Die SRAM MAVEN Ultimate ist die neueste Bremse im Test und sieht aus wie die CODE-Bremse auf Steroiden, setzt aber auf Mineralöl als Bremsflüssigkeit. Der Hersteller verspricht massig Bremspower für die MAVEN, aber kann man diese Power auch bändigen? Wir haben sie gegen 13 andere Bremsen getestet, um das herauszufinden.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Die beste MTB-Scheibenbremse – 14 Modelle im MTB-Bremsen-Test

SRAM MAVEN Ultimate | Vier Kolben | Mineralöl | organische Beläge | 710 g (Set ohne Scheibe) | 720 € (Set ohne Scheibe) | Hersteller-Website

SRAMs MAVEN war schon lange als Prototyp an Downhill-Bikes zu sehen. Das Serienmodell ist genauso wuchtig wie die Prototypen damals, sehr massiv und mit vier Schrauben im Sattel, die für zusätzliche Steifigkeit sorgen sollen. Ansonsten ähnelt der Look des Gebers stark dem der CODE, nur eben frisch aus der Muckibude. Auch die Beläge sind größer und haben eine andere Form wie die der CODE. Sie kommen standardmäßig organisch, was der Bremse einen weniger giftigen Charakter geben soll. Leider sind die Bremsbeläge aber nicht nach oben entnehmbar und zum Wechsel müsst ihr immer das Laufrad ausbauen. Laut SRAM hat die MAVEN so viel Power, dass auch 180-mm-Scheiben für ordentlich Verzögerung sorgen sollen. Allerdings sind viele Gabeln nicht mit 180er-Scheiben kompatibel, da die Aufnahme hier nur für Scheiben von mindestens 200 mm Durchmesser ausgelegt ist. Unter anderem die RockShox ZEB- und BOXXER-Modelle, die jedoch genau passend wären für den Einsatzbereich der MAVEN.

Die Befestigung der SRAM MAVEN Ultimate erfolgt mit der bekannten SRAM Matchmaker-Schelle. Die ist etwas fummelig und die Schraube fällt bei der Demontage der Bremse gern mal runter. Dafür lässt sich die Bremse mit nur einer Schraube befestigen und die Hebel für Schaltung und Dropper können direkt mit der Bremsenschelle mit angebracht werden – cleanes Cockpit, wir kommen! Die Geber-Einheit ist genau wie bei der CODE Stealth sehr nah am Lenker. Anders als diese verlässt die Leitung der MAVEN den Geber jedoch in einem anderen Winkel, sodass sie nicht ganz so nah am Lenker verläuft und dadurch deutlich seltener klappert. Ein sehr sinnvolles Update.

Das getestete Ultimate-Modell ist mit 720 € das teuerste des MAVEN-Line-ups, die durch Titan-Hardware ihr Übergewicht kaschieren will. Trotzdem ist es mit 710 g noch die schwerste Bremse im Test. Die SRAM MAVEN Ultimate hat viele bekannte Features der CODE übernommen, darunter die werkzeuglose Hebelweitenverstellung und das SwingLink-Design. Letzteres hat durch ein spezielles Nockendesign weniger Leerweg zur Folge. Das bedeutet, dass bei Kontakt der Beläge mit der Bremsscheibe sich die Bremsbacken langsamer bewegen, was die Modulation verbessern soll. Auch die Druckpunktverstellung, die man von der CODE kennt, ist bei der MAVEN vorhanden. Da die MAVEN sehr kraftvoll ist, macht dieses Feature hier allerdings weit mehr Sinn als bei der CODE, da der Druckpunkt bei der MAVEN bereits am äußersten Punkt liegt und der Leerweg entsprechend kurz ist. Deshalb kam unser Test-Team mit dem Druckpunkt weiter innen deutlich besser klar. Für einen möglichst knackigen Druckpunkt am besten nach dem Entlüften die Beläge bei ausgebautem Hinterrad zurückdrücken und dann die Bremse ziehen, bis die Beläge die eingebaute Transportsicherung wieder berühren.

Die SRAM MAVEN Ultimate lässt sich genau wie die anderen Modelle von SRAM durch das Anbringen von zwei Spritzen an Nehmer und Geber entlüften. Das ist nicht die eleganteste Methode, wird aber durch das Einclipsen der Spritze am Bleeding Port an der Bremszange vereinfacht und so ist ein weitgehend kleckerfreies Entlüften möglich. Da die MAVEN Mineralöl verwendet, braucht ihr allerdings frische Spritzen, damit sich keine potenziellen DOT-Rückstände in das Öl mischen. Verglichen zu DOT ist bei Mineralöl ein Kontakt mit dem Lack oder der Haut nicht so kritisch, nur eure Bremsbeläge solltet ihr bei dem Vorgang ausbauen und in Sicherheit bringen.

Klotzen statt kleckern: Die SRAM MAVEN Ultimate bietet einen bulligen Look.

Die SRAM MAVEN Ultimate Bremse im Test

Nachdem die Bremspower der neuen SRAM MAVEN Ultimate als „extrem“ angepriesen wurde, waren wir natürlich auf den Labortest gespannt. Hier konnte sie sich allerdings „nur“ den dritten Platz sichern und musste sich der Trickstuff und der Hope geschlagen geben.

Doch wie sieht es beim Einsatz auf dem Trail aus? Die Einstellung der Hebelweite geht ebenso einfach und effektiv wie bei der CODE. Und egal, ob ihr euren Hebel gerne weit weg oder nah am Lenker fahrt, die MAVEN bietet einen breiten Einstellbereich. Startet man dann mit der Abfahrt, merkt man schnell, dass SRAMs Ankündigung von brachialer Power nicht zu viel versprochen ist. Und was für eine Bremspower! Egal, wie steil, lang oder schnell eine Abfahrt ist, mit der MAVEN braucht ihr euch nie Sorgen machen, dass ihr nicht genug Verzögerung habt oder vor lauter Bremsen Armpump bekommt. Das Meisterstück an der MAVEN ist allerdings, dass sie diese Wurfanker-Power mit dem gewohnten SRAM-Feeling verbindet. Der Leerweg hat bereits etwas mehr Widerstand und der Druckpunkt ist eher weich und mit sehr guter Dosierbarkeit verbunden. So war es ein extrem spannendes Rennen um den Testsieg, bei der sich die MAVEN nur knapp der Hayes Dominion T4 geschlagen geben musste.

Das Fazit zur SRAM MAVEN Ultimate

Die SRAM MAVEN Ultimate sieht nicht nur wuchtig aus, sie fährt sich auch so. Gleichzeitig ist die brachiale Power mit guter Dosierbarkeit kombiniert. Die erste High-End Mineralöl-Bremse von SRAM überzeugt bei gewissenhafter Entlüftung auf jedem Trail und schafft es dabei, das Bremsgefühl der Vorgänger zu übernehmen und auf das nächste Power-Level zu heben. Eine top Wahl für alle, die das SRAM-Feeling lieben und sich noch mehr Verzögerung wünschen.

Tops

  • brachiale Power
  • gute Dosierbarkeit
  • hohe Kompatibilität

Flops

  • massiver Look
  • präzises Entlüften erforderlich
  • höchstes Gewicht im Testfeld

Weitere Infos unter SRAM.com


Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Die beste MTB-Scheibenbremse – 14 Modelle im MTB-Bremsen-Test

Alle Bremsen im Test:
Formula Cura 4 | Hayes Dominion T4 | Hope Tech 4 V4 | MAGURA MT5 Pro | MAGURA MT7 | Shimano SLX | Shimano XT | Shimano XTR | SRAM CODE Bronze Stealth | SRAM CODE Ultimate Stealth | SRAM MAVEN Ultimate | Trickstuff MAXIMA | TRP DH-R EVO | TRP Trail EVO |


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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker