Am vergangenen Wochenende war die Enduro One-Serie zu Gast im Fichtelgebirge. Der vierte Lauf der beliebten neuen Serie fand dort am Fuße des Ochsenkopfs in Warmensteinach statt. Insgesamt galt es sechs Stages zu meistern, die teilweise über die Strecken des Bikeparks am Ochsenkopf verliefen und teilweise über die umliegenden Trails führten. Die zahlreichen Teilnehmer wurden bereits am Freitag von strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen um die 20° begrüßt, was für beste Rennbedingungen sorgen sollte.

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Wie auch im letzten Jahr war das Rennen am Ochsenkopf, das vom lokalen Verein WSV Oberwarmensteinach veranstaltet wurde, ein Teilnehmermagnet, der neben vielen Locals auch Fahrer aus der ganzen Republik anzog. Besonders positiv fiel dabei die hohe Zahl der weiblichen Teilnehmer auf und die teils sehr prominente Besetzung der Gaststarterklasse. So waren u. a. Größen des Sports wie Raphaela Richter und Andre Kleindienst am Start.

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Die Bedingungen waren am gesamten Wochenende perfekt.

Nachdem es beim letzten Lauf am hessischen Dünsberg eher sanft und flowig durch den dortigen Mischwald ging, erwarteten die Teilnehmer am Ochsenkopf wesentlich ruppigere Verhältnisse mit Stein- und Wurzelfeldern, wohin das Auge blickte. Das wurde bereits im Training am Samstag klar, als Stage 1 und 5 (gleichzeitig auch der Prolog) trainiert werden durften. Stage 1 startete am Gipfel des 1.024 m hohen Ochsenkopfs, der im Training entweder selbst erklettert oder mit dem Lift erreicht werden konnte, und führte über ein paar Anliegerkombinationen hinein in den Wald, wo es dann steinig zur Sache ging. Höhepunkt und Schlüsselstelle war hier ein amtliches Steinfeld, das selbst mit dem Downhillbike gefahren eine Herausforderung darstellen würde und bereits im Training einige Stürze und etliche Platten forderte. Direkt im Anschluss an Stage 1 folgte Stage 5, die über Strecken im unteren Teil des Bikeparks verlief. Hier wurde es weniger ruppig, statt Steinen galt es viele Wurzelteppiche zu überfliegen und es kamen kurze Tretpassagen hinzu.

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Das Üben des Steinfeldes war für viele Teilnehmer Hauptbestandteil des Trainings.

Nach der ersten Fahrerbesprechung ging es dann wie immer im Pulk zum Start des Prologs den Berg hinauf. Start- und Zielbereich befanden sich gleich neben der Talstation des Lifts und boten den Zuschauern einen guten Blick auf die letzten Wiesenkurven und den Zielsprung des Prologs, der gleichzeitig die letzte Stage des Rennens darstellte. Am Ende des ersten Tages standen dann die Prologssieger der einzelnen Klassen fest und es wurden wie immer die Tagesschnellste und der Tagesschnellste geehrt. Bei den Damen konnte sich, wie erwartet, die junge Radon Flow Team Fahrerin Raphaela Richter mit einer Zeit von 2:11.62 durchsetzen. Die schnellste Zeit bei den Männern legte Marcel Rieder hin mit 1:59.63.

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Die Schnellsten Zwei des Prologs: Raphaela Richter und Marcel Rieder.

Nach einer zweiten Fahreransprache, in der Rennleiter Chris Decher noch einmal an die Fahrer appellierte, das Steinfeld auf der 1 mit Hirn und Blick auf die eigene Gesundheit und die noch zu absolvierenden Stages zu fahren, wurden auch die letzten Streckeninfos veröffentlicht. Die Gesamtdistanz belief sich diesmal nur auf knappe 20 km, wobei der erste Anstieg mit dem Lift absolviert werden durfte.

Stage 1 startete unmittelbar unter dem Lift des Ochsenkopfs.

Am Sonntagmorgen überschattete leider die Nachricht von erneuten Fahrraddiebstählen in Warmensteinach den ansonsten sonnigen Start in den Renntag. So ging es für manch einen, wenn überhaupt, nur mit dem Ersatzrad per Lift hinauf zur ersten Stage. Nach der aus dem Training bereits bekannten Stage 1 folgte die mit 3:30 min wohl längste und tretintensivste Stage des Tages, die über einen flachen, teils wurzeligen und technischen Trail ins Ziel führte. Danach ging es nach nur wenigen Höhenmetern und einem sehr kurzen Transfer zur dritten Stage des Tages. Hier war erneutes Treten angesagt, wobei der Trail sehr kurz, dafür aber umso wurzeliger war. So lautete die Devise für Stage 3: treten, Geschwindigkeit halten und so viele Wurzeln überspringen wie möglich.

Enduro One 2015 - Ochsenkopf

Wer sitzt, verliert, hieß es auf diesem kurzen Sprintstück.

Enduro One 2015 - Ochsenkopf

Local Andy Sollfrank schießt sich durch einen der staubigen Anlieger.

Um zur vierten Wertungsprüfung zu gelangen, musste der Ochsenkopf erneut erklommen werden, diesmal aber aus eigener Kraft. Die Fahrer erwartete ein teils verblockter, breiter Trail, der viel Platz für die richtige oder eben falsche Linienwahl bot und zum Schluss nochmal richtig schnell wurde – definitiv eine der spaßigsten Stages des Tages. Zum Schluss ging es dann ein weiteres Mal den Kurs des Prologs hinab in den Start- und Zielbereich, wo Sprecher Christian Hens und eine jubelnde Masse aus Finishern und Zuschauern die Fahrer im Ziel willkommen hießen.

Der Zielsprung sorgte zum Schluss nochmal für viel Airtime und jubelnde Zuschauer.

Mit einer Dreiviertelstunde Verzug trafen auch die letzten Finisher im Ziel ein. Auf der dritten Stage hatte sich unglücklicherweise ein Fahrer das Bein gebrochen, was zur kurzzeitigen Sperrung der Strecke und zum schlussendlichen Verzug führte. Im Ziel angekommen, standen die glücklichen Sieger des Rennens dann fest: Schnellste Dame wurde die im Gesamtclassement führende Belgierin Kristien Nelen (Team Fietsshop Uitgeest) mit 15:09.35. Den zweiten Platz belegte Lia Schrievers (BSB Bayreuth) mit einer Gesamtzeit von 15:22.75 vor Kim Julia Gerlach (AMC Rodheim Bieber/Delta-bike.de Team) mit 15:59.47.

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Das Podium der Damen mit Kristien Nelen vor Lia Schrievers und Kim Julia Gerlach.

In der Kategorie E1-Guest siegte der Bergamont Hayes Factory Teamfahrer Andre Kleindienst mit einer Gesamtzeit von 11:46.22 vor Fabio Kohns (Stammtisch Köppelhütte) mit 12:05.24 und Michael Rieder (CEP-Racing-Team) mit 12:07.01. Besonders zu erwähnen ist an dieser Stelle auch der 14. Platz von Raphaela Richter (BSB Bayreuth/Radon Factory Enduro Team) in einem stark besetzten, gemischten Fahrerfeld.

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Andre Kleindienst war schnellster Gaststarter am Ochsenkopf vor Fabio Kohns und Michael Rieder.

Bei den Masters siegte Jörg Gaukel (Ridingstyle Racing) mit 12:34.56. Zweiter wurde Nils von Marcholewski mit einer Zeit von 12:42.07 vor Carsten Geck (Amok Racing/KSV Baunatal) mit 12:46.01.

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Die schnellsten Masters: Jörg Gaukel vor Nils von Marcholewski und Carsten Geck.

In der Kategorie der Pro-Starter konnte sich erneut Marco Holzschuher vom 29er-Racing Team den ersten Platz sichern. Mit der Tagesbestzeit von 11:30.58 gewann er vor Jannik Schlickel (PROPAIN Factory Enduro Team) mit 11:56.92 und Simon Heinzemann (FRiT Racing Team) mit einer Gesamtzeit von 12:06.01.

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Marco Holzschuher erneut vor Schlickel und Heinzemann bei den Pros.

Bei den Amateuren in der E1-Sport Kategorie war es erneut Lukas Litz (GhettoMoneyGeldBossRacing), der mit einer Zeit von 11:59.75 auf das Siegertreppchen stieg. Zweiter wurde Tim Schüz mit 12:15.50 vor dem Local Andy Sollfrank (Team Black), der mit einer Zeit von 12:36.72 einen starken dritten Platz belegte.

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Die schnellsten acht Amateure am Ochsenkopf, angeführt von Lukas Litz vor Tim Schüz und Andy Sollfrank.

Das zur Freude des Veranstalter ungewöhnlich „tief“ besetzte Fahrerfeld der E-Bike-Klasse führte Michael Vindum (E MTB Racing) mit 13:02.20 an. Zweitschnellster wurde Rico Haase (HAIBIKE) mit 13:32.12 vor Fabien Grimmig (CUBE) mit 13:48.15.

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Die sechs Starter der E-Bike-Kategorie mit Michael Vindum auf dem ersten, Rico Haase auf dem zweiten und Fabien Grimmig auf dem dritten Platz.

Nach diesem kurzen Vergnügen am Ochsenkopf geht es beim nächsten und finalen Lauf der Saison ins bergische Wipperfürth in Nordrhein-Westfalen, wo die Serie bereits im letzten Jahr ihren Finallauf hatte. Im letzten Jahr wurden dort eine kreative Streckenführung und ein insgesamt sehr tretlastiges Streckenprofil geboten. Nun sind wir gespannt, wie die Strecke dieses Jahr aussehen wird, und freuen uns auf einen gebührenden Abschluss der Enduro One-Saison 2015.

Text: Laurenz Utech Bilder: BABOONS


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