Der Flieger spuckt uns nach 15 Stunden in San Jose, der Hauptstadt von Costa Rica aus. Die Augen sind klein, die Erwartungen groß. Leider ist es noch dunkel, irgendwas ist mit der Zeitverschiebung schiefgelaufen, aber am Ausgang des Flughafens steht neben vielen lautstark rufenden Taxifahrern unser Guide Paulo, ebenfalls mit kleinen Augen. Nach einem kleinen Frühstück mit frischen Mangos treffen Tobi und ich Richie und Sebastian im Hotel. Die beiden sind über Amerika angereist und waren schon einen Tag früher da. Die Bikes montieren wir noch am Pool, es ist 25Grad warm, überall zwistschern Vögeln. Laut Paulo sind wir am Ende der Trockenperiode die von Dezember bis etwa April geht. Die Trails sollen in einem hervorragenden Zustand sein. Besser gesagt seine Trails. Paulo pflegt und hegt sie. Er ist in Costa Rica bekannt wie ein bunter Hund, jahrelang fuhr er erfolgreich Crosscountry Rennen danach fürs Costa Rica -nische Nationalteam Downhill. Er war in beiden Disziplinen Costa Rica- nischer Meister. Nun zeigt er Gästen wo die besten Trails versteckt sind, und damit nicht jeder gleich sieht wo er die besten Trails versteckt hat, ist sein Transportfahrzeug unscheinbar. Ein weißer Lieferwagen mit Doppelkabine koreanischer Herstellung ohne Aufkleber mit Ladeflache. Plane und Spriegel verstecken unsere fünf Bikes und niemand kann erahnen, daß es sich hier um einen Biketransporter handelt. Beim Hinschauen denken alle an einen landestypischen Bananentransporter.

Nach einem kurzen Transfer kommen wir in Santa Maria an. Ein kleiner Ort mitten in den Bergen ganz in der Nähe des Panamericana Highways, der Strasse also die sich von Norden nach Süden durch ganz Amerika schlängelt und die als Hauptschlagader für viele verschlafene Nester in Mittelamerika fungiert.
Nicht so in Santa Maria, hier geht es um Kaffee, und zwar Kaffee im großen Stil. Costa Rica exportiert den Großteil der Bohnen nach Europa. In der lokalen Rösterei zeigen uns die Mitarbeiter stolz die Röstereien die in Deutschland beliefert werden. Es wird jede Menge Kaffee produziert hier, einer diese großen weißen Säcke wiegt 1000 kg, und davon stehen hier jede Menge rum.

Auch bei Cecilia gibt es den Kaffee von hier, jeden morgen frisch gemahlen und zubereitet, dazu jede Menge frische Mango und Bananen, und neben dem Rührei, natürlich Rice and Beans. „Breakfast para campiones“ sagt sie. Die Dame führt das Bed and Breakfast seit vielen Jahren , und Paulo kommt mit seinen Gruppen immer hier her. Untergebracht sind wir in urigen Holzchalet, und von hier starten wir heute unsere erste Tour. Es geht hinauf auf 2500 Meter über dem Meer. Ein alter Farmweg führt uns zum Traileinstieg. Wir genießen die Aussicht: Überall bewaldete grüne Hügel, dazwischen ein paar Wiesen, und natürlich Kaffee wohin das Auge reicht, ganz am Horizont sieht man den Ocean in der Sonne glitzern. Doch schon schießen wir durch einen grünen Tunnel aus Dschungelvegetation, und haben ein Riesengrinsen im Gesicht. Ich fahre vorne, Tobi hängt mir auf den Fersen, und macht in manchen Kurven Druck, Richie filmt die Abfahrt mit der Helmkamera. Als es ihm zu staubig wird, setzt er zum überholen an, und kommt haarscharf an einem hervorstehenden Felsen vorbei. Nach ein paar hundert Höhemetern muß anhalten weil meine Hände schmerzen, Paulo freut sich, daß wir Spaß haben an seinem Baby. Ich hatte glitschige Wurzeln erwartet, und keine Staubwolken. So kann es ewig weitergehen. Es geht auch noch ein ganzes Stück durch die grüne Hölle, immer wieder wechseln sich enge Kurven mit Highspeed Passagen ab, ein oder zweimal müssen wir ein Flussgraben durchqueren, aber am Ende kommen wir staubig und trockenen Fußes in einer Kaffeeplantage raus. Von hier rollen wir zu einem kleinen Restaurant mit Wasserfall, natürlich nutzen wir die Zeit bis das Essen kommt und springen in den erfrischenden Fluß.

Hector ist Paulos Cousin und wohnt in der Nähe. Er wird uns von nun an als Fahrer begleiten. Er shuttelt uns am Nachmittag mit seinem alten Bananenlaster auf den Berg. Wieder haben wir Aussicht bis zum Meer, und Flow pur auf der Abfahrt. Wir folgen dem Trail durch die Plantagen , und rollen am Ende des Tages dem Sonnenuntergang entgegen. Was soll der nächste Tag das nur Toppen bringen.

Es heißt Abschied nehmen von Cecilia und ihrem guten Frühstück, wir ziehen weiter, Richtung Süden. Providencia heißt unser nächster Stop. Wieder verschwinden wir in einem Gemisch aus Dschungel, Staub, und Spitzkehren. Einige Steilabsätze und Wurzeln versperren uns diesmal den Weg. Wir stoppen erst an einer Lichtung, hier sieht es aus wie bei uns in Europa, einige offene Wiesen am Waldrand, kupiertes Gelände. Der Trails schlängelt sich langsam aus dem Tal heraus. Weit und breit niemand. Außer Marinho mit Machete, er schaut grimmig und steht im Weg. Paulo klärt auf spanisch, er ist der Grundbesitzer und er weiß das wir kommen, wir wohnen bei ihm auf dem Hof in einer Cabana , er wollte uns nur entgegenkommen und uns begrüßen. Paulo darf bei ihm auf dem Land seine Trails bauen, deshalb sind sie in einem so guten Zustand. Ansonsten kommen hier nicht viele Leute vorbei, deshalb begrüßt er uns schon hier oben am Berg. Ab und zu schneidet er mit seiner Machete die Tails frei, er kennt seine Berge wie seine Westentasche. Zum Abendessen gibt es von seiner Frau gekochte Tortillas mit Rice and Beans.

Am nächsten Tag fahren wir einen von Paulos Lieblingstrails mit vielen Bobbahnähnlichen Kurven , wir können sie mit Schwung nehmen, und landen nach einer nicht enden wollenden Abfahrt bei Marinho zum Lunch. Danach ziehen wir weiter Richtung Süden. Ein kurzes Stück muß der AllradLaster von Paulo zeigen was er drauf hat , dann erreichen wir wieder den Panamericana.

Hector fährt den Wagen. Wir die Bikes. Nach einer epischen Trailabfahrt in einem der schönsten Täler des Landes, rollen wir überglücklich in unsere Unterkunft. Ein Fluß schlängelt durch das Dota Vally. Überall sind kleine urige Hütten, wir sehen Angler und es kommt uns eine Gruppe Reiter entgegen Diese idyllische Tal ist bekannt für seine Vogelvielfalt. Und genau in unserer Lodge wohnen gefühlt alle Vogelbeobachten der Welt. Sie laufen mit überdimensionalen Teleobjektiven auf der Kamera im Garten umher, immer auf der Suche nach dem einen Vogel.. .Sebastian wird ganz neidisch auf das Kameraequipment. Direkt vorm Lobbyeingang schwirren unendlich viele Kolibris durch tropische Blumenbeete. Wahrhaftig ein Platz zum Entschleunigen. Wir genießen die Ruhe und die guten Margeritas

Unsere weitere Route führt uns Richtung Meer. Wir fahren wir zum Pazifik. Costarica hat ja auch eine karibische Seite zu bieten, aber in Anbetracht unserer knappen Zeit haben wir uns für die Suche nach den besten Trails des Landes entschieden. Und die sind nun mal hier. Paulo sagt es gibt noch ein paar gute Spots am Beach und als wir in Hermosa Beach ankommen, trauen wir unseren Augen kaum: ein riesiger Strand mit dunklem Sand, ein paar Palmen, einer Hängematte und einem Surfspot direkt vorm Hotel. Und keine Leute! Sind wir im Paradies angekommen? Paulo mahnt uns zur Vernunft, und wir entscheiden wir uns für den Trailpark direkt oberhalb des Ortes. Wir finden ein paar schön geformte Anliegerkurven die aneinandergereiht ein gutes Fahrgefühl mit sich bringen, aber mehr Flow und Spaß haben wir dann auf den Trails direkt unten am Beach. Hier spenden große Urwaldbäume Schatten, dafür sind wir sehr dankbar, denn hier unten ist es deutlich schwüler als oben in den Bergen. Wir haben eine gute Bike Session bis in den Sonnenuntergang.

Am nächsten morgen wird Richie dann nervös, als Wahlkalifornier ist er des Surfens mächtig und will unbedingt aufs Wasser raus, auch Tobi, Paulo und ich nehmen und ein Brett unter den Arm und probieren es. Der Strand ist weiß, die Brandung hoch und das Wasser so unglaublich warm, das keiner mehr aufhören will, bis Sebastian zu Frühstück trommelt. Wir toppen den Tag noch mit einer Crocodile Tour mit Jose, und sind komplett begeistert, denn wir fahren mit einem Boot auf dem Fluß ins Landesinnere und Jose springt immer wieder mit frischem Hühnchenfleisch im Wasser herum und läßt die Krokodile tanzen, ein im wahrsten Sinne atemberaubender Job denken wir.
Leider ist unsere Zeit verflogen , wir sind Super Trails gefahren , haben etwas vom Land gesehen, viele nette Leute getroffen und das La Pura Vida kennengelernt und festgestellt, wir müssen wiederkommen.

Tobias Geisler

„Für mich war der Costa Rica-Trip etwas Außergewöhnliches, da man im Internet fast gar nichts zu guten Trails findet und sich die sonst intensive Recherche nur auf Emails mit dem Local-Guide beschränkte. Der versprach super top-secret Trails mit weit mehr als 1.000 Metern Höhenunterschied und richtig viel Fahrspaß. Die Erwartungen waren also hoch gesteckt aber wenn man sich nur auf Emails verlassen muss, schwingt ein gewisser Zweifel dann doch immer mit. Dass es dann so gut wird und es jeden Tag so viel Abwechslung auf den Trails gibt, das hatte ich mir vorher wirklich nicht erträumt. Auf über 3.000 Metern Höhe mitten im Urwald in einen anspruchsvollen Trail  zu starten, während neben einem die Kolibris umherschwirren und man einige Stunden später in einem kleinen Restaurant am Wasserfall mit Blick in die Kaffee-Plantagen sitzt… na das sollte eigentlich auf jede Mountainbiker Bucket-List. Done that!”

Richie Schley

“Costa Rica is known for Surfing and coffee as far as I can tell, however, in the jungles there are some very cool mountain bike trails.
I have a had a local friend there for many years that is the underground King of the Mountain bike scene. He has shown us many epic long descents, that only the few that are connected to him will ever experience. Truly some of the best jungle descents i have experienced. Along with the incredibly nice people and of course the beach and surf, it is an amazing trip.”

Holger Meyer

Ich habe nasse Wurzeln, giftige Schlangen und jede Menge grünen Urwald erwartet, doch alles kam ganz anders als wir Paulo –unseren Guide- trafen. Wir fuhren über Vulkane, kilometerlange Flowtrails, hatten staubtrockene Dschungelabfahrten, landeten in Vogelparadiesen, sahen Krokodile und gingen surfen. Die Leute die wir trafen waren alle sehr entspannt, und dankbar für das was sie haben, wir ließen unsere erfüllten Biketage am Beach ausklingen und tauchten voll ein in das La Pura Vida.

Informationen zum Trip

Land

Costa Rica ist ein Staat in Zentralamerika, der im Norden an Nicaragua und im Süden an Panama grenzt. Im Osten ist er durch die Karibik und im Westen durch den Pazifik begrenzt. Das Land gilt als eines der fortschrittlichsten Lateinamerikas.
Höhenunterschied 3500m – 0m.

Airline
Condor

Reisezeit
Dezember – April Trockenzeit 25-30 Grad

Hotels
Hermosa Beach

Guide
Paulo Valle

Trips

Must do´s:

  • Surfing Pacific
  • Kaffeeplantage Tour
  • Birdwatching Dota Valley
  • Crocodile Tours
  • Biken überall

Organisierter Trip mit den Rasenmähern

03. – 11. April 2017

Der ultimative Abenteuer Trip für sehr gute Biker und Bikerinnen. Costa Rica ist bekannt für freundliche Menschen, guten Kaffee und top Surfspots. Aber es ist auch ein wahres Trailparadies. Seht selbst!

Am Flughafen in San Jose empfängt uns Paolo Valle mit seinem Pickup. Nachdem wir das Gepäck verladen haben geht es direkt los. Wir verlassen die Hauptstadt und fahren in die Berge. In Santa Maria wohnen wir in einem Bed & Breakfast. Nach der Anreise haben wir Zeit die Bikes aufzubauen. Wir gehen früh Abend essen um fit für den nächsten Tag zu sein. Am nächsten Morgen geht es auf unsere erste Trailerkundungstour. Vorbei an Kaffeeplantagen und hinein in den Dschungel.
Flowige Kurven reihen sich aneinander, kilometerlang schlängelt sich der Weg durch den Urwald, besser geht es nicht, Mittelamerika mit dem Bike zu erleben. Wir ziehen weiter Richtung Süden auf der Panamericana, Paulo und Holger guiden Euch über die Trails. Wir machen Stop in Providencia auf der Ranch von Manolo, dort gibt es jede Menge Trails zu erkunden. Nach ein paar Tagen ziehen wir weiter nach Süden, wir haben noch einen Top Spot auf der Liste , das Dota Valley. Hier verstecken sich endlose Trailabfahrten und wir landen im Vogelparadies. Am Ende unserer Reise lassen wir es uns am Pazifik gut gehen, und schauen ob die Wellen auch für uns zu reiten sind. Natürlich darf ein Ausflug zu den Krokodilen nicht fehlen. Eine spannende Abenteuerwoche mit viel Trailspaß und Erlebnissen. Mindestteilnehmerzahl 3 Personen.

Charakter
8 Tage auf technisch anspruchsvollen Abfahrten mit Steilpassagen und kleinen Drops, auch viel flowige Trails auf Wald und Wurzelwegen. Trotz Shuttle konditionell anstrengend.


Bikeempfehlung
Endurobike, max.15kg, Federweg ca. 150-180mm, leichte Schutzausrüstung (Openface Helm, Knie- und Ellbogenprotektoren).


Ort/Unterkunft
Costa Rica


Reiseinfo

  • Anreise: Flughafen San Jose Int. Airport. Flugtipp: Condor ab ca. € 950,- od. Air Canada/Lufthansa ab € 880,-
  • Abreise: Flughafen San Jose Int. Airport (Ankunft in Deutschland + 1 Tag)

Coach
Holger Meyer (Skills: Fahrtechnik, Guide, Coach, Amusement)

Im Reisepreis enthalten

  • exklusives Guiding mit max 4. Teilnehmern
  • 8 Ü/HP im DZ od EZ
  • alle Shuttles inklusive!
  • Campshirts
  • Goodie

Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text: Holger Meyer Fotos: Sebastian Doerk