Mountainbikes funktionieren so gut wie nie zuvor. Doch was haben Kids von riesigen 29ern? Das hat sich auch VPACE gedacht und mit dem MORITZ 24 ein Bike im Programm, das laut Hersteller bereits von Kindern ab 1,20 m gefahren werden kann – spannendes Größenkonzept inklusive. Wir haben das Bike gründlich getestet, ähh testen lassen.

Vpace MORITZ24 | 120/125 mm (v/h) | 10,8 kg in Größe 24 | 2.399 € | Hersteller-Website

VPACE ist ein kleiner Hersteller aus dem Allgäu, der vor einigen Jahren mit der Produktion von Rennrädern und Gravel-Bikes gestartet ist. In seinem Line-Up sind neben schicken Custom-Dropbar-Aufbauten auch eine große Auswahl an Kinder-Bikes zu finden. Dabei reicht das Portfolio für Kids von Gravel-Bikes über Dirt-Bikes bis hin zu Trail- und Enduro-Bikes. Bikes aus der MORITZ-Reihe sind als Mini-Enduros betitelt, vollgefedert und in verschiedenen Laufradgrößen erhältlich. Unser MORITZ 24 hat 24”-Laufräder verbaut und soll für Kids ab 120 cm Körpergröße funktionieren. Durch das sogenannte 29er-Konzept sind die Laufräder dabei deutlich größer als bei vergleichbaren Kids-Bikes, was die Vorteile, die wir an 29”-MTBs kennen und schätzen, auf Kinderbikes übertragen soll. Der Alu-Rahmen bringt 125 mm Federweg mit und ist mit einer 120-mm-Gabel kombiniert. Die 10,8 kg Gewicht, die das Bike mitbringt, sind für ein Fully mit 24”-Rädern sehr in Ordnung. Das VPACE kann für 2.399 € direkt online auf deren Website bestellt werden, je nach Land in das geliefert wird, kommen allerdings nochmal 70 € bis 170 € Versand obendrauf.

Das VPACE MORITZ 24 im Detail

Der Alu-Rahmen des VPACE MORITZ 24 ist schlicht gehalten, mit geschwungenen Linien. Im Vergleich zu vielen modernen Mountainbikes und ihren geraden, kantigen Formen wirkt das MORITZ 24 etwas altmodisch, sieht aber dennoch sehr schick aus. Beim Hinterbau-Konzept setzt VPACE auf einen klassischen Eingelenker mit horizontal ausgerichtetem Dämpfer. Dadurch ist der Platz im kleinen Hauptrahmen allerdings schon stark aufgebraucht und einen Anschraubpunkt für einen Flaschenhalter sucht man vergebens. Die Züge sind außen am Rahmen verlegt und laufen unterhalb des Unterrohrs entlang. Pedale sind zwar nicht im Lieferumfang enthalten, im Webshop gibt es allerdings passende Pedale von TATZE in zwei Kindergrößen. Der Kettenstrebenschutz ist hochwertig und macht seinen Job sehr gut, wodurch weder Kettenschlagen noch andere Geräusche am Hinterbau zu hören sind, das VPACE MORITZ 24 ist ein absolut leises Bike.

Der Kettenstrebenschutz ist hochwertig und hält das Bike schön leise.
Die Leitungen laufen außen am Rahmen des VPACE entlang.

Die Ausstattung des VPACE MORITZ 24

Die Ausstattung des VPACE MORITZ 24 ist durchdacht und setzt auf viele kindgerechte Anbauteile. Den Anfang macht das Manitou-Fahrwerk, das aus einer JUNIT Expert-Luftfedergabel und einem Mara Inline-Luftfederdämpfer besteht. Beide Teile sind extra auf geringes Kindergewicht ausgelegt und lassen sich dadurch sehr gut abstimmen. Durch die Verwendung von Luftfeder-Komponenten kann das Setup auch in wenigen Sekunden auf die schnell wachsenden Biker angepasst werden. Die Kind Shock Rage-i-Sattelstütze lässt sich mit 75 mm Hub per Lenker-Remote verstellen. An Kids-Bikes sind Dropper noch selten zu sehen, aber auch – oder vor allem – für Kids unerlässlich für mehr Bewegungsfreiheit auf dem Bike.

Das Luftfeder-Fahrwerk ist extra auf geringes Kindergewicht angepasst.
Eine hydraulische Sattelstütze ermöglicht viel Bewegungsfreiheit in der Abfahrt.

Gebremst wird mit MAGURA MT4-Bremsen, die mit 160-mm-Bremsscheiben vorne und hinten kombiniert sind. Die Hebelweite lässt sich dabei sehr gut auf kleine Kinderhände einstellen, allerdings sind die Hebel aus Kunststoff und während unserem Test ist einer bereits gebrochen. Durch die häufigeren Stürze der Kleinen lohnt es sich hier, eventuell direkt Ersatz auf Lager zu haben. Die SRAM GX1-Schaltgruppe bietet 11 Gänge und eine große Bandbreite von 420 % . Der 40 mm lange Vorbau und 580 mm breite Lenker kommen beide von VPACE selbst. Letzterer ist dabei an den Seiten verjüngt, um extraschmale Griffe montieren zu können. Allerdings geht die Verjüngung nicht sehr weit nach innen, was bedeutet, dass man den Lenker nicht mehr weiter kürzen kann und zudem ist der Platz zur Einstellung der Position von Brems- und Schalthebel eingeschränkt. Die VPACE MAX-Kinderkurbel hat eine kurze Kurbellänge von 120 mm und einen schmalen Q-Faktor – also eine Breite – von 150 mm.

Die Griffe sind extradünn, jedoch schränkt die Vergrößerung des Lenkers zur Mitte die ergonomische Anpassbarkeit ein.
Mit einer Bandbreite von 420 % kommt man mit der SRAM GX1-Schaltgruppe auch die steilsten Rampen hoch.

Auf die VPACE 24SL-Laufräder sind die Schwalbe Rocket Ron-Reifen gezogen. Beide kommen in Super Race-Karkasse und mit ADDIX SPEED-Gummimischung. Dieser Reifen ist sehr leicht und hat wenig Rollwiderstand, wer allerdings viel im Bikepark oder auf anspruchsvolleren Strecken unterwegs ist, sollte hier auf einen Reifen mit robusterer Karkasse wie Super Ground oder Super Trail setzen. Diese Reifen sind zwar schwerer, bieten aber einen besseren Pannenschutz und ermöglichen weniger Druck zu fahren, was wiederum mehr Grip und Kontrolle bedeutet. Zudem wäre am Vorderrad auch etwas mehr Profil hilfreich, um zusätzlichen Grip aufzubauen.

Vpace MORITZ24

2.399 €

Specifications

Fork Manitou Junit Expert 120 mm
Rear Shock Manitou Mara Inline 125 mm
Seatpost Kindshock Rage-i 75 mm
Brakes MAGURA MT4 160/160 mm
Drivetrain SRAM GX1 1x11
Stem Vpace 40 mm
Handlebar Vpace AL 580 mm
Wheelset Vpace 24SL 24"
Tires Schwalbe Rocket Ron, Super Race, ADDIX Speed/Schwalbe Rocket Ron, Super Race, ADDIX Speed 2,1"/2,1"

Technical Data

Size 20 24 26 27,5

Tuning-Tipps: Lenker mit längerem Taper für freiere Platzierung der Bremsen und Möglichkeit zu kürzen | robustere Reifen, wenn ihr viel im Bikepark unterwegs seid

Die Geometrie des VPACE MORITZ 24

Das VPACE MORITZ gibt es nicht nur in verschiedenen Rahmengrößen, jede Rahmengröße hat auch ihre eigene Laufradgröße. So wird das Bike mit 20”-, 24”-, 26”- und 27,5”-Bereifung angeboten. Auch wenn der Name für alle gleich ist, unterscheiden sich die Rahmen voneinander. Die beiden kleinen Modelle setzen auf einen liegenden Dämpfer, während dieser an den drei großen Modelle (27,5” gibt es in zwei Größen) stehend verbaut ist.

Unser MORITZ 24 bietet eine Reach von 365 mm, kombiniert mit 410 mm langen Kettenstreben. Das Besondere ist, dass VPACE an den Bikes bereits große Räder für kleinere Körpergrößen verbaut. Die Hersteller sagen, dass die Kids-Bikes damit näher an dem 29”-Konzept dran sind, das sich bei Trail- und Enduro-Bikes für Erwachsene durchgesetzt hat.

Größe 20 24 26 275 275L
Sitzrohr 260 mm 310 mm 330 mm 360 mm 390 mm
Oberrohr k.A. 505 mm 545 mm 578 mm 606 mm
Steuerrohr 90 mm 90 mm 90 mm 65 mm 110 mm
Lenkwinkel 66° 66° 65° 65° 65°
Sitzwinkel 75° 75° 75° 75° 75°
Kettenstreben 360 mm 410 mm 425 mm 435 mm 435 mm
Radstand 938 mm 1.044 mm 1.113 mm 1.159 mm 1.188 mm
Reach 335 mm 365 mm 390 mm 415 mm 440 mm
Stack 469 mm 523 mm 572 mm 600 mm 609 mm

Das VPACE MORITZ 24 auf dem Trail

Mit dem VPACE MORITZ 24 kommen junge Shredder deutlich leichter den Berg hoch als mit vielen anderen Bikes. Ein Grund dafür ist die kurze, schmale Kurbel, die für schmale Hüften eine sehr gute Ergonomie bietet und die perfekte Länge für Kids zwischen 120 cm und 140 cm darstellt. Auch die Länge des Droppers passt sehr gut und unser Testfahrer Luis konnte mit seinen 123 cm den Dropper komplett im Rahmen versenken und kommt trotzdem noch gut an die Pedale zum Treten. Zudem hat er sich superschnell an die Verwendung der Dropper gewöhnt. Zuletzt hilft die Schaltung mit ihrer großen Bandbreite, auch steile Rampen hochzukommen und durch das geringe Gewicht lässt sich das MORITZ 24 sehr angenehm pedalieren.

Startet man mit dem VPACE bergab, geben die – verhältnismäßig – großen 24”-Laufräder direkt das Gefühl, gut im Bike drinzustehen, statt oben drauf. Das gibt viel Sicherheit und verleiht den Nachwuchs-Trailkönigen direkt viel Selbstbewusstsein, etwas schneller zu fahren und auch vor steilen oder groben Parts nicht zurückzuschrecken. Dadurch ist das VPACE MORITZ 24 vor allem für natürliche, wurzelige Trails sehr gut geeignet. Aber auch auf langen Bikepark-Lines fühlt sich das Bike wohl und die kraftvollen Bremsen sorgen dafür, dass die Hände nicht so schnell ermüden. Auch bei Sprüngen helfen die großen Räder, denn durch die größere rotierende Masse liegt das MORITZ 24 ruhig in der Luft und gibt damit auch auf Sprüngen viel Sicherheit. Diese zusätzliche Laufruhe und Sicherheit gehen allerdings etwas zu Lasten der Agilität und in schnellen aufeinanderfolgenden Kurven oder sehr engen Trail-Segmenten ist das VPACE dadurch etwas sperriger. Auch für den Einsatz auf dem Pumptrack eignet es sich aus diesem Grund nicht so gut.

Das Fazit zum VPACE MORITZ 24

Das VPACE MORITZ 24 ist ein schlichtes, aber gut durchdachtes Bike, das viele Details aufweist, die speziell auf die Kinderergonomie angepasst sind. Trotzdem bringt es viele Features mit, die wir an großen Enduro-Bikes schätzen. Besonders die großen Laufräder im Verhältnis zur Rahmengröße beeinflussen das Fahrverhalten stark: Sie nehmen zwar etwas Agilität, geben dem MORITZ 24 aber ein ruhiges Fahrverhalten, das den Youngstern viel Sicherheit gibt, egal ob auf ruppigen Naturtrails oder schnellen Bikepark-Sprüngen.

Tops

  • viele kindgerechte Detaillösungen
  • hochwertige Ausstattung
  • gibt viel Sicherheit
  • super Größenkonzept

Flops

  • große Laufräder kosten etwas Agilität
  • kein Flaschenhalter

Mehr Infos findet ihr auf der Website von VPACE.


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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“