Wilde Landschaften, unberührte Trails, freier Blick auf Gletscher und kein Mensch weit und breit. All das klingt verdammt nach der Weite Kanadas, aber man findet es auch im wunderschönen Trentino. Wir haben einen dreitägigen Roadtrip unternommen, drei Regionen besucht und festgestellt, dass wir viel zu wenig Zeit für viel zu viel geile Natur eingepackt hatten.
Tag 1:
Gletscherblick und Trails en masse in Canazei/Val di Fassa
Entscheiden wird überbewertet: Beim Tris Dessert bei unserem Lieblingsitaliener bekommen wir schließlich auch gleich drei verschiedene Nachtische auf einen Teller, warum also sollten wir zwischen drei Regionen zum Biken auswählen müssen? Zum Startpunkt unseres Trentino-Tris fahren wir über eine nicht enden wollende Passstraße in den beschaulichen Ort Canazei. Die Reise dorthin ist bereits ein echtes Highlight, die Aussichten von der Straße aus sind phänomenal – sogar wenn man wie wir hinter einem riesigen Reisebus herfährt. Canazei selbst ist die perfekte Basis für einen längeren Aufenthalt. Hier gibt es nicht nur einen Bikepark mit verschiedenen Strecken, sondern auch unzählige geniale alpine Trails. Ein Highlight ist Stage 1 des Superenduro-Rennens 2016, die gut auf Strava zu finden ist. Oberhalb der Baumgrenze bewegt man sich meist auf felsigen Wanderpfaden, darunter oft auf flowigen Waldtrails. Die Region mit ihrer grandiosen Aussicht lockt jährlich Abertausende Wanderer und Skifahrer an – und so ist die Präsenz einiger Liftanlagen nicht verwunderlich. Wer es ruhiger mag, nimmt die Gondel von Arabba hinauf zum Rifugio Luigi Gorza. Oben angekommen, entflieht man nach kürzester Zeit den meisten Menschen und fährt auf einem traumhaften Trail hinab zum Lago di Fedaia. Am Westende des Sees gibt es im Restaurant Col de Cuck zarte Steaks und Steinofen-Pizza zusammen mit einem grandiosen Blick auf den Marmolada-Gletscher. Frisch gestärkt geht es für uns von dort zurück nach Canazei und dann direkt weiter zu Teil zwei unserer Reise.
Weitere Infos und Tourentipps findet ihr auf fassa.com
Die Region mit ihrer grandiosen Aussicht lockt jährlich Abertausende Wanderer und Skifahrer an – und so ist die Präsenz einiger Liftanlagen nicht verwunderlich.
Tag 2:
Fernab vom Massentourismus in Valsugana
Spa-Liebhabern ist der Ort Levico womöglich bereits wegen seiner Therme ein Begriff. Für uns war die Region in Valsugana bisher ein schwarzer Fleck auf der Landkarte und das aus gutem Grund: Massentourismus, Bikeparks und ausgeschilderte Touren sucht man dort bisher (!) vergebens. Hier kommen alle auf ihre Kosten, die Ruhe und Abgeschiedenheit fernab von Bergbahnen und Wanderhorden suchen. Die Trails verlaufen häufig auf alten Pfaden aus dem ersten Weltkrieg, auf denen damals blutige Schlachten zwischen Österreichern und Italienern ausgefochten wurden. Unser Trail-Highlight liegt etwas entfernt von Levico. Nachdem wir uns vom Talschluss in Ponte Conseria einmal auf den Passo Cinque Croci hinaufgekämpft haben, geht es von dort über einen abwechslungsreichen Naturtrail zurück zum Startpunkt. Unterwegs passiert man das Rifugio Consèria – ein absoluter Pflichtstopp! Hier gibt es grandiose Fleisch-Spezialitäten und frisch gebackene Kuchen. Zurück in Levico heißt es dann „Beine hoch!“ und bei einem Bier oder Aperol den Sonnenuntergang genießen. Wer die Natur erkunden will, dem empfehlen wir, das zusammen mit einem Guide zu tun.
Weitere Infos und Tourentipps findet ihr auf visitvalsugana.it
Hier kommen alle auf ihre Kosten, die Ruhe und Abgeschiedenheit fernab von Bergbahnen und Wanderhorden suchen.
Tag 3:
Bikepark meets Weltkulturerbe in San Martino di Castrozza
Direkt neben dem Örtchen San Martino di Castrozza ziehen sich beachtliche Felswände gen Himmel. Die Pala-Bergkette sieht nicht nur beeindruckend aus, sie bildet auch die Grenze des Trentino zu Venetien. Biken ist auf dieser Talseite allerdings größtenteils verboten. Wirklich interessant ist der Bikepark „San Martino Bike Arena“. Mit Liftunterstützung geht es über 700 Höhenmeter hinauf und dann auf einer abwechslungsreichen Strecke wieder bergab. Nach einigen Abfahrten entscheiden wir uns dazu, nicht noch mal zur Liftstation zu fahren, sondern stattdessen eine Tour in die genau entgegengesetzte Richtung zu unternehmen. Belohnt werden wir mit Einsamkeit und Stille eingerahmt in einer atemberaubenden Kulisse. Nach gut eineinhalb Stunden Uphill und einer längeren Kuscheleinheit mit ein paar Eseln beginnt die Abfahrt. Erst über einen Trail, dann größtenteils auf einem breiten und steilen Karrenweg cruisen wir gen Tal und bringen unsere Bremsscheiben zum Glühen.
Weitere Infos und Tourentipps findet ihr auf sanmartino.com
Belohnt werden wir mit Einsamkeit und Stille eingerahmt in einer atemberaubenden Kulisse.
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Nach drei Tagen mit unzähligen Abfahrten und einigen hart erkämpften Höhenmetern sitzen wir total erschöpft im Auto. Bei der Rückfahrt über zwei kurvenreiche Pässe haben wir dank eines weiteren Reisebusses vor uns nicht nur Zeit, um die herrliche Natur noch ein letztes Mal zu bestaunen, sondern auch, um die letzten Tage Revue passieren zu lassen. Alle drei Regionen haben ihren ganz eigenen Reiz, am besten gefallen hat uns Canazei im Val di Fassa. Die grandiose Natur, gepaart mit den vielen Bergbahnen und den abwechslungsreichen Trails, macht sie zu unserer Nummer eins. Doch auch Valsugana und San Martino haben einen ganz speziellen Charme. Eines haben alle drei Orte gemeinsam: ein Tag ist viel zu wenig, um die Schönheit der Natur und die kulinarischen Highlights zu erkunden. Wir kommen wieder!
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