An den Bikes von Liteville scheiden sich die Geister – die einen lieben sie, die anderen können ihnen nur wenig abgewinnen. Fakt ist aber: Sie bauen richtig gute, leichte und vor allem durchdachte Bike. Für unsere Dauertesterin Ricky ist ihr selbst aufgebautes 301 seit über einem Jahr das ideale Do-it-all Bike. Seit diesem Jahr fährt sie jedoch verstärkt Rennen und mit wachsender Vorliebe immer mehr anspruchsvolle und verblockte Trails. Grund genug, sie die neue 301 Enduro Werksmaschine auf Herz und Nieren testen zu lassen.

Die Liteville 301 MK12 Enduro Werksmaschine – Schwarz, breit, leicht. Ricky ist begeistert!
Die Liteville 301 MK12 Enduro Werksmaschine – Schwarz, breit, leicht. Ricky ist begeistert!

Schnelle Feierabendrunden, Bikeparks, Alpentouren mit ausgesetzten Singletrails und Tragepassagen, Enduro-Rennen und 3 Monate Wintercamp auf La Palma – das 301 wird seine Vielseitigkeit beweisen müssen. Bestens vorbereitet ist es jedenfalls: Der leichte Alurahmen lässt so manche Carbon-Konkurrenten beim Blick auf die Waage erblassen – das RockShox-Fahrwerk mit Pike und Monarch RT3 Debon Air bietet satte 160 mm Federweg. Edel und leicht sind auch die restlichen Komponenten: 1×11-fach SRAM X01-Antrieb, Guide RSC-Bremsen (200/180 mm), RockShox Reverb Stealth und ein Syntace-Cockpit. Ebenfalls von Syntace sind die breiten W35-Laufräder mit ihrem Zahnscheibenfreilauf, der jede Klingel überflüssig werden lässt.

Der SRAM X01-Antrieb macht optisch was her und bietet tadellose Performance. Nette Details Teil 1: Der austauschbare Schaltwerk-Schutzbügel sowie der dezent verklebte und effektiv funktionierende Kettenstrebenschutz.
Der SRAM X01-Antrieb macht optisch was her und bietet tadellose Performance. Nette Details Teil 1: Der austauschbare Schaltwerk-Schutzbügel sowie der dezent verklebte und effektiv funktionierende Kettenstrebenschutz.
An der Carbon-Kurbel ist ein 30er Kettenblatt verbaut. Damit sollte trotz 1-fach auch als Frau jede noch so lange Steigung entspannt zu bewältigen sein. Nette Details Teil 2: Die perfekt integierte Kettenführung.
An der Carbon-Kurbel ist ein 30er Kettenblatt verbaut. Damit sollte trotz 1-fach auch als Frau jede noch so lange Steigung entspannt zu bewältigen sein. Nette Details Teil 2: Die perfekt integierte Kettenführung.
Neu im 301 – Wo bisher FOX regierte, sitzt nun ein Monarch RT3 Debon Air mit stärkerer Plattformdämpfung. Nette Details Teil 3: Am Umlenkhebel ist eine SAG-Anzeige integriert, die sozusagen live arbeitet und sich direkt von oben ablesen lässt.
Neu im 301 – Wo bisher FOX regierte, sitzt nun ein Monarch RT3 Debon Air mit stärkerer Plattformdämpfung. Nette Details Teil 3: Am Umlenkhebel ist eine SAG-Anzeige integriert, die sozusagen live arbeitet und sich direkt von oben ablesen lässt.
Über die erstklassige Performance der RockShox Pike muss man wohl mittlerweile nicht mehr viele Worte verlieren. Verbaut ist hier die 27,5” Solo Air-Variante.
Über die erstklassige Performance der RockShox Pike muss man wohl mittlerweile nicht mehr viele Worte verlieren. Verbaut ist hier die 27,5” Solo Air-Variante.
Der leichte, edle Syntace W35-Laufradsatz mit breiten 28,5 mm Felgen-Innenweite ist optisches Understatement pur. Ein Tubeless-Umbau steht als erstes auf der To-Do-Liste.
Der leichte, edle Syntace W35-Laufradsatz mit breiten 28,5 mm Felgen-Innenweite ist optisches Understatement pur. Ein Tubeless-Umbau steht als erstes auf der To-Do-Liste.

Der Vergleich

Mit ihrem eigenen 301 MK11 ist Ricky bisher glücklich gewesen: “Das Bike ist das “all in one-Rad” für mich. Es ist optisch sehr schlicht und unauffällig gehalten und trotzdem total vielseitig. Gerne mache ich auch mal eine Tour, auf der es bergauf nicht mehr fahrbar ist und ich das Bike schultern muss um zum Gipfel und zur lohnenden Abfahrt zu kommen. Beim Tragen gibt es keine störenden Kabel, denn die sind versteckt unter dem Oberrohr oder elegant aufgeräumt auf dem Unterrohr verlegt. Und das 301 ist durch das geringe Gewicht hierfür ideal.”

Die 301 Enduro Werksmaschine unterscheidet sich – nicht nur durch das Baujahr – doch deutlich von ihrem eigenen. So überarbeitet Liteville generell die Geometrien jeder neuen Generation, doch der größte Unterschied ist in der Ausstattung zu finden: Die Pike sollte im Vergleich zu ihrer Revelation deutlich mehr Performance und die breiteren Laufräder erhöhte Stabilität bieten. Im direkten Vergleich mit dem bisher verbauten FOX FLOAT-Dämpfer überzeugt die stabilere Plattform des RockShox-Dämpfers schon beim ersten Proberollen. Auch der Antrieb ist eine Umstellung – fuhr sie bisher eine 2×10-fach XT-Gruppe. Ricky ist noch etwas skeptisch: “Gespannt bin ich auf die 11 Gänge. Reicht die Übersetzungsbandbreite wirklich aus, auch für eine ausgedehnte Alpentour?”

Eigenbau-MK11 vs. MK12 Enduro Werksmaschine – Zuwächse in der Raceorientierung, dafür etwas weniger Rosa und Pink.
Eigenbau-MK11 vs. MK12 Enduro Werksmaschine – Zuwächse in der Raceorientierung, dafür etwas weniger Rosa und Pink.

“Der spannendste Unterschied für mich ist aber das 27.5″-Vorderrad mit der 26″-Hinterrad-Kombination. Bisher bin ich vorne wie hinten 26″-Räder gefahren. Bergab werde ich mich dank dem größeren Vorderrad an der Laufruhe erfreuen können und trotzdem die Wendigkeit nicht vermissen müssen. So zumindest die Theorie – ich bin definitiv auf die Praxis gespannt.” ScaledSizing nennt Liteville dieses Geometriekonzept. So sind die Rahmen je nach Größe für bestimmte Laufradgrößen konstruiert, die vorne eine Nummer größer ausfallen. Man verspricht damit die perfekte Balance zwischen Laufruhe und Agilität und die ideale Anpassung der Räder auf die Körpergröße. So soll sich ein Rahmen in Größe XL mit 27,5” hinten und 29” vorne genauso verhalten und fahren wie einer in Größe S mit 24” hinten und 26” vorne. Ab der Baureihe MK12 lässt sich der Hinterbau aber auch per DuoLink ganz einfach anpassen um ohne Geometrieänderung auch ein gleichgroßes Hinterrad fahren zu können, falls dies gewünscht ist.

Unterschiedliche Kettenstrebenlängen je Rahmengröße sollen identisches Fahrverhalten trotz unterschiedlicher Laufradgrößen bieten. Dank dem DuoLink lassen sich auch hinten die gleichen Raddurchmesser wie vorne fahren – Liteville empfiehlt jedoch die Kombi aus kleinerem hinten und größerem vorn. Nette Details Teil 4: Mit dem in der Steckachse verschwindenden Tool lässt sich nicht nur diese öffnen sondern dank 5 mm Inbus und Torx T25 fast jede Schraube am Rad nachziehen.
Unterschiedliche Kettenstrebenlängen je Rahmengröße sollen identisches Fahrverhalten trotz unterschiedlicher Laufradgrößen bieten. Dank dem DuoLink lassen sich auch hinten die gleichen Raddurchmesser wie vorne fahren – Liteville empfiehlt jedoch die Kombi aus kleinerem hinten und größerem vorn. Nette Details Teil 4: Mit dem in der Steckachse verschwindenden Tool lässt sich nicht nur diese öffnen sondern dank 5 mm Inbus und Torx T25 fast jede Schraube am Rad nachziehen.

Geplante Umbauten

Der Remote-Hebel für die Reverb-Sattelstütze wird aus Gründen der Ergonomie und der Crash-Sicherheit durch einen von unten montierbaren ausgetauscht. Die Reifenwahl ist natürlich immer eine Sache der Trail-Bedingungen aber Ricky setzt mehr auf Allround-Tauglichkeit: “Der hinten verbaute Rock Razor von Schwalbe ist ja eher für schnelle und trockene Trails gedacht. Ich werde hinten den Hans Dampf mit der PaceStar-Gummimischung fahren, der ist etwas vielseitiger, wenn auch schwerer. Im gleichen Zug wird auch direkt auf Tubeless umgebaut.”

Schnell aber nicht sehr vielseitig: Der Schwalbe Rock Razor wird die meiste Zeit wohl durch einen Hans Dampf ersetzt werden.
Schnell aber nicht sehr vielseitig: Der Schwalbe Rock Razor wird die meiste Zeit wohl durch einen Hans Dampf ersetzt werden.
Schwarz in schwarz: Das edle Syntace-Cockpit und der Hebel der Guide RSC. Der Remote-Hebel der Sattelstütze wird allerdings gegen einen ergonomisch besser passenden, von unten montierten ersetzt.
Schwarz in schwarz: Das edle Syntace-Cockpit und der Hebel der Guide RSC. Der Remote-Hebel der Sattelstütze wird allerdings gegen einen ergonomisch besser passenden, von unten montierten ersetzt.

Damit sie nicht ganz auf ihre Lieblingsfarbe verzichten muss, werden die in Bikini Pink gehaltenen Ergon GE1-Griffe und der SME3 Pro-Sattel aus gleichem Haus von ihrem bisherigen 301 an die neue Werksmaschine übernommen.

Die Fahrerin

Ricky ist äußerst lebensfreudig, ständig auf Achse und so vielseitig wie das 301. Mit Bikes hat sie seit frühester Kindheit zu tun, siefuhr schon als Schülerin XC- und Marathon-Rennen und half ihrem Vater in seiner Fahrradwerkstatt. Da kam dann auch die Berufswahl nicht von ungefähr und so arbeitet sie seit mittlerweile mehr als 5 Jahren als Zweiradmechanikerin am Bodensee bzw. im Winter in einer Bikestation auf La Palma. Dieses Jahr wird sie ein bisschen in die Rennszene eintauchen und um ihr Arbeitsumfeld etwas zu erweitern außerdem eine Guide-Ausbildung absolvieren. Das Liteville 301 wird ihr dabei hoffentlich zuverlässig zur Seite stehen.

Hier wird selbst geschraubt: Ricky hat als Zweiradmechanikerin definitiv Plan von Bikes.
Hier wird selbst geschraubt: Ricky hat als Zweiradmechanikerin definitiv Plan von Bikes.

Jahrgang: 1991 Am Biken seit: 1999 Größe: 168 cm Gewicht: 56 kg Rahmengröße: M Job: Zweiradmechanikerin | @Strava

Text: Ricky Westphal | Andreas Maschke Bilder: Christoph Bayer


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