Fahreindruck vom YT JEFFSY 2019

Um uns den optimalen ersten Testeindruck zu geben, lud uns YT nach Portugal ein, um das neue JEFFSY 2019 auf den Trails nahe Sagres auf die Probe zu stellen. Für zwei Tage testeten wir das 150-mm-Spitzenmodell, das YT JEFFSY 29 CF Pro Race, mit einer 150 mm FOX 36 FLOAT Factory GRIP2-Gabel und einem DPX2 Factory-Dämpfer. Das Topmodell verfügt über mehr Federweg als die günstiger ausgestatteten Varianten, daher bezieht sich unser erster Testeindruck nur auf dieses Modell. Das CF Pro Race besitzt einen Antriebsmix aus E13/XTR (11 Gänge, nicht die aktuelle 12-Gang-Variante) und rollt auf E13 TRS Race Carbon-Felgen mit aggressiven E13 TRS Race-/TRS Plus-Reifen. Unser 180 cm großer und 80 kg schwerer Tester empfand Größe Large am passendsten. Auf Empfehlung von YT begannen wir mit 25 % SAG, bei 72 psi in der FOX 36 FLOAT Factory-Gabel und 4 Klicks HSC sowie 6 Klicks LSC (ausgehend von „open“).

Ein gutes Trail-Bike sollte sich sofort heimisch anfühlen und das YT JEFFSY ist auf Anhieb so vertraut wie ein alter Kumpel. Die super niedrige Überstandshöhe, der gestreckte Reach und die komfortablen Kontaktpunkte wirken wohl überlegt – geräumig, ohne jedoch radikal zu sein. Der Renthal Fatbar Carbon-Lenker mit seinen 30 mm Rise bringt euch in eine angenehm aufrechte Position, integriert euch in das Bike und dank des niedrigen Sitzrohres wird selbst der hobbitartigste Fahrer in der Lage sein, die maximale Auszugslänge einer Teleskopsattelstütze zu nutzen. Schaltet man knackig durch die XTR-Gänge und kurbelt in den ersten Anstieg hinein, wird klar, dass YT einige gute Entscheidungen hinsichtlich des neuen Designs des Hinterbaus getroffen hat. Die Achillesferse des alten YT JEFFSY waren die niedrigen Anti-Squat-Werte und das flache Sitzrohr, wodurch das Bike während längerer Anstiege in den großen Ritzeln gehörig wippte und nur mit Plattformdämpfung stabilisiert werden konnte. Das neue YT JEFFSY klettert weitaus effizienter und wippt beim Pedalieren nur minimal. Dank dem steileren Sitzwinkel windet es sich ohne viel Geschrei steile Rampen hinauf, nur die schleppenden E13 TRS-Reifen halten es zurück. Der Ausgleich für diese geringe Ineffizienz ist ein sehr kleines Maß an Pedalrückschlag und das YT JEFFSY hält seine Geschwindigkeit auch bei harten und schnellen Schlägen sehr gut. Zudem wird es auch an größeren Hindernissen nicht zurückgerissen, wie manch ein Konkurrent.

Wohin die Reise auch geht oder wo man sich auf der Welt aufhält – mit dem YT JEFFSY hat man immer das richtige Bike dabei.

Trotz der Überarbeitung und der teilweisen Annäherung will das YT JEFFSY kein CAPRA sein. Deshalb besinnt es sich auf seine eigenen Stärken und bietet das komplette Trail-Paket. Von der ersten Minute an wussten wir, dass sich dieses Bike bergab keine Blöße geben würde. Durch das tiefe Oberrohr und den langen Reach hat man gigantisch viel Platz, um sich auf dem Bike hin und her zu werfen. Mit den von YT empfohlenen 25 % SAG fühlt sich das JEFFSY effizient an, steht hoch im Federweg und hüpft über harte Schläge hinweg. Bei der 150-mm-Version verbesserte sich das Fahrgefühl jedoch noch mal deutlich, als wir den SAG auf 30 % erhöhten – das Bike steht dadurch besser im Federweg und liegt aufgrund des abgesenkten Tretlagers noch satter in den Kurven. Die Kombination aus dem 66° flachen Lenkwinkel und dem breiten Renthal-Cockpit ergibt beim Lenken eine gute Balance: nicht so träge, dass es den Spaß auf Flowtrails mindern würde, aber stabil genug, um durch Steinfelder zu bügeln, ohne die Luft anhalten zu müssen. Das YT JEFFSY 2019 ist außerdem ein sehr leises Bike. Das einzige Störgeräusch kam von einer keuchenden Dämpfungseinheit in der FOX 36 GRIP2 – aber da das Bike taufrisch war, waren die Komponenten wohl schlicht noch nicht richtig eingefahren.

Wenn ihr in Bike-Parks unterwegs seid, ständig auf dem Gaspedal steht und das Gefühl habt, dass ihr mehr Federweg benötigt, dann ist das CAPRA der richtige Mann für den Job. Für alles andere ist das YT JEFFSY da. Es ist der vielseitigere Begleiter und dabei immer noch ein absolutes Biest.

Das Fahrgefühl ist absolut ausgewogen. Auf sanfteren Trails hält das YT JEFFSY gut seine Geschwindigkeit, fliegt flowig über Geraden, steuert vorhersehbar durch Kurven und saugt Schläge und Drops geradezu auf, ohne mit der Wimper zu zucken. Es fällt leicht, sich sofort mit dem Bike in Einklang zu fühlen, und es erfordert keine Heldentaten, um schnell unterwegs zu sein. Gerade Anfänger werden die geräumige Fahrposition und das ebenso selbstbewusste wie ruhige Handling lieben, wohingegen fortgeschrittenere Fahrer es auf dem JEFFSY auch mit deutlich langhubigeren Bikes aufnehmen können – und zwar auf jedem Trail, egal wie hart. YT will mit seinem Slogan „Say hello to my little friend“ erreichen, dass wir das JEFFSY als einen neuen Kumpel ansehen, einen gut gelaunten Gefährten für die Abenteuer des Alltags. In Wahrheit ist es jedoch eher so, als würde Al Pacino den besagten Satz schreien. Verglichen mit seinem Vorgänger-Bike hat das neue YT JEFFSY 2019 – zumindest das von uns getestete Modell mit 150 mm Federweg – das Waffenarsenal aufgerüstet und macht einen großen Schritt in Richtung CAPRA-Territorium, ohne dabei seine Wurzeln zu verleugnen. Wir sind schon ganz scharf darauf, das Modell mit 140 mm Federweg auf unseren Hometrails zu testen, um herauszufinden, ob in ihm noch mehr von der ursprünglichen JEFFSY-DNA steckt.

Fazit

Das neue YT JEFFSY ist ohne Frage effizienter und selbstbewusster als sein Vorgänger. Hat es bei der Überarbeitung etwas von seiner trailfreundlichen Wendigkeit verloren? Ja, zumindest was das getestete 150 mm CF Pro Race-Modell mit seinen aggressiven Reifen angeht. Allerdings hat es dafür eine phänomenale Gelassenheit und Selbstsicherheit hinzugewonnen. Perfekt also für Fahrer, die wirklich nie von ihrem Bike ausgebremst werden wollen. Das neue YT JEFFSY ist ein herausragendes Bike!

Mehr Infos unter: yt-industries.com


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