Die goldene Mitte? Genau das soll das SB140 LR T3 X0 im YETI-Line-up sein. Denn laut dem Hersteller aus den USA ist es ein Bike, das alles kann. In puncto Federweg liegt es genau zwischen dem SB160 und SB120 und kommt im klassischen YETI-Look mit Switch Infinity-Hinterbau – und für unseren Test natürlich in der ikonischen türkisblauen Farbe.

YETI SB140 LR T3 X0 | 160/140 mm (v/h)
14,8 kg in Größe L | 10.390 € | Hersteller-Website

Mehr Spaß auf dem Lunch Ride! Genau das soll das YETI SB140 LR T3 X0 in der Lunch Ride Edition bieten, die durch das Namenskürzel LR gekennzeichnet ist. Denn bei diesem Modell bekommt es an der Front mit 160 mm Federweg 10 mm mehr spendiert als die normale Version. Kombiniert ist es mit – wer hätte es gedacht – 140 mm am Heck. Dass das 10.390 € teure Bike nicht auf Bestzeiten, sondern auf Spaß setzt, zeigt auch die Einteilung von YETI in die Rip- statt Race-Kategorie. Das SB 140 wiegt 14,8 kg und rollt jetzt auf 29ern – sein Vorgänger kam noch auf 27,5”-Laufrädern daher. Typisch YETI setzt es auf das patentierte Switch Infinity-System, welches vor allem die Klettereigenschaften verbessern soll. Es liegt über dem Tretlager und sieht auf den ersten Blick nach einem doppelten FOX-Dämpfer aus – ist es aber nicht! In Wirklichkeit ist es eine Art Gleitlager, welches auf Schienen läuft. Der Clou: Es ermöglicht eine kontrollierte Bewegung des Hauptlagers und verändert beim Einfedern des Dämpfers gezielt seine Position.

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Das YETI SB140 LR T3 X0 2023 im Detail

Der Rahmen des YETI SB140 LR T3 X0 besteht aus dem TurQ-Carbon, was man an dem T in der Bike-Bezeichnung und natürlich am TurQ-Schriftzug auf dem Oberrohr erkennen kann. Das bedeutet, dass im Vergleich zum sonst verwendeten C-Carbon hochwertigere Fasern verwendet werden, wodurch das Bike weniger Gewicht bei gleicher Steifigkeit mitbringt. Die Kabel laufen klassisch hinter dem Steuersatz seitlich in den Rahmen und sind am Eingang super geklemmt, wodurch man auf dem Trail absolut leise unterwegs ist. Mit diesem System hat das YETI eine der besten Zugverlegungen im Vergleichstest. Das Unterrohr wird durch einen Schutz aus Plastik abgedeckt, der auch eine Klappe angebracht hat, mit der man einen einfacheren Zugang zu den Zügen im Rahmen hat. Einen anderen Zugang zum Rahmen in Form eines Staufachs gibt es beim SB140 allerdings nicht. Und selbst einen Toolmount sucht man am YETI vergebens. Dadurch könnt ihr keine Trail-Essentials am Rahmen anbringen und seid bei langen Touren auf einen Rucksack oder ein Hip Bag angewiesen. Das ist wenig zeitgemäß an einem modernen Trail-Bike. Die Kettenstreben sind mit einem großzügigen Schutz versehen, wodurch auch hier nichts klappert und der gesamte Rahmen macht einen extrem hochwertigen Eindruck.

Die Ausstattung des YETI SB140 LR T3 X0 2023

Das Fahrwerk des YETI SB140 LR T3 X0 besteht aus der FOX 36 Factory-Gabel mit GRIP2-Dämpfungskartusche und dem FOX FLOAT X Factory-Dämpfer, der mit dem Switch Infinity-System zusammenarbeitet. Diese Kombination ist an vielen Bikes im Test verbaut und bietet top Trail-Performance und sehr viel Einstellbarkeit. Auch die Dropper kommt mit der Transfer von FOX, die auf die goldene Kashima-Beschichtung verzichtet, aber das gleiche Innenleben verbaut hat wie das Topmodell. Leider hatten wir damit in der Vergangenheit schon öfter Probleme gehabt, da sie sich gerne unten „verhakt“ und sehr temperatursensitiv ist. Die SRAM CODE RSC-Bremsen bieten eine werkzeuglose Einstellung von Hebelweite und Druckpunkt sowie die SwingLink-Technologie, mit der ihr weniger Fingerkraft beim Bremsen braucht und somit nicht so schnell Armpump bekommt. Kombiniert sind sie mit einer 200-mm-Bremsscheibe an der Front und einer 180er am Heck. Um auch auf langen Abfahrten konstante Bremskraft am Heck und keine Probleme mit überhitzten Bremsen zu haben, empfehlen wir euch, hier ebenfalls auf eine 200er upzugraden. Geschalten wird mit der SRAM X0 Transmission, die direkt am Rahmen montiert wird und somit auf das Schaltauge und die Einstellschräubchen verzichtet. Der hauseigene Carbon-Lenker des YETI ist mit 780 mm Breite schmaler als die meisten anderen Lenker, aber für ein Trail-Bike absolut passend. Das SB140 rollt auf Race Face ARC Carbon-Laufrädern und MAXXIS-Reifen. Letztere sind eine Kombination aus dem DHF an der Front und dem DHR II am Heck. Beide kommen in harter MaxxTerra-Gummimischung und pannenanfälliger EXO-Karkasse. Hier lohnt sich ein Upgrade auf robustere Reifen mit EXO+ Karkasse und zudem mit der weicheren MaxxGrip-Gummimischung an der Front.

Das YETI zeigt eine hochwertige Verarbeitung, eine super saubere Zugverlegung und schöne Detaillösungen.

Classic
Die Züge am SB140 laufen klassisch hinter dem Steuersatz in den Rahmen. Hier sind sie super geklemmt und dadurch schön leise.
High-End
Der TurQ-Schriftzug auf dem Oberrohr verrät, dass der Rahmen des YETI aus dem hochwertigeren Carbon gefertigt ist.
Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter
Natürlich darf an einem YETI das Switch Infinity-System nicht fehlen. Der Slider ersetzt dabei ein Lager am Hinterbau.
Service gefällig?
Mit der Service-Klappe am Unterrohr des YETI hat man Zugriff auf die Züge im Rahmen, was Service-Arbeiten erleichtert.
Zu wenig
Die Reifen bieten mit ihrer dünnen EXO-Karkasse nur wenig Pannenschutz. Mit robusteren Reifen könnt ihr zudem weniger Druck fahren und bekommt dadurch mehr Grip.

YETI SB140 LR T3 X0

10.390 €

Specifications

Fork FOX 36 Factory GRIP2 160 mm
Rear Shock FOX FLOAT X Factory 140 mm
Seatpost FOX Transfer 175 mm
Brakes SRAM CODE RSC 200/180 mm
Drivetrain SRAM X0 Transmission 1x12
Stem Burgtec Enduro MK3 50 mm
Handlebar YETI Carbon 780 mm
Wheelset Race Face ARC Carbon 29"
Tires MAXXIS Minion DHF, EXO, MaxxTerra/Minion DHR II, EXO, MaxxTerra 2,5"/2,4"

Technical Data

Size S M L XL XXL
Weight 14,8 kg

Specific Features

Switch Infinity-System

Tuning-Tipps: Reifen mit robusterer EXO+ Karkasse und weicherer MaxxGrip-Gummimischung an der Front | größere 200-mm-Bremsscheibe am Heck

Helm Giro Merit Spherical | Brille Delayon Line Tracer | Hip Pack Race Face Stash 1,5
Shirt Troy Lee Designs Ruckus | Hose Troy Lee Designs Ruckus Cargo Pant
Schuhe Ride Concepts Accomplice

Die Geometrie des YETI SB140 LR 2023

Der YETI SB140 ist in fünf verschiedenen Größen von S bis XXL erhältlich, um Fahrern mit einer Körpergröße von 155 bis 210 cm gerecht zu werden. Das Besondere am SB 140 ist, dass der Reach zwischen den Größen unregelmäßig große Abstände hat. Das soll es ermöglichen, dass es eine passende Rahmengröße für eine Vielzahl von Körpergrößen gibt. In unserer getesteten Grüße L ist der Reach von 480 mm mit einer kurzen Sattelrohrlänge von 440 mm kombiniert, was euch viel Bewegungsfreiheit auf dem Bike gewährleistet. Eine weitere Besonderheit des SB140 sind die Kettenstreben, die mit jeder Rahmengröße wachsen. Mit einem Zuwachs von 2 mm pro Größe sollen die Proportionen des Bikes in allen Varianten ausgewogen bleiben. In der Größe L beträgt die Kettenstrebenlänge 440 mm.

Größe S M L XL XXL
Oberrohr 573 mm 603 mm 624 mm 652 mm 671 mm
Sattelrohr 365 mm 400 mm 440 mm 470 mm 485 mm
Steuerrohr 92 mm 95 mm 100 mm 112 mm 134 mm
Lenkwinkel 65,0° 65,0° 65,0° 65,0° 65,0°
Sitzwinkel 77,0° 77,0° 77,0° 77,0° 77,0°
Kettenstreben 436 mm 438 mm 440 mm 442 mm 444 mm
Tretlagerhöhe 342 mm 342 mm 342 mm 342 mm 342 mm
Radstand 1.188 mm 1.221 mm 1.246 mm 1.277 mm 1.304 mm
Reach 430 mm 460 mm 480 mm 505 mm 520 mm
Stack 617 mm 620 mm 625 mm 635 mm 655 mm

Das YETI SB140 LR T3 X0 2023 auf dem Trail

Entspannt und gut: In Sachen Bergauffahren zeichnet sich das YETI SB140 LR durch einen hohen Komfort aus. Der Druck auf den Händen bleibt moderat, während gleichzeitig ein guter Druck auf der Front aufrechterhalten wird. Auch im steilen Gelände bleibt somit immer genug Druck auf dem Vorderrad, um noch weiterhin Lenkimpulse geben zu können. Der Hinterbau bleibt stets aktiv, aber wippt nicht unnötig mit. So habt ihr viel Traktion und kommt dennoch effektiv den Climb hoch.

Speed aus Kurven mitnehmen war noch nie so einfach wie mit dem SB140: Ein wahrer Confidence-Booster.

Geht es auf den Trail, offenbart das SB140 LR erst richtig seine Qualitäten. Die Front des Bikes ist sehr niedrig positioniert, was eine aggressive Fahrhaltung ermöglicht, die aber dennoch gut integriert ist und ein hohes Sicherheitsgefühl vermittelt. Das Handling ist äußerst intuitiv, das YETI erfordert keine lange Eingewöhnungszeit und ermöglicht eine direkte und verspielte Fahrweise, ohne dabei zu steif oder aggressiv zu sein. Das Bike kann präzise platziert werden, verzeiht aber auch kleine Fahrfehler. Das Fahrwerk des SB140 LR ist das beste im Test und nur das elektrisierte Levo SL kann hier noch mithalten. Das YETI zeigt sich am Anfang des Federwegs sehr sensibel, was zu einem beeindruckenden Grip führt. Der Gegenhalt im mittleren Bereich ist ausreichend, und das Bike vermittelt das Gefühl, viele Reserven für technisch anspruchsvolle Passagen zu haben – weit mehr, als es auf dem Papier vermuten lässt. So muss man mit dem SB140 auch vor ein paar Big Hits nicht zurückschrecken. Es verspeist Anlieger zum Frühstück und setzt die zugeführte Energie sofort in Beschleunigung um. Genauso lässt sich beim Pushen über Wellen unfassbar viel Speed generieren. Man kann es richtig fliegen lassen und in Anlieger schnalzen. Aber auch in offenen Kurven macht das YETI es einem leicht, viel Exit Speed mitzunehmen. Das Bike lädt zum Heizen ein und es macht richtig Laune, mit dem Trail zu spielen oder einfach Vollgas durchs Steinfeld zu moschen. Die Laufruhe ist hoch und liegt etwa auf dem Level des YT, nur in puncto Agilität fehlt dem YETI das letzte Fünkchen, um mit dem Testsieger mithalten zu können. Insgesamt präsentiert sich das YETI SB140 LR T3 X0 als sehr starker Allrounder, der sowohl in puncto Geschwindigkeit als auch bei spielerischem Trail-Spaß überzeugt. Selbst bei hohen Geschwindigkeiten zeigt es keine Schwächen. Sogar die dünne Karkasse, bei der man mit viel Luftdruck fahren muss, kann diesen Eindruck nicht zu sehr trügen.

Für wen ist das YETI SB140 LR T3 X0?

Das YETI SB140 LR T3 X0 zeichnet sich durch seine unverkennbare YETI-Identität aus: Mit dem markanten Switch Infinity-System ist es sofort als ein Produkt dieser renommierten Marke erkennbar. Es beherbergt zwar keine Anbringung für Tools oder Ähnliches, hat aber durchdachte Rahmen-Features, die Handhabung und Wartung erleichtern. Das YETI SB140 LR ist eines der besten Bikes im Test mit hohen Allround-Eigenschaften, das auf einer Vielzahl von Trails Spaß macht. Sein Potenzial als vielseitiger Begleiter für verschiedenste Geländearten ist beeindruckend. Allerdings ist es – typisch YETI – nicht günstig und somit eine starke Wahl für alle, die das nötige Kleingeld haben.

FAHREIGENSCHAFTEN

UPHILL

  1. schwerfällig
  2. effizient

AGILITÄT

  1. träge
  2. verspielt

LAUFRUHE

  1. nervös
  2. laufruhig

HANDLING

  1. fordernd
  2. gutmütig

FAHRWERK

  1. unsensibel
  2. feinfühlig

FAHRSPAß

  1. langweilig
  2. lebendig

PREIS-LEISTUNG

  1. schlecht
  2. sehr gut

EINSATZBEREICH

Cross Country

Trail

Enduro

Downhill

Das Fazit zum YETI SB140 LR T3 X0

Edle Grip-Maschine: Das YETI SB140 LR T3 X0 erweist sich als überzeugendes Allround-Trail-Bike, das seinem Anspruch als „ein Bike für alles“ gerecht wird. Obwohl es kein Staufach oder Toolmount aufweist, zeichnet es sich durch funktionale und durchdachte Rahmen-Features aus. Die Performance des SB140 LR ist auf dem Trail beeindruckend und es schrammt nur knapp am Testsieg vorbei. Als wendiger Kurvenräuber mit brutal starkem Fahrwerk liefert das YETI auf dem Trail ab, egal wie dieser beschaffen ist.

Tops

  • sehr starker Allrounder
  • brutal gutes Fahrwerk
  • sehr agiles Fahrverhalten

Flops

  • weder Toolmount noch Staufach
  • Reifen unterdimensioniert für das Potenzial

Mehr Informationen findet ihr unter yeticycles.com

Das Testfeld

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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“