Leichtathletik-WM Berlin, 2009: Usain Bolt bricht mit 9,58 s den Weltrekord über 100 m. Endgeschwindigkeit 43,9 km/h und 2.619,5 Watt Leistung. Das klingt, als hätten seine Schuhe den härtesten Job der Welt, aber mal ehrlich: Wir alle wissen, dass es MTB-Schuhe noch wesentlich härter haben.

Bikeschuhe haben echt kein leichtes Leben! Sie werden bei jedem Wetter mit Steinen bombardiert. Mit Schlamm und Wasser komplett getränkt und anschließend auf der Heizung getrocknet. Ein anderes Mal landen sie nass in einer Tasche. Sobald sie dann kaputtgehen, beschwert sich jeder online über die schlechte Haltbarkeit. Die Erwartungen an den perfekten Bikeschuh sind hoch: absolute Zuverlässigkeit, Tragekomfort, Wetterfestigkeit, Performance und zu allem Überfluss sollen sie auch noch cool aussehen.
Manche Fahrer wandern auf der Suche nach epischen Erstbefahrungen stundenlang mit geschultertem Bike, andere kämpfen vor Millionenpublikum in internationalen Rennen um Millisekunden, während wieder andere einfach nur eine kleine Runde durch den Wald fahren wollen, um danach mit ihren Freunden im Pub zu sitzen. Was haben all diese Leute gemein? Sie tragen die gleichen Schuhe. Nein, MTB-Schuhe haben es wirklich nicht leicht.

  Ein guter Mountainbike-Schuh sollte leicht und bequem sein und schnell trocknen.

Auf der Suche nach dem besten Clipless-Mountainbike-Schuh haben wir 6 der besten Modelle miteinander verglichen. Das war nicht ganz einfach, denn das Leben mit einem Schuh kann wie eine schlechte Beziehung sein: Erst neu und spannend, dann wird es angenehm, bevor zu guter Letzt alles auseinanderbricht. Um mit Sicherheit alle Höhen und Tiefen mit unseren Schuhen erlebt zu haben, haben wir sie eine ganze Saison lang getestet. Durch Wind und Wetter, bei strahlender Sonne und bei Schneegestöber haben wir insgesamt über 3.000 km zurückgelegt und die Schuhe in vielerlei Hinsicht schlecht behandelt. Wir haben sie in Transporttaschen zurückgelassen, am Lagerfeuer getrocknet, ja sogar vor der Abfahrt auf dem Autodach vergessen, was in einer erfolgreiche Rettungsaktion mündete. Am Ende gab es neben ein paar Überraschungen auch einen würdigen Sieger.

Schuh Preis Gewicht* Passform Preis/Leistung
Five Ten Hellcat 140 € 468 g Weit
Giro Terraduro Mittel 190 € 495 g Eng
ION Rascal 140 € 503 g Eng
Mavic XA Elite 110 € 490 g Mittel
Shimano SH-ME7 220 € 454 g Mittel
Specialized 2FO Cliplite 220 € 448 g Mittel

* pro Schuh, Größe 43

Was macht einen guten Mountainbike-Schuh aus?

Ein guter Mountainbike-Schuh sollte leicht und bequem sein und schnell trocknen. Er sollte leicht anzupassen sein und seine Sohle sollte steif genug sein, um effizient zu treten, aber noch flexibel genug, um gut gehen zu können. Die Sohle muss auch bei kurzen Wanderungen durch Matsch genug Grip bieten und die Aussparungen für die Cleats sollten ausreichend groß sein, um leicht einstellbar zu sein und viele verschiedene Cleat-Positionen zu erlauben. Auch ein Schnürsystem, das präzise Einstellungen ermöglicht, ohne dabei zu locker zu sein oder Druckstellen zu erzeugen, geht positiv in die Wertung ein. Und einen wichtigen Punkt darf man nicht vergessen: den coolen Look. Immerhin enden die besten Ausfahrten nicht selten in einem Café oder einer Bar – ein klares Nein zu XC-Lackschuhen!

Steifigkeit: gut und schlecht zugleich

Genau wie bei Carbon-Laufrädern oder -Rahmen ist steif gut, zu steif aber schlecht. In allen Clipless-Trailschuhen verläuft in der Sohle ein Schaft, der die Steifigkeit gewährleistet, die man braucht, um die Kraft der Beine auf die Pedale zu übertragen. Ist die Sohle jedoch zu hart, wird der Schuh beim Gehen unbequem und auch auf dem Rad verliert man das Feingefühl, Stichwort „tanzen in Skistiefeln“. Die passende Steifigkeit hängt vom Fahrstil ab: Wenn du nach effizienten Schuhen für harte Sprints im XC-Style suchst, ist Steifigkeit gut, wenn du einen Allrounder für Tagestouren und After-Work-Runden mit deinen Jungs willst, bringt etwas weniger Steifigkeit mehr Spaß.

Nasse Füße müssen nicht sein

Kaum etwas versinnbildlicht Biken im Winter mehr als der Moment, wenn man morgens in ein noch kaltes und nasses Paar Schuhe schlüpft. Diesem schrecklichen Gefühl entgeht man nur, wenn der Schuh möglichst wenig Wasser absorbiert. Um zu bestimmen, welche Schuhe am schnellsten trocknen, haben wir gemessen, wie viel Wasser jeder Schuh nach einer Minute im Wasser aufgenommen hat. Danach haben wir die Schuhe wie in einem typischen Vorraum bei konstanten 17°C getrocknet, um zu sehen, wie lange es dauert. Die Ergebnisse sind alarmierend.

Mit Abstand am schlechtesten haben die Five Ten Hellcat abgeschnitten: Mit mehr als einem halben Liter aufgenommener Flüssigkeit pro Paar – das ist mehr als 6-mal so viel wie die Konkurrenz von Shimano und Specialized – waren sie selbst nach 5 Tagen Trocknen noch sehr nass. Der Rest der Gruppe liegt näher beieinander, aber am besten haben sich der Shimano SH ME7 und der Specialized 2FO Cliplite geschlagen. Beide haben nur ungefähr 50 ml pro Schuh aufgesaugt und sind schnell getrocknet. Diese Ergebnisse sind höchst relevant für alle, die viel im Nassen fahren.

Top

Everyday Cool
Der ION Rascal vereint großartige Performance mit einem coolen Sneaker-Look, wodurch man in der Bar von seinen Kumpels etwas weniger verarscht wird. Style ist nicht alles, wenn man aber alles haben kann, warum nicht?
Präzise Anpassung
Der Boa-Verschluss des Specialized 2FO Cliplite ist der beste im Test. Er erlaubt eine präzise Anpassung mit guter Balance zwischen der Ober- und Unterseite des Fußes.
Gute Einstellbarkeit
Die lange und breite Aussparung für die Cleats erlaubt bei den Shimano SH-ME7 eine große Einstellmöglichkeit für die Cleats.

Flop

Keine langen Wanderungen
Die steife und unbewegliche Sohle machte die Mavic XA Elite auf längeren Wanderungen unkomfortabel. Der fehlende Sitz an der Ferse sorgte für Blasen und Flüche.
Kompatibilitätsprobleme
Die Aussparung für die Cleats sollte offen und groß sein. Wir haben es nicht geschafft, dass die Five Ten Hellcat mit allen Pedalen gut funktionieren, wenn die Cleats in der hinteren Position gefahren werden.
Durst
Die Five Ten Hellcat haben am meisten Wasser im Test aufgesogen, 6-mal so viel wie die besten in der Kategorie, und sie haben ewig zum Trocknen gebraucht.

Was sind denn nun die besten Schuhe?

Nach einer kompletten Bike-Saison ist es an der Zeit, einen Gewinner zu küren. Die Five Ten Hellcat scheiden aufgrund ihres schlechten Verhaltens bei Nässe leider aus. Bei allen Testern kam die angenehm gepolsterte Passform der Mavic XA Elite sehr gut an und auch der Preis ist sehr verlockend. Allerdings ist die sehr steife Sohle bei längeren Wanderungen unbequem. Die Shimano SH ME7 und der Giro Terraduro Mid bieten beide beeindruckende Wetterfestigkeit und ermöglichen kraftvolles Pedalieren, aber es sind der Boa-Verschluss und die leichte Bauweise, die dem Specialized 2FO Cliplite den Testsieg einbringen. Allerdings treibt einem der Preis von 219,95 € Tränen in die Augen. Der ION Rascal punktet mit seiner super Balance aus On- und Off-Bike-Performance, dem fairen Preis und seiner grandiosen Optik. Er sichert sich so den begehrten Kauftipp.