Rene Sendlhofer von Bikefex.at hat uns bereits mehrfach mit spannenden Reiseberichten versorgt. Diesmal berichtet er uns von einer alpinen Mountainbike-Tour bei der er und seine Begleiter über 2.000 Höhenmeter Aufstieg mit dem Rad auf dem Rücken absolvierten um dann von einer unfreundlichen Hüttenwirtin nicht bedient zu werden und am Ende von betrunkenen Wanderern um den Schlaf gebracht zu werden. Ob es sich dennoch gelohnt hat, erfahrt ihr hier.

Nachdem der erste Versuch die Tour zu starten vor 2 Wochen bereits im Wohnzimmer aufgrund des Sauwetters gescheitert war, versuchten wir nun bei bestem Herbstwetter erneut Neuland im Toten Gebirge zu betreten.

Aufgrund einiger Terminkollisionen konnten wir erst am späten Abend die erste Hälfte des Aufstiegs zur Hütte absolvieren. Ein klarer Sternenhimmel und der Mondschein degradierten unsere Stirnlampen zu einfachem Übergepäck. Es ist immer wieder erstaunlich, wie atemberaubend und beeindruckend eine Nachtwanderung sein kann. Um Zeit zu sparen entschieden wir uns für’s Tragen vom Parkplatz weg – die Forststraße wäre ein zu großer Umweg gewesen und wir hofften insgeheim dann doch noch auf ein Abendessen im warmen Kaminzimmer.

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Aus dem Futternachschub wurde leider trotz des flotten Schritts nix – die Wirtin teilte uns kurz und bündig mit, dass wir zu spät seien und die Küche bereits geschlossen hat. Außer Suppe gab’s nur noch Hopfentee und die Hoffnung auf ein üppiges Frühstück. Man konnte spätestens am 20 Minuten später vorbeiziehenden Kaiserschmarren erkennen, dass wir als Biker vermutlich nicht so ganz willkommen waren und die Küche nicht für alle Gäste bereits geschlossen hatte. Aber was soll’s, das Wenige was wir essen, können wir ja auch trinken.

Nach einigen Stunden Harmonika-Unterhaltung und einem dezent betrunkenen Berg- und Wandervereinsausflug am Nachbartisch, verzogen wir uns ins Nachtlager. Doch dem Treiben bot dies kein Ende – als die illustren Gäste nachkamen ging die feuchtfröhliche Orgie im Lager weiter. Und wenn der Bettnachbar schon Zirben- und Himbeerschnaps bereit hält, kann man einfach nicht Nein sagen. Nach ein paar Gläschen hört man dann hoffentlich die Schnarcherei der anderen nicht mehr – war unsere Hoffnung. Nachdem auch der letzte Durst gestillt war und sich die Damen endlich darauf einigen konnten, ob sie noch ein Würsterl, Brot oder doch lieber Paprika als Mitternachtssnack zu sich nehmen, kehrte endlich die wohlverdiente Nachtruhe ein.

Vor allem meine Begleiter Flo und Herwig waren froh endlich in die Federn zu fallen, hatten sie am heutigen Tag ja bereits 2.000Hm (fast nur tragend) hinter sich gebracht.

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Am nächsten Tag ging’s früh raus – der frühe Vogel fängt den Wurm heißt es ja bekannterweise. Mit manchen Zeitgenossen ist dies allerdings nicht ganz so einfach und so verließen wir die freundliche Gaststube erst im Laufe des Vormittags. Weitere 900Hm tragen war angesagt, rauf zum Gipfel, wo uns bereits ca. 200 Leute erwarteten. Na gut, sie hatten nicht gerade auf uns gewartet, aber deswegen war nicht weniger los! Gipfelruhe auf einem Berg, der von der anderen Seite bis 500Hm unterhalb des Kreuzes mit der Seilbahn erreichbar ist, war ja auch nicht zu erwarten. Zum Glück ging der Großteil der Wanderer auch die andere Seite des Berges wieder hinunter.

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Wir waren schon äußerst spät dran, nicht weil uns der Himbeerschnaps zu schaffen machte, sondern die vielen netten Gespräche mit den zahlreichen Wanderern. Wieder einmal positiv überrascht über die Begeisterung und den Respekt den man uns entgegenbrachte. Viele der Wanderer wussten eigentlich gar nicht, dass man mit dem Rad hier nicht unterwegs sein darf – schon irgendwie interessant, oder?

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Nun ging es endlich an die Abfahrt. Durchgehende 1600Hm traumhafter Trail, durchschnittlich in der Schwierigkeit S3 mit einigen S4-Stellen aber alles wunderbar fahrbar. Auch vom vielen Regen der Vortage war im oberen Teil nicht zu spüren – der Fels war trocken und bot Grip ohne Ende. Lediglich die letzten 200 Hm waren eine pure Schlammschlacht, aber selbst das hat Spaß gemacht und konnte unsere Freude über dieses Saison-Highlight nicht trüben.

Wer mehr über Rene und seine Abenteuer erfahren möchte besucht: www.bikefex.at

Bilder: Rene Sendlhofer (Bikefex) & Herwig Kamnig (Radlager) Text: Rene Sendlhofer


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