Enduro im Winter. Die ersten beiden Worte, die einem dazu einfallen sind: kalt und matschig – je nach Bundesland kommt noch Schnee dazu. Ergo, eher eine etwas ungemütlichere Sache. Aber Enduro steht auch für Mountainbiken, egal wann und egal wie. Um trotzdem mal etwas Abwechslung in das manchmal etwas eintönige Matscheumgraben zu bringen, ging es am 7. März früh morgens vom Ruhrpott aus ins schöne Thüringen. Ausnahmsweise sogar bei bestem Wetter!

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Nun kann man sich fragen, warum ausgerechnet Thüringen? Die Antwort ist einfach, denn vor Ort gibt es das einzigartige Erlebnis im Bergwerk unter Tage mit dem MTB zu fahren. Erlebnisradtouren Saaleland (kurz ERTS) bietet geführte Touren durch das ortsansässige Besucherbergwerk Kamsdorf an. Skalierend im Schwierigkeitsgrad wählten wir die Enduro-Variante , die laut Veranstalter mit 10/10 Punkten beim Fahrtechnischen Anspruch frohlockte.

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Zuerst gab unser Guide Lucas über Tage der 15-köpfigen Reisegruppe eine kurze Einweisung. Dann wurden die kostenlosen zur Verfügung gestellten Lupine Pico-Lampen am Helm angebracht, ein letztes Abschiedsfoto geschossen, das Tor aufgeschlossen, auf einer Kreidetafel vermerkt, das sich nun 17 Personen im Bergwerk befinden, die Treppen zur ersten Sohle heruntergelaufen, die Gruppe in zwei Untergruppen geteilt, aufs Bike gesetzt und endlich ins unerforschte dunkle Bergwerk eingefahren!

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Aufgeteilt in eine schnelle und eine langsamere Gruppe, ging es mit der schnellen 7-Mann Truppe und Lucas als Guide vorweg auch schon los. Schnell hat man das Gefühl in der Geisterbahn zu sein, nur das man nicht in einer Gondel sitzt, sondern selber auf dem Bike fahren darf. Es macht unheimlich Bock mit gefühlt Mach 3 durch die engen Gänge und großen Kavernen zu ballern. Dem Kommando „Kopf“ ist dabei unbedingt Folge zu leisten! Manchmal ist es verflucht eng da unten.

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Vom Charakter her ist das Biken unter Tage wie biken auf einem nicht enden wollenden Pumptrack. Im kurzen Wechsel geht es bergauf und wieder bergab, jeder kurze Downhill muss sich erst mit einem knackigen Uphill erkämpft werden. Zahllose Schächte kreuzen den Weg und schnell kann man den Überblick verlieren, denn das Wegenetz unter Tage ist weiträumig und sehr verzweigt.

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Wir bewegten uns teils auf gebauten Abschnitten und teils auf den vorhandenen Wegen. Auf den gebauten Trails haben die Jungs von ERTS die Trails mit Anliegern, kleinen Drops und vielen Pumptrack Elementen versehen. Etwa zur Halbzeit der ca. dreistündigen Tour erreicht man ein großes Oval, das mit bissigen Anstiegen und rasanten Downhills zu überzeugen weiß. Versetzt mit zwei schönen Step-Downs eine prima Mini-Rennstrecke.

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Irgendwann hat man sich an den beständigen Wechsel von groben Steinen als Untergrund, steilen Anliegern und unvermuteten Stufen gewöhnt und kann auch ordentlich an der Speed-Schraube drehen. Gelegentlich bieten sich auch die vereinzelt vorzufindenden steilen Treppen als technische Herausforderung an.

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Fazit: Unter Tage wird man trotzdem dreckig. Das Bergwerk ist alles andere als trocken, bei konstant 8 °C und 100 % Luftfeuchtigkeit gerät man beim Auf und Ab schnell ins Schwitzen. Aber es lohnt sich ungemein. Das Bergwerk ist teils gruselig, immer aufregend und definitiv eine einmalige Erfahrung. In stockdunklen Gängen am Hinterreifen des Vordermanns zu kleben und durch die Gänge zu ballern erweckt kindliche Freude bei allen. Soviel Spaß erwartet man in Thüringen gar nicht, aber die Anfahrt ist es wert!

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Nähere Infos zum ERTS Bergwerk gibt es auf erlebnisradtouren-saaleland.de

Text & Bilder: Andreas Steinicke


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