Hans „No Way“ Rey ist eine echte Größe des Mountainbikesports. Mit seinen Extrembefahrungen pushte er früh die Grenzen des Machbaren auf dem Rad und war einer der ersten, die den Sport durch Videos bekannt machten. Inzwischen lebt der gebürtige Deutsche in Laguna Beach, Kalifornien und ist nicht nur für seinen Status als lebende Bikelegende, sondern auch für seine Stiftung Wheels 4 Life bekannt. Zu ihr stellten wir Hans ein paar Fragen.

Mit seiner Organisation Wheels 4 Life bringt Hans Rey Fahrräder in Entwicklungsländer.
Mit seiner Organisation Wheels 4 Life bringt Hans Rey Fahrräder in Entwicklungsländer.

Mit deiner Ehefrau Carmen zusammen hast du die Hilfsorganisation Wheels 4 Life gegründet. Gab es hierfür ein ausschlaggebendes Ereignis für dich oder was waren deine Beweggründe?

2004/2005 habe ich bei einem Seminar mitgemacht – LandmarkEducation.com. Das hat nicht nur mein Leben verändert. Ein Teil davon war, ein Event zu organisieren, woraufhin die meisten ein Familienevent oder eine Nachbarschaftsparty veranstaltet haben. Ich hatte mir dagegen vorgenommen, 50 Fahrräder in ein Dorf in der Dritten Welt zu spenden, das ich auf einer meiner Adventure-Touren besucht hatte. Bald habe ich gemerkt, dass es nicht mit diesen 50 Bikes aufhören würde. Ich habe dann eine offizielle Hilfsorganisation in den Staaten gegründet und seither gibt es kein Zurück mehr. Meine Frau Carmen stand mir von Anfang an zur Seite, wir beide machen auch heute noch die ganze Arbeit ehrenamtlich.

Die Trialmoves von früher hat Hans auch heute noch auf jedem Kontinent drauf.
Die Trialmoves von früher hat Hans auch heute noch auf jedem Kontinent drauf.

Wie bist du auf die Idee gekommen, dass gerade das Fahrrad ein ideales, effektives Mittel ist, um Entwicklungshilfe zu leisten?

Ich war ja schon in über 70 Ländern unterwegs und viele davon waren Entwicklungsländer, wo ein Fahrrad ein komplett anderen Stellenwert hat als bei uns. In der westlichen Welt ist das Fahrrad für viele ein Sportobjekt oder Spielzeug, in der Dritten Welt kann ein Bike aber Leben verändern – sei es für Schüler, die oft 5 bis 10 km Schulweg und keine alternativen Transportmittel zur Verfügung haben oder für Krankenpfleger und Healthcare Educators, die dank einem Fahrrad selbst in die ganz abgelegenen Gegenden kommen. Und oft auch für Bauern und einfache Leute, die dank eines Bikes ihre Güter zum Markt bringen oder Arbeit finden können. Ganz abgesehen davon, wie nützlich ein Bike für andere tägliche Aufgaben ist wie Wasser zu transportieren etc. Die gespendeten Räder vereinfachen den Alltag der Menschen vor Ort teilweise sehr – beispielsweise beim Wasser holen.[/caption]

Welche Projekte unterstützt ihr bzw. in welche Regionen/Länder werden die Bikes gebracht und wie kommt ihr an die Empfänger?

Wir unterstützen bislang Projekte in 26 verschiedenen Entwicklungsländern, für jedes Projekt gibt es vor Ort einen Projektleiter, der den Antrag bei uns stellt und das Projekt überschaut und koordiniert. Wir sind ja nicht immer persönlich vor Ort, deshalb fangen wir oft auch mit kleinen Mengen an und wenn sich die Projekte und Projektleiter bewähren (was bis jetzt eigentlich immer der Fall war), dann erhöhen wir die Stückzahlen in der zweiten Phase.

In Ländern wie Kenia oder Uganda haben wir bestimmt schon über 100 verschiedene Projekte unterstützt. Wir kaufen die Fahrräder dann fast immer vor Ort, das spart uns enorm an Versandkosten und Logistik. Dazu unterstützt es auch die einheimische Wirtschaft und macht es einfacher, passende Ersatzteile zu finden. Die Projektleiter schicken uns dann immer einen Bericht mit Fotos und Infos von allen Empfängern.
Wir geben Bikes nur an Personen, die wirklich ein Bike brauchen und auch benutzen wollen.

Die gespendeten Räder sind meist sogenannte „Africa Bikes“, die robust und leicht zu warten sind.
Die gespendeten Räder sind meist sogenannte „Africa Bikes“, die robust und leicht zu warten sind.

Welches Projekt liegt dir aktuell besonders am Herzen?

Aktuell haben wir die Kampagne #Wheels4Nepal, mit der wir Erdbebenopfer unterstützen. Die ersten Bikes werden demnächst ausgeliefert, aber wir wollen da noch viel mehr machen. Ab ca. 1.500 € lässt sich bereits ein kleines Projekt finanzieren, generell kostet ein Fahrrad ca. 120– 150 €. Uns sind allerdings keine Spenden oder Fundraiser zu klein. Alles zählt und jede Unterstützung ist wichtig für uns – wir können alle direkt und indirekt ohne zu großen Aufwand oder Eigenkosten beitragen.

Hans überzeugt sich gerne auch vor Ort vom Erfolg von Wheels 4 Life – und nutzt die Gelegenheit auch gerne zu Radfahren.
Hans überzeugt sich desöfteren auch selbst vor Ort vom Erfolg von Wheels 4 Life – und nutzt die Gelegenheit auch gerne zum Radfahren.

Eine Frage, die sich bei Spenden und Hilfsprojekten immer wieder stellt, ist: Kommt meine Spende überhaupt bei den Empfängern an?

Wir haben ein extrem effizientes System, da wir zum einen alle ehrenamtlich arbeiten – selbst wenn ich ab und zu Projekte selbst besuche, zahle ich das immer aus eigener Tasche. Praktisch alle Spendengelder gehen direkt zum Kauf von Fahrrädern. Wir haben einen Overhead von nur ca. 2–6 %. Wir arbeiten auch mit so wenig Mittelsmännern wie möglich/notwendig.

Auch unsere Projektleiter arbeiten alle ehrenamtlich, sie gehören oft einer Hilfsorganisation oder Kirche an, manchmal sind es aber auch engagierte Individualpersonen.

Vielen Menschen wird erst durch den Besitz eines Fahrrads die Ausübung eines Berufes ermöglicht.
Vielen Menschen wird erst durch den Besitz eines Fahrrads die Ausübung eines Berufes ermöglicht.

Welche Anforderung an die Bikes werden von dir bzw. Wheels 4 Life gestellt?

Meist benutzen wir die typischen „Africa Bikes“. Die kommen meistens aus China oder Indien und sind einfach, aber relativ robust. Oft werden dazu noch extrastabile Gepäckträger montiert. Die Leute sind diese Bikes gewohnt und können sie dementsprechend auch einfach oder selbst reparieren/instandhalten.

Auch Hans Rey selbst war schon desöfteren bei den Hilfsprojekten vor Ort - und schreckte vor keinem Rennen zurück.
Auch Hans Rey selbst war schon desöfteren bei den Hilfsprojekten vor Ort – und schreckte vor keinem Rennen zurück.

Seit wann besteht Wheels 4 Life und wie viele Fahrräder konntet ihr durch Spenden bereits kaufen und übergeben?

Wir feiern dieses Jahr bereits unser 10-jähriges Jubiläum und haben mittlerweile fast 8.000 Fahrräder in 26 Ländern verteilt – und wir kennen jeden einzelnen Empfänger.

Wie kann man Wheels 4 Life unterstützen:

Wir freuen uns immer über Aktionen, die uns zugutekommen, sei es ein Fundraiser (ganz klein oder ganz groß). Manche fahren Rennen oder machen eine Transalp und sammeln von Freunden, Bekannten und Sponsoren für uns – sie bekommen dann meistens sogar ihre eigenen Projekte gewidmet und bekommen einen persönlichen Bericht und Danksagungen von den Empfängern, welche sie dann anschließend mit ihren Gönnern teilen können.

Manche machen eine Filmvorführung von unserem Film, andere verkaufen alten Krempel zu unseren Gunsten auf Ebay oder dem Flohmarkt oder verlinken einfach unsere Webseite oder promoten unseren Zweck via Social Media.
Deshalb hier ein Aufruf: Geh in deinen Keller oder dein Zimmer und verscheuere etwas, das du nicht mehr verwendest und spende einen Teil davon! (Alte Biketeile, Spielzeug, Ski, Rollerblades etc.) #Cash4Trash

Weitere Informationen über die Organisation Wheels 4 Life gibt es unter wheels4life.org und facebook.com/Wheels-4-life-Official.

Interview: Manne Schmitt Bilder: Wheels4Life


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!