In Deutschland noch weitestgehend unbekannt, in Frankreich bereits auf dem Rücken vieler Enduristen zu sehen: Die Rede ist von den Rucksäcken des aus der Provence stammenden Herstellers V8 Equipment. Mit einem modularen Aufbau aus Rucksack und separatem Rückenprotektor geht V8 Equipment bewusst andere Wege als bereits etablierte Hersteller und bietet seine Produkte noch dazu zu einem günstigen Preis an. Wir haben das kompakte Modell RAC 6.1 mit 6l Volumen, das ab einem Preis von 59 € angeboten wird, getestet. Ob das Konzept aufgeht?

Der V8 RAC 6.1 verfügt über 6l Volumen und kann entweder mit oder ohne Rückenprotektor getragen werden.
Der V8 RAC 6.1 verfügt über 6l Volumen und kann entweder mit oder ohne Rückenprotektor getragen werden.

Der RAC 6.1 funktioniert nach einem modularen System: Rucksack und Rückenprotektor können sowohl kombiniert als auch einzeln getragen werden und wurden von uns auch so getestet.

Der Rucksack

Bereits bei der Haptik fällt der recht günstige Preis des Rucksacks auf: So fühlt sich das dünne Material nicht gerade wertig an, was bei uns rein subjektiv Zweifel an der Haltbarkeit aufkommen ließ. Außerdem ist anfangs ein unangenehmer Chemiegeruch vernehmbar, der allerdings recht schnell verfliegt.

Die Schulterträger sind durch einfache Straps mit dem Rucksack verbunden – dadurch verdrehen sie sich leicht beim Anziehen.
Die Schulterträger sind durch einfache Straps mit dem Rucksack verbunden – dadurch verdrehen sie sich leicht beim Anziehen.

Öffnet man den Rucksack, findet man viele, gut aufgeteilte Fächer für Ausrüstung sowie ein eigenes Fach für eine bis zu 2,8 l große Trinkblase, die in ihrem Fach sicher fixiert ist. Das Innere des RAC 6.1 wirkt angesichts der angegebenen 6 l Packvolumen überraschend geräumig und kann mithilfe der Helmhalterung auch auf ein kleineres Maß zusammengezurrt werden.

An der Helmhalterung lassen sich Halbschalenhelme genauso wie Fullface-Helme unkompliziert fixieren. Hier gibt es auch weitere Befestigungsmöglichkeiten für Extras wie eine Rettungspfeife oder ein Regencape. Diese können genauso wie die passende Trinkblase im Onlineshop direkt mitbestellt werden.

Das überraschend große Innere überzeugt mit gut aufgeteilten Fächern.
Das überraschend große Innere überzeugt mit gut aufgeteilten Fächern.

Inspiziert man das Rückenteil des Rucksacks, so macht sich erneut der günstige Preis bei der Verarbeitung bemerkbar: Hier setzen die breiten Schultergurte an, die mit einfachen Straps mit dem Rest des Rucksacks verbunden sind und sich beim Anziehen sehr leicht verdrehen, was schnell nervig werden kann. Außerdem führen die Gurte nahe am Hals entlang und hinterlassen bei breiter gebauten Testern beim Uphill leicht Scheuerstellen.

Praktische Extras wie eine Notfallpfeife können im Onlineshop direkt mitbestellt werden.
Praktische Extras wie eine Notfallpfeife können im Onlineshop direkt mitbestellt werden.

Beim Fahren schmiegt sich der Rucksack angenehm an den Rücken an und verrutscht seitlich kaum. Wird es ein bisschen ruppiger, fängt der RAC 6.1 jedoch an, auf dem Rücken leicht auf- und abzuspringen.

In Sachen Ventilation und Gewicht spielt der verwendete dünne Stoff seine Vorteile aus: Die Belüftung funktioniert gut und der Rucksack bringt mit dem leichten Material schlanke 550 g auf die Waage.

Der SBS136.1-Rückenprotektor

Der auch einzeln verwendbare Rückenprotektor verfügt innen über mehrere Lagen dichten, elastischen Schaumstoffs, der bei Stößen verhärten und dabei die Aufprallenergie aufnehmen soll. Dabei erfüllt er die EN1621-2 Norm für Rückenprotektoren und nimmt danach wieder die Normalform an, wodurch er im Vergleich zu Hartschalenprotektoren auch mehrere Stürze gut wegstecken kann.

Der Rückenprotektor ist gut verarbeitet, beim Tragen zeigen sich jedoch Komfortmängel.
Der Rückenprotektor ist gut verarbeitet, beim Tragen zeigen sich jedoch Komfortmängel.

Bedingt durch die beiden minimalistischen Träger neigt der Protektor dazu, im Fahrbetrieb in den Nacken hochzurutschen und unangenehm gegen die Unterkante des Helms zu schlagen. Die Träger führen wie die des Rucksacks nahe am Hals entlang, was auch hier zur bereits beschriebenen Scheuer-Problematik führt.

Der Rückenprotektor ist in drei Größen (S, M, L) verfügbar, wobei das Sizing gelungen ausfällt – unserem 1,83 m großen Tester passte die Größe L ideal. Das Gewicht für den Rückenprotektor allein liegt bei 750 g.

Die Befestigung des Rucksacks am Rückenprotektor geht leicht von der Hand, ist aber nicht besonders widerstandsfähig.
Die Befestigung des Rucksacks am Rückenprotektor geht leicht von der Hand, ist aber nicht besonders widerstandsfähig.

Kombinierte Benutzung

Um den Rückenprotektor an dem Rucksack zu fixieren, wird das Rückenteil des Rucksacks entfernt und der Protektor per Klettverschluss am Rucksack befestigt. Dadurch können alle Protektorengrößen mit einem Rucksackteil kombiniert werden und der Protektor wird direkt am Körper getragen, was sich positiv auf das Schutzempfinden auswirkt. Diese Kombination wiegt 1.300 g, wobei der von uns verwendete Rückenprotektor die Größe L hat.

Die Kombination sitzt besser am Rücken als der Protektor alleine, jedoch schlechter als der Rucksack. Auch die Belüftung verschlechtert sich spürbar, da der durchgehend am Rücken anliegende Rückenprotektor über keine Atmungsaktivität verfügt und somit keine Luftzirkulation stattfindet – ein nasser Rücken ist hier vorprogrammiert.

Die Klettverbindung erweist sich beim Hochheben leider nicht als besonders haltbar: Versucht man, den gepackten Rucksack am Protektor hochzuheben, löst sich der Klettverschluss und der Rucksack fällt ab. Trägt man den Rucksack jedoch am Rücken, ist dies zum Glück kein Problem. Die Träger des Rucksacks kommen auch hier zum Einsatz und fixieren den Protektor zwischen Rucksack und Körper.

Wie der Rucksack alleine neigt auch die Kombination dazu, in etwas ruppigerem Gelände leicht auf und ab zu wackeln und im steileren Gelände in Richtung Nacken zu rutschen.

Prominentes Branding auf dem Rucksack.
Prominentes Branding auf dem Rucksack.

Fazit

Für günstige 59 € (98 € inkl. Protektor und Trinkblase) bekommt man mit dem V8 RAC 6.1 einen vielseitigen Bike-Rucksack, der mit gelungener Aufteilung und geringem Gewicht punkten kann. Auch das modulare System gefällt, ist aber noch nicht zu 100 % ausgereift. Bei der Verarbeitungsqualität und dem Sitz des Rucksacks merkt man dem V8 RAC 6.1 seinen günstigen Preis allerdings an. Die gute Nachricht: Der Hersteller bietet eine zweijährige Garantie.

Mehr Info: v8-equipment.com / trailtoys.de

Text: Martin Stöckl Bilder: Klaus Kneist


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