David gegen Goliath – TRP will mit der neuen EVO Pro-MTB-Bremse den Markt aufmischen und sich gegen die etablierten Giganten der Branche behaupten. Aber ist es dem Hersteller gelungen, die Probleme der Vorgängermodelle zu beseitigen und beste Leistung auf dem Trail zu liefern? Wir haben die TRP EVO Pro ausgiebig getestet, um das herauszufinden.

TRP, die High-End-Marke des taiwanesischen Herstellers TEKTRO, bringt mit den neuen EVO-Modellen frischen Wind in ihr Bremsen-Portfolio. Auch wenn die TRP Trail EVO und DH-R EVO in unserem großen Bremsen-Vergleichstest eine solide Performance lieferten, konnten sie in Sachen Bremskraft allerdings nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten. Das soll sich nun mit der TRP EVO Pro ändern, dem neuen Flaggschiff für Trail-, Enduro- und DH-Bikes. Gleichzeitig stellt TRP mit der EVO X ein neues Topmodell für XC vor, das mit einem Zweikolben-Design und Gewichtseinsparungen auf dem Papier punkten kann. Wie sich die TRP EVO Pro auf den Trails geschlagen hat, lest ihr in unserem Test.
Die TRP EVO Pro MTB-Bremse im Detail
Die neue TRP EVO Pro MTB-Bremse bleibt ihrem charakteristischen Design treu und wird in Silber, Gold und Schwarz erhältlich sein, wobei je nach Farbe auch der Preis zwischen 360 € und 380 € variiert. Das von uns getestete goldene Premium-Modell kostet 380 €. Die bewährte DH-R-Bremse bleibt im Sortiment, wird aber mit rund 270 € nun deutlich günstiger. Als neues Flaggschiff im Line-up soll die EVO Pro laut TRP 15–20 % mehr Bremskraft bieten – zumindest in Kombination mit den neu entwickelten Bremsscheiben. Die kommen weiterhin in 203 mm oder 223 mm Durchmesser mit 2,3 mm Dicke, haben jetzt aber ein überarbeitetes Design mit neuem Wellenschliff und optimierten Lüftungslöchern.


Der Bremshebel wurde komplett überarbeitet und hat nun einen bulligeren Look, während die Bremssättel weitgehend unverändert bleiben. Die werkzeuglose Hebelweitenverstellung ist nach außen an den Hebel gewandert, der Druckpunkt lässt sich aber über ein Einstellrad innerhalb des Bremshebels einfach feinjustieren.
Außerdem wurden neue Bremsleitungen entwickelt, um die Ausdehnung zu reduzieren und so für einen knackigeren Druckpunkt zu sorgen. Die EVO Pro ist zudem als offizielle Bremse für das Bosch ABS-System und ABS-Pro freigegeben.
Die TRP EVO Pro MTB-Bremse im Test auf dem Trail
Wenn ihr die TRP EVO Pro MTB-Bremse ausgepackt habt, überzeugt sie direkt mit einer einfachen Installation und einem bewährten Setup. Das Entlüften funktioniert wie gewohnt mit einem Trichter und erinnert an das Verfahren der Shimano-Systeme. Wichtig ist allerdings, beim Entlüften die Hebelweite- und Druckpunktverstellung mehrfach zu bewegen, da sich hier oft kleine Luftblasen im Kolben sammeln können, die sonst nicht entweichen. Die Montage am Lenker erfolgt problemlos und einfach über die direkt am Geber befestigte Schelle. Aufgrund des relativ langen Bremshebels muss die Bremse weit innen am Lenker montiert werden, was zu Problemen mit der Erreichbarkeit der Schalt- und Dropper-Hebeln im Matchmaker-Setup führen kann. Denn der Schalt- oder Dropper-Hebel liegt dann weiter vom Griff entfernt und ist mit dem Daumen schwerer erreichbar. Die Einstell-Rädchen für Hebelweite und Druckpunkt lassen sich auch mit Handschuhen leicht bedienen und verfügen über eine gut spürbare Rasterung – jedoch kann der Hebel nicht sehr weit weg vom Lenker positioniert werden.



Um direkt mit voller Bremsleistung zu starten, haben wir die Bremsbeläge der TRP EVO Pro über unsere Sinter-Einbremsmaschine eingebremst. Auf dem Trail bleibt die gewohnt gute Dosierbarkeit der bisherigen Modelle erhalten, digitales Brems-Feeling ist hier Fehlanzeige und die TRP EVO Pro lässt sich feinfühlig kontrollieren. Gleichzeitig bietet sie nun spürbar mehr Power und schafft einen gelungenen Mix aus Bremskraft und Kontrolle. Wer die TRP DH-R EVO mochte, wird die EVO Pro lieben. Aber auch für Fahrer, die noch keine Erfahrung mit TRP-Bremsen haben, ist sie eine gute Wahl, da sie keine lange Eingewöhnung erfordert und sofort viel Vertrauen und Kontrolle liefert. Selbst auf langen Abfahrten bleibt der Druckpunkt konstant und sorgt für ein sicheres Bremsgefühl.
Das Fazit zur TRP EVO Pro MTB-Bremse
Die TRP EVO Pro zeichnet sich durch ein aktualisiertes Design des Gebers, auffälliger Optik und eng am Lenker verlaufenden Leitungen aus. Doch nicht nur der Look wurde überarbeitet – auch die Bremskraft hat eine deutlich gesteigerte Performance erfahren. Die neue Bremse packt jetzt wie ein echter Wurfanker zu, behält dabei aber ihre gewohnt gute Dosierbarkeit. Damit tritt TRP nun als starker Konkurrent gegen die Marktgiganten an und könnte für viele Fahrer eine top Alternative werden.

Tops
- starke Bremspower
- feine Dosierbarkeit
- einfaches Setup und Entlüften

Flops
- Hebelweiteneinstellung begrenzt
- langer Hebel kann zu Platzproblemen am Lenker führen
Mehr Infos findet Ihr auf trpcycling.com.
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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker