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Mein Name ist Philipp Gerken, 27 Jahre alt und ich übe den Geländefahrradsport seit 15 Jahren aus. In Stuttgart und Berlin studiert, arbeite ich zur Zeit bei CamForPro in Hannover.

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Nach verschiedenen anderen Sportarten bin ich über meinen Onkel zum Mountainbiken gekommen, der mich schon damals mit in den Deister bei Hannover mitgenommen hat. Die ersten fünf Jahre beschränkten sich auf entspannte CrossCountry-Runden. 2003 stieß ich allerdings auf die erste Season von DropIn-TV, die damals im kanadischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Was war da denn los? Mountainbiken in der Stadt und auf Hühnerleitern im Wald? Ich war sofort begeistert und so wurde direkt zu härteren Gangmitteln gegriffen und die Erdanziehung ausgetrickst. Über Street/Park und Dirt kam ich 2004 zum Downhill und 4Cross. Seitdem nehme ich regelmäßig an Downhill- & Enduro-Rennen teil und halte als Ausgleich aber auch gerne mal den Draht auf Spannung, um den Boden meiner Hometrails zu vertikutieren.

Schon damals gefiel mir die frische Luft und das Austoben in der Natur. Beim Trailbau konnte man sich verwirklichen und wenig später das Erschaffene ausprobieren. Allein nur der Spass an der Sache ist für mich immer wieder Motivation genug, um auf das Bike zu steigen.

Das Mountainbiken und Rennen fahren hat mich auch nach Kanada, Südafrika und Australien verschlagen. Doch nichts konnte bis jetzt das Folgende als mein Lieblingsrevier fürs Endurieren ablösen.

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Der Deister (Dialekt für Wurzel/n): 25 km lang und durchschnittlich 350–400 m hoch (Hannover liegt auf ca. 50 m ü. NN). Geographisch gesehen liegt er zwischen Weserbergland und Harzvorland und bildet somit die Grenze zum norddeutschen Flachland; tatsächlich ist es nördlich von Hannover durchaus flach und Richtung Süden kann man bei klarem Wetter sogar den Harz samt Brocken sehen. Bekannte Biker wie Jasper Jauch, Stephan Mangelsdorff oder auch Joscha Forstreuter kommen übrigens aus der Deister-Region.

Der Höhenzug liegt ca. 30 km südwestlich von Hannover. Man erreicht ihn schnell per Auto über die A2 oder A7. Für die Biker aus der Region lohnt sich die Anreise per S-Bahn (ab Hauptbahnhof knapp 30 min. Fahrzeit). Am Deisterrand liegen einige S-Bahnstationen, die sich perfekt als Ausgangsort eignen. Für Urlauber, die gleich mehrere Tage hier verbringen wollen, gibt es genügend lokale Pensionen oder Hotels zum einquartieren.

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Ein Tag im Deister beginnt auf jeden Fall immer mit Rucksack packen. Wir wollen schliesslich in den Wald. Folglich Trinkblase befüllen und Stullen schmieren, Luftdruck checken, das Enduro-Bike geschnappt und Abfahrt.

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Generell kann man zu jeder Jahres- und Uhrzeit fahren. Regenwolken laden ihre Last gerne am Südhang ab, so dass die meisten Trails zwar nass, aber nicht aufgeweicht sind. Da der Deister als Erholungsgebiet ausgeschrieben ist, teilen wir uns alle Pfade mit Wanderern und anderen Waldbesuchern. Man fährt vorwiegend auf Nadelwaldboden, der mit Wurzeln durchzogen ist. Am Südhang findet man aber auch steinige Trails mit lehmigem Untergrund.

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Man trifft zu jeder Tageszeit Biker, die einem gerne behilflich sind, den Weg zum nächsten Traileingang zu finden. Beliebte Treffpunkte sind der Waldkater Wennigsen, der Nienstedter Pass und der Sportplatz Barsinghausen.

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Den Deister durchzieht ein umfangreiches Netz aus Forstwegen. Man überlegt sich wo man lang fahren möchte und stellt beliebig nach seinem Zeitaufwand die Tour zusammen. Perfekt also, um auch kurze Ausfahrten zu bestreiten – zumal sich der Deister besonders dadurch auszeichnet, auch auf halber Höhe in die Strecken einzusteigen zu können. Weniger versierte Biker können steilere Passagen übrigens immer umgehen. Außerdem trifft man eigentlich immer andere, hilfreiche Biker, die einen gerne für eine kurze Strecke begleiten um dann wieder in die andere Himmelsrichtung zu verschwinden.

Je nach Fitness radelt man auf den Forstwegen gut 30 min. zum Deisterkamm. Der Kammweg zieht sich einmal längs über den Höhenzug und dient als Startpunkt der Strecken. Dort befinden sich auch die Restaurants Annaturm und Nordmannsturm, wo man sich stärken kann.

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Vor einigen Jahren hat der Deisterfreun.de e.V. zwei offizielle, von der Region Hannover mit ins Leben gerufene Strecken angelegt. Wie auch im Bikepark gibt es daher dort ein paar Regeln zu beachten, damit das Projekt in Zukunft weitergeführt werden kann. Großer Respekt und Dank an die Mädels und Jungs, die die Trails übrigens auch seit Jahren in Schuss halten und regelmäßig pflegen.

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Ab Annaturm kann man direkt in den „Ladies Only“-Trail starten. Dort gibt es viele mittlere bis große Sprünge, die sich mit Anliegern abwechseln. Perfekt gebaute Anlieger laden auch weniger geübte Biker ein, den Schwung bis unten mitzunehmen.

Auf der Nordmannsturmseite erreicht man die „Ü30“-Strecke – einem anfangs sehr wurzeligen und ab der Mitte sprunglastigen Trail. Man sollte hier jedoch seine Kräfte sparen, um die längeren Zwischenanstiege wieder bewältigen zu können.

Andere Trails mit urigen Namen wie Rumpelstilzchen, Dornröschen, Vendetta oder Schiebedach machen Lust auf mehr. Die meisten Strecken sind übrigens zwei bis zehn Minuten lang.

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„Where The Trail Ends“ endet noch lange keine Action. Gerne trifft man sich noch auf ein Kaltgetränk in den nahen Biergärten Bantorfer Höhe mit ,alpiner Aussicht‘ oder an der Teufelsbrücke und trinkt das lokale ,Deisterbier‘ Rupp Bräu aus Lauenau am Deister. Falls man direkt in die Verköstigung von Deftigem übergehen möchte, haben die Restaurants Annaturm und Nordmannsturm bis in den Spätnachmittag und Abend hinein geöffnet.

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Im Fahrradladen Bike-Infection, direkt am Deisterrand gelegen, trifft man auf Gleichgesinnte. Allrounder, die nicht nur Enduro fahren, dürfen gerne ihr Dirtbike mitbringen und sich auf der BMX-Bahn in Misburg oder auch der Yard-Skatehall in Hannover austoben. Streetbiken kann in allen Skateparks im Stadtgebiet rund um die Uhr. Alles ist prima per S- und U-Bahn erreichbar.

In Hannover findet sich eine Vielzahl an Möglichkeiten für das Nachtleben. Tipp: Ein gelungener Biketag endet auf der Limmerstraße beim Vietnamesen Street Kitchen. Dort gibt es frisches und günstiges Essen und der Koch fährt in der Küche wohl die Racingline – schneller steht der Teller nirgendwo vor einem.

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Im Stadtteil Linden trifft man viele junge Menschen, die Bock auf Action haben. Mit Bier vom Späti um die Häuser ziehen oder bei gutem Wetter während des Maschseefests oder am Strandleben über die nächsten Roadtrips schnacken. Je nach dem welchem Subgenre jemand frönt, in der näheren Umgebung findet auch jeder seinen Zappelbunker. Chèz Heinz, Faust, Glocksee, Bronco‘s, Lux oder auch im Capitol kommen wohl alle auf ihre Kosten – von Techno, Reggae und House bis hin zu Gitarrengeschrabbel. Dank Nachtsternverkehr kommt man zu jeder Uhrzeit überall hin.

Am Ende des Tages stellt sich hier die Frage: Lohnt sich die Anreise in den Norden? Ich sage: Plant auf jeden Fall zwei Tage ein. Mindestens!

Text: Philipp Gerken

Bilder: Albert Rein, Stefan Knaak


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