Das originale Trek Top Fuel war eine reinrassige Rennmaschine, gezüchtet für maximalen Speed, allerdings auf Kosten der Vielseitigkeit und des Komforts. Dieses Jahr hat das Trek Top Fuel eine grundlegende Überarbeitung erfahren und dabei einige Neuheiten spendiert bekommen – mehr Federweg, eine flachere Geometrie, größere Reifenfreiheit und am allerwichtigsten: eine neue Attitüde, weg vom XC-Rennpferd und hin zu einer echten Allround-Spaßmaschine.
Einen Überlick über das Testfeld findest du hier: Das beste Trail-Bike mit weniger Federweg – 6 Mountainbikes im Test
Mit 120/115 mm Federweg und einem vollständigen Carbon-Rahmen ist das 11,5 kg leichte Trek Top Fuel 9.9 das Leichtgewicht in diesem Vergleichstest. Mit 8.999 € ist es jedoch auch das teuerste Bike. Verglichen mit dem Vorgängermodell sind die Unterschiede hinsichtlich seiner Geometrie erheblich: Der Lenkwinkel wurde um satte 2,5° abgeflacht und der Sitzwinkel um 1° erhöht. Kombiniert mit dem längeren Reach ist das neue Top Fuel 9.8 eine völlig andere Spezies von Bike. Treks vormals charakteristischer Full Floater-Hinterbau ist verschwunden und wurde von einer festen unteren Dämpferaufnahme ersetzt, um so die Rahmensteifigkeit zu verbessern und die Reifenfreiheit zu erhöhen. Der Hinterbau hat nun Platz für Reifen bis zu einer Größe von 29 x 2,4”. Die Ausstattung des von uns getesteten Spitzenmodells Trek Top Fuel 9.9 lässt einem dank der luxuriösen Komponenten das Wasser im Munde zusammenlaufen. Mit einer Fox 34 Factory Step-Cast EVOL-Federgabel und einem Factory DPS-Dämpfer, 29” Bontrager Kovee Pro 30-Carbon-Laufrädern und einer SRAM XX1 Eagle-Schaltgruppe bleibt kein Wunsch offen. Wie es sich für das Premium-Segment gehört, wird die Gewichtsreduktion konsequent weitergeführt: in Form der federleichten SRAM Level Ultimate-Bremsen inklusive 180/160 mm-Bremsscheiben. Allerdings mangelt es der kleinen 160-mm-Scheibe an Biss und Kontrolle. Abgerundet wird der traumhafte Aufbau von einem Carbon-Cockpit. Bleibt die Frage: Geht man mit solch einem geringen Gewicht einen zu großen Kompromiss bei der Fahr Performance ein?
Wir lieben es, wie das Trek Top Fuel durch Kurven schießt. Das Kabel-Wirrwarr an der Front ist jedoch weniger anziehend.
Das Trek Top Fuel 9.9 im Detail
Federgabel Fox Factory Float EVOL 34 Step-Cast TwistLoc remote 120 mm
Dämpfer Fox Factory Float DPS damper, TwistLoc remote 115
Bremsen SRAM Level Ultimate 180/180 mm
Antrieb SRAM XX1 Eagle, 12 speed
Sattelstütze Bontrager Line Elite Dropper
Vorbau Bontrager Kovee Pro 35 mm
Lenker Bontrager Line Pro, OCLV Carbon, 35mm
Laufradsatz Bontrager Kovee Pro 30 carbon
Reifen Bontrager XR3 Team Issue 2,40″
Größe | S | M | L | XL | XXL |
---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 394 mm | 419 mm | 470 mm | 521 mm | 750 mm |
Oberrohr | 564 mm | 599 mm | 632 mm | 651 mm | 676 mm |
Steuerrohr | 90 mm | 90 mm | 100 mm | 110 mm | 120 mm |
Lenkwinkel | 67,5° | 67,5° | 67,5° | 67,5° | 67,5° |
Sitzwinkel | 75° | 75° | 75° | 75° | 75° |
Kettenstrebe | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Tretlager-Offset | 36 mm | 36 mm | 36 mm | 36 mm | 36 mm |
Radstand | 1.117 mm | 1.152 mm | 1.186 mm | 1.207 mm | 1.234 mm |
Reach | 405 mm | 440 mm | 470 mm | 487 mm | 510 mm |
Stack | 594 mm | 594 mm | 603 mm | 612 mm | 621 mm |
Das Trek Top Fuel 9.9 auf dem Trail
Also, wie fährt sich das Gerät nun? Mit einem Wort – schnell! Das Einrasten der Hinterradnabe geschieht nahezu ohne Verzögerung. Tritt man in die Pedale, sorgen die leichtgewichtigen Laufräder für einen saftigen Beschleunigungs-Kick. Tritt man noch bestimmter schießt das Bike nach vorn wie eine Gewehrkugel – und zwar sowohl bergauf, als auch bergab. Mit dem RockShox TwistLoc am Lenker, der ähnlich wie ein Grip-Shift-Schalthebel funktioniert, lassen sich mit nur einem Handgriff die Federgabel und der Dämpfer verhärten. Auch wenn das völlig intuitiv funktioniert, bot das für uns beim spaßigen Trail-Biken nur einen geringen Mehrwert und die zusätzlichen Kabel an der Front sehen einfach super unaufgeräumt aus. Wie vom geringen Gewicht und den leichten Laufrädern abzusehen, war das Trek in unseren Testfahrten beim Beschleunigen aus Kurven heraus und beim Sprinten an steilen Anstiegen unübertroffen. Was sich jedoch als die größere Überraschung erwies, war die Abfahrts-Performance des Top Fuel. Man kann zwar via Flip-Chip die Geometrie verstellen, wir fuhren das Bike aber überwiegend im flachen Setup.
Das Handling ist super präzise und direkt und erlaubt es so, förmlich durch Kurven zu schneiden und Wurzeln und Steine einfach zu überspringen. Wendig und lebendig liefert das Fahrwerk des Trek stets nur genau so viel Federweg, wie wirklich benötigt wird. Selbst wenn man sich auf wirklich technische Trails verirrt, bietet das Trek grandiosen Support und bleibt straff, ohne sich dabei jemals zu harsch anzufühlen. Auf trockenen, harten Böden rollen die kleinen Stollen des Bontrager XR3 Team Issue-Reifens wahnsinnig schnell, doch fehlt es ihnen an Vielseitigkeit und bei Nässe verlieren sie schnell an Grip. Wenn eure typischen Ausfahrten aus ganztägigen Ausflügen in den Bergen bestehen, dann ist das Trek Top Fuel nicht der komfortabelste Gefährte. Doch wenn man darauf steht, bei jedem Uphill Vollgas zu geben und aus jeder Abfahrt den meisten Fahrspaß herauszuholen, dann ist das Trek Top Fuel eure Eintrittskarte in eine Welt voller Hochgefühle.
Dank einer gelungenen Geometrie und einem Hinterbau, der stets genau die richtige Menge an Federweg nutzt, ohne sich jemals zu schwammig oder träge anzufühlen, ist das Trek Top Fuel eine kompromisslose und doch vielseitige Maschine. Es ist dafür gemacht, sowohl im Uphill, als auch im Downhill KOMs zu holen. Der edle und leichte Aufbau ist zwar relativ teuer, bietet auf dem Trail jedoch zahlreiche spürbare Vorzüge.
Tops
- direktes und präzise Handling
- fühlt sich auch im ruppigeren Terrain wohl
Flops
- TwistLoc erhöht die Komplexität
- SRAM Level-Bremsen setzen ihre Priorität auf Gewicht statt Power
Das Testfeld
Einen Überlick über das Testfeld findest du hier: Das beste Trail-Bike mit weniger Federweg – 6 Mountainbikes im Test
Alle Bikes im Test: Canyon Neuron CF 8.0 | Merida ONE TWENTY 8000 | Specialized Epic Expert Evo | Whyte S-120C RS | Yeti SB100 C GX
Dieser Artikel ist aus ENDURO Ausgabe #040
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