Bis vor Kurzem bedeutete der Kampf um jedes überflüssige Gramm, dass Luftdämpfer den Enduro- und Trailbikesektor beherrschten und Stahlfederdämpfer wenig Beachtung fanden. Mit der neusten Generation von Bikes mit 160 mm, die unter 13 kg bleiben, sehnen sich viele Fahrer nun aber nach den Abfahrtsqualitäten der klassischen Dämpfer zurück und nehmen dafür ein Plus an Gewicht in Kauf. Besonders ein Dämpfer war in aller Munde und wir haben ihn die vergangenen neun Monate getestet: Es ist Zeit für den Bericht über den PUSH ELEVENSIX.

Der 875 g schwere PUSH ELEVENSIX sorgte für Aufsehen, als er vorgestellt wurde. Er wird für jeden Fahrer und dessen Rahmen handgefertigt, das Dual Overhead Valve-Design bietet zwei völlig voneinander getrennte Dämpfungscharakteristiken, zwischen denen „on the fly“ mittels Hebel umgeschaltet werden kann. Uns erreichte im Mai 2015 ein wunderschön verpackter PUSH ELEVENSIX über den englischen Vertrieb TF Tuned. Man sagte uns, wir könnten ihn in unser Langzeittest Bike, das Yeti SB6c, einbauen und direkt loslegen.

The PUSH Elevensix was the shock that everyone was talking about.
Der PUSH ELEVENSIX-Dämpfer hat eine für Menge Aufsehen gesorgt.
The industral looks of the PUSH Elevensix stands in contrast to the smooth tubes of the Yeti SB6c.
Der industrielle Look des PUSH ELEVENSIX steht im Kontrast zu den geschwungenen Linien des Yeti SB6c.

Ein Dämpfer, der 1,200 $ kosten soll, darf nichts anderes sein als perfekt. Wir nahmen in also gut in die Mangel. Er wurde von unseren Testfahrern nicht geschont und von EWS-Profis durch einen harten Winter gefahren. Wir haben also einen ziemlich umfassenden Eindruck von dem industriell wirkenden Stück bekommen. Mehr Details zum Dämpfer und dazu, wie er funktioniert, findet ihr in unserem First Look-Artikel.

Was den ELEVENSIX so besonders macht, ist seine interne Abstimmung auf die Federkennlinie des Bikes. Und die Liste der kompatiblen Rahmen wird täglich länger. Wenn ihr den Dämpfer an ein neues Rad montieren wollt, empfiehlt PUSH, ihn passend zum neuen Rahmen neu konfigurieren zu lassen. Legt man die empfohlenen 100 h bis zum ersten Service zugrunde, haben wir schon fast die dreifache Zeit hinter uns und der Dämpfer läuft noch so problemlos wie am ersten Tag, von Wartungsintensivität kann also nicht die Rede sein. Der Dämpfer passt zu normalen FOX oder RockShox 12,7-mm-Aufnahmen mit einem Durchmesser von 15 mm, nutzt aber die super leichtgängigen roten Buchsen von PUSH.

The two sets of large high and low compression dials make adjustment easy, while the switch lever is sturdy and reliable.
Die beiden großen Einstellungen der High- und Lowspeed-Compression machen eine Anpassung einfach, der Umschalthebel ist stabil und leichtgängig.

Der PUSH ELEVENSIX sieht völlig anders aus als andere Dämpfer auf dem Markt: Seine harten Kanten, großen Einstellschrauben und das industrielle Design sorgen jedes Mal für Gespräche. Der Kontrast zu den sanft geschwungenen Linien des Yeti SB6c mag manchen Ästheten aufgestoßen sein, aber auch sie mussten zugeben, dass die großen Einstellschrauben und der stabile Umschalthebel aussehen, als könnten sie einiges wegstecken.

Unser Set-up am PUSH ELEVENSIX

Das Set-up könnte nicht viel einfacher gelingen, schließlich ist der Dämpfer perfekt auf das Bike abgestimmt. Beim Dämpfer findet sich eine Karte, auf der empfohlene Einstellungen sowie der Name des Mechanikers zu finden sind, der den Dämpfer montiert hat. Wir tauschten den alten einfach gegen den neuen Dämpfer und fuhren los. Mit minimal erhöhter Vorspannung erreichten wir mit der HyperCo Ultra Light 375 lb-Feder einen SAG von 30 % und das Ansprechverhalten war von Anfang an der Wahnsinn.

Der PUSH ELEVENSIX auf den Trails

Wie er sich fuhr? Ziemlich gut! Die Montage des ELEVENSIX zeigte sich in einer sofort und merklich verbesserten Performance auf dem Trail. Nachdem wir uns mit den Werkseinstellungen warm gefahren hatten, probierten wir verschiedene Set-ups für die getrennten Kartuschen aus, für nasse und trockene Strecken, Highspeed oder langsam und technisch, mussten aber letztlich zugeben, dass die von PUSH empfohlene Aufteilung in Up- und Downhill die beste Variante ist. Kleine Änderungen lassen sich über die Zug- und Druckstufeneinstellung leicht und mit einem merklichen Klicken vornehmen und zeigen auch sofortige Wirkung. Beim Fahren fühlte sich das Bike an, als würde es mehr Reserven übrig haben, reagierte beim Bodenkontakt sehr feinfühlig und nutzte weder zu viel noch zu wenig Federweg. Vielmehr schien es den Trail in einer weichen und dennoch festen und völlig lautlosen Umarmung zu halten.

The PUSH Elevensix harvests every last ounce of traction from the trails.
Der PUSH ELEVENSIX holt jedes Quäntchen Grip aus dem Trail.

In groben Steinfeldern stellte sich eine neue Leichtigkeit ein, die im härtesten Gerumpel plötzlich Richtungswechsel erlaubte. Das SB6c glitt nun eher sanft über die Oberfläche, statt sich ständig aufzuhängen. Der Hinterbau fühlte sich deutlich gewillter an, der Form des Untergrunds zu folgen. Die verbesserte Balance und der erhöhte Grip machten sich vor allem in Kurven bemerkbar, aus denen unsere Tester nach kurzer Zeit begannen, immer mehr Speed mitzunehmen, was zu einigen unerwarteten Strava-Errungenschaften führte. Der Grip war der Wahnsinn, als würde sich das Hinterrad in den Boden beißen und so auch bei schnellen und großen Schlägen nicht den Kontakt verlieren. Mehrere lange Abfahrten änderten nichts an der Dämpfung, wir konnten keinen Leistungsabfall feststellen.

Big landings are soaked up smoothly, never giving too much or too little.
Grobe Einschläge wurden klaglos aufgenommen, ohne zu viel Federweg zu nutzen.
If you want the ultimate in performance from your rear suspension the PUSH will not disappoint.
Wenn ihr das Beste für euer Fahrwerk wollt, wird euch der PUSH nicht enttäuschen.

Beim Treten bergauf wechselt man mit Umlegung des Hebels auf eine stärkere Dämpfung der Lowspeed-Druckstufe, wodurch jegliches Wippen unterbunden wird. Der Beginn des Federwegs bleibt dabei feinfühlig, sodass der Hinterbau weiterhin am Boden kleben und so auch auf technischen Anstiegen massiv Grip bieten kann. Tatsächlich waren wir bei den Anstiegen am meisten überrascht, wo der geringe Losbrechmoment und die Sensibilität des Dämpfers weitaus mehr Grip boten, als es ein Luftdämpfer könnte. Sieht man von den 400 g zusätzlichem Gewicht ab, war der ELEVENSIX ein besserer Kletterer als der Luftdämpfer, den er ersetzte.

When sprinting or climbing the Elevensix stays composed and high in its travel.
Auch bei Sprints oder bergauf bleibt der ELEVENSIX gelassen.
A coil weighs around 400 g more than an air shock but the improvements are tangible.
Die 400 g Plus zum Luftdämpfer machen die Verbesserungen mehr als wett.

Auch wenn wir vom ELEVENSIX ziemlich beeindruckt waren, merkten wir den Leistungsunterschied erst so richtig, als wir den frisch gewarteten Luftdämpfer wieder einbauten. Zwar war das Bike immer noch ein beeindruckendes Gefährt, es fühlte sich aber nicht mehr so mit dem Trail verbunden an, saß tiefer im Federweg und bockte bei mehreren kurz aufeinander folgenden Einschlägen mehr. Kantige Hindernisse waren unangenehm und brachten uns dazu, an die Weichheit des ELEVENSIX zurückzudenken – von der Geräuschkulisse ganz zu schweigen.

Ist der ELEVENSIX sein Geld wert?

Sprechen wir also über das Unvermeidliche: Mit 1,200 $ ist der PUSH ELEVENSIX sicherlich kein Schnäppchen. In einer Zeit mit vierstelligen Preisen für Carbonlaufräder oder fünfstelligen für ebensolche Rahmen bietet der ELEVENSIX einen ziemlichen Schuss nach oben, selbst gerechnet am Preis. Manche der Vorteile mag man auch bei günstigeren Modellen finden. Was man nur beim PUSH ELEVENSIX bekommt, sind die umschaltbaren, voneinander getrennten Dämpfungscharakteristiken, hervorragende Klettereigenschaften und das Wissen, dass der Dämpfer perfekt auf die Federkennlinie eures Bikes und auf euer Gewicht abgestimmt wurde. Ihr bekommt also einen Dämpfer, den ihr nur noch einbauen müsst, um ab sofort das perfekte Fahrwerk am Bike zu haben. Was euch ein solches Fahrgefühl wert ist, müsst ihr selbst entscheiden.

Mehr Informationen zum Elevensix findet ihr auf der PUSH Website.

Text & Bilder: Trev Worsey


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