Dauertest 2015: Liteville 301 MK12 Enduro-Werksmaschine
Seit fast 5 Monaten wird die Liteville 301 Enduro-Werksmaschine von unserer Dauertesterin Ricky mit auf ihre Abenteuer genommen. Seit über 1.500 km und einigen Enduro-Rennen sind die beiden nun schon unzertrennlich. Bevor sie zum Überwintern in den Süden starten, gibt es hier noch einen Zwischenbericht.
Ausstattung
Den beim First Look angekündigten ersten Umbau hatte Ricky schnell erledigt und so verschwand der Remote-Hebel der Reverb-Sattelstütze auf die linke Unterseite des Lenkers. Der Laufradsatz wurde noch vor der ersten Ausfahrt auf Tubeless umgerüstet und der Hinterreifen wurde gegen einen Hans Dampf in 2,35″ Breite getauscht.
Anfangs hatte Ricky noch etwas mit dem zu großen kleinsten Gang der 30–42-Übersetzung zu kämpfen, doch die Sorge vor dem Absteigen bei zu steilen Anstiegen legte sich mit jedem Kilometer. Inzwischen kommt sie sehr gut klar mit der 11-fach-Ausstattung.
Ein weiteres Bangen galt dem teuren und exponierten SRAM X01-Schaltwerk. Bringt der Syntace-Rockguard wirklich was? Ja, tut er! Das Schaltwerk ist noch immer frei von tieferen Kratzern und Beschädigungen.
Die RockShox PIKE-Federgabel sprach in den ersten Betriebsstunden für Rickys Geschmack noch etwas zu straff an. Doch nach einer kurzen Einfahrzeit läuft auch sie tadellos.
Mit der Guide-RSC-Bremsanlage ist unsere Testerin ebenfalls sehr zufrieden. Die Hebelweite und der Druckpunkt können innerhalb von Sekunden optimal auf die eigenen Bedürfnisse und die Wunschposition eingestellt werden. Einzig der Wechsel der Bremsbeläge erfordert etwas mehr Geduld, da das Zurückdrücken der Kolben mehrfach wiederholt werden und der Bremssattel im Anschluss wieder neu justiert werden muss.
Der Syntace-Laufradsatz erledigt seinen Dienst geräuschvoll und zuverlässig, weist aufgrund einiger Durchschläge am Hinterrad mittlerweile aber schon ein paar Dellen auf. Zu Beginn fand Ricky den lauten Freilauf noch klasse und ist immer wieder an Gruppen vorbei- oder an sie herangefahren und hat dann mit dem Treten aufgehört, um sich so die Klingel zu sparen, inzwischen ist er ihr aber fast etwas zu laut geworden. Frauen haben ja bekanntlich immer was zu quatschen und da stört der Freilauf doch die Kommunikation. Daher empfiehlt sie den Laufradsatz eher für Solo-Touren.
Wer das Rad mit Umwerfer vorne fährt, kann sich am MK 12 bei Tragepassagen über die fehlende Zugverlegung hinter dem Sattelrohr und die damit verbundenen geringen Bedienkräfte freuen, denn hier geschieht die Anlenkung über einen SideSwing-Umwerfer, dessen Zugverlegung über das Unterrohr verläuft.
Auch wenn es Ricky nicht leicht fiel, ein pinkes Anbauteil (in dem Fall der Sattel) wieder vom Rad zu entfernen, fällt es ihr nun umso leichter, längere Zeit im Sattel zu sitzen. Der Ergon SME-3 Pro in bikinipink wurde gegen einen Specialized Myth getauscht – für mehr Spaß auf und nach dem Trail. Umso besser sind die Ergon GE-1 Griffe. Lediglich ein wenig Farbe ist verblasst, der Grip ist aber auch bei nassem Wetter noch hervorragend.
Geometrie
Der größte „Yeah“-Effekt trat für Ricky beim Vorderrad auf, das verglichen mit ihrem vorherigen 26″-Liteville 301 eine Nummer größer ist. Von der ersten Sekunde an war sie vom Scaled-Sizing begeistert. Die Kombination aus 27,5″ vorn und 26″ hinten verleiht dem Bike ein spürbares Plus an Laufruhe.
Das Syntace-Cockpit mit dem kurzen 40-mm-Vorbau in Kombination mit dem 760 mm breiten Vector Carbon-Lenker mit 10 mm Rise geben ihr durch die aufrechte Sitzposition ein sehr sicheres Feedback. Sie hatte nie das Gefühl, auf steilen Abfahrten über den Lenker absteigen zu müssen. Was es noch zu testen gilt, ist das Fahrverhalten in der hinteren Position des Duo-Links in Kombination mit einem 27,5″-Hinterrad.
Klettereigenschaften
Der Hinterbau des 301 zeigt sich sehr antriebsneutral und neigt auch im Wiegetritt nicht zum Wippen. Dennoch fährt Ricky lange Anstiege am liebsten mit blockiertem Dämpfer, da hier der SAG weiter reduziert wird und sie den Eindruck hat, effektiver bergauf pedalieren zu können. Im technisch anspruchsvollen Terrain wird der Hebel aber wieder geöffnet, um von dem Plus an Traktion zu profitieren.
Handling und Fahrwerk
Das Bike läuft auf schnellen Downhills sehr stabil und wirkt keineswegs nervös. Kleinste Unebenheiten schluckt es ebenso souverän und problemlos wie Wurzeln und Steinfelder. Verwinkelte Trails und enge Spitzkehren sind für das 301 kein Problem und so eignet sich das Rad auch für Biker, die das Hinterrad in jeder Kehre versetzen wollen. Das Bike fährt wie von allein wieder aus der Kurve heraus. Mit der richtigen SAG-Einstellung klebt es im Uphill gut am Boden, mit zu viel SAG sackt es jedoch etwas ein. Im Bikepark haben sich für Ricky 30 % SAG als optimal herausgestellt, auf Touren bevorzugt sie eher straffe 20 %.
Die Zugstufe fährt sie sowohl an der Federgabel wie auch am Dämpfer aufgrund ihres geringen Gewichts nahezu komplett offen und hat so auch bei schnellen Schlägen keinerlei Probleme.
Haltbarkeit
Am Rahmen selbst zeigen sich bisher keinerlei Gebrauchsspuren. Alles läuft völlig geräuschlos und frei von Spiel. Einzig der Schwalbe Hans Dampf war nach fast 3 Monaten verschlissen. Bei ihm sind die Seitenstollen stark eingerissen und durch die Seitenwände „schwitzte“ Dichtmilch, die Ricky des Öfteren nachfüllen musste. Die Probleme wurden laut Schwalbe bei der neuesten Generation jedoch behoben. Die SRAM-Kette ist noch einige Kilometer von ihrer Verschleißgrenze entfernt, was wohl auch an den vielen ungetretenen Tiefenmetern liegen wird.
Blick in die Zukunft
Bevor es für das Pärchen auf die Reise in den Süden geht, wird noch ein Service an der RockShox PIKE und am Monarch-Dämpfer durchgeführt. Die Reverb Stealth wurde von SRAM vor einigen Tagen geserviced. Außerdem wird der Rahmen mit einer Extraportion Folie abgeklebt, denn das Lavagestein auf La Palma wird dem Bike ganz schön zusetzen.
Wir sind gespannt wie sich das Rad auf der Insel schlägt wie Rickys Fazit am Ende des Dauertests ausfällt.
Text: Ricky Westphal Bilder: Andreas Maschke/Ricky Westphal/Christoph Bayer
Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!