BUCKETRIDE – das ist DAS Mountainbike-Erlebnis, das auf deiner Bucket List nicht fehlen darf. Eingehüllt in Mountainbike-Camping-Abenteuern sind Roman und Claudi mit diesem Konzept seit 3 Jahren unterwegs. Mit diesem Artikel nehmen sie euch mit auf die Reise und zeigen euch einen ihrer absoluten Lieblingsspots in der Toskana.


Dieser Beitrag stammt nicht wie gewohnt von unserer ENDURO-Redaktion, er erzählt eine einzigartige Story aus der ENDURO-Community. Falls auch du eine abenteuerliche, inspirierende oder außergewöhnliche Geschichte auf oder mit deinem Mountainbike erlebt hast und sie gerne mit uns und der MTB-Szene teilen möchtest, kannst du uns jederzeit über unseren Contribute-Bereich kontaktieren.


Wumms! Ein lauter Schlag reißt mich aus meinen Gedanken und Claudia aus dem Schlaf. Wir sind auf dem Weg in die Toskana. Diesmal nicht mit unserem Alkoven-Wohnmobil „Hanz“, sondern mit einem VW Grand California von CamperBoys. So können wir auch mal wieder etwas Neues ausprobieren. Es ist bereits dunkel, was es uns unmöglich macht, die Schlaglöcher der Straße rechtzeitig zu erkennen, geschweige denn ihnen auszuweichen. Das Gerumpel wird zunehmend lauter. Ein Zeichen dafür, dass wir bald da sind. Je schlechter die Straße, desto näher das Ziel. Meine Laune trübt das daher nicht. Wir sind Claudia und Roman von BUCKETRIDE und auf dem Weg zu einem unserer Lieblings-Bike-Spots in der Toskana Piombino. Normalerweise sind wir hier mit Gästen bei unseren Mountainbike- und Camping-Abenteuerreisen unterwegs. Dieses Mal besuchen wir unseren Freund Matteo vom Bike-Zentrum Tuscany-Bike und wollen sehen, ob noch alles beim Alten ist. Denn bald steht hier der nächste BUCKETRIDE an. Wir sind immer wieder begeistert von dieser Gegend und ihrer Vielseitigkeit. Die Kombination aus Meer und feinen Trails, die oft in einsamen, fast schon kitschig-romantischen Buchten enden, ist für uns die Krönung eines Mountainbike-Spots. Diese Mittelmeerperle verdient mehr Bekanntheit und Anerkennung, deshalb möchten wir sie mit euch teilen und euch den Spot etwas genauer vorstellen. Denn er hat mehr zu bieten als „nur“ hammergeile Trails – dazu später mehr. Um genau zu sein, handelt es sich hierbei auch nicht nur um einen, sondern um mehrere kleine Spots unweit voneinander entfernt. Perfekt also für alle, die im Camper reisen. Und die Region entwickelt sich immer weiter. So darf man sich im kommenden Jahr auf ein neues, ganz besonderes Highlight freuen. Es lohnt sich also, weiterzulesen und bis zum Schluss dabei zu bleiben.

Mit dem Grand Cali auf dem Weg in die Toskana.
Trails am Meer, für uns eine einzigartige Kombi.

Wenn man an Piombino denkt, denkt man in erster Linie an Industrieschlote und die Fähre, die das Festland mit der Insel Elba verbindet. So ist es im Prinzip auch. Es gibt ein paar nette Gassen im Zentrum mit kleinen Bars und Restaurants, aber an sich hat die Stadt Piombino nicht besonders viele touristische Highlights zu bieten. Doch auf der anderen Seite der Hügellandschaft, die an die Stadt angrenzend, befindet sich eine wunderschöne Bucht. Fähren und Industrie sucht man hier vergebens. Und genau hier tummeln sich die Trails.

Camping auf dem Bauernhof

Spätabends erreichen wir die Bucht von Baratti, in der es nur wenige Unterkünfte gibt, darunter ein paar sehr kleine Campingplätze. Die erste Nacht stellen wir den Bus in unmittelbarer Nähe zum Strand ab. Wir lieben das Gefühl, anzukommen, den Geruch von warmer Meeresluft am Morgen einzuatmen und dem Rauschen der Brandung zu lauschen. Das alles übt eine Faszination auf uns aus. Und setzt Energien frei, die wir spüren können.

Habt ihr kein integriertes Schlafdach, könnte ein Dachzelt genau das Richtige für euch sein. In unserem ausführlichen Dachzelt-Test erfahrt ihr wichtige Tipps und Erkenntnisse, wie ihr euren Camping-Trip noch komfortabler gestalten könnt.

Morgensonne taucht die Bucht von Baratti in angenehm warmes Licht.
Den ersten Kaffee trinken wir noch im Bett mit Ausblick auf die Bucht von Baratti.

Am nächsten Morgen, nach dem ersten Kaffee mit freiem Blick auf die Bucht, checken wir auf dem Campingplatz „Podere Etrusco“ ein. Den Betreiber Francesco kennen wir mittlerweile schon gut und wir kommen immer wieder gerne zu ihm. Es handelt sich bei dem Platz um einen sogenannten Agricampeggio. Francesco lebt mit seiner ganzen Familie hier und betreibt eine eigene Landwirtschaft. Seine Produkte, Olivenöl und Wein, kann man bei ihm kaufen. Klar, dass auch dieses Mal wieder ein 5 Liter-Kanister frisch gepresstes Olivenöl in unser Gefährt wandert.
Wenn man hier zum ersten Mal die kleine Schotterstraße zum Campingplatz hinabfährt und beim Agricampeggio aussteigt, kann sich schon mal die Frage aufdrängen: „Sind wir hier richtig?“ Denn das Hauptgebäude, das Wohnhaus der Familie, ist ein einfaches Bauernhaus, das auf den ersten Blick für manche nicht gerade super einladend erscheinen mag. Auch die Rezeption ist nicht ständig besetzt, da die Familie oft auf den Feldern unterwegs ist. Es kann also auch mal ein paar Minuten dauern, bis jemand mit einem Traktor vorbeikommt und die Anmeldung durchführt. Dafür hat der Platz das ganze Jahr geöffnet, was in dieser Gegend eher die Ausnahme ist.
Francescos Campingplatz hat uns aus mehreren Gründen überzeugt. Wir mögen den einfachen, aber familiären Charme, die Nähe zum Strand ist unschlagbar, genauso wie die Nähe zu den Trails in der Piombino Trail Area. Auf dem Camp-Areal gibt es zwar kaum Schatten, da große Bäume fehlen. Aber heutzutage hat eigentlich jeder seine Markise oder sein Vorzelt am Fahrzeug. Uns hat es auf jeden Fall noch nie gestört. Klar, wir waren noch nicht im Hochsommer hier, aber da ist es sowieso zu heiß zum Biken.

Schön ruhig liegt der Campingplatz zwischen den Hügeln in unmittelbarer Nähe zu den Trails und dem Strand.
Zusammen mit seiner Familie betreibt Francesco einen Campingplatz und Landwirtschaft.
Wir haben unser Base Camp eingerichtet und genießen unser Frühstück auf einem der sonnigen Stellplätze.

Biken auf einer antiken Insel

Nach einem ausgiebigen Frühstück und kurzen Plausch mit Francesco machen wir uns bereit für eine kleine Bike-Tour ins Promontorio di Piombino. „Promontorio“ bedeutet Vorgebirge und genau hier, in der hügeligen Region, befindet sich die Piombino Trail Area. Die Hügelkette verbindet die Stadt Piombino mit dem Hafen von Baratti und ist gespickt mit kleinen Pfaden und Trails. Als höchste Erhebung erstreckt sich der „Monte Massoncello“ mit 284 m über dem Meeresspiegel. Nicht der höchstgelegene, aber wohl der von Weitem hervorstechendste Ort des Vorgebirges rund um Piombino ist der kleine Ort Populonia. Das Castello di Populonia thront hoch über dem Hafen mit einem grandiosen Rundumblick über die Bucht von Baratti, über das Val di Cornia und die Insel Capraia. Heute liegt der Landstrich auf einer Halbinsel, aber vor langer Zeit war er eine antike Insel und Teil des toskanischen Archipels. Das Sediment, das durch den Fluss Cornia angespült worden ist, hat das Gebiet im Laufe der Zeit mit dem Festland verbunden. Perfekt zum Biken – mit echtem Insel-Feeling!

Das Castello di Populonia mit Blick über die Bucht von Baratti.
Die engen Gassen innerhalb der Burgmauern versprühen mittelalterlichen Charme.

Nun aber los! Vom Campingplatz aus kurbeln wir ca. 5 Minuten auf einer Teerstraße, nur ein paar Meter vom Meer entfernt entlang der Ebene, bis es am Fuße des Hügels steiler wird und wir uns in Serpentinen recht zügig in Richtung Populonia gute 150 Höhenmeter hinaufschrauben. Bevor wir das Castello erreichen, biegen wir auf der Höhe eines Wanderparkplatzes nach links ab und folgen dem Kammweg, einer groben Schotterstraße, die sich wellenartig über die Hügelkette legt. Immer wieder erhaschen wir kurze Blicke aufs Meer, bevor wir nach weiteren 100 Höhenmetern schon am ersten Trail-Einstieg bergab stehen. Die Abfahrt verläuft zunächst flowig entlang des Schotterwegs, bis sie kurz darauf den Weg in Richtung Küste einschlägt und uns mit einem Geschwindigkeitsrausch ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Hier wird man auch gerne mal von dem einen oder anderen frisch geshapten Double überrascht. Von blinder Spontanzündung würden wir allerdings abraten. Im weiteren Verlauf wechseln sich rhythmische Anliegerkurven mit schnellen Baller-Passagen ab, die auch mal richtig ruppig werden. Gegen Ende des Trails kann man bereits das türkisblaue Meer zwischen den Bäumen erspähen, man sollte sich aber nicht zu sehr davon ablenken lassen. Es folgen noch einige enge, steile Kehren, bevor uns der Trail unmittelbar am Wasser in einer kleinen romantischen Bucht ausspuckt. Zeit für eine Rast. Wir kühlen unsere Füße in dem klaren Wasser ab und lassen sie von der angenehm warmen Meeresbrise wieder trocknen, bevor wir den anstrengenden Anstieg über einen Uphill-Trail in Angriff nehmen. Ausgehend von der Bucht ist er die einzige vernünftige Aufstiegsmöglichkeit per Bike. Mit dem eMTB vielleicht angenehmer und spaßiger, ist dieser Weg aber auch mit dem unmotorisierten Mountainbike machbar, wenn auch herausfordernd. Grundsätzlich ist die Region für den Einsatz von E-Mountainbikes aufgrund der zahlreichen, oft technischen Bergauf-Passagen bestens geeignet. Mitunter aus diesem Grund sind auch wir mit unseren Specialized Levo SL unterwegs. Das Terrain ist genau der richtige Spielplatz für diese Kategorie Light-E-MTBs.

Trotz ihres starken natürlichen Charakters sind die Abfahrten oft sehr verspielt.
Mit Flow geht’s in den Feierabend.

Nach dem fordernden Anstieg machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Castello und belohnen uns mit einem leckeren Gelato. Wir haben Glück. Das Café hat geöffnet, was je nach Jahreszeit nicht immer der Fall ist. Wir lassen uns das Eis im Schatten der duftenden Mittelmeerkiefern schmecken und genießen dabei den Ausblick auf die Insel Capraia. Um zurück zum Campingplatz zu kommen, entscheiden wir uns für die direkteste Trailabfahrt. Dafür müssen wir noch einmal den Kammweg ein gutes Stück entlang pedalieren. Diesmal nehmen wir einen Abzweig nach links und einen kurzen, knackigen Stich hinauf zum Start eines unserer Lieblingstrails. Er hat einfach alles, was man sich wünschen kann. Enge, steile Kehren, Wurzel- und Felspassagen und ein paar Sprünge. Traumhaft, wie der Name des Trails – „Sogno“ (italienisch für Traum) – vermuten lässt. Da sich das Trailende in einer Senke befindet, müssen wir nochmal ein paar Meter hinauf. Zuerst schiebend, dann fahrend erreichen wir einen letzten kurzen Trail, der mit seinem flüssigen Verlauf und einem Wahnsinns-Panorama auf die Bucht von Baratti eine riesige Portion Glückshormone bei uns ausschüttet. Auf dem Weg zurück zum Camper machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Strand und beenden die Tour mit – was sonst – einem Aperol Spritz in der Strandbar. Salute! In zwei Fahrradminuten sind wir zurück am Podere Etrusco und widmen uns dem Abendprogramm, bestehend aus duschen, kochen und entspannen, um dann glücklich in die Federn zu fallen.

Die Kulisse der antiken Burg ist beeindruckend …
… und lädt zu einem kleinen Fotoshooting ein.
Zur Belohnung gönnen wir uns ein leckeres Eis im Castello …
… und danach noch einen kurzen Abstecher an den Strand.

Immer der Küste entlang

Am nächsten Morgen treffen wir Matteo und seine Freundin Shirley zum gemeinsamen Frühstück bei uns am Platz. Heute gehen wir gemeinsam auf Tour. Unsere Route führt wieder durch das Vorgebirge, allerdings nutzen wir einen alternativen Trail-Uphill. In engem Zickzack katapultiert uns der Weg liftartig nach oben. Wir haben ihn erst bei unserem letzten Besuch mit Matteo wieder hergerichtet. Schon ordentlich ausgepowert vom technischen Anstieg folgen wir der Kammlinie noch weiter in Richtung Piombino. Eine letzte Rampe bringt und auf die höchste Erhebung der Gegend, wo unsere erste richtige Abfahrt des Tages beginnt. Erst flowig kurvig, dann zunehmend schnell mit verblockten Passagen und engen, steileren Kurven führt der Weg recht zielstrebig in Richtung Ozean. Eine kurze Trailtraverse mit großartigen Aussichten stellt die Verbindung mit der letzten Sektion eines anderen Trails her. Hier flowt man durch einen rötlich schimmernden Canyon dahin, bis wir schließlich in der kleinen Bucht „Fosso alle Canne“ mit einem Gefühl grenzenloser Freiheit ankommen. Noch leicht berauscht von der rasanten Abfahrt lassen wir hier die Seele baumeln und blicken auf den Horizont in weiter Ferne und die Insel Elba in greifbarer Nähe.

Matteo ist der Trail-Architekt von Piombino.
Der Canyon-Flow auf dem Weg zum Meer lässt Romans Biker-Herz höherschlagen.

Nachdem wir an diesem Kraftort ausreichend aufgetankt haben, setzen wir unsere Tour fort. Die entspannten Muskeln und der beruhigte Kreislauf bedanken sich dann auch gleich für die ersten richtig steilen Trailmeter im Uphill – so kommen wir nach der Pause wieder auf Touren. Der nächste Streckenabschnitt verläuft dafür relativ flach und aussichtsreich entlang der Küstenlinie bis zum Stadtrand von Piombino zur Cala Moresca, einem beliebten Badespot der Locals. Wir haben Glück, dass die Bar geöffnet ist, und gönnen uns ein Panini, eine kalte Cola und einen Espresso. Frisch gestärkt verschwinden wir wieder in der Hügelkette. Der Zio Robbus – ein riesiger Baum – kennzeichnet den nächsten Haltepunkt. Die von ihm überschatteten Picknicktische sind der perfekte Ort kurz durchzuatmen und die Knieschoner hochzuziehen. Denn hier beginnt die fast-letzte Abfahrt des Tages. Die relativ junge Strecke ist eine Mischung aus Flow mit Anliegerkurven, aber auch einigen steileren Passagen sowie Sprüngen. Sie ist zwar relativ kurz, dafür aber extrem spaßig. Um die Abfahrt zu verlängern, müssen wir noch einmal ein paar technische Höhenmeter in Kauf nehmen, um zur zweiten Hälfte des Highlight-Trails vom Vortag zu gelangen. Wir nehmen ihn mit Begeisterung wie am Tag zuvor unter die Räder, nur dass wir den After-Ride-Drink am Strand diesmal zu viert genießen können.

Entlang der Küstenlinie, immer mit Blick aufs offene Meer, schlängelt sich der Trail in Richtung Piombino.
Jeder Trail hat seinen eigenen Charakter.
Die Aussicht meißelt ein Dauergrinsen in Claudis Gesicht.

Ride and Chill – Time to relax

Für morgen haben wir einen Pausentag eingeplant. Aber keine Sorge, danach gibt es nochmal feinste Bike-Action, und wir haben ein Highlight zum Abschluss für euch parat. Pause heißt außerdem nicht, dass wir nur die Füße hochlegen, denn die können wir selbst nur schwer stillhalten. Gut, dass man hier zahlreiche Möglichkeiten hat, den Tag mit alternativen Aktivitäten zu füllen. Langweilig wird es also nicht. Wir sind schon zeitig wach, um vor dem Frühstück noch ein bisschen am Laptop zu arbeiten. Da die Sonne schon recht früh Kraft hat, entscheiden wir uns, eine Runde an den Strand zu gehen und uns im Meer abzukühlen.

Am Pausentag bekommen auch die Bikes ein wenig Liebe.
Im Parco Archeologico di Baratti e Populonia gibt es einiges über die Geschichte der Etrusker zu erfahren.

Nach dieser Wohltat machen wir uns auf zu einer Erkundungstour in den Parco Archeologico. Hier gibt es einiges über die Kultur und Geschichte der Etrusker zu entdecken. Der Eingang zum Park befindet sich gegenüber vom Hafen von Baratti. Der Hafen von Baratti war der einzige Hafen und Populonia die einzige Stadt der Etrusker an der Küste, sie bildeten damals die größte Stätte der Eisenverarbeitung des gesamten Mittelmeerraums. Das von der Insel Elba stammende Eisenerz wurde im Hafen von Baratti angelandet und weiterverarbeitet. Bei genauem Hinsehen und unter bestimmtem Licht sieht man den Boden des Parks und den Strand in der Bucht von Baratti wie kleine Diamanten funkeln. Grund dafür sind Überreste des Hämatits, das zur Gewinnung von Eisen verwendet wurde. Das Gelände erstreckt sich von zwei Nekropolen am Fuß des Gebirges, über kleine Wege durch einen wunderschönen Wald bis zur Akropolis. In exponierter Lage und unmittelbarer Nähe zum Castello befinden sich die etruskischen Bauwerke und Tempel mit einem beeindruckenden Panorama über den Golf von Baratti und das Vorgebirge von Piombino. Die verschiedenen Sehenswürdigkeiten können auf unterschiedlichen Touren besichtigt werden, die sich auch miteinander kombinieren lassen. Möchte man den gesamten Park erkunden, kann man hier gut und gerne einen ganzen Tag verbringen. Wir beschränken uns heute auf einen Teil und werden uns den Rest beim nächsten Mal vornehmen. Unseren kleinen Kultur-Ausflug erweitern wir anschließend noch mit einer kleinen Wanderung zur „Buca delle Fate“, auf Deutsch Feenloch. Der Ort mit dem wundersamen Namen ist geprägt von einem eindrucksvollen Felsplateau direkt am Meer mit grandioser Aussicht. Hier gibt es sogar Sportkletterrouten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Statt der Kletterausrüstung haben wir das Bade-Equipment dabei und gehen noch ein paar Meter weiter zu einer kleinen Steinbucht. Das gesamte Vorgebirge bietet sich neben dem Biken auch für schöne Wanderungen entlang der Steilküste an. Zudem gibt es noch zahlreiche andere Freizeitmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe, wie Wine Tastings, Tauchen, Schnorcheln, Freediving, Segeln und Speerfischen.

Die Nekropolis befindet sich in der Bucht in der Nähe des Hafens, die Akropolis hingegen oben auf dem Berg.
Claudi ist auf der Suche nach dem König der Etrusker in der Casa del Re.
Zu Fuß wandern wir diesmal zur Buca delle Fate – derselbe Weg ist auch mit dem Bike ein Fest.
Hier gibt es auch Kletterrouten direkt am Meer.

Nach unserer Wanderung mit Plansch-Einheit treffen wir Matteo und Shirley wieder im Castello zum Abendessen. Die beiden sind bereits vor Ort, da Matteo einen Termin mit Ottavio, dem Burgherren vom Castello di Populonia hat. Wir treffen alle zusammen in der großen Gasse direkt hinter dem Burgtor an und Ottavio lädt uns kurzerhand zu einem Aperitif zu sich und seiner Familie ein. Bis zum Abendessen ist noch Zeit und wir folgen gerne seiner Einladung. In seinen einfachen, aber gemütlichen Burgzimmern werden wir herzlich von seiner Frau und seiner Tochter empfangen und mit gutem Wein und leckeren Snacks verköstigt. Wir genießen die Kulinarik und die gute Gesellschaft und hätten noch eine Weile bleiben können. Doch der reservierte Tisch in der Osteria Torre di Populonia ruft. Das Restaurant wird geführt von der Familie Ciminelli und ist spezialisiert auf Meeresfrüchte und Fischspeisen. Das Ambiente und die Qualität der Speisen sind überragend und unser Gastgeber Antonio, ein sehr freundlicher und stilvoller Mann, erklärt uns ausführlich und humorvoll die Gerichte auf der Karte.
Während des Essens besprechen wir mit Matteo den Plan für die nächsten beiden Tage. Er erzählt uns vom Fortschritt seines jüngsten Projekts, einem neuen Spot im Hinterland, das sich auf einem Privatgelände befindet. Hier soll etwas ganz Besonderes entstehen – und das möchte er uns zeigen. Aber vorher wollen wir morgen noch eine kleine Tour an einem anderen Backcountry-Spot machen.

Ein Blick hinter die Burgmauern von Populonia lohnt sich. Hier befindet sich unter anderem die Osteria Torre di Populonia.

Im Hinterland von Piombino

Matteo holt uns am nächsten Morgen mit seinem Van am Campingplatz ab. Wir laden die Bikes auf seinen Anhänger und fahren gemeinsam ins ca. 20 Minuten entfernte Campiglia Marittima. Per Bike geht es weiter auf den Monte Calvi. Wegen Baumfällarbeiten sind zwei von fünf Trails leider nicht befahrbar, erzählt uns Matteo. Auch in Campiglia sind die Uphills nichts für schwache Beine. Die Abfahrten am Monte Calvi haben dagegen einen ganz anderen Charakter. Nach einer kurzen Verschnaufpause starten wir in den ersten Trail. Er beginnt recht verspielt mit einer Mischung aus gebauten Kurven und Sprüngen sowie aus natürlichen Features wie Wurzeln und kleinen Felsen. Unten heraus ändert sich sein Charakter und der Trail wird steiler, felsiger und die Kurven enger. Die Abfahrt ist extrem abwechslungsreich und macht super viel Spaß! Wie in Piombino sind auch hier die Aufstiegsmöglichkeiten divers und können unübersichtlich erscheinen, wenn man das erste Mal in der Gegend ist. Wir nehmen eine Kombination aus Forstweg und Trail-Uphills, die auch ohne Motorunterstützung gut fahrbar sind. Der zweite Trail auf der Tagesordnung ist sehr natürlich und dank hohem Felsanteil recht technisch zu fahren. Teils verfestigt, teils mit losem Untergrund, aber nie wirklich steil. Unterwegs warten ein paar schöne Ausblicke auf uns, sodass wir hier einfach mal stehen bleiben und das Panorama genießen. Wir fragen uns, warum der Trail übersetzt „Loch der Kuh“ heißt, aber auch Matteo hat außer einem Grinsen keine richtige Antwort darauf. Die letzte Abfahrt für heute ist steiler und anspruchsvoller als die anderen beiden und fordert zum Abschluss noch unsere ganze Aufmerksamkeit. Auf dem Rückweg zum Auto bauen wir noch einen kleinen Schlenker durch das Zentrum von Campiglia ein und gönnen uns in der Bar einen Café und ein Gelato. Wieder einmal ein perfekter Abschluss.

Die Trails im Backcountry unterscheiden sich von denen an der Küste, machen aber ebenso viel Spaß!
Auch in Campiglia findet man kleine Gassen und nette Bars.

Achtung Spoiler-Alarm!

Unsere Tour ist beendet, aber unser Tagesprogramm noch nicht. Denn jetzt dürfen wir Matteo auf seine Trail-Baustelle begleiten. Super gespannt verlassen wir Campiglia und fahren mit Matteos Van ein Stückchen weiter Richtung Norden. Es geht bergauf, die Straße wird zunehmend enger. Wir lassen das Auto schließlich stehen und fahren mit den E-Bikes weiter. Matteo führt uns durch den dichten und wilden Wald. Ein bestehendes Wegenetz können wir noch nicht ausmachen, es wirkt eher einsam und verlassen hier. Wir sind gespannt, wohin uns Matteo entführt. Irgendwann biegen wir irgendwo ab, und wieder ab, dann stehen wir mitten im Wald und sehen gar keinen Weg mehr. Matteo steigt ab, also tun wir es ihm gleich. Zielstrebig schieben wir unsere Bikes querfeldein weiter in Richtung eines kleinen direkt vor uns liegenden Hügels. Oben angekommen können wir unseren Augen kaum trauen. Auf der anderen Seite erscheint ein kunstvoll angelegter Jump-Trail im Bikepark-Style. Die Absprünge und Anliegerkurven sind überaus akkurat geformt und sehen aus wie geleckt. Wunderschön, wie in einem Gemälde. Und das irgendwo im Nirgendwo. Wir sind beeindruckt. Damit macht Matteo, der eigentlich Architekt ist, seinem Spitznamen „Trailarchitekt“ mal wieder alle Ehre. Aber das ist natürlich nicht sein alleiniges Werk. Für das Projekt hat er sich Unterstützung von seinem Kumpel Emiliano geholt. Emiliano gehört die Firma Tasso Trail Solutions und er kümmert sich normalerweise um den Bau und die Pflege der Strecken im Amiata Freeride Bike Resort. Auch ihn treffen wir später noch im Wald, wo er an einer weiteren Strecke baggert, denn aktuell sind zwei Strecken in Arbeit und weitere sollen folgen, verrät uns Matteo. Die Strecken werden eine Mischung aus gebaggerten Bikepark-Lines und handgebauten natürlicheren Passagen ergeben.

Matteo bei der Arbeit auf seiner neuesten Baustelle im Hinterland.
Mit der Unterstützung von Tasso Trail Solutions wird das Projekt gemeinsam umgesetzt.

Wir sind auf jeden Fall super stoked und können es gar nicht abwarten, hier zu fahren. Aber „aktuell ist hier alles noch Baustelle“, bremst Matteo unsere Begeisterung, also müssen wir uns wohl noch etwas gedulden. Wie sagt man so schön? Vorfreude ist die schönste Freude. Wir verabschieden uns bei Emiliano und kurbeln mit Matteo und Shirley zurück zum Auto, das wir alleine wahrscheinlich nicht mehr gefunden hätten. Am Abend fahren wir mit den beiden noch ins Stadtzentrum nach Piombino, um bei „Mamma Carla“ zu essen. Auf dem Weg zum Restaurant müssen wir jedoch alle zehn Meter stehen bleiben. Denn Matteo scheint hier bekannter zu sein als der Pabst. Aber eigentlich wundert es uns nicht. Als wir es nach einigen italienischen Small-Talk-Einlagen ins Restaurant geschafft haben, werden wir herzlich vom Chef persönlich empfangen. Denn auch ihn kennt Matteo, natürlich. Das Restaurant ist klein und gemütlich und vor allem bei Steak-Fans beliebt. Hier gibt es eine vernünftige Auswahl an richtig gutem Fleisch und ausgewählter italienischer Hausmannskost. Während des Essens reden wir noch ein wenig über das neue Projekt und freuen uns schon auf unseren nächsten Besuch, bei dem wir die neuen Strecken dann hoffentlich schon fahrend erkunden können. Für den restlichen Abend genießen wir unsere gemeinsame Zeit bei feinen Köstlichkeiten und guten Gesprächen. Zurück an unserem Campingplatz verabschieden wir uns bei den beiden mit einem „auf Wiedersehen“. Denn wir haben ja noch etwas auf unserer Bucket(ride) List stehen, was es abzuhaken gilt …

Emiliano kümmert sich mit seiner Firma hauptsächlich um den Bau und die Instandhaltung der Strecken im Amiata Freeride Bike Resort.
Wir freuen uns schon auf unseren nächsten Besuch und ein Wiedersehen.
In diesem Sinne, arrivederci e grazie mille!

Infos zur Region

Beste Reisezeit

In den Sommermonaten von ca. Mitte Juni bis Mitte September ist die Bucht von Baratti sehr beliebt bei italienischen Urlaubern und daher ziemlich voll. Macht aber nichts, in diesem Zeitraum ist es für unsereins sowieso viel zu heiß zum Biken. Wir empfehlen daher, die Sommermonate auszulassen. Grundsätzlich eignet sich das Gebiet von Mitte September bis Ende Mai super zum Biken. Auch wenn bei uns tiefster Winter ist, kann man hier mit ein wenig Glück bei Temperaturen um die 20 Grad in der Sonne radeln. Dafür haben fast alle Restaurants und Bars in der Bucht leider geschlossen. In den Monaten September, Oktober, April und Mai hat man diesbezüglich mehr Erfolg.


Übernachten

Für Camping-Fans empfiehlt sich der Agricampeggio „Podere Etrusco“. Er ist aus unserer Sicht aufgrund seiner Lage am besten geeignet und hat auch das ganze Jahr durchgängig geöffnet. Wer keinen Camper hat, es aber einmal ausprobieren möchte, der kann sich bei Off (ehemals CamperBoys) einen mieten. Für Nicht-Camper bietet sich die Apartment-Hotelanlage „Poggio all‘Agnello“ an. Allerdings ist die Anlage nur von April bis Oktober geöffnet.


Bikeshop

Bei Problemen wendet man sich am besten an Matteo von Tuscany Bike. Die Werkstatt sowie der Shop befinden sich auf dem Gelände des Poggio all’Agnello.


Geführte Touren/ Camps

BUCKETRIDE bietet Camps und Trips als Pauschalreisen für eine deutschsprachige und campingaffine Zielgruppe zu bestimmten Terminen, oder auch für Gruppen auf Anfrage an.
Einzelne geführte Touren sowie Bike-Verleih gibt es bei Tuscany Bike.


Dolce Vita

Einen Mittagssnack für zwischendurch bekommt man in der Bar Baracchina di Baratti, direkt im Castello, oder der Bar Gattarossa. Unbedingt vorher die Öffnungszeiten checken!
Nach der Tour belohnt man sich in der Sun Beach Bar oder im Bagno Baratti direkt am Strand mit einem erfrischenden Drink. Dinner-Highlights sind die Osteria Torre di Populonia im gleichnamigen Castello (ausschließlich Fisch!) oder Mamma Carla im Zentrum von Piombino. Eine gute Pizza bekommt man in der Pizzeria Cascina del Poggio im Poggio all’Agnello, in der Pizzeria Andrea, bei Re e Regina in Venturina Terme und in der Dispensa Desideri im Castello di Populonia.


Freizeitaktivitäten

Als Alternativprogramm lohnt sich ein Besuch im Parco Archeologico Baratti e Populonia.
Wer mehr Action braucht und die Unterwasserwelt erkunden möchte, kann das bei Baratti Diving tun. Die Tauchbasis befindet sich am Hafen von Baratti. Hier findet man auch Verleiher für Motor- und Segelboote sowie mit Katabasis einen Anbieter für Freediving, Schnorchel- und Fishing-Ausflüge.


Einkaufsmöglichkeiten

Es gibt einen kleinen Supermarkt mit Backwaren, Wurst und Käse in Populonia Stazione, ca. 5 Minuten mit dem Fahrrad vom Campingplatz entfernt. Größere Supermärkte findet man in Venturina (ca. 10 Autominuten). Wer etwas aus dem Baumarkt benötigt, wie zum Beispiel Kabeltrommel, Adapter, Batterien etc., wird bei Brico Io in Fiorentina fündig.



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Text: Roman Beckord Fotos: BUCKETRIDE