Bikepark Check: Alpenbikepark in Chur, Schweiz
Der Alpenbikepark steht mit einem Bein in der Schweizer Stadt Chur, mit dem anderen an den steilen Hängen der Alpen. Der Park ist zwar weniger bekannt als andere in der Gegend, doch er enthält einige der kreativsten Trailfeatures Europas. Ein Juwel mit fast 1.000 m Höhendifferenz, umgeben von Schokoladen- und Käseläden – dieser Park sollte auf eurer Liste für Downhill-Ziele stehen.
Anreise
Die Stadt Chur liegt direkt südlich von Liechtenstein und etwa 1,5 Autostunden von Zürich entfernt. Um den zentralen Ausgangspunkt für den Alpenbikepark zu finden, muss man nur nach Chur reinfahren, nach der Seilbahn Ausschau halten und ihr dann bis zum Parkplatz folgen. Dort findet man sich in einer eher spartanischen Umgebung wieder, nichts vermittelt einen Eindruck von dem, was einen oben auf dem Berg erwartet, Der einzige Angestellte hier ist der Kassierer, der Tagesliftpässe für Erwachsene für 39 Schweizer Franken verkauft, was ziemlich teuer ist – aber nun ja, in der Schweiz ist wohl alles teuer.
Angeblich sollen in die Gondel der Seilbahn 45 Leute passen und angeblich soll sie auch nur jede halbe Stunde fahren. Tatsächlich fuhr sie aber gleich los, als sie voll mit Bikern und Wanderern war. Bei jeder Fahrt nach oben konnten etwa 15 Bikes plus Leute hineingequetscht werden – wenn viel los ist, könnte also unter Umständen die Wartezeit zum Problem werden. Das Gute ist aber, dass man die Seilbahn nur für den Zugang zum unteren Teil des Berges braucht, der auch schon beachtliche 600 m hoch ist. Wenn man am Endpunkt angekommen ist, hat man die Wahl, einen von zwei Trails runterzufahren oder in eine weitere, halbmoderne Vierergondel zu steigen. Dieser zweite Lift bringt einen noch mal 400 m hoch zum Startpunkt für drei weitere Trails.
Von ganz oben im Bikepark hat man eine wundervolle Aussicht auf die umgebenden Berge, aber ebenso wie an der Talstation gibt es nur eine begrenzte Ausstattung. Der Alpenbikepark ist ganz klar zum Biken da. Wenn ihr ihr in einer „Chillout-Zone“ abhängen und den Nachmittag damit verbringen wollt, bei einem Bier Leuten beim Shredden zuzusehen, ist der Park Lenzerheide auf der anderen Seite des Bergs vermutlich eher was für euch – er hat eine deutlich geselligere Ausrichtung.
Die Trails im oberen Bereich
Oben auf dem Berg ist nicht direkt ersichtlich, wo die Trails beginnen. Wenn man eine Runde dreht, sieht man ein Schild und eine Lücke zwischen den Bäumen, dort fangen alle drei Trails an. Sobald man dort hineinfährt, wird einem klar, dass der Berg ziemlich steil ist. Die Trailbauer haben hier tolle Arbeit geleistet und einen kurvigen Bench-Cut-Trail über den Hang angelegt, der Spaß macht, aber Einsteiger nicht übermäßig einschüchtert. Nach kurzer Zeit gehen die drei Trails auseinander. Alle drei sind anspruchsvoll, aber es gibt mehrere Lines an den Features oder drum herum.
Schwarzwald
Dieser Trail ist tatsächlich was für Experten, denn die Sprünge sind riesig und es gibt viele davon. Lasst die Bremsen auf und haltet euch gut fest, hier gibt’s richtig Airtime. Enge Anlieger zwischen den Bäumen sorgen dafür, dass es den ganzen Weg nach unten spannend bleibt.
Fülian
Ein Trail mit mittlerem Schwierigkeitsgrad und vielen Linienoptionen sowie einigen steilen verblockten Fahrrinnen. Außerdem bietet er große Drops und ein richtig cooles Step-on-step-off-Feature. Wenn ihr an eurem Selbstvertrauen bei Drops arbeiten wollt, findet ihr hier eine nette Auswahl an drei Drops in unterschiedlichen Größen.
Brambrüesch
Dieser Flowtrail auf Einsteigerniveau macht jede Menge Spaß und windet sich in Serpentinen von der Spitze des Berges bis zur Mittelstation hinunter. Aus dem Lift sieht man, wie der Trail sich zwischen den Bäumen hindurchschlängelt. Das ist nicht einfach nur ein Pfad mit ein paar Schildern, dieser Trail wurde mit Sorgfalt und Kreativität gestaltet, um für Aufregung zu sorgen.
Kurzes Zwischenfazit: Die drei Trails vom Gipfel hinab sind unglaublich. Wenn ihr Sprünge, Drops und enge, kurvige und steile Linien mögt, dann ist das hier genau euer Berg. Wow, die Trailbauer waren hier wirklich fleißig! Die Qualität des Parkdesigns wird vor allem anhand der Sprünge klar: Die sind zwar groß, fühlen sich aber nicht so an. Wenn man die Trails in angemessenem Tempo fährt, sind die Sprünge nicht besonders technisch. Lasst einfach die Bremsen auf und folgt dem Flow den Trail runter, und rein in ein paar der größten Bikepark-Hits Europas. Super ist auch, dass so viele der Sprünge richtige Doubles sind und nicht nur Reihen von Tabletops. Allerdings solltet ihr euch die Sprünge vorher genau anschauen, denn wenn ihr die Landung verfehlt, kann es schmerzhafte Folgen haben.
Es gibt bei vielen Features mehrere Optionen in unterschiedlichen Größen, sodass die Trails nicht nur fortgeschrittenen Fahrern Spaß machen. Wenn ihr euch bei kleinen und mittleren Sprüngen sicher fühlt, könnt ihr hier genauso viel Spaß haben. Jeder der Trails kann zwar von Anfängern gefahren werden, Kinder sollte man trotzdem lieber nicht fahren lassen. Einzige Ausnahme bildet dabei der Brambrüesch-Trail. Handling-Fähigkeiten sind hier entscheidend, und man sollte auch ein bisschen abgehen wollen. Außerdem ist klar im Vorteil, wer ein richtiges Downhillbike mitbringt. Ein Freund ist hier zwar mit seinem Slopestyle-Bike ohne Probleme runtergekommen, aber er hat es auch wirklich absolut an seine Grenzen gebracht. Die Geschwindigkeit, das Gelände und die Größe der Features rechtfertigen auf jeden Fall die Extra-Federung.
Die Trails im unteren Bereich
Der untere Teil des Bergs hat sogar eine größere Höhendifferenz als der obere, fühlt sich aber dennoch ganz anders an. Die unteren Trails sind manchmal enge Singletrails, Forststraßen oder schöne breite flowige Freeridepassagen. Wenn man unten ankommt, dreht man noch eine Runde durch die Stadt und landet schließlich wieder am Parkplatz. Es ist schon ein leicht merkwürdiges Gefühl, aus dem Wald rauszukommen und dann zusammen mit Autos und Fußgängern auf den Stadtstraßen unterwegs zu sein. Aber auch das trägt zum einzigartigen Erlebnis des Alpenbikeparks bei.
Pizzogel
Haltet eure Hüte fest, denn sobald ihr in diesen Trail für Fortgeschrittene einbiegt, wird’s richtig interessant. Die ersten paar Serpentinen sind ziemlich steil und tauchen überraschend Richtung Stadtzentrum ab. Danach entwickelt sich der Trail zu einem etwas traditionelleren DH-Trail, mit schnellen Singletrailpassagen durch enge bewaldete Abschnitte.
Stadli
Städeli ist der mittelschwere Trail von der Mittelstation hinunter, und der ist wirklich sehr spaßig. Er verfügt über mehrere mittelgroße Sprünge, die für schönen Flow den ganzen Weg nach unten sorgen. Da sich die Trails auf dem unteren Teil des Bergs mehrmals kreuzen, kann man sich die Lieblingsroute nach unten individuell zusammenstellen.
Essen und Trinken
Wenn’s um die Mittagspause geht, ist man hier in der merkwürdigen Situation, eine breite Auswahl zu haben. Gegenüber vom Parkplatz gibt’s Pizza oder Döner, man kann aber auch der Beschilderung zur Battaglia-Hütte oben auf dem Berg folgen und sich ein Schnitzel gönnen. Wir entschieden uns für Schnitzel und Bier, denn es war ein schöner Tag und wir wollten noch ein bisschen relaxen. In typisch Schweizer Manier kostete das Schnitzel allerdings 21 Franken. Bei dem Preis putzen wir die Teller blitzeblank und fühlten uns dementsprechend schlecht, als das Essen bei unserer ersten Fahrt nach unten wild in unseren Bäuchen herumhüpfte.
Die Region
Eines der schönen Dinge am Alpenbikepark ist, dass er in der Nähe der Bikeparks Lenzerheide und Brandnertal liegt. Die drei Parks zusammen eignen sich hervorragend als Ziel für einen kurzen Bikeparkurlaub in der Region. Wenn man ein bisschen recherchiert, findet man auch noch ein paar hochalpine Enduro-Touren für zwischendurch, damit man keine DH-Überdosis kriegt. Wir sind meistens ziemlich durch nach ein paar Tagen in Bikeparks. Da ist es immer nett, wenn man Schwimm- und Wandermöglichkeiten und Enduro-Routen um die Ecke hat, die zur Erholung beitragen.
Fazit
Der Alpenbikepark ist ein Park ohne Schnickschnack für Leute, die Herausforderungen, Geschwindigkeit und große Sprünge suchen. Die Lage ist gut erreichbar und die Infrastruktur ermöglicht es, schnell wieder hoch auf den Gipfel zu kommen. Günstig ist es nicht gerade, aber die Qualität des Geländes und die Menge an Fahrten, die man an einem Tag machen kann, ist den Preis wert. Dem Schwierigkeitsgrad der Trails ist ein echtes Downhillbike angemessen, ebenso wie eine entsprechende Sicherheitsausstattung. So oder so kann der bisher noch nicht allzu bekannte Park ziemlich schnell begeistern. Durch die relativ tiefe Lage des Ortes kann der Park früher öffnen als viele andere in den Alpen. Behaltet also die Website im Auge und freut euch auf eine geile Zeit im Alpenbikepark!
Wichtige Infos
Name: Alpenbikepark
Location: Chur, Schweiz
Preis: Tagesticket für Erwachsene: 39 CHF/Studenten 29 CHF/Kinder 20 CHF
Trails: 5
Lifte: Seilbahn und Gondellift für vier Personen
Öffnungszeiten: 8:30 bis 16:45 pm
Saison:
- Vorsaison 7.–28. März 2016 (je nach Schneebedingungen)
- Wochenendbetrieb 14. Mai– 12. Juni 2016
- Täglicher Betrieb 18. Juni–23. Oktober 2016
- Wochenendbetrieb 29.–30. Oktober 2016
- Freitagabends geöffnet: Juni/Juli bis 21.00 Uhr, August bis 20.00 Uhr
Bilder: Evan Phillips, Alpenbikepark
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