Testbericht | Der Specialized Ambush Helm im Crashtest
Die meisten Helmtests sind ja eher theoretische Abhandlungen. Unser Tester Andrew hat sich aber nicht lumpen lassen und ganz praktisch einen Crash gebaut. Ein Glück hat sich Specialized Zeit gelassen, den im Mai auf dem Sea Otter Festival vorgestellten Prototypen zu perfektionieren – sonst hätte das böse enden können. Hier folgt das Resume von Testfahrer Andrew:
In zwei Monaten hat der Specialized Ambush Schlamm, Regen, Sonne, Äste und den einen oder anderen Sturz auf über 1.400 km Strecke erlebt. Ein Sturz sogar, der meine Saison jetzt schon, im Juni, beendet hat. Dennoch kann ich jetzt schon sagen, dass der Ambush meine Birne in absehbarer Zukunft wieder schützen darf, sobald ich meine Ersatzansprüche beim Cash-Replacement-Service von Specialized geltend gemacht habe. Warum? Das lest ihr im Folgenden.
Einige beeindruckende Innovationen schmücken das bullige Exterieur des Ambush, dem ich es verdanke (so sehen das jedenfalls meine Kollegen), dass meine grauen Zellen noch funktionieren. Größe an sich ist ja eigentlich eher ein Kriterium für die Bodybuilder dieser Welt, aber Specialized hat hier eine Marktlücke gefunden und sie mit einem Helm gefüllt, der Größe und Sicherheit bietet, ohne dass man dafür ernsthafte Nachteile beim Gewicht in Kauf nehmen muss. Wenn man bedenkt, dass der Ambush über einen 2,4 cm dicken Panzer verfügt, den der Marktriese Specialized als „Aramid-Verstärkungskäfig“ bezeichnet, und außerdem eine „Multi-Density EPS-Bauweise“ sein eigen nennt – dann ist es recht überraschend, um nicht zu sagen verrückt, dass er nur rund 240 g auf die Waage bringt.
Wir bekamen den Ambush in Größe M. Anfangs hatten wir den Eindruck, dass er sich eher für größere Köpfe eignet, doch das leicht verstellbare Mindset 360 Fit-System sorgt für einen tiefen, festen Sitz, ähnlich wie bei einem Fullface-Helm. Das System spart Zeit beim Einstellen, sorgt für Tragekomfort während der Fahrt und auch dafür, dass man sich auf Steinfeldern nicht fühlt wie ein Wackeldackel. Es besteht aus einem einzigen Einstellrad, das dezent hinten in die Helmschale eingepasst ist und mit dem sich sämtliche Riemen gleichzeitig verstellen lassen, wodurch sich eine gute 360°-Passform ergibt. Allerdings ging es nicht allen so wie mir: Unsere Redakteure und Dauertest-Fahrer Trevor und Christoph fanden den Helm beide hinten zu locker. Ist also auf jeden Fall sinnvoll, ihn vor dem Kauf anzuprobieren.
Das Visier sitzt fest genug, um auf schnellen technischen Trails nicht zu wackeln, aber man muss trotzdem nicht viel Kraft aufwenden, um die Position zu verstellen. Klingt vielleicht nicht so spektakulär, aber es sind die kleinen Dinge, die zählen …
Das „4th Dimension Cooling System“ oder, für alle Nicht-Marketing-Leute unter uns, die Belüftungsöffnungen sind wirklich groß dimensioniert: Die Belüftung funktioniert wirklich sehr gut und vermeidet Überhitzung an warmen Tagen. Eine Lösung mit Mesh-Abdeckung oder etwas kleineren Öffnungen wäre hier dennoch wünschenswert, damit man nicht ständig wegen unerwünscht stecken gebliebener Objekte anhalten muss.
Kennt ihr den Punkt, an dem man anfängt, Turnschuhe mehr nach Bequemlichkeit als nach Style auszusuchen? Naja, ehrlich gesagt bin ich da mit 21 noch nicht angekommen, und der Ambush stellt einen da auch nicht vor die Wahl: Selbst das das clevere Tri-fix-Riemensystem sieht gut aus(besser bekannt als „die Riemen ums Ohr herum“) und hebt den Komfort auf ein ganz neues Level.
Der patentierte Schweißfänger im Ambush hört auf den Namen „Gutter Action Brow“. Auf langen Anstiegen und bei Sprints hält er gut den Schweiß von den Augen fern, aber seid gewarnt: Nach 500 km musste ich die Polster herausnehmen und waschen, nachdem mir an einem brütend heißen Tag ein äußerst fragwürdiger Geruch in die Nase stieg und beschloss, dort zu bleiben. Ein Geruch, den ich meinem schlimmsten Feind nicht wünschen würde. Das ließ mir keine Wahl – sofort ab in die Waschmaschine.
Fazit
Der Specialized Ambush sieht nicht nur gut aus und ist verdammt leicht, sondern bietet auch viele clevere Features und eine doch recht dicke Knautschzone. Die erstklassige Belüftung macht diesen Helm zum treuen Begleiter in jeder Situation – selbst auf langen Touren. Nicht zu Unrecht gehört er zu einem der beliebtesten Helme in der Redaktion – und setzt selbst in Schwarz noch ein Fashion-Statement!
Pro’s:
sichere, schnelle Einstellung
leicht
imposante technische Ausstattung
Con’s:
einfach riesig
fast zu große Belüftungsöffnungen ohne Mesh-Abdeckung
Tester: Andrew Richardson
Preis: 179,90 €
Testdauer: 2 Monate
Gefahrene Distanz: 1400 Km+
Weitere Informationen unter specialized.com
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Text & Fotos: Andrew Richardson
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