Das große Finale: Nach vier Tagen Singletrail-Abenteuer erster Klasse wurde dem Rennen am fünften Tag das i-Tüpfelchen aufgesetzt. Um das TransNZ Enduro angemessen ausklingen zu lassen, hätte sich Veranstalterin Megan Rose wohl keinen besseren Austragungsort aussuchen können: Queenstown. Ihres Zeichens die inoffizielle Hauptstadt des Funsports, bietet die Stadt inmitten der neuseeländischen Alpen beste Voraussetzungen um die Hochs und Tiefs dieses Mehrtagesrennens mit einem gelungenen Abschluss zu zelebrieren. Drei Stages galt es zu bewältigen, bevor die Sieger der diesjährigen TransNZ gefeiert werden durften.
Queenstown – Finale in der Hauptstadt des Funsports
Nach vier Wettkampftagen wird es zunehmend enger an der Spitze des Feldes, und das, obwohl man meinen würde, nach insgesamt 114 Rennkilometern würden die Abstände zunehmend größer. Die hohe Leistungsdichte auf den vorderen Rängen beweist jedoch das Gegenteil. Nur wenige Sekunden können selbst bei knapp eineinhalb Stunden gewerteter Fahrzeit immer noch drei Plätze ausmachen. Wer sich auf seinem Rang behaupten möchte oder gar versuchen will zu attackieren, der muss selbst am letzten Renntag auf Messers Schneide fahren.
Nachdem ich mein mir selbst gestecktes Ziel – eine gute Mittelfeldplatzierung – längst bei Weitem übertroffen habe und mit Rang 7 mehr als glücklich bin, geht es für mich am letzten Tag ausschließlich darum meine Platzierung zu halten. Nicht gerade einfach, denn mit gerade einmal zwei Minuten Differenz ist mir der schnelle Franzose Tito Tomasi dicht auf den Fersen. Tito fuhr bis dato ein extrem starkes Rennen, erlitt an Tag 3 jedoch einen technischen Defekt, welcher ihn auf einer der Stages ins Mittelfeld rutschen ließ.
Die Länge der anstehenden Wertungsprüfung würde es am letzten Tag nicht leichter machen. Nur drei Stages stehen auf dem Programm, doch mit einer Gesamtlänge von gerade einmal 18 km, jedoch 1 720 Tiefenmetern auf anspruchsvollsten Trails sind die Chancen hoch, durch Defekte oder Stürze wichtige Sekunden zu verlieren.
Auf ins letzte Gefecht
Der Morgen lässt nichts Gutes vermuten. Bis spät in die Nacht saß ich am Rechner, um dem täglichen E-Mail-Wahnsinn Herr zu werden, nach nur vier Stunden Schlaf klingelt schließlich der Wecker. Meine Augen klein, die Müdigkeit groß und meine Motivation bei… – nun ja, so schlecht ist sie gar nicht. Obwohl mein Körper das Gegenteil sagt, sehne ich mich fast schon nach diesem Tag, dem ersten Tag der fast ausschließlich bergab gehen wird. Von Anfang an hatte ich mir vorgenommen, an diesem letzten Tag nochmals richtig zu punkten.
Nachdem auch der steile Uphill zur Bergstation der Gondel überraschend kraftvoll von der Hand gegangen war, bin ich motiviert den letzten Tag mit dem nötigen Biss in Angriff zu nehmen. Dennoch, mir ist bewusst, dass ein Sturz das Ergebnis im Handumdrehen zu Nichte machen könnte. 3, 2, 1, los! Ich gehe es gemäßigt an – erst einmal wach werden, erst einmal den Flow finden. So langsam läuft es, aber mit zunehmender Schlagintensität der ausgebombten Bikepark-Strecke spüre ich die Erschöpfung in meinen Gliedern – dennoch, ich halte durch. Einen Fahrer nach dem anderen sammle ich auf der Strecke ein. Doch als es auf das letzte Tretstück geht, trete ich plötzlich ins Leere – ein Schock. Der Blick nach unten verrät mir das Problem – Kettenführung ab, Kette runter.
Im Unklaren darüber wie weit das Ziel entfernt liegt, stoppe ich um mich dem Problem anzunehmen. Wertvolle Sekunden verstreichen, denn vor lauter Nervosität und Erschöpfung dauert es eine gefühlte Ewigkeit, um die Kette endlich wieder auf das Kettenblatt zu bugsieren. Ich springe wieder auf und sprinte weiter – 50 Meter weiter, denn direkt hinter der nächsten Kurve liegt bereits das Ziel. Ich fasse es nicht – was für ein Pech!
Stage zwei führt uns zu einem der höchstgelegensten Trails über Queenstown, was uns einen bestechend schönen Ausblick über den Lake Wakatipu beschert. Die folgende Stage verläuft anfangs durch raues alpines Terrain und geht über einen frisch gebauten Flow-Trail, wie er frischer nicht sein könnte. Ganz nach dem Prinzip “just in time” wurden die Bauarbeiten punktgenau am Vorabend abgeschlossen. Feinster “Loam” gibt sich die Hand mit natürlichen Senken, Wellen und Schräghängen, die Fahrspaß aller erster Güte bereiten.
Das Highlight des Tages ist jedoch ein Klassiker der lokalen Mountainbike-Szene, der mittlerweile fast schon international bekannte “Fernhill Loop”. Hier wurde schon so manches Meisterwerk der Mountainbike-Filmgeschichte gedreht, so beispielsweise auch Dan Athertons Part in “3 Minute Gaps”.
Der Trail lässt sich am besten als ein riesig großer Wurzelteppich beschreiben – maximale Belastung für Material und Fahrer. Ein letztes Mal alles geben, ein letztes Mal durchhalten – dann ist es geschafft. Der Spaß an der Abfahrt überwiegt die Strapazen und so geht die knapp sieben Minuten lange Rütteltortur fast wie im Flug vorüber. Es ist geschafft, leider.
Nach 132 Kilometern ist der letzte Meter TransNZ gefahren. Das Ergebnis: Um eine tolle Erfahrung reicher zu sein und Trails entdeckt zu haben, die man als Europäer so einfach nicht unter die Stollen bekommt. Und auch die Strategie des Tages ist aufgegangen, denn trotz leichter technischer Schwierigkeiten blieben Stürze und andere Pannen aus – das Resultat: Rang 7. Es darf gefeiert werden. In diesem Sinne – cheers!
Text: Maxi Dickerhoff Fotos: Maxi Dickerhoff, Trans NZ
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