Ausgabe #050

The Lab: DT Swiss EX 1700 SPLINE Laufradsatz im Test – Über ein Jahr Dauerbelastung für den Alu-Laufradsatz

Muss es immer Carbon sein? Vor allem Enduro-Racer entscheiden sich beim Laufradsatz bewusst für Aluminium-Felgen. Denn Komfort und Zuverlässigkeit haben oberste Priorität. Liefert der DT Swiss EX 1700 SPLINE-Laufradsatz auch nach 18 Monaten im Renneinsatz noch immer beides?

DT Swiss EX 1700 SPLINE | 29” | 2.014 g | ab 750 € | Hersteller Website

Der DT Swiss EX 1700 SPLINE-Systemlaufradsatz ist das Aluminium-Flaggschiff der Schweizer Felgen-, Speichen- und Naben-Spezialisten. Das „E“ in EX 1700 steht dabei für Enduro und markiert den Einsatzbereich des 750 € teuren Modells, das für die härtesten Trails der Welt ausgelegt ist. Ob DT Swiss dieses Versprechen halten kann? Unser Testchef Felix hat die Laufräder in seinem Cannondale Jekyll Race-Bike und auch einigen E-Mountainbikes knapp 1,5 Jahre auf Herz und Nieren geprüft. So viel sei verraten: Mit 95 kg Kampfgewicht und rabiatem Fahrstil gab es vor allem für die Alu-Felgen keine Gnade.

Technisch setzt der Laufradsatz auf die aktuellen DT 350-Naben mit Ratchet-Zahnscheibenfreilauf. Der Wechsel des Freilaufkörpers (XD, Micro Spline, Shimano ASL) gelingt dadurch werkzeugfrei und mit wenigen Handgriffen. Auch bei der Bremsscheibenaufnahme bietet DT Swiss die Wahl zwischen CENTER LOCK und 6-Bolt. Unser Tester Felix hat sich bewusst für die minimal schwerere 6-Bolt-Version entschieden, um bei Problemen auf dem Trail auch mit dem Multitool an den Bremsscheiben hantieren zu können. Wie der Beiname SPLINE schon andeutet, kommen Straightpull Competition-Speichen zum Einsatz, die ohne den klassischen J-Bend am Speichenkopf robuster sein sollen. Dafür muss man sie beim Nachziehen der Speichen und beim Zentrieren klemmen, damit sie sich nicht mitdrehen. Das Highlight des Systemlaufrads ist die verbaute EX 511-Felge aus Aluminium mit 30 mm Innenweite. Bereits ab Werk ist in ihr das Tubeless-Felgenband verklebt und auch ein Ventil gehört zum Lieferumfang des EX 1700, der entweder als 29”- oder 27,5”-Variante angeboten wird.

Das Ratchet-System in der DT Swiss 350 Nabe ist zigfach bewährt und hat auch den ein oder anderen Einsatz im E-Mountainbike klaglos überstanden.

Platten und Defekte an den Reifen sind für Felix ein absolutes No-Go. Deshalb setzte er beim EX 1700 ausschließlich auf Downhill-Reifen oder Reifen mit super robuster Enduro-Karkasse (Schwalbe Super Gravity, MAXXIS Doubledown) in Kombination mit Inserts wie CushCore. Alle Reifen sitzen sehr stramm und benötigen zum Aufziehen auf die Felge Gefühl und die richtige Technik, bei der der Reifen rundum ins Felgenbett gedrückt wird. Dafür lassen sie sich im Anschluss problemlos mit einer gewöhnlichen Standpumpe tubeless aufpumpen. Cool!

EX 1700 steht hier für das Systemlaufrad. Die Alu-Felge selbst ist die robuste DT Swiss EX 511.

In den ersten Wochen auf dem Trail zeigten sich die hohe Verarbeitungsqualität und die Kompetenz, die DT Swiss in den Laufradbau steckt. Denn auch nach Dauereinsatz im Bikepark lief der EX 1700 nach wie vor perfekt in der Spur und alle Speichen hatten eine homogene Spannung: Nachzentrieren war auch nach einigen Braap-Challenges nicht nötig.
Dabei trifft der Laufradsatz genau den Sweet Spot an Compliance, sodass er wenig Vibrationen an die Hände durchreicht und auch bei seitlichen Schlägen nicht verspringt. Dennoch liefert er bei Highspeed ausreichend Präzision, um der angepeilten Linie zu folgen. In Anliegern lässt er sich durch Pushen richtig aufladen, doch statt unkontrolliert zurückzuschnalzen oder auszubrechen gibt er die eingebrachte Energie kontrolliert zurück und hilft so beim Verkleinern des Kurvenradius.

Auf einigen EWS-Rennen musste der EX 1700 beweisen, dass er auch bei möglichst niedrigem Luftdruck im Reifen und richtig fiesen Steinfeldern durchhält: Denn ein Wechsel des Laufrads während des Rennens ist eigentlich ausgeschlossen. Über die zahlreichen Durchschläge beschwerte sich die super robuste EX 511er-Felge zwar mit einem lauten „Dong”, hält aber trotz zahlreicher Dellen nach wie vor die Luft. Nach gut 10 Monaten musste der EX 1700 zum ersten Mal auf den Zentrierständer, obwohl er noch immer sehr rund lief. Doch die nächste Saison sollte er im Cannondale Jekyll Race-Bike von Felix weiter auf die Probe gestellt werden. Cannondale setzt am Hinterrad allerdings auf den Ai-Offset, bei dem die Felge um 3 mm nach rechts versetzt werden muss. Obwohl das Versetzen der Felge nicht ideal ist, steckte der EX 1700 auch mit Offset einige Einsätze in Finale Ligure, Les Orres und Co. klaglos weg. Einzig die Anzahl der Dellen in der hinteren Felge nahm stetig zu. Mit einer gerissenen Speiche musste sich das Hinterrad auf einem Rennen seinem größten Härtetest unterziehen. Mit nur mehr 27 Speichen konnte der EX 1700 trotz ordentlichem Höhenschlag über die Ziellinie rollen. Respekt! Nach 18 Monaten sind vor allem das Vorderrad und die Naben noch top in Schuss. Am Heck ist es allerdings Zeit für eine neue EX 511-Felge: Die alte hat ihren Ruhestand redlich verdient.

Der EX 1700 SPLINE ist zu Recht der Highend Alu-Laufradsatz für den Enduro-Einsatz von DT Swiss. Die 18 Monate Härtetest im Renneinsatz hat er klaglos weggesteckt. Denn vor allem am Hinterrad ist ein gewisser „Verschleiß“ von Felgen absolut in Ordnung. Die Qualität des EX 1700 SPLINE ist nicht nur in punkto Komponenten enorm hoch, sondern vor allem auch im Laufradbau selbst und rechtfertigt so das Preisschild von 750 €.

Tops

  • starke Performance auf dem Trail
  • robust und zuverlässig
  • Tubeless-Tape und Ventile im Lieferumfang

Flops

  • keine

Tester Felix
Dauer 18 Monate
Preis 750 €
Gewicht 2.014 g (29”; inkl. Tape und Ventil)
Mehr Infos Hersteller Website


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Text: Felix Stix Fotos: Peter Walker