Für den kleinen Hersteller Bright aus Italien ist es nicht exotisch genug, eine Upside-Down-Federgabel mit Carbon-Casting herzustellen, obendrauf wird sie komplett ohne SAG gefahren. Wir haben die Bright Next-Enduro-Gabel gründlich getestet, um herauszufinden, ob dieses Konzept aufgeht.

Bright Next | 2,32 kg | 2.030 € | Hersteller Website

Upside-Down-Federgabeln sieht man an Mountainbikes äußerst selten, im Motorsport gibt es dafür kaum etwas anderes. Bright Racing Shocks aus Italien sind aber überzeugt, dass Upside-Down-Gabeln einige unschlagbare Vorteile bringen und auch an Mountainbikes in Zukunft öfter zu sehen sein werden. Die Dämpfung der Gabel übernimmt eine eigens entwickelte Kartusche, die unter Druck vorgeladen ist. Dadurch haben die Gabeln von Bright so gut wie keinen SAG. Unsere getestete Next-Gabel ist mit der sogenannten ACAD #7-Kartusche ausgestattet. Der „Anti Cavitation Active Damper” gibt der Gabel das besondere Fahrverhalten. Da man die Gabel ohne SAG fährt, hat sie auf dem Papier auch weniger Federweg als andere Gabeln im gleichen Segment. In unserem Fall ersetzt so die Bright Next mit 150 mm Federweg eine FOX 38 mit 170 mm Federweg an einem Canyon Strive. Da die FOX-Gabel mit 15 % SAG noch 144,5 mm Positiv-Federweg hat, ist das sogar etwas weniger als bei unserer Bright-Gabel.

Ein Problem, das viele Upside-Down-Gabeln im MTB-Bereich haben, ist, dass aufgrund der fehlenden Gabelbrücke die Steifigkeit deutlich geringer ist und dadurch wiederum die Präzision leidet. Bright möchte dieses Problem durch die spezielle, leicht taillierte Form der Gabel, schwimmend gelagerte Führungsbuchsen der Tauchrohre mit großem Abstand zwischen einander und die Carbon-Standrohre mit speziell entwickeltem Layup aber behoben haben.

Neben unserem getesteten Enduro-Modell gibt es noch eine Variante für den Downcountry-Einsatz mit 105 mm und eine Trail-Gabel mit 130 mm. Alle Gabeln können allerdings auch mit einem Federweg von etwa 10 mm mehr oder weniger bestellt werden. Die Gabeln werden in Italien entwickelt und – mit einigen Frästeilen aus Deutschland – lokal hergestellt, aber das hat natürlich auch seinen Preis: Unsere getestete Bright Next schlägt mit saftigen 2.030 € zu Buche. Das sind nochmal knapp 400 € mehr, als man für das FOX 38 Factory-Topmodell hinblättern muss. Verzichtet man bei der Next auf die Shaft Guards, die die Tauchrohre unten schützen, kann man allerdings direkt 150 € sparen – eure Tauchrohre sind dann allerdings Steinbeschuss ausgesetzt. Gewichtstechnisch liegt die Gabel mit 2,32 kg auf einer Ebene mit der Konkurrenz von FOX und RockShox.

Schickes Sichtcarbon und dicke Standrohre bestimmen das Bild der Bright Next.
Die Shaft Guards aus Plastik kann man optional für 150 € dazukaufen.

Montage der Bright Next-Upside-Down-Federgabel

Hält man die Bright Next das erste Mal in den Händen, besticht sie direkt durch einen coolen Look mit schickem Sichtcarbon und wirkt mit der breiten, gefrästen Gabelkrone sowie den dicken Standrohren ziemlich wuchtig. Rebound und Compression lassen sich an der linken Seite ohne Klicks einstellen. Den Rebound kann man mit einem 3er-Inbus in einem Verstellbereich von 3,5 Drehungen verstellen, während man die Compression um etwa eine Dreiviertelumdrehung werkzeuglos einstellen kann. Neben der Dämpfung befindet sich auf der linken Seite auch die Luftkammer, die unten, nah an der Bremsaufnahme, befüllt wird. Laut Bright bringt es einige Vorteile mit sich, Federung und Dämpfung in ein Gabelbein zu packen. Zunächst soll dadurch Gewicht gespart, aber auch der Service vereinfacht werden, da man so die komplette Einheit austauschen kann, ohne dabei die Gabel demontieren zu müssen. Zuletzt gibt es dadurch laut Bright eine bessere Ausrichtung der Komponenten, weil die in der Gabel wirkenden Kräfte alle übereinander arbeiten. Dadurch, dass die Einheit im linken Gabelbein verbaut ist, sollen zudem Vibrationen, die von der Bremse kommen, besser gedämpft werden können.

Die Einstellung der Compression ist werkzeug- und stufenlos.
Rebound und Luftdruck lassen sich an der Unterseite der Gabel einstellen.

Die Bremsleitung wird nur durch einen angeklebten Hose Guide gehalten. Hier wird die Leitung nicht geklemmt, sondern einfach durchgeschoben und liegt dann lose drin. Auf dem Trail hat das jedoch nicht zu störendem Klappern geführt. Aber Achtung! Da sich der untere Teil der Gabel zusammendrückt und die Bremsleitung hier nicht richtig geführt werden kann, besteht die Gefahr, dass die Leitung in einen Bogen gedrückt wird und an den Speichen reibt. Bright rät deshalb dazu, die Bremsleitung so kurz wie möglich zu halten und keine alten, „vorgebogenen“ Bremsleitungen zu verwenden. Um sicherzugehen, kann man zudem einen zweiten Hose Guide am unteren Teil der Gabel anbringen. Wir haben uns mit ein paar Kabelbindern beholfen.

Die Bremsleitung läuft lose durch die aufgeklebte Führung.
Damit die Bremsleitung beim Einfedern nicht in die Speichen gerät, haben wir sie mit Kabelbindern zusätzlich fixiert.

Bei der Montage der Next muss man darauf achten, dass die Gabel auf die Verwendung von Torque Caps an den Laufrädern ausgelegt ist. Dadurch sollen laterale Kräfte in die Nabe statt in die Gabelbeine übertragen werden. Die meisten großen Laufradhersteller bieten Torque Caps zum Nachrüsten an. Abgesehen davon, verläuft die Montage wie herkömmlich. Die Gabelaufnahme ist laut Hersteller für Bremsscheiben mit 203 mm Durchmesser entwickelt, allerdings hat unsere Shimano-Scheibe mit 203 mm leicht am Bremssattel der 612-Bremse geschleift und wir haben die Bremszange etwas nach oben spacern müssen.

Die Bright Next-Upside-Down-Federgabel auf dem Trail

Beim Setup der Bright Next haben wir laut Herstellervorschlag bei einem Fahrergewicht von 75 kg mit einem Druck von 55 psi gestartet. Im Vergleich zu anderen Gabeln in diesem Segment ist das relativ wenig. Den Rebound haben wir von der geschlossenen Position wieder 1,5 Drehungen geöffnet. Das ist in etwa in der Mitte des Einstellbereichs, was zum mittleren Fahrergewicht passt und so auch leichteren und schwereren Fahrern ausreichend Spielraum geben sollte. Die Compression sind wir komplett geöffnet gefahren.

Setzt man sich auf das Bike, sackt die Gabel zunächst minimal ein, bleibt dann aber straff. Auch beim Pedalieren – egal, ob in der Ebene oder bergauf – wippt oder wackelt bei der Gabel nichts. Selbst mit der komplett geöffneten Compression und bei etwas unrundem Tritt passiert nichts und die Front bleibt straff. Dreht man die Compression komplett rein, ist die Gabel blockiert.

Geht es bergab, ist die Next auf flowigen, wenig roughen Trails zunächst wenig sensibel für kleine Schläge. Das straffe Gefühl aus dem Uphill bleibt erstmal erhalten und feine Schläge und Vibrationen werden an den Fahrer weitergegeben. Auf flowigen Trails stellt sich daher eine leichte Dysbalance zwischen Front und Heck ein, da sich der vordere Teil des Bikes so deutlich steifer anfühlt als der hintere – und das trotz der komplett geöffneten Compression. Nach den ersten Rides haben wir dann den Druck etwas reduziert, wodurch Sensibilität und Front-Heck-Balance besser wurden. Geht man mit dem Druck zu weit runter, fehlt es allerdings an Gegenhalt und man schlägt in harten Kompressionen öfter durch. Letztlich haben wir mit 53 psi eine sehr gute Mischung aus Gegenhalt und Sensibilität hinbekommen. Allerdings ist das Ansprechverhalten nach wie vor nicht vergleichbar mit der Konkurrenz von FOX oder RockShox. Besonders auf langsamen, rutschigen Trails ist die fehlende Sensibilität an der Front spürbar. Da die Schläge hier zu schwach und langsam sind, bleibt die Gabel straff und gibt kaum Federweg frei. Das macht die Front in Passagen, die langsam, technisch und rutschig sind, schwer zu kontrollieren, da der Vorderreifen vom Untergrund weggepingt wird, statt nachzugeben.

Werden die Trails allerdings trocken und vor allem rough, ist die Bright-Gabel voll in ihrem Element. Denn sobald die Schläge etwas größer und schneller werden, gibt die Next den Federweg großzügig frei und bietet ein lineares Gefühl im gesamten Federweg. Dadurch fährt man auf schnellen Ballerstrecken sehr kontrolliert und selbst auf den ausgebombtesten Trails gibt die Gabel genauso viel Federweg frei, wie man gerade braucht. Das verleiht dem Fahrer ein riesiges Maß an Sicherheit und keine von uns bisher getestete Gabel gibt in diesem Terrain so viel Selbstvertrauen wie die Bright!

Wir hatten keine Probleme mit der Steifigkeit der Gabel und die Präzision der Next ist auf dem gleichen Level wie die gängigen Enduro-Gabeln. Eine Eigenheit, die die Zero-SAG-Dämpfungskartusche mit sich bringt, ist allerdings, dass beim Hochziehen der Front, wie bei Wheelies, Manuals oder Sprüngen, ein leichter Top-Out zu spüren ist. Das bedeutet, dass die Gabel bei vollem Ausfedern leicht anschlägt und ein leichtes Klacken zu hören und spüren ist. Laut Bright stellt das kein Problem dar und auch wir haben auf dem Trail keine Performance-Einbußen dadurch gespürt. Zudem muss man etwas stärker am Lenker reißen, da man nicht die 25 mm SAG hat, die die Front zunächst etwas hochheben. Bei der Landung von Sprüngen bekommt man dafür superschnell Kontrolle an der Front. Da kein SAG vorhanden ist, hat man ab dem Moment, wenn der Vorderreifen den Boden berührt, direkt vollen Gegenhalt aus der Gabel und damit Kontrolle über die Front.

Fazit zur Bright Next-Upside-Down-Federgabel

Die Bright Next hebt sich nicht nur durch ihren ausgefallenen, edlen Look, sondern vor allem durch ihr ungewöhnliches Konzept ohne SAG von der Masse ab. Dadurch ist die Gabel sehr effizient zu pedalieren, bergab ist sie auf einfachen, flowigen Trails allerdings unterfordert und es fehlt ihr etwas an Sensibilität für kleine Schläge und Vibrationen. Wird der Trail jedoch schnell und rough, bietet die Next-Federgabel viel Kontrolle und bringt dem Fahrer so ein großes Maß an Sicherheit und Selbstvertrauen.

Tops

  • edler, individueller Look
  • sehr viel Kontrolle auf schnellen, roughen Trails
  • viel Gegenhalt mit linearem Federgefühl

Flops

  • Bremsleitung muss genau gekürzt werden
  • nicht sehr sensibel für kleine Schläge

Mehr Infos findet ihr auf brightracingshocks.com


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Text: Simon Kohler Fotos: Mike Hunger

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“