Yeti SB5c Test

Nein, leider können wir euch nicht von einer Sichtung des Yetis in freier Wildnis berichten – der ist in Deutschland nach wie vor nicht zu Hause. Anstatt unsere Zeit mit der Suche nach der Sagengestalt zu verschwenden, haben wir das Yeti SB5c getestet. Eins ist sicher: Das SB5c hat uns Dinge spüren lassen wie wir sie nie zu vor auf einem Fahrrad spürten… Hier lest ihr den Artikel der zuvor in Ausgabe #16 des Magazins erschinen ist!


Machen wir uns nichts vor – unser Sport ist rational betrachtet völlig überflüssig! Niemand muss Biken, um zu leben, und auch nur die wenigsten nutzen ihr Sportgerät, um von A nach B zu gelangen. Radfahren ist für die meisten von uns purer Luxus!
Ein Luxus, den wir in vollen Zügen genießen und der doch immer wieder Probleme mit sich bringt. Jeder kennt sie, diese Luxusprobleme. Es sind diese oft völlig belanglosen Widrigkeiten, die uns unser sicheres und komfortables Leben vermeintlich „erschweren“. Mit genau einem solchen Luxusproblem sahen auch wir uns konfrontiert, als wir im kalten, matschigen Herbst das traumhaft schöne Yeti SB5C erhielten. „Die Reifenkombination ist für die aktuelle Jahreszeit ja komplett ungeeignet!“, dröhnte es durch die Redaktionsräume. „Damit brauchen wir hier gar nicht erst starten, der Hinterreifen bietet ja null Grip!“ – ein echtes Luxusproblem!
Doch Gott sei dank gibt es für jedes Problem auch eine Lösung. In unserem Fall lautete diese: Finale Ligure.



Nach acht Stunden Autofahrt in Richtung Süden pedalierten wir in einer aufrechten und komfortablen Sitzposition die italienische Küstenstraße empor. Das SB5C begeisterte ab dem ersten Meter mit massig Vortrieb. Und das nicht nur wegen des kaum profilierten Maxxis-Hinterreifens, sondern vor allem wegen des superantriebsneutralen Hinterbaus, der auch bei technisch anspruchsvollen Anstiegen massig Traktion generiert.
Während wir im Uphill die Aussicht aufs Meer genossen, blieb noch genug Luft für massig Techtalk und so philosophierten wir über die Ausstattung des türkisblauen Edelbikes. Dabei herrschte Einigkeit: Yeti hat hier einen verdammt guten Job gemacht! Alles ist höchst funktional, stiehlt aber dem pornösen Rahmen nicht die Show. Dennoch wäre für den stolzen Preis von 7.199 € eine etwas edlere Ausstattung durchaus wünschenswert. So wirkt unter anderem der „günstige“ SRAM X1-Schalthebel etwas deplatziert. Aber dennoch – funktionell ist das Gesamtpaket absolut stimmig!


Herzstück des Bikes ist der Switch Infinity Link, den Yeti in Zusammenarbeit mit den Fahrwerksexperten von FOX entwickelt hat. Dabei handelt es sich um zwei Führungsstreben, auf denen sich das Hauptlager des Hinterbaus während des Einfederns einige Millimeter bewegen kann. Klingt kompliziert und ist es auf den ersten Blick auch, sorgt aber selbst bei kleinsten Unebenheiten für ein sehr gutes Ansprechverhalten des Hinterbaus und macht ihn gleichzeitig äußerst antriebsneutral. Spannend ist sicherlich aber, wie es um die Dauerhaltbarkeit des Systems bestellt ist. In unserer interaktiven Dauertest-Timeline wird euch UK-Chefredakteur Trevor davon berichten.
Doch zurück nach Italien: Endlich am Einstieg des Trails angekommen, heißt es: Thomson-Teleskopsattelstütze runter und los! Reißt man dabei etwas zu stark am Lenker, sprintet das Yeti in feinster Hochstarter-Manier los! Es beschleunigt bei solchen Aktionen nicht behäbig, wie man es von einem Schneemenschen vermuten würde, sondern springt förmlich nach vorn! Durch die hohe Front, resultierend aus dem langen Steuerrohr, dem Easton Riser-Lenker und drei Spacern unter dem Vorbau, steht man angenehm integriert im Bike und hat dennoch genug Druck auf dem Vorderrad. Dass das Heck über 23 mm weniger Federweg als die Front verfügt, merkt man in keinster Weise. Im Gegenteil! Das Fahrwerk klebt förmlich am Boden und planiert sämtliche Unebenheiten weg, ohne sich dabei undefiniert anzufühlen. Würde man es nicht wissen, könnte man fast meinen, auf einem waschechten Enduro Platz genommen zu haben. Nur bei wirklich heftigen Schlägen ist irgendwann Schicht im Schacht und man spürt den Unterschied zu Rädern mit mehr Federweg. Unkontrolliert wird das SB5 Carbon aber auch dann nicht und Durchschläge sind dank einer gehörigen Portion Endprogression nahezu unmöglich.


Das Yeti wirkt insgesamt sehr agil, fährt sich nahezu leichtfüßig und ist äußerst sicher und stabil zugleich. Es schafft es wie kein anderes Rad, eigentlich gegensätzliche Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sorgte so für ein superbreites Grinsen im Gesicht aller Testfahrer.
Selbst zurück im kalten und nassen Deutschland wollte jeder mit dem Yeti nur eins – raus auf die Trails! Wären da nicht die feuchten und dreckigen Bikeschuhe, die gar nicht schnell genug trocknen konnten – ein echtes Luxusproblem.
Fazit:
Sucht man die Definition für das perfekte Trailbike – das Yeti SB5 Carbon ist die Antwort! Das Bike aus Colorado schafft es auf beeindruckende Weise, Effizienz, Agilität und Fahrsicherheit zu vereinen. In Kombination mit dem wunderschönen Carbonrahmen ergibt dieses Gesamtpaket ein echtes Traumbike zum Luxuspreis von 7.199 €!
Stärken:
hervorragender Hinterbau
sehr edles Finsih
extrem Vielseitig
Schwächen:
Preis
Ausstattung
Gabel: Fox 34 Float CTD Fit 150
Dämpfer:Fox Float CTD Kashima
Antrieb: SRAM X01/X1
Bremsen: Shimano XT
Sattelstütze: Thomson Covert
Vorbau: Easton Haven
Lenker: Easton Haven Carbon
Reifen: Maxxis Ardent/Maxxis Ikon
Laufradgröße: 27.5″
Laufräder: Naben: DT SWISS 350 Felgen: DT SWISS 401
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Mehr Informationen: yeticycles.com
Text & Bilder: Christoph Bayer
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