Die Firma Wilderness Trail Bikes kommt aus der Geburtsstätte des Mountainbikes: Kalifornien. Seit jeher hat sich WTB zur Aufgabe gemacht, zuverlässige und hochwertige Mountainbike-Komponenten zu produzieren. Im Bereich der Trail- und Enduro-Reifen hat WTB zuletzt richtig Gas gegeben und in kürzester Zeit einige neue Modelle vorgestellt und den bewährten Reifen wichtige Updates spendiert.

Hier findest du alles, was du über Reifen wissen musst: Der beste Mountainbike-Reifen im Test – Wir hatten sie alle!

Karkasse

Der Award für die besten Produktbezeichnungen geht an WTB! Während bei anderen Reifenherstellern oft Ratlosigkeit herrscht, für was die ganzen Abkürzungen auf dem Reifen stehen, können sich die Kalifornier klar und verständlich ausdrücken. Für Trail- und Enduro-Biker gibt es zwei Karkassen: Tough und Light. Bei der Light-Karkasse kommt zusätzlich der Gewebeeinsatz Slash Guard zum Einsatz. Kleine Service-Info: Alle WTB-Karkassen brauchen mindestens ⅓ mehr Tubeless-Milch, als Modelle von anderen Herstellern um nach der ersten Montage richtig abzudichten.

TCS Light Casing mit Slash Guard

Die leichtere Karkasse von WTB ist eigentlich für jeden genau das Richtige. Der Slash Guard, ein Nylon-Gewebe, befindet sich im Bereich der Seitenwand zwischen den Gewebelagen der Karkasse. Er erhöht den Pinch-Flat-Schutz der WTB-Reifen im Vergleich zum Vorgänger enorm und kommt fast auf das Niveau der schwereren Tough-Karkasse. Auch aufgeschlitzte Seitenwände verhindert der hochgezogene Slash Guard effektiv. Die Kurvenstabilität kann er allerdings nicht spürbar verbessern; bei geringem Luftdruck walkt der Reifen besonders bei schweren Fahrern.

TCS Tough Casing

Die schwerste Karkasse von WTB ist noch immer für Enduro-Bikes ausgelegt, eine echte Downhill-Variante haben die US-Amerikaner nicht im Angebot. Das ist für die meisten Enduro-Piloten aber auch nicht nötig. Einschläge, bei denen selbst die Felge Dellen bekommt, lassen die WTB-Reifen in der stabilsten Version unbeeindruckt. Für die Tough-Karkasse hat WTB die Gewebelagen der Light-Karkasse verdoppelt (mit Ausnahme des Slash Guards). Dadurch bleibt der Reifen auch bei geringem Luftdruck sicher auf der Felge und ist weiterhin präzise und kontrollierbar. Dafür sind die Reifen in der Tough-Karkasse um ca. 150 g schwerer.

Gummimischungen

Das Team von WTB setzt bei seinen High-End-Reifen auf Triple-Compound-Gummimischungen. Mit TriTec High Grip und TriTec Fast Rolling machen die Kalifornier auch hier wieder keinen Hehl um die Benennung. Das Besondere bei WTB: Das harte Basisgummi soll die Stollen zur Hälfte füllen und sie dadurch stabiler machen und vor allem in Kurven am Wegknicken hindern. In der Realität zeigt sich bei fast allen WTB-Reifen das Gegenteil. Außerdem ergibt sich eine weitere Differenz zwischen Theorie und Praxis: Eigentlich sollte die Gummimischung der TriTec-Reifen darauf hinweisen, dass sie erst ab einem gewissen Grad der Abnutzung rapide an Grip verlieren. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass der Reifen schon am Ende seiner Lebensdauer angelangt ist, bevor er so weit heruntergefahren wurde.

TriTec Fast Rolling

Der Name ist Programm: Beim TriTec Fast Rolling setzt WTB auf eine relativ harte Gummimischung auf der Lauffläche. Der Rollwiderstand wird dadurch deutlich reduziert und auch der Verschleiß hält sich in Grenzen. Am Hinterrad ist der Fast Rolling dank der ohnehin sehr weichen Seitenstollen immer eine passende Option. Am Vorderrad liegt das Grip-Niveau beim Bremsen aber deutlich unter dem Level der MAXXIS 3C Maxx Terra-Mischung. Grobstollige Reifen wie etwa der Judge können jedoch auch in der harten Mischung ausreichend Traktion für Trail-Bikes am Vorderrad liefern.

TriTec High Grip

Regenwetter, Enduro-Rennen oder fiese hängende Wurzelfelder: Die Mischung TriTec High Grip ist WTBs Antwort, wenn viel Traktion gefragt ist. Die besonders weichen Seitenstollen bieten bei allen Profilen sehr guten Halt auf weichem Untergrund. Auf hartem Untergrund und bei hohem Körpergewicht knicken sie aber bei allen getesteten Reifen, mit Ausnahme des Trail Boss, weg. Bei Nässe überzeugt die weiche Mischung mit guter Bremstraktion. Ausgerissene Gummikanten der Mittelstollen vom Bremsen gehören nicht zum Verschleißbild der High-Grip-Reifen, allerdings fahren sich die Mittelstollen verhältnismäßig schnell ab.

Profile

Dass bei WTBs Profilen einige Updates fällig waren, zeigte sich bis vor Kurzem noch in der Modellpalette der Kalifornier. Viele grobstollige Enduro-Reifen gab es noch gar nicht in einer 29”-Version. Letztes Jahr haben die beiden Klassiker Trail Boss und Vigilante jedoch ein Update in Sachen Reifendimensionen bekommen. Und auch der Regenreifen Warden wurde vom brandneuen Verdict Wet abgelöst, den es auch mit weniger tiefem Profil gibt – ideal für Matschwetter oder staubtrockene Downhills.

Vigilante

Der Vigilante ist ein alter Bekannter im WTB-Line-up. Der Allround-Reifen passt hervorragend am Vorder- und am Hinterrad. In der 2,5” breiten Version bauen die versetzten Seitenstollen sehr hoch, das gibt dem Reifen ein eckiges Profil. Auf weichem Untergrund ist es für diese langen Seitenstollen ein Leichtes, Grip zu finden: Schon bei geringer Schräglage kommen die nach innen versetzten Seitenstollen zum Greifen, während die abwechselnd nach außen versetzten Seitenstollen auch krasse Schräglagen zulassen. So viel Traktion auf dem Trail erkauft man sich in Anliegern mit wegknickenden Seitenstollen. Das Wegknicken ist jedoch stets vorhersehbar und kann mächtig Spaß machen: Braaap! Auch im Matsch greifen die langen Stollen des Vigilante ordentlich zu. Erst in richtig schwerem, klebrigem Schlamm gerät er an seine Grenzen.


Trail Boss

Steile Rampen im Uphill, trockene Anlieger, die hart wie Beton daherkommen, und Steinplatten sind das Terrain des Trail Boss. Wegknickende Stollen oder ein schwammiges Fahrverhalten kennt der super schnell rollende Reifen nicht. Der flach profilierte Pneu arbeitet ähnlich wie der Hans Dampf von Schwalbe mit vielen kleinen Stollen. Sie sind gleichmäßig über die gesamte Lauffläche verteilt, wodurch der Übergang von den Mittel- auf die Seitenstollen ohne jeglichen Grip-Verlust vonstatten geht. Wenn der Trail Boss den Halt verliert, fängt er sich nach einem kurzen Drift wie von selbst wieder, frei nach dem Motto: Irgendeine Kante von einem Stollen wird schon greifen. Als schnell rollende Kombination auf dem Trail-Bike macht der Trail Boss sowohl vorne als auch hinten eine gute Figur. Für richtig steiles Enduro-Terrain ist aber die Bremstraktion nicht stark genug, um ihn am Vorderreifen einzusetzen.


Judge

Der Judge ist laut WTB ein Hinterreifen für ganz grobes Gelände. Ob im Bikepark, auf super steilen Downhills oder auf frisch geschnitten Enduro-Stages, immer greifen die massiven Stollen des Judge in den Untergrund. Die Mittelstollen sind an einer Seite angefast, um den Rollwiderstand zu reduzieren. Trotzdem ist eines klar: Der Judge ist ein Reifen für den Downhill, bergauf ist mit ihm nur Mittel zum Zweck. Beim Einlegen des Fahrrads in die Kurve zeigt sich die relativ breite Lücke zwischen Mittel- und Seitenstollen. Durch den breiten Stollenabstand setzt sich der Judge zwar nicht mit Dreck zu, muss aber relativ weit in die Kurve gelehnt werden, damit man den massiven Grip der Seitenstollen überhaupt nutzen kann. Wie auch der MAXXIS Minion DHR II macht sich der Judge trotz seines speziell für das Hinterrad entwickelten Profils auch sehr gut am Vorderrad. Nur in super harten Anliegern muss man den massiven Seitenstollen Tribut zollen: Sie knicken im Verhältnis zu allen anderen WTB-Reifen zwar erst sehr spät weg, schnalzen aber super schnell und unkontrolliert zurück, sobald der Kurvendruck geringer wird.


Verdict und Verdict Wet

Habt ihr auch schon mal einen Profi-Rennfahrer auf einem Spike-Regenreifen im Hochsommer gesehen? Besonders bei staubigen Bedingungen greifen einige von ihnen gerne auf Regenreifen zurück. Damit das Fahrverhalten auf weniger staubigem, aber hartem Untergrund dabei nicht zu schwammig wird, kürzen sie die Stollen mit einem Seitenschneider um einige Millimeter. Genau das hat WTB mit dem Verdict bereits für euch gemacht! Während der Verdict Wet ein echter Spezialist für schottisches Regenwetter ist und mit seinen super langen Stollen nur noch auf weichem Untergrund funktioniert, setzt der Verdict auf das gleiche Profil mit kürzeren Mittelstollen. Beide Versionen des Verdict kann man wegen ihres hohen Rollwiderstands nur am Vorderrad sinnvoll einsetzen. Im Vergleich zum Verdict Wet, der wirklich nur im tiefen Matsch zu Hause ist, ist der Einsatzbereich des Verdict deutlich vielseitiger. Er funktioniert sowohl in knöcheltiefen Staubrinnen als auch in Anliegern, auf Steinplatten oder auf Schotter. Am wohlsten fühlt er sich aber auf frischem Waldboden: Loam ist die Paradedisziplin des Verdict.

Unsere Empfehlung

Enduro – Allround (v/h): Verdict, TriTec High Grip, TCS Light Casing mit Slash Guard / Judge, TriTec Fast Rolling, TCS Tough Casing
Trail – Grip (v/h): Vigilante, TriTec High Grip, TCS Light Casing mit Slash Guard / Vigilante, TriTec Fast Rolling, TCS Tough Casing
Trail – leicht rollend (v/h): Trail Boss, TriTec Fast Rolling, TCS Light Casing mit Slash Guard / Trail Boss, TriTec Fast Rolling, TCS Light Casing mit Slash Guard


Mehr Informationen findet ihr unter wtb.com

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Text: Fotos: Valentin Rühl