Besessen von Perfektion – Das UNNO Dash im Test

Wenn Leidenschaft und Inspiration aufeinanderprallen, dann entsteht eine Art von Besessenheit, die gefährlich sein kann – destruktiv, alles verschlingend. Oder aber es kommt etwas wahrhaft Schönes und Einzigartiges dabei heraus. Das UNNO Dash ist die Verkörperung einer solchen Besessenheit, entstanden aus dem Verlangen eines Mannes, das beste Bike der Welt zu bauen.

Unser erster Besuch bei Cesar Rojo, dem Mann hinter UNNO Bikes, fand 2017 statt. Er hat einen imposanten DH-Worldcup-Background und ist Besitzer einer Top-Design-Firma in Barcelona. Und: Er war fest entschlossen, ein eigenes Bike zu bauen. Dass er etwas Erstaunliches geschaffen hat, war uns in der Sekunde klar, als wir den ersten Blick auf das UNNO Dash warfen, einem 29er-Trailbike mit 130 mm Federweg. Doch wir machten uns auch so unsere Gedanken, als wir mit Cesar in einem Raum voller teurer Prototypen standen, jeder der mit einen nur kaum sichtbaren Feinschliff gegenüber dem jeweiligen Vorgänge. Aber gerade in diesem Moment fiel es uns wie Schuppen von den Augen: Wir bekamen ein Gefühl für seine Leidenschaft und Besessenheit – von der Entwicklung des Designs über die Carbonherstellung bis hin zu den winzigen Kabelports aus Gummi. Würde jemand, der so detailbesessen ist, jemals zufrieden genug sein, um das Bike als „fertig“ zu erklären? Doch das UNNO Dash ist da, Cesars Vision ist Realität geworden und endlich auf dem Markt.

Komplett in-house in Barcelona produziert, von der alchimistisch anmutenden Herstellung des Carbonlaminats bis zum Fräsen der Dämpferanlenkungen. Alles spielt sich unter einem Dach ab, jeder Arbeitsschritt wird mit größter Sorgfalt von einem kleinen, aber hochqualifizierten Team ausgeführt. Ein Ort, der an spezialisierte Formel-1-Hersteller erinnert, die Werkhalle ist vollgestellt mit teuren Teststände und Datenloggern. Laut UNNO sind 500 Design- und 3500 Ingenieurstunden sowie 13 Prototyp-Rahmen in das Endprodukt eingeflossen. Glauben wir sofort, wir haben die Prototypen gesehen. Das UNNO-Konzept ist aus Cesars Vision entstanden, ein Bike ohne Kompromisse zu bauen – sozusagen ein Vorzeigedesign-Objekt: Wenn ein bestimmtes Carbonharz das Doppelte kostet, dafür aber eine Verbesserung um 1 % ermöglicht, dann sollte genau dieses Harz verwendet werden. UNNO lebt Transparenz in Bezug auf den Designprozess: Jedes Stadium und jede Entscheidung wurden über Social-Media-Kanäle kommuniziert und trieben (und treiben) Ingenieure und potentielle Kunden immer weiter in einen Zustand aufgeregter Vorfreude.

Das UNNO Dash ist das Trail-Bike im Sortiment von UNNO, das fünf Bikes vom XC Hardtail bis zur Großkaliber-Downhill-Maschine umfasst. Gegenwärtig wird es nur als Rahmenset angeboten, Aufbauten sollen folgen. Es ist derzeit nur in einer Größe erhältlich, für durchschnittlich große Fahrer zwischen 170 und 180 cm. Die Ästhetik des Rahmens ist bestechend schön, modern und ganz offensichtlich von Entwicklern designt, die ein tiefgehendes Gespür für ausgewogene Proportionen haben. Die Verarbeitung des Carbongewebes ist vom Feinsten, das T1000-Carbon fängt das Licht unter der seidenglatten Lackierung auf elegante Weise ein – sichtbar, aber nicht schrill oder aufdringlich. 400 Carbon-Gewebestücke, 14 m² Material, und 150 Arbeitsstunden sind erforderlich, um einen Rahmen fertigzustellen, an dem jedes Detail perfekt ist. Die Zugverlegung ist makellos, über die gesamte Länge des Rahmens unsichtbar bis zur super clean designten Bremsaufnahme und den elegantesten Ausfallenden, die wir je gesehen haben.

Das UNNO Dash im Detail

Federgabel RockShox Pike RCT3
Dämpfer Öhlins STX22
Schaltung SRAM XX1 Eagle
Bremsen SRAM Guide Ultimate 180 mm/160 mm
Lenker Renthal Fatbar Carbon 780 mm
Vorbau Rentahl Apex 40 mm
Sattelstütze RockShox Reverb Stealth 125 mm
Reifen Maxxis Minion DHR II 2,4″
Laufräder Enve M635
Gewicht 12,80 kg
Preis 5.000 € (Rahmenset)

Die Geometrie des UNNO Dash

Größe	One Size Only
Laufradgröße	29″
Oberrohr	N/A
Lenkwinkel	65,5°
Sitzwinkel	75-76,5°
Kettenstrebe	430 mm
BB Drop	36 mm
Radstand	1.180 mm
Reach	455 mm
Stack	590 mm

Wenn man an die Geometrie denkt, kann eine Entwicklungsphase von vier Jahren natürlich die Alarmglocken zum Läuten bringen, besonders angesichts des rapiden Wandels bei den Geometrien in den letzten Jahren. Doch mit einem Reach von 455 mm, einem Lenkwinkel von 65.5°, 430 mm Kettenstreben, 36 mm BB-Drop und einem 76.5 – 75°-Sitzwinkel entspricht das UNNO Dash dem Idealtyp eines Trailbikes. Nichts Radikales, nichts Extremes. Das ist gewollt so, Cesar war selbst an einigen der großen Geometrie-Innovationen der letzten 10 Jahre entscheidend beteiligt. Für ihn ist klar: Ein 29er Trailbike mit 130 mm Federweg sollte den Fokus auf die Balance legen: laufruhig, aber mit Priorität auf ein verspieltes, agiles Fahrverhalten. Das einzig Radikale hier ist der niedrige Stack von nur 590 mm und das 85 mm kurzen Steuerrohr.

  Während der gesamten Entwicklung und Herstellung unterzog Cesar die Rahmen schonungslosen Tests, schnallte Datenlogger an die Testrahmen und ging sogar so weit, ein topmodernes Testlabor zu bauen. Deshalb hat auch jeder Rahmen 5 Jahre Garantie.

Die Ausstattung des Demobikes, das wir erhielten, passen bestens zur Ausrichtung von UNNO. Die ENVE M6-Laufräder sind steif und direkt, ein kraftvoller Laufradsatz für jedes Trailbike. Die SRAM Eagle XX1 ist ein herausragender Antrieb, die Gangwechsel erfolgen mit militärischer Genauigkeit. Wenn das UNNO ein Sportwagen wäre, würde es jeden Sonntag poliert und nur bei schönem Wetter gefahren werden. Doch unter diesen bemerkenswerten Design und dem glänzenden Lack verbirgt sich ein Bike, das gebaut ist, um hart gefahren zu werden. Wir leben ja gerade in einer Zeit, in der die Grenzen zwischen den einzelnen Kategorien verschwimmen. Trailbikes werden schwerer und machen sich auf ins Enduro-Terrain, alles ist lang, flach und auf selbstvertrauensfördernde Stabilität ausgelegt. Das UNNO Dash ist anders: Während sonst überall Hämmer produziert werden, hat UNNO ein Rasiermesser geschaffen.

Das Gefühl auf dem Bike ist so einzigartig wie das Konzept, und es beginnt, bevor man auch nur in die Pedale tritt. Sobald man nach dem Lenker greift, fällt einem auf, dass etwas anders ist als sonst: Der Lenker ist viel niedriger, als man es erwarten würde. Dank einem irre niedrigen Stack von 590 mm (zum Vergleich: ein Stumpjumper 29er hat bei gleichem BB-Drop einen Stack von 645 mm) sitzt der Lenker äußerst tief und zieht den Körper des Fahrers nach vorne über das Vorderrad. Eine aggressive und dynamische Position, die sich zunächst ungewohnt anfühlt. Vom ersten Tritt in die SRAM-Eagle-Kurbel prescht das UNNO Dash aufgeregt nach vorne, das Pedalfeedback vom Hinterbau ist sportlich und straff, was zum Sprinten einlädt. Die niedrige Stack-Höhe führt bergauf zu einer ziemlich krassen, niedrigen und potenten Fahrerposition, das Vorderrad läuft wie auf Schienen. Für nicht so ambitionierte Fahrer könnte es sich aber recht beengt anfühlen.

Sobald man in die erste Abfahrt rollt, wird einem klar, weshalb Cesar das Bike so designt hat, wie es ist. Die Präzision des UNNO Dash ist ungeheuerlich. Der leichte Rahmen, die krasse Überstandshöhe und die aggressive, nach vorne geneigte Sitzposition sorgen für ein nahezu elektrisiertes, super direktes Lenkverhalten. Man kann millimetergenaue Lines nehmen und selbst die engsten Linien können noch enger gefahren werden. Wir können uns an kein Bike erinnern, das sich auf dem Trail so präzise und direkt fahren lässt. Die Kennlinie des VPP-Hinterbau ist so designt, um mit einem Luftdämpfer optimal zu funktionieren. Eine Aufgabe die der Öhlins STX 22-Luftdämpfer meisterhaft erfüllt. Man spürt das auf dem Trail, die Federung ist sanft und kontrolliert auf kleineren Schlägen, liefert aber vollen, gut gedämpften Federweg, ohne bei größeren Schlägen zu verhärten. Allerdings: Das direkte und rasiermesserscharfe Lenkverhalten erfordert volle Konzentration des Fahrers. Wenn ihr euch eher ein Rundum-Sorglos-Bike wünscht, dann findet ihr auf dem Markt eine Menge Trailbikes, die einfacher und bequemer zu fahren sind. Das UNNO Dash ist ein Frontalangriff auf eure Sinne, steif, sehr direkt und super agil – ein ungebremster Schlag ins Gesicht: Der kurze Radstand mit 1.180 mm und die niedrige Front positionieren euch mitten ins Geschehen, verlangen fahrtechnisches Können und testen eure Nervenstärke.

Das UNNO Dash ist ein Trailbike in Perfektion für selbstsichere Fahrer und bildet einen krassen Gegensatz zur aktuellen Generation langer, flacher „Baller-Bikes“, aber es wird euch fahrtechnisch viel abverlangen. Pro Jahr werden nur 50 Exemplare gebaut und bereits der Rahmen kostet 5.000 €, aber diese Exklusivität macht es nur noch verführerischer – die Preise des Komplettbikes dagegen sind fair. Es ist kein Bike für die Massen, sondern ein Stück “Geld-spielt-keine-Rolle”-Designkunst, gebaut aus den besten Materialien, mit einem Ausmaß an Detailversessenheit, das man in der Bike-Industrie noch nicht gesehen hat. Das UNNO Dash ist eine Breitling in einer Welt voller Casios, und der Preis der Komplettbikes bietet viel zum fairen Kurs. Kunden werden dieses Bike kaufen, weil es den Reiz verspricht, etwas ganz Einzigartiges zu besitzen und das Produkt von Cesars Vision und Besessenheit zu fahren. Das UNNO Dash hätte es verdient, einen Ehrenplatz an der Wand zu bekommen und nie gefahren zu werden, aber das wäre wirklich eine Schande.

  Wie bei einem reinrassigen Sportwagen erfordert es Konzentration und Können, um das UNNO Dash an seinem Limit zu fahren. Aber wenn es einem gelingt, ist das Fahrgefühl unglaublich präzise und direkt.

Kurz vor der Veröffentlichung dieser Ausgabe hat UNNO die Preise für zwei Komplettbikes bekanntgegeben und verglichen zu den 5.000 € für den Rahmen, sind die Preise unglaublich günstig. The UNNO Dash Factory-Modell gibt es mit einer FOX 34 FLOAT Factory, Enve M635-Laufrädern, SRAM XX1/X01-Eagle-Schaltung, SRAM Guide RSC-Bremsen und einer FOX Transfer Performance für 8.650 € – das ist günstiger als die Bikes einiger US-Boutique Marken. Das UNNO Dash Elite kommt mit einer FOX 34 FLOAT Performance, E.thirteen TRS-Laufrädern, SRAM GX/NX Eagle-Schaltung, einer Guide R-Bremse und E.thirteen TRS-Teleskopstütze für faire 6.350 €. UNNO ist noch immer eine Premium-Marke aber hat es geschafft das Design eines Lamborghini zum Preis eines FORD Focus RS anzubieten.

Fazit

Das UNNO Dash ist ein Meisterstück der Ingenieurskunst, ein Bike, bei dem sich die Besessenheit seines Schöpfers in jedem Winkel der perfekt platzierten Carbonlagen spiegelt. Unter den fantastischen Linien und dem glänzenden Lack steckt ein Trailbike, das so akkurat ist wie ein Rasiermesser und eine perfekt ausbalancierte Geometrie bietet – allerdings nur für fortgeschrittene Fahrer.

Uphill  | Downhill  | Laufruhe  | Agilität 
| Preis-Leistung hmmmm…

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Mehr Informationen findet ihr unter: unno.com

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