ENDURO Dauertest 2015 | Testbericht: FOX 36 RC2 2015

Während die PIKE beim Enduro verdiente Erfolge feierte, plagte sich die FOX 36 ein paar Jahre im Verborgenen, bis sie beinahe ganz verschwand. Doch plötzlich, wie ein Phönix aus der Asche, war die FOX 36 zurück, abgespeckt (nur noch 1.901 g schwer) und kampfbereit. So wurde die FOX 36 RC2 fast über Nacht zur Lieblingsgabel vieler Top-Fahrer, was erneut zur schwierigen Frage führte: RockShox oder FOX? Wir hatten die FOX 36 in unserem Langzeittest und nun ist es an der Zeit, herauszufinden, ob sie ihrem alten Ruf gerecht wird.

Fox 36 vs. Rockshox Pike

Wir hatten die FOX 36 in unserem aktuellen Test von Enduro-Federgabeln dabei und befanden, dass ihr unfassbares Ansprechverhalten, ihre Steifigkeit und die Dämpfung auf felsigem Untergrund sie über ihre Mitbewerber zum Testsieger erhob. In unserer Testflotte mühen sich sechs FOX 36 aus dem Jahr 2015 ab (fünf FLOAT RC2 und eine TALAS), die bisher insgesamt über 900 h Fahrzeit über sich ergehen ließen. In der Vergangenheit erlangte die FOX 36 zweifelhafte Berühmtheit durch ihre häufigen Wartungsintervalle. Ob das besser geworden ist?

Wie sich die FOX 36 RC2 2015 fährt

Lasst uns erstmal übers Fahren reden, bevor wir ans Eingemachte gehen. Die Kartusche der FOX 36 RC2 wurde mit einer neuen Luftfeder überarbeitet, die ihre positive und negative Luftkammer automatisch ausgleicht, um auch kleine Schläge gut aufzunehmen, und dementsprechend das Einfedern erleichtert. Die spannendste Neuerung ist allerdings, dass man nun durch Volumen-Spacer die Federrate nach Belieben ändern kann, was besonders schweren und ambitionierten Fahrern entgegenkommt. Die Luftfederspannung kann mittels zwei unterschiedlich großer Spacer eingestellt werden und die große Einstellbreite bei Zug- und Druckstufe erlaubt es euch, die Gabel genau an eure Bedürfnisse anzupassen.

Auf den ersten 20 % des Federwegs ist die Gabel schön soft und linear, frisst kleinere Schläge ohne Murren und bietet so eine Menge Grip, während sie am Boden klebt wie die Nase eines Bluthundes. Wenn ihr auf einen größeren Brocken trefft, reagiert die Gabel sofort darauf und zerstreut die entstehenden Kräfte, ohne bockig zu werden. Die Fahrt ist so sanft wie auf einem fliegenden Teppich, sodass man sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren kann – zum Beispiel darauf, von den Bäumen wegzubleiben! Die Gabel ist überraschend steif und bietet messerscharfe Präzision beim Steuern, selbst, wenn der Trail zur Hölle wird und die Steine nur so um einen fliegen. Die Ausfallenden mit Schraubklemmung sind erstaunlich stabil, es gibt kaum Scherkräfte oder Vibrationen um die Achse, selbst wenn man die dünnere 15-mm-Achse fährt. Bei Einschlägen im High-Speed-Bereich bewahrt die Forke Selbstsicherheit und fühlt sich nie überfordert an.

Was unsere Tester wirklich beeindruckte, war die Bandbreite an Einstellmöglichkeiten der HSC (High Speed Compression) und LSC (Low Speed Compression), die schnelle und dramatische Änderungen am Verhalten der Gabel zulassen. Wenn die Gabel im steilen Geländer höher im Federweg stehen soll, halten ein paar Klicks LSC alles unter Kontrolle. Für maximalen Grip sorgen ein paar Klicks weniger, die das Vorderrad praktisch an den Boden kleben. Die meisten unserer Testfahrer fuhren etwa 4–6 Klicks von einer offenen HSC und 4–6 von einer offenen LSC bei 7–10 Klicks Rebound, je nach Trail, und 1–2 Spacer, um die Luftfeder progressiv zu halten. Wir hatten keine Probleme mit beschädigten Zugstufenkartuschen oder der Druckstufe – trotz regelmäßigem Renneinsatz.

Langzeitverlässlichkeit der FOX 36 RC2 2015

Die Performance klappt also soweit, aber hat FOX auch an den Wartungsproblemen gefeilt? FOX empfahl früher, regelmäßig die Staubdichtungen zu reinigen und zu kontrollieren, was eine fuddelige Angelegenheit war, weil man sie dafür aus den Tauchrohren hebeln musste – alle 25 h! Eine Anweisung, an die sich wohl die Wenigsten hielten, denn wer hat schon Zeit für so etwas? Die neuere Generation an Dichtungen benötigt weniger Kontrolle und FOX empfiehlt inzwischen, nur alle 125 h nach dem Rechten zu sehen (oder jährlich, wenn das früher der Fall ist), was, und wir möchten hier zitieren, „einen vollständigen Gabelservice (komplette innere/äußere Inspektion, Kartuschen- und Luftfederwechsel, Austausch von Buchsen und Ölbad)“ beinhaltet. Wir haben mit Chris Trojer von FOX gesprochen, der dazu meinte: „Was ich empfehlen würde, ist eine kleine Grundwartung alle 50 h. Aber nochmal, das ist eine Empfehlung, kein Zwang. “ (Anleitung: ridefox.com/help)

Normalerweise sorgen Staub und Dreck, die sich an den Dichtungen vorbeidrücken, für eine schlechte Performance und einen scheuernden Film im Gabelinneren. Alle Gabeln in unserem Test wurden mindestens einmal innerhalb der vorgeschriebenen Intervalle (125 h) gewartet, lediglich eine wurde erst nach fast doppelten Zeit gewartet, um die Dichtigkeit zu überprüfen. Bei der Demontage war das Öl immer noch rein und ungetrübt (im Gegensatz zum schottischen Winter), die Dichtungen haben also ganze Arbeit geleistet und den Schmutz draußen gehalten. Was uns aufgefallen ist, ist die reduzierte Perfomance-Minderung zwischen den Wartungen: Bei den alten Gabeln war das ein Unterschied wie Tag und Nacht, das 2015er-Modell arbeitete auch außerhalb der Serviceintervalle gut.

Wir waren von der Performance sehr angetan, aber es war nicht alles eitel Sonnenschein. Wie jedes Hochleistungsprodukt braucht die FOX 36 entsprechend Aufmerksamkeit, um zu arbeiten. So stellten wir bei einer Gabel eine trockene Dichtung fest, die für eine höhere Reibung und somit ein höheres Losbrechmoment sorgte. Wir konnten dieses Problem mit etwas Fett und einem Service lösen. Bei einer anderen Gabel schafften wir es irgendwie, nach acht Fahrten die Kartusche zu verbiegen, was schnell im Rahmen der Garantie geregelt war.

Wie man sich um seine FOX 36 RC2 kümmert

Wir kümmern uns um unsere Gabeln und befolgen dabei drei einfache Regeln: Wir stellen unsere Bikes kopfüber ab, um das Schmieröl zurück auf die Schwammringe unter den Dichtungen zu bekommen und reinigen Standrohre und Staubdichtungen nach jeder Ausfahrt mit einem feuchten Tuch. Außerdem nutzen wir nie Öle aus Sprühdosen auf den Standrohren, da manche Schmiermittel zum Aufquellen des Gummis der Dichtungen und somit zu einem Leistungsverlust führen können.

Unser Test-Team ist zwar erfahren, was Gabel-Wartungen angeht, aber auch so empfanden wir die Prozedur als einfach. Viele Fahrer haben Angst, sich mit ihrem Fahrwerk zu beschäftigen, da sie Magie und Voodoo dahinter vermuten, weshalb sie lieber gleich alles zum Service geben (oder, noch schlimmer, gar nichts machen). Tatsächlich sind da aber nur ein paar O-Ringe und Öl und solange man den Unterschied zwischen Mit- und Gegen-den-Uhrzeigersinn kennt und einen Schraubenschlüssel bedienen kann, sollte man es mal probieren (im Internet gibt’s dazu übrigens ein paar echt gute Videos). Auch, wenn ihr euch auf einen simplen Ölwechsel beschränkt, bringt euch die Beschäftigung mit dem Inneren eurer Gabel nicht nur ein Plus an Verständnis dafür, was im Inneren passiert, ihr erkennt Verschleiß auch früher. Wenn eure Gabel schlecht funktioniert oder komische Geräusche macht, ist es Zeit, sie einem Fachmann anzuvertrauen.

Wie wir die Schraubklemmung der FOX 36 RC2 2015 fanden

Alle Gabeln der aktuellen Testflotte sind Modelle aus dem Jahr 2015 und verfügen über eine Schraubklemmung zur Montage des Vorderrads. Das Klemmsystem ist nervig und für grobschlächtige Mechaniker ist es ein Leichtes, die Schrauben zu fest anzuziehen und die Gewinde zu ruinieren. Trotzdem ist die Schraubklemmung leichter als eine Steckachse und manch einer mag argumentieren, dass das nicht geschraubte rechte Tauchrohr durch die fehlende Fixierung freier in den Buchsen liegt und somit weniger Abnutzung erdulden muss. Mit etwas Umsicht haben wir die Testphase ohne Probleme überstanden – das Geheimnis ist etwas Gefühl! 2016 wird FOX für Fahrer, die es einfacher haben wollen, wieder eine 15-mm-Steckachse anbieten.

Langzeittest-Fazit

Text und Bilder: Trev Worsey

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