsverhalten realitätsnah. Allerdings hätten wir uns für Trainingseinheiten mit dem Mountainbike insgesamt mehr Widerstand gewünscht, selbst im schwersten Gang (42/11, 3 x 10 Setup) erwischten wir uns immer wieder beim Versuch, weiter hochzuschalten. Für das Training mit Rennrad passte der Widerstand dagegen optimal.

Kinetic inRide Leistungsmessung

Das Set inRide Set besteht aus einem Pulsgurt und einem an der Rolle angebrachten Drehzahlmesser, der nach Eichung aus den ermittelten Werten eine Wattzahl errechnet. Beide lassen sich via Bluetooth mit aktuellen iOS Geräten verbinden, wo die dazugehörige App die Leistungswerte in einem gelungenen Interface anzeigt. Das Koppeln der Geräte mit unserem iPhone klappte auf Anhieb, für die erfolgreiche Kalibrierung des Wattmessers benötigten wir im Test dagegen einige Anläufe bis schließlich Werte angezeigt wurden. Doch auch dann kam es immer wieder zu kurzen Aussetzern oder Sprüngen bei den angezeigten Zahlen. Die Genauigkeit der Wattanzeige haben wir nicht überprüft.

Kinetic Rock and Roll Rollentrainer Rolle Training Enduro MTB Mountainbike Magazine-6

Fazit:

Der Kinetic Rock and Roll Rollentrainer weiß mit solidem Stand, guter Verarbeitung und realitätsnahem Fahrgefühl zu gefallen. Die Möglichkeit im Wiegetritt zu fahren erweitert das Rollentraining um eine interessante Komponente, die auch für das gezielte Enduro Training von Bedeutung ist. Das inRide Set stellt interessante Zusatzinformationen bereit, funktionierte im Test jedoch nicht immer zuverlässig. Über 800 Euro für das getestete Set sind ein stolzer Preis.

Text: Aaron Steinke Fotos: Patrick Sauter


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Über den Autor

Aaron Steinke

Aaron war der erste Mitarbeiter unseres Unternehmens, hat es tatkräftig mit aufgebaut und dabei den Auftritt und die Ausrichtung unserer Magazine maßgeblich mitgeprägt. Seit Mitte 2020 verfolgt er eigene Projekte, berät und unterstützt uns aber weiterhin bei Marketing- und Technik-Themen. Viele Jahre lang konnte man Aaron vor allem auf spaßorientierten Enduro-Rennen finden, in letzter Zeit auch vermehrt auf dem Rennrad – es lebe die Freiheit auf zwei Rädern!