Crossworx zeigt mit dem DASH290 ein abfahrtsorientiertes Bike mit exotischem Eingelenker-Hinterbau und tiefem Dämpfer. Der Clou: Das ganze Bike entsteht in Handarbeit in Thüringen und verlässt die Custom-Schmiede nur für die Lackierung … Außer ihr nehmt es in Alu Raw, um die Maschinenbaukunst zu feiern, die im Bike steckt.

Crossworx Dash 290 2022 | 160/155 mm (v/h) | 15,48 kg in Größe L | 29″ | 5.895 € | Hersteller-Website

Mit dem DASH290 hat die kleine Bike-Schmiede aus Deutschland bereits ihr drittes Bike vorgestellt. Crossworx hat bereits ein Hardtail (Zero290), das DASH mit 27,5” und das Dash als Mullet im Portfolio. Der letzte Streich der kleinen Thüringer Bike-Brand ist das DASH290 mit 29”-Laufrädern vorn wie hinten. In Sachen Hinterbau bleibt Crossworx dem abgestützten Eingelenkerkonzept der Vorgänger treu, das einen sehr tiefen Schwerpunkt bieten soll. Damit kommt das Alu-Bike mit dem individuellen Look auf 15,5 kg und geht zu einem Preis von 5.890 € über die Ladentheke.

Das CrossworxPortfolio – Echte Thüringer made in Germany

Seit der Gründung 2018 werden alle Crossworx-Rahmen in Deutschland hergestellt. Der Zuschnitt der Rohre und das Schweißen passieren im Office in der Bike-Region Thüringer Wald. Das massive Frästeil im Tretlagerbereich, das auch die Dämpferanlenkung beherbergt, kommt von einem Zulieferer aus Süddeutschland. Crossworx bietet sowohl Rahmensets als auch Komplett-Bikes an, die alle die Werkstatt nur dann noch verlassen, wenn ihr das Bike in Farbe bestellt – Das Lackieren ist der einzige Prozess, der nicht in house stattfindet. Das alles sorgt für kurze Wege und kontinuierlich hohe Qualität made in Germany.

Biken ist ein Funsport und alles andere als nachhaltig. Hoher Verschleiß, Bikes aus Carbon und Transportwege aus Taiwan treiben den CO2-Fußabdruck aller Mountainbiker in die Höhe. Genau wie bei Lebensmitteln macht es auch bei Fahrrädern Sinn, lokal einzukaufen. Das Team von Crossworx hat seine Kompetenz lokal gebündelt und bietet damit ein echtes Alleinstellungsmerkmal gegenüber der Konkurrenz. Auch wenn wir mit Mountainbiken nie einen Nachhaltigkeitspreis gewinnen werden, könnt ihr auf Crossworx-Rädern zumindest mit einem halbwegs guten grünen Gewissen unterwegs sein ;).

Das Crossworx DASH290 2022 im Detail – It works

Das Crossworx ist auf den ersten Blick sehr schlicht gehalten: Der Hauptrahmen besteht aus Alu-Rundrohren und der Hinterbau aus Alu-Profilen. Dazwischen fällt das große Frästeil rund ums Tretlager, wo alles zusammenläuft. Hier findet auch die Anlenkung des Dämpfers statt, die Kabel laufen vom Hauptrahmen in den Hinterbau und das steile Sitzrohr mündet hier. 79° Sitzwinkel sind schon eine Ansage! Das steile Sitzrohr ist über ein Gusset nach vorne mit dem Oberrohr verbunden und stützt sich hier ab.

Der Kettenstrebenschutz ist mit Crossworx gebrandet und sehr passgenau gefertigt. Zwar besteht er aus einem recht harten Kunststoff und ist etwas lieblos mit Kabelbindern befestigt. Dennoch genügt er, um das Bike leise zu machen.
Sehr schön ist hingegen die Integration des hinteren Bremssattels. Er ist gut geschützt innerhalb der Sitzstrebe montiert und fügt sich unauffällig in den Rahmen ein. Nachteil: Für einen einfachen Belagwechsel muss der ganze Bremssattel demontiert werden.

Hier laufen alle Fäden bzw. Rohre zusammen: Das Frästeil ums Tretlager und die Dämpferumlenkung ist an den wichtigsten Stellen ausgespart, damit ihr an fast alle Schrauben problemlos rankommt.
Sauber integriert findet der hintere Bremssattel seinen Platz innerhalb der Sitzstrebe.

Der große Rahmenausschnitt unterm Dämpfer gibt den Blick und Zugriff auf die Leitungen frei. So können beispielsweise Wartungsarbeiten easy vorgenommen werden, ohne vorher was abschrauben zu müssen. Die Leitungen sind mit einer Schaumstoffhülle versehen, damit sie im Rahmeninneren nicht klappern. Allerdings rutscht die Hülle häufig runter bis zum Dämpfer – hier am besten mit einem Kabelbinder Abhilfe schaffen.

Unterhalb des Oberrohrs bietet das Crossworx zwei Anschraubpunkte für eine Flasche oder einen Werkzeughalter. Auf einen Unterrohrschutz zum Schutz vor Steinschlägen verzichtet das Crossworx allerdings.

Die Ausstattung des Crossworx DASH290 2022 – Standfest und konfigurierbar

Auf der Crossworx-Website kann man die Ausstattung seines Wunsch-Bikes ziemlich frei gestalten: Farbe, Fahrwerk, Bremsen, Antrieb, Dropper-Länge, Griffe, Vorbau, Lenker, Laufräder und Reifen. All das lässt sich aus mindestens zwei Optionen auswählen. Bezüglich der Farbe lässt Crossworx sogar acht aufpreisfreie Optionen zu. Der Basispreis für ein Crossworx DASH290 beträgt dabei 5.890 € und geht bis zu maximal 6.260 € … Die Aufpreise sind also wirklich human gehalten. Eine Dropperpost mit 213 mm Hub anstatt 160 mm für nur 30 € on top? Kein Problem! FOX 38 statt 36 mit der gleichen Kartusche für 100 € mehr? Let’s shred!

Dadurch wird allerdings die Schraube zum Sichern der Bremsbeläge unzugänglich und für einen Belagwechsel muss die Bremse demontiert werden.
Schön: Die Leitungen für Schaltung und hintere Bremse verlaufen durch ausgesparte Vertiefungen im hinteren Rahmendreieck ins Innere.
Die Schaumstoffhüllen der Züge rutschen gerne mal runter, hier schaffen Kabelbinder Abhilfe. Die Verlegung durch die Dämpferwippe hat schon Spuren an der Schutzfolie hinterlassen.

Unser Test-Bike – Das Crossworx DASH290 2022 im Detail

An unserem Test-Bike waren eine FOX 36 mit 160 mm Federweg und eine GRIP2-Kartusche verbaut – das lässt keine Setup-Wünsche offen. Am Heck verfügt der FOX FLOAT X-Dämpfer über die 155 mm Federweg, die aus dem abgestützten Eingelenker-Hinterbau generiert werden. Zum Stillstand bringen das Bike die MAGURA MT5-Bremsen, die mit der 200-mm-Scheibe vorn und 180 mm hinten zuverlässig verzögern. Schwere Fahrer über 80 kg sollten auch am Heck auf die größere 200-mm-Bremsscheibe aufrüsten und von der höheren Hitzestabilität profitieren. Wahlweise kann hier im Konfigurator auf die etwas bissigere und leichtere MAGURA MT7 upgegradet werden. Wir hatten die 12-fach-Schaltgruppe von Shimano aus der XT-Gruppe am Test-Bike. Der Trigger ist wie der Dropperremote-Hebel über eine separate Schelle und nicht per MAGURA-Matchmaker am Lenker befestigt. Daher müsst ihr vier Schellen am 800 mm breiten Renthal Fatbar-Lenker in die richtige Reihenfolge bringen. Als Vorbau kommt am Test-Bike der hochwertige Intend Grace FR zum Einsatz, der wie das Bike komplett made in Germany ist. Als Reifen hat unser Test-Bike die exotischen ONZA IBEX in 2,4” Breite mit dem dünneren Trail-Casing bekommen. Hier würden wir die 20 € teurere Kombination aus MAXXIS ASSEGAI und DISSECTOR empfehlen.

Die Vario-Sattelstütze kommt aus dem Hause BikeYoke und ist in drei Längen verfügbar, wir sind sie in 185 mm Länge gefahren. Ob ihr 160, 185 oder 213 mm nehmt, solltet ihr abhängig von eurer Beinlänge auswählen, denn absenken lässt sich die Dropper immer noch in 5-mm-Schritten.

Crossworx Dash 290 2022

5.895 €

Specifications

Fork FOX 36 Factory GRIP2 160 mm
Rear Shock FOX Float X Factory 155 mm
Seatpost Bike Yoke Divine 185 mm
Brakes Magura MT5 200/180 mm
Drivetrain Shimano XT 1x12
Stem Intend Grace FR 35 mm
Handlebar Renthal Fatbar 800 mm
Wheelset Newmen Evolution SL A.30 29"
Tires Onza IBEX 2,4"

Technical Data

Size S M L XL

Die Geometrie des Crossworx DASH290 2022 – Flache Front, steiles Heck

Das DASH290 kommt in Größe L mit einem moderaten Reach von 480 mm und einem auffallend steilen Sitzwinkel von satten 79°. Durch den steilen Winkel und das gerade verlaufende Sitzrohr fällt der Winkel auch bei lang ausgezogenem Sattel nicht merklich ab. Das Sitzrohr ist mit 445 mm in Größe L nicht zu lang und man kann die BikeYoke-Dropperpost mit 185 mm Hub dennoch ganz versenken – top für eine gute Bewegungsfreiheit! Die Kettenstreben sind konstant 447 mm lang und wachsen nicht über die vier erhältlichen Größen von S bis XL mit. Crossworx kann mit den vier Größen Fahrer von 157 bis 200 cm Körpergröße bedienen. Auf Nachfrage könnte es in Zukunft sogar möglich sein, eure eigene Custom-Geometrie umzusetzen.

Die Geometrie des Crossworx DASH290 2022

Grösse S M L XL
Sattelrohr 390 mm 415 mm 445 mm 470 mm
Oberrohr 525 mm 555 mm 587 mm 619 mm
Steuerrohr 110 mm 110 mm 120 mm 130 mm
Lenkwinkel 65° 65° 65° 65°
Sitzwinkel 79° 79° 79° 79°
Kettenstreben 447 mm 447 mm 447 mm 447 mm
BB Drop 35 mm 35 mm 35 mm 35 mm
Radstand 1200 mm 1230 mm 1264 mm 1299 mm
Reach 420 mm 450 mm 480 mm 510 mm
Stack 632 mm 632 mm 641 mm 650 mm

Das Crossworx DASH290 2022 im Test – Wie performt das Bike made in Germany?

Steigt man zum ersten Mal bei ausgefahrenem Sattel aufs Crossworx, macht sich gleich der steile Sitzwinkel bemerkbar. Der katapultiert euch im Uphill in eine entspannt aufrechte Sitzposition, mit der ihr locker die steilsten Climbs raufkommt. In der Ebene fühlt das DASH sich sehr handlastig an. Dafür seid ihr steil bergauf umso effizienter unterwegs, was von dem kaum wippenden Hinterbau noch unterstützt wird. So meistert ihr auch sehr steile Climbs ganz easy!

Geht’s bergab, solltet ihr euch sicher sein, dass ihr eure Dropperpost vollständig versenkt habt, sonst kann es durch den steilen Sitzwinkel schnell zu Kontakt mit dem Sattel kommen, der weit vorn zwischen euren Beinen positioniert ist. Dann macht sich das intuitive Handling des Crossworx bemerkbar, das gut ausbalanciert auf dem Trail liegt und in Kurven keine akrobatischen Gewichtsverlagerungen vom Fahrer verlangt. Der abgestützte Eingelenker spricht feinfühlig an und filtert Steinfelder ebenso wie Wurzelteppiche zuverlässig weg. Dabei generiert das Bike in Verbindung mit der fein justierbaren FOX 36 GRIP2 eine Menge Traktion. Dennoch fühlt sich der mittlere Federwegsbereich in Kompressionen etwas undefiniert und schwammig an und der lineare Hinterbau vermittelt wenig Feedback vom Untergrund. Dadurch kann man schwer einschätzen, ob man gerade über eine kleine Wurzel oder einen Riesenfelsbrocken gebügelt ist.

Genau wie man keinen Unterschied spürt, ob man mit dem Vierzigtonner gerade ein Kaninchen oder ein Reh überfahren hat – Roadkill ist Roadkill. Ungefähr so rücksichtslos lässt es sich auch mit dem Crossworx fahren. Auch für fiese Einschläge oder verpatzte Landungen hat das DASH290 noch ausreichend Reserven übrig. Apropos Einschläge: An Sprüngen oder Wurzelkanten abziehen gelingt mit dem DASH zuverlässig und auf Abruf. Wenn man sitzt, will das Crossworx außerdem nicht so gern aufs Hinterrad und hat einen schmalen Grenzbereich, was sich auf den steilen Sitzwinkel und die dadurch vorgelagerte Sitzposition zurückführen lässt. Im Stehen lässt es sich dafür umso lieber in den Manual ziehen und oben halten – ideal für Poser und zum Trailsurfing!

Crossworx liefert mit dem DASH290 ein robustes Do-it-all-Bike in Topqualität, das bisher noch selten in Bikeparkschlangen zu sehen ist. Es klettert trotz ordentlicher Fahrwerksreserven sehr anständig und bringt euch mit dem sensibel ansprechenden Hinterbau sicher wieder die Trails runter, ohne dass ihr große Features auslassen müsst. Dank vieler Konfigurationsoptionen könnt ihr es noch präziser an eure Vorlieben anpassen. Einzigartige Handarbeit, made in Germany, zum fairen Preis.

Tops

  • entspannt im Uphill
  • bietet gute Reserven
  • gute Konfigurationsmöglichkeiten
  • lokale Fertigung in Handarbeit

Flops

  • harter Kettenstrebenschutz
  • Leitungsverlegung unterhalb des Dämpfers

Weitere Infos findet ihr unter crossworx-cycles.com


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Text: Julian Schwede Fotos: Ben Topf

Über den Autor

Julian Schwede

Juli ist es gewohnt, mit großen Kalibern umzugehen. Er schraubt nicht nur gerne an seinem Bike, sondern hat nach seiner Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker an der Königsklasse der Kraftfahrzeuge – Omnibussen – getüftelt und gewerkelt. Als ihm die Entwicklung auf Elektroantriebe im Großformat zu langsam ging, hat er technische BWL studiert und nebenher Tische aus Carbon gebaut. Während sein Dirtbike aus dicken Alu Rohren geschweißt ist, besteht sein Fully ebenfalls aus den schwarzen Fasern und hat ihn schon auf einige Gipfel gebracht. Doch auch angeseilt erklimmt er Berge gern über Klettersteige oder senkrecht an der Wand. Mittlerweile fährt er statt seinem eigenen Bike fast nur noch Bikes aus dem Office-Keller und testet sie auf Leib und Lenker. Neben Bike Reviews kümmert Juli sich auch um das tägliche Newsgeschäft und bezeichnet sich selbst als rasenden Reporter “Carlos Columbus”.