Testbericht zum Cannondale Trigger 1 2013

Die Hände fest um den Griff, die Finger bereit am Abzug. Ganz nach der Abfolge „laden, entsichern und feuern“: Schön durch den Forst ballern! Doch Vorsicht, wir sind keine irren Waffennarren, die Rede ist vom neuen Cannondale Trigger 1.

„Over Mountain“ nennt Cannondale ihr Bikesegement, in welches das Trigger mit seinen 29-Zoll-Laufrädern und 130mm Federweg passen soll.
Wir schossen Cannondales neueste Bike-Kreation über die Berge und die verschneiten Trails der heimischen Wälder und stellten dabei die Frage: Echtes Geschoss oder nur ein Blindgänger? Over Mountain als sinnvolle Kategorie oder kategorischer Over-Kill?

Das Cannondale Trigger geht top ausgestattet ins Rennen - Foto: Fabian Rapp

Die Ausstattung:

Neben den großen Laufrädern und Cannondales charakteristischer Lefty-Gabel, fällt der FOX DYAD RT2 Pull-Shock Dämpfer sofort ins Auge. Anstatt wie herkömmliche Dämpfer komprimiert zu werden, wird dieser beim Einfedern auseinander gezogen. Mittels Remote-Hebel lässt sich der Federweg am Heck von 130mm auf 80mm reduzieren.
An der Front arbeitet die neue Lefty SuperMax Forke mit 130mm Federweg. Solide Shimano XT-Parts, 2-Fach Kurbel, griffige Schwalbe Hans Dampf Reifen und eine Vario-Stütze geben die Kalibergröße grob vor.
Der massive Alurahmen macht dabei einen unverwüstlichen, robusten und stabilen Eindruck.

Nicht ganz einfach einzustellen: Der Dämpfer am Cannondale Trigger 2013

Bevor es mit dem Fahrspaß losgeht, steht die zunächst schwierigste Übung an: das Einstellen des Fahrwerks. Cannondale liefert dazu eine Tabelle, an der man sich entsprechend seines Gewichts orientieren kann.
Der Dämpfer funktioniert mit enorm hohem Druck – bis zu 390 PSI passen in die Luftkammern des eigens für Cannondale gebauten FOX-Dämpfers. Eine speziell passende Pumpe ist im Lieferumfang enthalten. Etwas umständlich müssen jeweils zwei Luftkammern für die jeweiligen Federwege (130mm/80mm) befüllt werden. Auch die Zugstufe muss für beide Federwegsmodi getrennt eingestellt werden. Ein Manko des Pullshock-Dämpfers: das Einstellen und Ermitteln des SAG, sprich Negativfederwegs. Mit Hilfe von Dritten und einem Zollstock gelingt dieses Prozedere zwar, ist aber dennoch etwas umständlich. Eine benutzerfreundlichere Lösung von Seiten des Herstellers wäre hier wünschenswert. Für den ambitionierten und Technik-versierten Fahrer mag dies keine Hürde darstellen, doch die Breite wünscht sich hier einfachere Lösungen!

Fahrspaß im verschneiten Wald

Die ersten Meter auf dem Trail fühlen sich für 29-Zoll-Neulinge zunächst ungewöhnlich an. Man sitzt zwar schön integriert zwischen den großen Rädern, merkt aber trotz tiefem Tretlager, dass man sich höher positioniert befindet. Dieser Effekt wird durch die leicht hohe Front verursacht, die bauartbedingt kaum tiefer konstruiert werden kann. Und das ist auch gut so! In Verbindung mit den großen Laufrädern kommen beim Trigger in steilem oder verblocktem Gelände keinerlei Überschlagsgefühle auf, was für mehr Sicherheit sorgt!
Die großen Laufräder beschleunigen merklich träger als kleinere Pendants. Ist das Rad aber erst einmal auf Betriebsgeschwindigkeit gebracht, bremst einen so schnell nichts mehr aus.

Bergab:

Die sicheren Fahreigenschaften des Trigger bringen besonders bei schnellen Downhills viel Ruhe. Die Fahrposition ist sehr ausgewogen und man hat das Gefühl, schön „im Rad“ zu stehen. Das Cannondale fühlt sich dabei nach deutlich mehr an, als man bei den angegebenen 130mm Federweg zunächst denkt. Dies ist vor allem auf die verbesserten Überrolleigenschaften der großen 29“ Laufräder sowie die griffigen und großvolumigen Schwalbe Hans Dampf Reifen zurückzuführen, die aufgrund ihres Volumens und Durchmessers viele Unebenheiten ausbügeln und Schläge in reduzierter Form an das Fahrwerk und Fahrer weitergeben.

Die 29er Laufräder schaffen viel Vertrauen - Foto: Fabian Rapp

„Fährst’e quer, siehst’e mehr“ – kein Problem mit dem Cannondale. Fangen die Laufräder einmal zu rutschen an – was aufgrund der vergrößerten Auflagefläche des Reifens auf dem Untergrund eher selten passiert –, muss man nicht gleich in Panik geraten. Bruchteile von Sekunden später finden diese meist von alleine wieder in die Spur zurück. Die Fahrsicherheit des Triggers ist über jeden Zweifel erhaben. Gerade Anfänger wissen diese Sicherheit zu schätzen.
In engen Kehren zeigt sich der Nachteil der großen Räder. Das Trigger wirkt hier sperrig. Der 448mm lange Hinterbau nimmt die spielerische Agilität. Deshalb benötigt man mehr Kraft und Körpereinsatz, um das Bike um die Ecke zu schießen. Nach kurzer Zeit hat man sich aber an das Handling gewöhnt und die eigene Kurventechnik angepasst.

Bergauf:

Die Tretposition fällt angenehm und vortriebsorientiert aus. Dennoch verhält sich das Cannondale etwas träge. Der Hinterbau kann zwar per Lenkerhebel auf 80mm Federweg reduziert und damit schön straff gestellt werden. Das Gesamtgewicht von 13,7kg ohne Pedale lässt sich allerdings auch damit nicht halbieren. Vor allem das Mehr-Gewicht des soliden Alurahmens und der Laufräder kommt hier zum Tragen.

Auch Bergauf macht das Cannondale eine gute Figur - Foto: Fabian Rapp

Geht es über Wurzelteppiche oder Steinstufen, sieht die Sache schon ganz anders aus. Hier spielen die Laufräder ein weiteres Mal ihre Vorzüge aus. Traktionsstark und gut über Hindernisse rollend, hängt man die Mitstreiter ab und klettert dort hinauf, wo andere schon längst den Grip verloren haben. An steilen Rampen wünscht man sich unter Umständen mehr Druck auf dem Vorderrad, was aber durch die langen Kettenstreben wieder wettgemacht werden kann.

Fazit:

„Big toys for big boys“. Die eingangs gestellte Frage nach der Kalibergröße kann auch am Ende nicht ganz klar beantwortet werden. Over Mountain hin oder her, das Trigger hat einen relativ breiten Einsatzbereich, von Tour bis hin zu Enduro – dieses Rad fühlt sich einfach überall wohl. Nicht zuletzt dank der ausgewogenen Geometrie und der treffsicheren – pardon, fahrsicheren – Eigenschaften.
Einziger Kritikpunkt ist die in unseren Augen etwas komplizierte Dämpferabstimmung und das leichte Übergewicht des Trigger.

Das Cannondale Trigger 1 2013 - Foto: Fabian Rapp

Rahmen: Alu, 180/80mm
Gabel: New Supermax PBR 120 29er
Dämpfer: Fox DYAD RT2 Dual Shock
Bremsen: Shimano XT Trail, 180/160mm
Antrieb: Shimano XT / SRAM S1400-Kurbel
Lenker/Vorbau: FSA Gravity Lite
Laufräder: DT EX1750
Sattelstütze: X-Fusion Hilo mit Remote
Reifen: Schwalbe Hans-Dampf 29×2.35″ Snakeskin
Grössen: S / M (getestet) / L / XL

Preis: 3.799,- €
Gewicht: 13,7 kg
Info: www.cannondale.com

Text: Daniel Häberle Fotos: Fabian Rapp
Dieser Test erschien in Ausgabe #003, die ihr hier runterladen könnt.


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Über den Autor

Aaron Steinke

Aaron war der erste Mitarbeiter unseres Unternehmens, hat es tatkräftig mit aufgebaut und dabei den Auftritt und die Ausrichtung unserer Magazine maßgeblich mitgeprägt. Seit Mitte 2020 verfolgt er eigene Projekte, berät und unterstützt uns aber weiterhin bei Marketing- und Technik-Themen. Viele Jahre lang konnte man Aaron vor allem auf spaßorientierten Enduro-Rennen finden, in letzter Zeit auch vermehrt auf dem Rennrad – es lebe die Freiheit auf zwei Rädern!