COMMENCAL META HT AM Race Plus 650b 2015 Hardtail Test
Manche Hardtails erinnern uns an die vergangenen Sommertage unserer Kindheit – aber sie können nicht mit den nostalgischen Erinnerungen mithalten, die wir damit verbinden. Das META HT AM dagegen weckt mit seinem fetzigen Design und der endurolastigen Geometrie keinerlei Nostalgie. Beschleunigung mit Warp-Antrieb trifft auf gnadenloses Aufzeigen von Fahrfehlern, als würde man sein Auto mit Vollgas und ohne Windschutzscheibe über Kopfsteinpflaster steuern. Es ist ein belebendes Gefühl und macht den winterlichen Schlamm zum perfekten Spielplatz.
Das 2015er COMMENCAL ist jetzt schon seit einiger Zeit Teil unserer Testflotte und kaum zu übersehen. Es ist so gelb, dass es im Dunkeln leuchtet, eine knallige Farbe für ein knalliges Bike. Übers Jahr hinweg sammelte das META HT einen Testkilometer nach dem anderen und alle Fahrer kamen voller Schlamm und mit einem fetten Grinsen zurück, infiziert vom „Gelbfieber“! Das META HT wurde einer der Favoriten unserer Tester und man merkt schnell, warum. Das neue Modell für 2016 ist auf COMMENCALs Direktvertriebsseite für 1.899 € zu haben und bietet dabei einiges an Rad fürs Geld. Schaut man sich die Geometrie an, ist klar, dass dieses Bike in der „Hardcore“-Kategorie mitspielen soll: 66° Lenkwinkel, lange 150 mm Federweg an der Front, ein niedriges Tretlager und mit 428 mm unheimlich kurze Kettenstreben. Der 760 mm breite ALPHA-Lenker entwickelt zusammen mit dem 50 mm kurzen Vorbau einiges an Hebelwirkung und unterstreicht die Hardliner-Eigenschaft des Bikes.
Die Eckdaten des META HT AM Race
Die Ausstattung des META HT AM ist auf Action ausgerichtet, das beweisen alleine die präzise und mit 150 mm genug Reserven bietende RockShox PIKE RC und die unverzichtbare, absenkbare Kind Shock ETEN-Sattelstütze mit 100 mm Hub. Die aggressiven Formula CR3-Bremsen stellt ordentlich Bremspower zur Verfügung, während der 1×10-Antrieb von einem SRAM X9-Schaltwerk und der zweiteiligen ALPHA-Kurbel mit 34 Zähnen gebändigt wird. Wir waren positiv überrascht, eine SRAM 11–36 Kassette mit einem E*thirteen 42-Ritzel erweitert zu sehen!
Die Laufräder eines Hardtails bekommen erfahrungsgemäß ganz schön was ab, auch die der COMMENCAL Hausmarke RIDE ALPHA wurden da nicht geschont. Aber die 32-speichigen Freunde schüttelten alle Schläge und Dummheiten, die wir mit ihnen trieben, mühelos ab und mussten nur minimal nachzentriert werden. Die Liebe zum Detail am ganzen Rad gefiel uns, zu sehen beispielsweise am kleinen Kanal unter dem Oberrohr, in dem alle zum Heck laufenden Kabel ordentlich verstaut wurden. Die MAXXIS HighRoller II 2.3 passen gut ins Gesamtbild.
Die Geometrie des COMMENCAL Meta HT AM Race
| Größe | S | M | L | XL |
|---|---|---|---|---|
| Sitzrohr | 400 mm | 440 mm | 490 mm | 520 mm |
| Oberrohr | 560 mm | 580 mm | 605 mm | 635 mm |
| Steuerrohr | 105 mm | 110 mm | 115 mm | 120 mm |
| Lenkwinkel | 66° | 66° | 66° | 66° |
| Sitzwinkel | 73° | 73° | 73° | 73° |
| Kettenstreben | 428 mm | 428 mm | 428 mm | 428 mm |
| Tretlagerhöhe | -45 mm | -45 mm | -45 mm | -45 mm |
| Radstand | 1.113 mm | 1.113 mm | 1.158 mm | 1.188 mm |
Das COMMENCAL META HT AM Race auf dem Trail
Auf dem Weg nach oben machen sich die 12,9 kg und die 66° Lenkwinkel bemerkbar: Das META HT AM ist kein nervöser Bergsprinter, trotzdem es geht zügig nach oben. Da es keinen Federung am Heck hat, die Pedalkräfte abzapfen könnte, ist die Beschleunigung knackig. Der Triple Butted 6061 Alu-Rahmen ist nicht ganz so steif, wie er aussieht, und bietet somit etwas Komfort, der natürlich nicht an den eines Fullys heranreicht – man gewöhnt sich schnell an, bei verblockten Sektionen den Abstand zum Sattel zu vergrößern, da man sonst als Teil eines Kinderchors durchgehen könnte.
Sobald es bergab geht, ist das META HT in seinem Element. Es will schnell gefahren werden, euch ans Limit bringen und manchmal auch darüber hinaus. Um das META HT AM richtig schnell fahren zu können, müsst ihr all eure Skills zusammenraffen: Es gibt keine „einfachen“ Wege mehr und ihr werdet vom Gipfel bis ins Tal mit dem Bike arbeiten müssen – und dabei so viel Spaß haben wie selten zuvor. Das Bike fräst über den Trail und driftet so begeistert um die Kurven, dass ihr daran erinnert werdet, warum ihr damals angefangen habt, Fahrrad zu fahren. Verpasst ihr eure Linie oder wählt leichtfertig eine zu gewagte, habt ihr alle Hände voll zu tun, um das auszubügeln. Die superkurzen 428 mm der Kettenstrebe erlauben es euch, das Heck durch jede Kurve zu zirkeln und mühelos zu kontrollieren. Dieses Bike will in den Kurven einfach in den Grenzbereichen gefahren werden! Die HighRoller II beißen richtig gut und spielen dem Charakter des Bikes in die Hände.
Das META HT AM macht einfach Spaß in den Kurven und der flache Lenkwinkel gibt sein Bestes, um euch in der Spur zu halten. Wenn ihr vorher nur Fullys gefahren seid, werdet ihr euren Fahrstil umstellen müssen: Wenn man das Heck in die Kurve drückt, als wollte man ein Fully komprimieren, treibt man das Hinterrad tief in den Untergrund und wird ordentlich aus der Kurve katapultiert. Das breite Cockpit hat uns aufgrund des großen Hebels gut gefallen, damit kann man das Bike hervorragend durch die Trails wuchten. Wenn der Trail richtig verblockt wird, gibt der steife Hinterbau einiges davon an den Fahrer weiter und die Oberschenkel fangen an zu pumpen. Deshalb sollte man auf gute Schuhe und Pedale achten.
Ein paar Kleinigkeiten würden wir aber trotzdem verbessern. Die Laufräder fühlten sich beispielsweise etwas weich an, bis wir die Speichen nachzogen. Dafür verrichteten sie danach einen guten Job. Das Einzige, womit wir wirklich zu kämpfen hatten, waren die Formula CR3 Bremsen. Sie besitzen die Feinfühligkeit eines Backsteins, der einen mit voller Wucht ins Gesicht trifft. Sie sind zwar besser als alte Formulas, aber das sagt in etwa so viel aus wie: „Für einen Mörder hat er gute Manieren.“ Der Übergang von „Nichts“ auf „Frontflip“ ist minimal und wir bremsten deutlich härter und öfter, als wir eigentlich wollten. Am Anfang war es noch witzig, aber der konstante Wechsel von „offen“ auf „komplett dicht“ ist irgendwann ermüdend. Glücklicherweise werden im 2016er Bike SRAMs DB5 verbaut.
Fazit
Das 2015er META HT AM Race ist ein spaßiges, modernes Bike mit einer sportlichen Geometrie und einer durchdachten Ausstattung. Die 2016er Version hat sogar noch einige Verbesserungen erfahren, darunter die Bremsen. Es gibt ein paar Fullys für den gleichen Preis, aber ein gutes Hardtail für 1.899 € ist deutlich lohnender als ein gleich teures, schlechtes Fully. „Hardcore Hardtails“ sind sicherlich nichts für jedermann und ein gut ausgestattetes Fully wird euch bestimmt schneller und komfortabler ins Tal bringen. Aber wenn es um das Erlebnis geht, dann ist ein Fully wie ein Schuss Koffein, während das META HT AM das Äquivalent zu einem ganzen Eimer ist! Wenn ihr nach einem Hardtail für entspannte Ausfahrten und Touren sucht, ist es vielleicht etwas zu viel Bike. Wenn ihr mit euren Fully-Kumpels auf den Trails um den Tagessieg kämpfen wollt, werdet ihr mit dem META HT AM Race Plus 650b euren Spaß haben!
Weitere Infos über das COMMENCAL META HT AM Race Plus 650b und weitere Bikes der Marke aus Andorra findet ihr auf deren Webseite.
Text und Fotos:: Trev Worsey
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